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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

unzugänglich Wie der Diskubol in Rom, Das "odlosse oviixs scheint als Wnhlspruch
nur noch bei den Tiergartenmillivnären zu gelten. Die sollen jetzt ihre kostbaren
Sammlungen, wenigstens gegen Entree zu mildem Zwecke, dem Publikum geöffnet,


M.
Pyramus und Thisbe, ein moralisch Stück,

Wer hat sich wohl nicht
schon an dem lustigen Nnpelspiel in Shakespeares Sominernachtstrauiu ergötzt?
Und möglicherweise hat auch schon irgend eine historische deutsche Buhne oder ein
Verein die "L,hö,u-ela vomio" oder Herr Peter Sgnentz, Schimpfspiel von Andreas
Gryphius," aufführen lassen, worin Shakespeares derbe Haudwerkcrszeneu, die der
Professor Daniel Schwender zu Altdorf, der Mutterstadt der Erlanger Universität,
schou in, ersten Viertel des siebzehnte" Jahrhunderts aufgeführt hat, so trefflich
nachgefühlt sind. Die lustige Seite von dem traurigen Ende oder wie Shakespeare
sagt "die spaßhafte Tragödie" von Pyramus und Thisbe wird also bekannt genng
sein. Daß der mythologische Stoff auch zu Trauerspielen und ernsten Operntexten
benützt worden ist, ist selbstverständlich. Das siebzehnte Jahrhundert kennt drei
französische Tragödien von Theophile de Man, Jean Pujet de in Serre und Prndon,
die deu durch Ovids Metamorphosen zuerst gegebnen Stoff dramatisierten. Das
achtzehnte Jahrhundert war reich um musikalischen Stücken über Pyramus und Thisbe.
In München wurde 1769 eine italienische Oper ?ir-mio o lisbo mit Musik von
Benauzio Rauzziui aufgeführt, nud ebenso wurde ihr trauriges Schicksal für Ferrara,
Florenz, Venedig, Neapel, Spanien komponiert. Aber kein Land ist reicher an
Dramatisiernugen der Mythe, komischen und ernsten, musikalischen und pantomimischen,
als Deutschland, Wir finden im Lullotiu ein LLMoMIo et An, lZ1bIiotb<Zone!ro I,
1901 eine Aufstellung, in der allerdings Andreas Gryphius übergangen ist, und
gleich der älteste Bearbeiter Gabriel Rollenhageu, der Sohn des Dichters des
Froschmeuselers, in der biographischen Anmerkung mit seinem Vater Georg Rollen-
Hagen verwechselt wird. Das Spiel Gabriel Rolleichagens, das den Titel ^mantos
.'l"ordo8 führt, ist verknüpft "mit einer nusbnndigen schonen Tageweisz von Pyrmno
iind Thisbe aus dem Poeten Ovidio," Die vierte Auflage ist in Magdeburg 1611
gedruckt; Gabriel Nvllenhngen ist 1383 in Magdeburg geboren, und so ist das
Stück Anfang des siebzehnten Jahrhunderts entstanden und nicht schon im sechzehnten,
wie Mr. Emile Pieve im Lnllotiu ein LidlioMils annimmt, Daun ivird 1694 iii
Hamburg eine Oper, Text vom Ratsherrn Schröder, Musik von Kuffer aufgeführt;
wir finden 1780 ein Trauerspiel von Ludwig Zehnmark, ein anonymes Münchner
Melodram von 1785, ein dramatisches Sprichwort von Mauvillon gleichfalls 1785,
ein musikalisches Dnvdrama von Bertrand, Halle 1787, ein Singspiel von Beda
Mayr, Donauwörth 1787, und um auf die neuste Zeit überzuspringen -- die Liste
ist gewiß nicht vollständig --, 1872 in Frankfurt a. M eine Oper von Ludwig
Gellert. Soviel von der komischen, tragischen und musikalischen Behandlung; um
zur moralischen.

Um 1484 war in französischer Sprache, 1509 erst in der ursprüngliche" latei¬
nischen Niederschrift -- die lateinische seltne Ausgabe liegt mir Por -- ein Buch
wi Druck erschienen, das schon vor fast zweihundert Jahren geschrieben war und
jetzt doch noch großen Eindruck machte: Act^morMosis Ovicii-eng, ramÄitsr a, nmFistro
'1'Kom^ ^Valle^s L.i>Flic>o als xrotossioiis xroäiea,t.orna suo SMetissima Virli's vornmioo
exMiiglg.. Thomas Wallet) ist identisch mit Thomas Jorz oder Joyee, auch Thomas
Anglicus geuaiint, Domiiiikaner und Kardinal, gestorben 1310. Dieser gelehrte
Engländer, der zahlreiche Schriften verfaßt hat, versuchte Ovids Metamorphose" in
moralischem und christlichem Sinn auszulegen. Und da heißt es toi. XXX von
Pyramus und Thisbe: "Diese Geschichte kann allegorisch ans die Passion und
Ueischwerduug Christi gedeutet werden, Pyramus ist der Sohn Gottes und Thisbe
die menschliche Seele, die sich beide von Anfang an gar wunderbar liebten und


