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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr.

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profa"er Dinge entweiht, sah jetzt mehr einem Toilettetisch als einem Heiligtum
ähnlich.

Wenn der Feind die ihm gebotne" mimischen Schaustellungen beachtete und nach
Gebühr zu würdigen verstand, so mußte er über zweierlei erstaunen. Erstlich, daß die
Burg ein ganzes Geschlecht von Riesen beherbergte, und zweitens, daß diese Riesen eine
besondre Vorliebe für die Kleidertracht längst vergangner Zeiten zu haben schienen. Zu¬
nächst zeigte sich Pancratius in seiner ureigner Gestalt und Hülle als Geistlicher. Er
erschien am Kvrridorfenstcr nach der Hofseite, lächelte der unter stehenden Wache mit un-
endlicher Milde zu, wandte sich dann um und trat mit erHolmen Armen zurück, gleiche
fern als ob er jemand beschwöre, nicht an das Fenster zu treten und sich um keinen
Preis der Gefahr auszusetzen, erschossen zu werden. Die Wache, dnrch das Lächeln
des Gottesmannes verwirrt, dachte gar nicht daran, das Gewehr zu erheben, sondern
starrte die Erscheinung am Fenster mit offnem Munde an. Ehe der Soldat wieder
zur Besinnung gekommen war, hatte der Kaplan die Soutane mit einem Staatsrock
aus veilchenblauen Sammet vertauscht und über sei" Haupt die Allongeperücke des
ersten derer von Geyr zu Schwcppeuburg gestülpt. Als er sich in diesem Aufzuge
zeigte und dabei bald durch eine Lorgnette in den Hof hinabschaute, bald mit
Würdevollen Gebärden nach dem Hintergründe zu sprach, verlor der Soldat seine
Fassung vollständig, stürzte in das Backhaus als das Hauptquartier der Belagcrmigs-
nrmee und kehrte in Gesellschaft des Leutnants und des Flachskopfs zurück. Die
drei kamen freilich zu spät, den Senior des Hanfes noch einmal zu sehe", dafür
gewahrten sie jedoch im Fenster einer Mansarde das rote rundliche Antlitz el"er
traiter Magd, der das bunte Kopftuch gar nicht übel stand, und deren nackte Arme
einem Fleischermeister alle Ehre gemacht haben würde". Die ländliche Schöne
lächelte den Leutnant begehrlich an, nickte ihm freundlich zu und fuhr dann plötzlich
erschrocken zurück, als sei sie bei ihrem Licbeswerbeu überrascht worden. Die Be¬
obachter vernahmen denn auch, wie eine männliche Stimme dem armen Kinde in
barschem Tone Vorwürfe machte, und wie dieses in Thränen ausbrach, worauf
ein Manu in Jägerwams und Pelzmütze das Fenster mit einer heftigen Be¬
wegung schloß.

Dieses Gaukelspiel setzte der geistliche Proteus den ganzen Tag über fort,
griff bald auf eine schon benutzte Maske zurück und tauchte bald in neuen, noch nie
gesehenen Gestalten uns. Es versteht sich von selbst, daß er Harnisch und Visier-
helin nicht verschmähte und sich sogar in eine turköluische Dragoueruuiform zwängte,
deren Rückeuuahte er aus begreifliche" Gründen vorher aufgetrennt hatte. Er wurde
mit der Zeit i" seinen Erfi"dungen immer kühner "ud in deren Ausführung immer
gewandter. Er lernte aus Fett und Mehl Schminke bereiten, aus Wachs künstliche
Nasen herstellen und ans der Roßhaarfüllnng der Polsterstühle Haartonren und
Bärte anfertigen, als ob er sein Leben lang nie etwas andres gethan hätte.

Bei alledem fand er jedoch noch Muße, ein wachsames Ange ans das am
meisten gefährdete "Portal" zu haben und gelegentlich einen Schuß abzugeben,
wenn einer der Gallier sich ihm gar zu leichtsinnig als Ziel darbot. Da er aber
niemals traf, die Franzosen auch keine Anstalten machte", die Festung zu stürmen,
sondern sich in ihrem Lager wie zu Hanse fühlten, so bildete sich zwischen den
feindliche" Parteien allmählich el" mväns vivvoäi heraus, der einer gewissen Herz¬
lichkeit nicht entbehrte. Pancratius kostete den süßen Kitzel der uiigewohnte" Auf-
regung mit dem Behagen eines Lebenskünstlers, freute sich seiner sinnreichen Ver¬
anstaltungen und sah in der Soldateska drunten im Hose mehr ein Parkett von
Zuschauern für seine theatralischen Leistungen als eine Horde von Barbaren, die
ihm nach dem Leben trachteten. Diese hingegen freuten sich des warmen Quartiers,
worin sie ungestört ein paar Rasttage verbringen konnten, und belustigten sich


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profa»er Dinge entweiht, sah jetzt mehr einem Toilettetisch als einem Heiligtum
ähnlich.

