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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr.

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blieben war, Dn fällt mir ein, daß einer von meinen Kameraden doch dahin gelangt
war. Ob es in Rouen ein Liebesmahl oder eine Kueipenflndicnreise gewesen war, die
er mitgemacht hatte, das weis; ich nicht mehr, jedenfalls war er äußerst ruhebedürftig,
als er sich in den Zug feste, der ihn zu seinem Quartier zwischen Ivetot und
Bulbce bringen füllte. Und der Zug passierte den preußischen Posten der Demar¬
kationslinie, er passierte anch ans dem nächsten Bahnhof den französischen Posten,
niemand bemerkte den schlafenden preußischen Offizier. Der Zug hält in le Havre
im Morgengrauen, der Kamerad wird wach und steigt schlaftrunken aus. Wie er
vom Bahnsteig auf die Straße treten will, kommt ihm soviel zum Bewußtsein, daß
ihm der Ort ganz unbekannt ist, daß sich Menschen um ihn herumdräugen, daß er
Rufe Hort: l^rnssion, un I'russion, "> dö." lo i>rnKsicui! Die Situation wird un¬
gemütlich, er kaun nicht vorwärts, nicht rückwärts, und wenn er könnte, so wüßte
er nicht, wohin. Da treten zu seinem Glück zwei Gendarmen heran und erklären
ihn für verhaftet. Er wird in einen Raum des Bahnhofs eingeschlossen und nach
einigen Stunden wieder in den Zug geschoben, der nach Rouen abgeht. So war
er in le Havre gewesen, ohne es gesehen zu haben.

Als ich jetzt in den Bahnhof von le Havre einfuhr, wurde auch ich durch eine
gedrängte Menschenmasse, aber in ganz andrer Art überrascht. In le Havre war
seit fünf Tagen Streik der Hafenarbeiter, die Sozialisten hatten sich der Leitung
bemächtigt, es lag ihnen daran, den Streik ans die Nachbarhäfen auszudehnen.
Mein Zug brachte nnn Delegierte ans Rouen und Dieppe, und zum Empfang dieser
war das Aufgebot der Menschenmasse. Vor den Reihen standen zwei Mädchen in
roten Kleidern, roten Strümpfen, roten Schuhen, den Kopf bedeckt mit der roten
phrygischen Mütze. Die Sträuße, die sie hielten, waren aus roten Blumen zu¬
sammengesetzt, rotes Seitenhaut hielt sie zusammen. Dahinter Männer und Frauen
mit roten Schärpen und roten Rosetten. Sie hatten Disziplin, die Leute, kein
Gedränge, kein überlantes Wesen, sondern das ruhige Gebaren der guten Gesell¬
schaft. Es ist merkwürdig, wie tief Höflichkeit und gesellschaftliche Bildung in das
französische Volk gedrungen sind, und wie stark dadurch in ruhigen Zeiten das nervöse
und für jeden Eindruck empfängliche Wesen der Franzosen gemildert und abge¬
dämpft wird.

Le Havre hat mich als Seestadt enttäuscht, durch seine prächtige Lage aber
um so mehr entzückt. Die Stadt hat mit allen Seestädten die Unreinlichkeit in
den Vierteln gemeinsam, ans die sich der Seeverkehr konzentriert. Im Verhältnis
zu den großen Seeplätzen des Kontinents Hamburg und Bremen, Rotterdam und
Antwerpen, Marseille und much Genua schien mir le Havre sehr znrückznstehn. Der
Streik der Hafenarbeiter mag dazu beigetragen haben, daß wenig Leben auf den
Quais herrschte, und die meisten Schiffe still lagen. So günstig die Lage für den
Schiffsverkehr sein mag, da sie das Einlaufen der Schiffe aus der See unmittelbar
in den Vorhafen ermöglicht, so ungünstig ist die Lage für den Fall eines Seekriegs.
Die Stadt geht mit ihren Straße" bis an den ganz ungeschützten Strand, die
Forts, die der Stadt zur Seite liegen, können höchstens die Beschießung durch eine
feindliche Flotte erschweren, aber nicht verhindern. In ähnlicher Weise sind alle
französischen Seestädte am Ärmelkanal einer Beschießung dnrch eine feindliche Flotte
ausgesetzt, und ich schreibe es lediglich diesem Umstände zu, daß in der Buren-
nnd Faschodafrage die Franzosen den Engländern nicht den Krieg erklärt haben.
Es wäre ein Krieg geworden, der Frankreich finanziell nicht bloß schwer belastet,
sondern ruiniert hätte. Erst wenn sich Frankreich eine Schlachtenflotte geschaffen
haben wird, die gegen die englische Küste so vorgehn kann, wie jetzt die englische
gegen die französische, oder wenn die Untersecbvte eine Vollkommenheit erreicht
haben werden, daß sich kein feindliches Panzerschiff ungefährdet vor eine" Hafen
legen darf, kmui Frankreich a" Revanche für Faschvda denken.