Maßgebliches und Unmaßgebliches

unzugänglich Wie der Diskubol in Rom, Das »odlosse oviixs scheint als Wnhlspruch
nur noch bei den Tiergartenmillivnären zu gelten. Die sollen jetzt ihre kostbaren
Sammlungen, wenigstens gegen Entree zu mildem Zwecke, dem Publikum geöffnet,


M.
Pyramus und Thisbe, ein moralisch Stück,

Wer hat sich wohl nicht
schon an dem lustigen Nnpelspiel in Shakespeares Sominernachtstrauiu ergötzt?
Und möglicherweise hat auch schon irgend eine historische deutsche Buhne oder ein
Verein die „L,hö,u-ela vomio» oder Herr Peter Sgnentz, Schimpfspiel von Andreas
Gryphius," aufführen lassen, worin Shakespeares derbe Haudwerkcrszeneu, die der
Professor Daniel Schwender zu Altdorf, der Mutterstadt der Erlanger Universität,
schou in, ersten Viertel des siebzehnte» Jahrhunderts aufgeführt hat, so trefflich
nachgefühlt sind. Die lustige Seite von dem traurigen Ende oder wie Shakespeare
sagt „die spaßhafte Tragödie" von Pyramus und Thisbe wird also bekannt genng
sein. Daß der mythologische Stoff auch zu Trauerspielen und ernsten Operntexten
benützt worden ist, ist selbstverständlich. Das siebzehnte Jahrhundert kennt drei
französische Tragödien von Theophile de Man, Jean Pujet de in Serre und Prndon,
die deu durch Ovids Metamorphosen zuerst gegebnen Stoff dramatisierten. Das
achtzehnte Jahrhundert war reich um musikalischen Stücken über Pyramus und Thisbe.
In München wurde 1769 eine italienische Oper ?ir-mio o lisbo mit Musik von
Benauzio Rauzziui aufgeführt, nud ebenso wurde ihr trauriges Schicksal für Ferrara,
Florenz, Venedig, Neapel, Spanien komponiert. Aber kein Land ist reicher an
Dramatisiernugen der Mythe, komischen und ernsten, musikalischen und pantomimischen,
als Deutschland, Wir finden im Lullotiu ein LLMoMIo et An, lZ1bIiotb<Zone!ro I,
1901 eine Aufstellung, in der allerdings Andreas Gryphius übergangen ist, und
gleich der älteste Bearbeiter Gabriel Rollenhageu, der Sohn des Dichters des
Froschmeuselers, in der biographischen Anmerkung mit seinem Vater Georg Rollen-
Hagen verwechselt wird. Das Spiel Gabriel Rolleichagens, das den Titel ^mantos
.'l»ordo8 führt, ist verknüpft „mit einer nusbnndigen schonen Tageweisz von Pyrmno
iind Thisbe aus dem Poeten Ovidio," Die vierte Auflage ist in Magdeburg 1611
gedruckt; Gabriel Nvllenhngen ist 1383 in Magdeburg geboren, und so ist das
Stück Anfang des siebzehnten Jahrhunderts entstanden und nicht schon im sechzehnten,
wie Mr. Emile Pieve im Lnllotiu ein LidlioMils annimmt, Daun ivird 1694 iii
Hamburg eine Oper, Text vom Ratsherrn Schröder, Musik von Kuffer aufgeführt;
wir finden 1780 ein Trauerspiel von Ludwig Zehnmark, ein anonymes Münchner
Melodram von 1785, ein dramatisches Sprichwort von Mauvillon gleichfalls 1785,
ein musikalisches Dnvdrama von Bertrand, Halle 1787, ein Singspiel von Beda
Mayr, Donauwörth 1787, und um auf die neuste Zeit überzuspringen — die Liste
ist gewiß nicht vollständig —, 1872 in Frankfurt a. M eine Oper von Ludwig
Gellert. Soviel von der komischen, tragischen und musikalischen Behandlung; um
zur moralischen.