Wenn der Feind die ihm gebotne» mimischen Schaustellungen beachtete und nach
Gebühr zu würdigen verstand, so mußte er über zweierlei erstaunen. Erstlich, daß die
Burg ein ganzes Geschlecht von Riesen beherbergte, und zweitens, daß diese Riesen eine
besondre Vorliebe für die Kleidertracht längst vergangner Zeiten zu haben schienen. Zu¬
nächst zeigte sich Pancratius in seiner ureigner Gestalt und Hülle als Geistlicher. Er
erschien am Kvrridorfenstcr nach der Hofseite, lächelte der unter stehenden Wache mit un-
endlicher Milde zu, wandte sich dann um und trat mit erHolmen Armen zurück, gleiche
fern als ob er jemand beschwöre, nicht an das Fenster zu treten und sich um keinen
Preis der Gefahr auszusetzen, erschossen zu werden. Die Wache, dnrch das Lächeln
des Gottesmannes verwirrt, dachte gar nicht daran, das Gewehr zu erheben, sondern
starrte die Erscheinung am Fenster mit offnem Munde an. Ehe der Soldat wieder
zur Besinnung gekommen war, hatte der Kaplan die Soutane mit einem Staatsrock
aus veilchenblauen Sammet vertauscht und über sei» Haupt die Allongeperücke des
ersten derer von Geyr zu Schwcppeuburg gestülpt. Als er sich in diesem Aufzuge
zeigte und dabei bald durch eine Lorgnette in den Hof hinabschaute, bald mit
Würdevollen Gebärden nach dem Hintergründe zu sprach, verlor der Soldat seine
Fassung vollständig, stürzte in das Backhaus als das Hauptquartier der Belagcrmigs-
nrmee und kehrte in Gesellschaft des Leutnants und des Flachskopfs zurück. Die
drei kamen freilich zu spät, den Senior des Hanfes noch einmal zu sehe», dafür
gewahrten sie jedoch im Fenster einer Mansarde das rote rundliche Antlitz el»er
traiter Magd, der das bunte Kopftuch gar nicht übel stand, und deren nackte Arme
einem Fleischermeister alle Ehre gemacht haben würde». Die ländliche Schöne
lächelte den Leutnant begehrlich an, nickte ihm freundlich zu und fuhr dann plötzlich
erschrocken zurück, als sei sie bei ihrem Licbeswerbeu überrascht worden. Die Be¬
obachter vernahmen denn auch, wie eine männliche Stimme dem armen Kinde in
barschem Tone Vorwürfe machte, und wie dieses in Thränen ausbrach, worauf
ein Manu in Jägerwams und Pelzmütze das Fenster mit einer heftigen Be¬
wegung schloß.

Dieses Gaukelspiel setzte der geistliche Proteus den ganzen Tag über fort,
griff bald auf eine schon benutzte Maske zurück und tauchte bald in neuen, noch nie
gesehenen Gestalten uns. Es versteht sich von selbst, daß er Harnisch und Visier-
helin nicht verschmähte und sich sogar in eine turköluische Dragoueruuiform zwängte,
deren Rückeuuahte er aus begreifliche» Gründen vorher aufgetrennt hatte. Er wurde
mit der Zeit i» seinen Erfi»dungen immer kühner »ud in deren Ausführung immer
gewandter. Er lernte aus Fett und Mehl Schminke bereiten, aus Wachs künstliche
Nasen herstellen und ans der Roßhaarfüllnng der Polsterstühle Haartonren und
Bärte anfertigen, als ob er sein Leben lang nie etwas andres gethan hätte.

Bei alledem fand er jedoch noch Muße, ein wachsames Ange ans das am
meisten gefährdete „Portal" zu haben und gelegentlich einen Schuß abzugeben,
wenn einer der Gallier sich ihm gar zu leichtsinnig als Ziel darbot. Da er aber
niemals traf, die Franzosen auch keine Anstalten machte», die Festung zu stürmen,
sondern sich in ihrem Lager wie zu Hanse fühlten, so bildete sich zwischen den
feindliche» Parteien allmählich el» mväns vivvoäi heraus, der einer gewissen Herz¬
lichkeit nicht entbehrte. Pancratius kostete den süßen Kitzel der uiigewohnte» Auf-
regung mit dem Behagen eines Lebenskünstlers, freute sich seiner sinnreichen Ver¬
anstaltungen und sah in der Soldateska drunten im Hose mehr ein Parkett von
Zuschauern für seine theatralischen Leistungen als eine Horde von Barbaren, die
ihm nach dem Leben trachteten. Diese hingegen freuten sich des warmen Quartiers,
worin sie ungestört ein paar Rasttage verbringen konnten, und belustigten sich