blieben war, Dn fällt mir ein, daß einer von meinen Kameraden doch dahin gelangt
war. Ob es in Rouen ein Liebesmahl oder eine Kueipenflndicnreise gewesen war, die
er mitgemacht hatte, das weis; ich nicht mehr, jedenfalls war er äußerst ruhebedürftig,
als er sich in den Zug feste, der ihn zu seinem Quartier zwischen Ivetot und
Bulbce bringen füllte. Und der Zug passierte den preußischen Posten der Demar¬
kationslinie, er passierte anch ans dem nächsten Bahnhof den französischen Posten,
niemand bemerkte den schlafenden preußischen Offizier. Der Zug hält in le Havre
im Morgengrauen, der Kamerad wird wach und steigt schlaftrunken aus. Wie er
vom Bahnsteig auf die Straße treten will, kommt ihm soviel zum Bewußtsein, daß
ihm der Ort ganz unbekannt ist, daß sich Menschen um ihn herumdräugen, daß er
Rufe Hort: l^rnssion, un I'russion, »> dö.« lo i>rnKsicui! Die Situation wird un¬
gemütlich, er kaun nicht vorwärts, nicht rückwärts, und wenn er könnte, so wüßte
er nicht, wohin. Da treten zu seinem Glück zwei Gendarmen heran und erklären
ihn für verhaftet. Er wird in einen Raum des Bahnhofs eingeschlossen und nach
einigen Stunden wieder in den Zug geschoben, der nach Rouen abgeht. So war
er in le Havre gewesen, ohne es gesehen zu haben.

Als ich jetzt in den Bahnhof von le Havre einfuhr, wurde auch ich durch eine
gedrängte Menschenmasse, aber in ganz andrer Art überrascht. In le Havre war
seit fünf Tagen Streik der Hafenarbeiter, die Sozialisten hatten sich der Leitung
bemächtigt, es lag ihnen daran, den Streik ans die Nachbarhäfen auszudehnen.
Mein Zug brachte nnn Delegierte ans Rouen und Dieppe, und zum Empfang dieser
war das Aufgebot der Menschenmasse. Vor den Reihen standen zwei Mädchen in
roten Kleidern, roten Strümpfen, roten Schuhen, den Kopf bedeckt mit der roten
phrygischen Mütze. Die Sträuße, die sie hielten, waren aus roten Blumen zu¬
sammengesetzt, rotes Seitenhaut hielt sie zusammen. Dahinter Männer und Frauen
mit roten Schärpen und roten Rosetten. Sie hatten Disziplin, die Leute, kein
Gedränge, kein überlantes Wesen, sondern das ruhige Gebaren der guten Gesell¬
schaft. Es ist merkwürdig, wie tief Höflichkeit und gesellschaftliche Bildung in das
französische Volk gedrungen sind, und wie stark dadurch in ruhigen Zeiten das nervöse
und für jeden Eindruck empfängliche Wesen der Franzosen gemildert und abge¬
dämpft wird.