Um 1484 war in französischer Sprache, 1509 erst in der ursprüngliche» latei¬
nischen Niederschrift — die lateinische seltne Ausgabe liegt mir Por — ein Buch
wi Druck erschienen, das schon vor fast zweihundert Jahren geschrieben war und
jetzt doch noch großen Eindruck machte: Act^morMosis Ovicii-eng, ramÄitsr a, nmFistro
'1'Kom^ ^Valle^s L.i>Flic>o als xrotossioiis xroäiea,t.orna suo SMetissima Virli's vornmioo
exMiiglg.. Thomas Wallet) ist identisch mit Thomas Jorz oder Joyee, auch Thomas
Anglicus geuaiint, Domiiiikaner und Kardinal, gestorben 1310. Dieser gelehrte
Engländer, der zahlreiche Schriften verfaßt hat, versuchte Ovids Metamorphose» in
moralischem und christlichem Sinn auszulegen. Und da heißt es toi. XXX von
Pyramus und Thisbe: „Diese Geschichte kann allegorisch ans die Passion und
Ueischwerduug Christi gedeutet werden, Pyramus ist der Sohn Gottes und Thisbe
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[0485] Maßgebliches und Unmaßgebliches unzugänglich Wie der Diskubol in Rom, Das »odlosse oviixs scheint als Wnhlspruch nur noch bei den Tiergartenmillivnären zu gelten. Die sollen jetzt ihre kostbaren Sammlungen, wenigstens gegen Entree zu mildem Zwecke, dem Publikum geöffnet, M. Pyramus und Thisbe, ein moralisch Stück, Wer hat sich wohl nicht schon an dem lustigen Nnpelspiel in Shakespeares Sominernachtstrauiu ergötzt? Und möglicherweise hat auch schon irgend eine historische deutsche Buhne oder ein Verein die „L,hö,u-ela vomio» oder Herr Peter Sgnentz, Schimpfspiel von Andreas Gryphius," aufführen lassen, worin Shakespeares derbe Haudwerkcrszeneu, die der Professor Daniel Schwender zu Altdorf, der Mutterstadt der Erlanger Universität, schou in, ersten Viertel des siebzehnte» Jahrhunderts aufgeführt hat, so trefflich nachgefühlt sind. Die lustige Seite von dem traurigen Ende oder wie Shakespeare sagt „die spaßhafte Tragödie" von Pyramus und Thisbe wird also bekannt genng sein. Daß der mythologische Stoff auch zu Trauerspielen und ernsten Operntexten benützt worden ist, ist selbstverständlich. Das siebzehnte Jahrhundert kennt drei französische Tragödien von Theophile de Man, Jean Pujet de in Serre und Prndon, die deu durch Ovids Metamorphosen zuerst gegebnen Stoff dramatisierten. Das achtzehnte Jahrhundert war reich um musikalischen Stücken über Pyramus und Thisbe. In München wurde 1769 eine italienische Oper ?ir-mio o lisbo mit Musik von Benauzio Rauzziui aufgeführt, nud ebenso wurde ihr trauriges Schicksal für Ferrara, Florenz, Venedig, Neapel, Spanien komponiert. Aber kein Land ist reicher an Dramatisiernugen der Mythe, komischen und ernsten, musikalischen und pantomimischen, als Deutschland, Wir finden im Lullotiu ein LLMoMIo et An, lZ1bIiotb<Zone!ro I, 1901 eine Aufstellung, in der allerdings Andreas Gryphius übergangen ist, und gleich der älteste Bearbeiter Gabriel Rollenhageu, der Sohn des Dichters des Froschmeuselers, in der biographischen Anmerkung mit seinem Vater Georg Rollen- Hagen verwechselt wird. Das Spiel Gabriel Rolleichagens, das den Titel ^mantos .'l»ordo8 führt, ist verknüpft „mit einer nusbnndigen schonen Tageweisz von Pyrmno iind Thisbe aus dem Poeten Ovidio," Die vierte Auflage ist in Magdeburg 1611 gedruckt; Gabriel Nvllenhngen ist 1383 in Magdeburg geboren, und so ist das Stück Anfang des siebzehnten Jahrhunderts entstanden und nicht schon im sechzehnten, wie Mr. Emile Pieve im Lnllotiu ein LidlioMils annimmt, Daun ivird 1694 iii Hamburg eine Oper, Text vom Ratsherrn Schröder, Musik von Kuffer aufgeführt; wir finden 1780 ein Trauerspiel von Ludwig Zehnmark, ein anonymes Münchner Melodram von 1785, ein dramatisches Sprichwort von Mauvillon gleichfalls 1785, ein musikalisches Dnvdrama von Bertrand, Halle 1787, ein Singspiel von Beda Mayr, Donauwörth 1787, und um auf die neuste Zeit überzuspringen — die Liste ist gewiß nicht vollständig —, 1872 in Frankfurt a. M eine Oper von Ludwig Gellert. Soviel von der komischen, tragischen und musikalischen Behandlung; um zur moralischen. Um 1484 war in französischer Sprache, 1509 erst in der ursprüngliche» latei¬ nischen Niederschrift — die lateinische seltne Ausgabe liegt mir Por — ein Buch wi Druck erschienen, das schon vor fast zweihundert Jahren geschrieben war und jetzt doch noch großen Eindruck machte: Act^morMosis Ovicii-eng, ramÄitsr a, nmFistro '1'Kom^ ^Valle^s L.i>Flic>o als xrotossioiis xroäiea,t.orna suo SMetissima Virli's vornmioo exMiiglg.. Thomas Wallet) ist identisch mit Thomas Jorz oder Joyee, auch Thomas Anglicus geuaiint, Domiiiikaner und Kardinal, gestorben 1310. Dieser gelehrte Engländer, der zahlreiche Schriften verfaßt hat, versuchte Ovids Metamorphose» in moralischem und christlichem Sinn auszulegen. Und da heißt es toi. XXX von Pyramus und Thisbe: „Diese Geschichte kann allegorisch ans die Passion und Ueischwerduug Christi gedeutet werden, Pyramus ist der Sohn Gottes und Thisbe die menschliche Seele, die sich beide von Anfang an gar wunderbar liebten und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_234529/485>, abgerufen am 03.07.2024.