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[0479] Pcmcrcitins Lapitolinns profa»er Dinge entweiht, sah jetzt mehr einem Toilettetisch als einem Heiligtum ähnlich. Wenn der Feind die ihm gebotne» mimischen Schaustellungen beachtete und nach Gebühr zu würdigen verstand, so mußte er über zweierlei erstaunen. Erstlich, daß die Burg ein ganzes Geschlecht von Riesen beherbergte, und zweitens, daß diese Riesen eine besondre Vorliebe für die Kleidertracht längst vergangner Zeiten zu haben schienen. Zu¬ nächst zeigte sich Pancratius in seiner ureigner Gestalt und Hülle als Geistlicher. Er erschien am Kvrridorfenstcr nach der Hofseite, lächelte der unter stehenden Wache mit un- endlicher Milde zu, wandte sich dann um und trat mit erHolmen Armen zurück, gleiche fern als ob er jemand beschwöre, nicht an das Fenster zu treten und sich um keinen Preis der Gefahr auszusetzen, erschossen zu werden. Die Wache, dnrch das Lächeln des Gottesmannes verwirrt, dachte gar nicht daran, das Gewehr zu erheben, sondern starrte die Erscheinung am Fenster mit offnem Munde an. Ehe der Soldat wieder zur Besinnung gekommen war, hatte der Kaplan die Soutane mit einem Staatsrock aus veilchenblauen Sammet vertauscht und über sei» Haupt die Allongeperücke des ersten derer von Geyr zu Schwcppeuburg gestülpt. Als er sich in diesem Aufzuge zeigte und dabei bald durch eine Lorgnette in den Hof hinabschaute, bald mit Würdevollen Gebärden nach dem Hintergründe zu sprach, verlor der Soldat seine Fassung vollständig, stürzte in das Backhaus als das Hauptquartier der Belagcrmigs- nrmee und kehrte in Gesellschaft des Leutnants und des Flachskopfs zurück. Die drei kamen freilich zu spät, den Senior des Hanfes noch einmal zu sehe», dafür gewahrten sie jedoch im Fenster einer Mansarde das rote rundliche Antlitz el»er traiter Magd, der das bunte Kopftuch gar nicht übel stand, und deren nackte Arme einem Fleischermeister alle Ehre gemacht haben würde». Die ländliche Schöne lächelte den Leutnant begehrlich an, nickte ihm freundlich zu und fuhr dann plötzlich erschrocken zurück, als sei sie bei ihrem Licbeswerbeu überrascht worden. Die Be¬ obachter vernahmen denn auch, wie eine männliche Stimme dem armen Kinde in barschem Tone Vorwürfe machte, und wie dieses in Thränen ausbrach, worauf ein Manu in Jägerwams und Pelzmütze das Fenster mit einer heftigen Be¬ wegung schloß. Dieses Gaukelspiel setzte der geistliche Proteus den ganzen Tag über fort, griff bald auf eine schon benutzte Maske zurück und tauchte bald in neuen, noch nie gesehenen Gestalten uns. Es versteht sich von selbst, daß er Harnisch und Visier- helin nicht verschmähte und sich sogar in eine turköluische Dragoueruuiform zwängte, deren Rückeuuahte er aus begreifliche» Gründen vorher aufgetrennt hatte. Er wurde mit der Zeit i» seinen Erfi»dungen immer kühner »ud in deren Ausführung immer gewandter. Er lernte aus Fett und Mehl Schminke bereiten, aus Wachs künstliche Nasen herstellen und ans der Roßhaarfüllnng der Polsterstühle Haartonren und Bärte anfertigen, als ob er sein Leben lang nie etwas andres gethan hätte. Bei alledem fand er jedoch noch Muße, ein wachsames Ange ans das am meisten gefährdete „Portal" zu haben und gelegentlich einen Schuß abzugeben, wenn einer der Gallier sich ihm gar zu leichtsinnig als Ziel darbot. Da er aber niemals traf, die Franzosen auch keine Anstalten machte», die Festung zu stürmen, sondern sich in ihrem Lager wie zu Hanse fühlten, so bildete sich zwischen den feindliche» Parteien allmählich el» mväns vivvoäi heraus, der einer gewissen Herz¬ lichkeit nicht entbehrte. Pancratius kostete den süßen Kitzel der uiigewohnte» Auf- regung mit dem Behagen eines Lebenskünstlers, freute sich seiner sinnreichen Ver¬ anstaltungen und sah in der Soldateska drunten im Hose mehr ein Parkett von Zuschauern für seine theatralischen Leistungen als eine Horde von Barbaren, die ihm nach dem Leben trachteten. Diese hingegen freuten sich des warmen Quartiers, worin sie ungestört ein paar Rasttage verbringen konnten, und belustigten sich

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_234529/479>, abgerufen am 26.06.2024.