Le Havre hat mich als Seestadt enttäuscht, durch seine prächtige Lage aber
um so mehr entzückt. Die Stadt hat mit allen Seestädten die Unreinlichkeit in
den Vierteln gemeinsam, ans die sich der Seeverkehr konzentriert. Im Verhältnis
zu den großen Seeplätzen des Kontinents Hamburg und Bremen, Rotterdam und
Antwerpen, Marseille und much Genua schien mir le Havre sehr znrückznstehn. Der
Streik der Hafenarbeiter mag dazu beigetragen haben, daß wenig Leben auf den
Quais herrschte, und die meisten Schiffe still lagen. So günstig die Lage für den
Schiffsverkehr sein mag, da sie das Einlaufen der Schiffe aus der See unmittelbar
in den Vorhafen ermöglicht, so ungünstig ist die Lage für den Fall eines Seekriegs.
Die Stadt geht mit ihren Straße» bis an den ganz ungeschützten Strand, die
Forts, die der Stadt zur Seite liegen, können höchstens die Beschießung durch eine
feindliche Flotte erschweren, aber nicht verhindern. In ähnlicher Weise sind alle
französischen Seestädte am Ärmelkanal einer Beschießung dnrch eine feindliche Flotte
ausgesetzt, und ich schreibe es lediglich diesem Umstände zu, daß in der Buren-
nnd Faschodafrage die Franzosen den Engländern nicht den Krieg erklärt haben.
Es wäre ein Krieg geworden, der Frankreich finanziell nicht bloß schwer belastet,
sondern ruiniert hätte. Erst wenn sich Frankreich eine Schlachtenflotte geschaffen
haben wird, die gegen die englische Küste so vorgehn kann, wie jetzt die englische
gegen die französische, oder wenn die Untersecbvte eine Vollkommenheit erreicht
haben werden, daß sich kein feindliches Panzerschiff ungefährdet vor eine» Hafen
legen darf, kmui Frankreich a» Revanche für Faschvda denken.


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[0290] blieben war, Dn fällt mir ein, daß einer von meinen Kameraden doch dahin gelangt war. Ob es in Rouen ein Liebesmahl oder eine Kueipenflndicnreise gewesen war, die er mitgemacht hatte, das weis; ich nicht mehr, jedenfalls war er äußerst ruhebedürftig, als er sich in den Zug feste, der ihn zu seinem Quartier zwischen Ivetot und Bulbce bringen füllte. Und der Zug passierte den preußischen Posten der Demar¬ kationslinie, er passierte anch ans dem nächsten Bahnhof den französischen Posten, niemand bemerkte den schlafenden preußischen Offizier. Der Zug hält in le Havre im Morgengrauen, der Kamerad wird wach und steigt schlaftrunken aus. Wie er vom Bahnsteig auf die Straße treten will, kommt ihm soviel zum Bewußtsein, daß ihm der Ort ganz unbekannt ist, daß sich Menschen um ihn herumdräugen, daß er Rufe Hort: l^rnssion, un I'russion, »> dö.« lo i>rnKsicui! Die Situation wird un¬ gemütlich, er kaun nicht vorwärts, nicht rückwärts, und wenn er könnte, so wüßte er nicht, wohin. Da treten zu seinem Glück zwei Gendarmen heran und erklären ihn für verhaftet. Er wird in einen Raum des Bahnhofs eingeschlossen und nach einigen Stunden wieder in den Zug geschoben, der nach Rouen abgeht. So war er in le Havre gewesen, ohne es gesehen zu haben. Als ich jetzt in den Bahnhof von le Havre einfuhr, wurde auch ich durch eine gedrängte Menschenmasse, aber in ganz andrer Art überrascht. In le Havre war seit fünf Tagen Streik der Hafenarbeiter, die Sozialisten hatten sich der Leitung bemächtigt, es lag ihnen daran, den Streik ans die Nachbarhäfen auszudehnen. Mein Zug brachte nnn Delegierte ans Rouen und Dieppe, und zum Empfang dieser war das Aufgebot der Menschenmasse. Vor den Reihen standen zwei Mädchen in roten Kleidern, roten Strümpfen, roten Schuhen, den Kopf bedeckt mit der roten phrygischen Mütze. Die Sträuße, die sie hielten, waren aus roten Blumen zu¬ sammengesetzt, rotes Seitenhaut hielt sie zusammen. Dahinter Männer und Frauen mit roten Schärpen und roten Rosetten. Sie hatten Disziplin, die Leute, kein Gedränge, kein überlantes Wesen, sondern das ruhige Gebaren der guten Gesell¬ schaft. Es ist merkwürdig, wie tief Höflichkeit und gesellschaftliche Bildung in das französische Volk gedrungen sind, und wie stark dadurch in ruhigen Zeiten das nervöse und für jeden Eindruck empfängliche Wesen der Franzosen gemildert und abge¬ dämpft wird. Le Havre hat mich als Seestadt enttäuscht, durch seine prächtige Lage aber um so mehr entzückt. Die Stadt hat mit allen Seestädten die Unreinlichkeit in den Vierteln gemeinsam, ans die sich der Seeverkehr konzentriert. Im Verhältnis zu den großen Seeplätzen des Kontinents Hamburg und Bremen, Rotterdam und Antwerpen, Marseille und much Genua schien mir le Havre sehr znrückznstehn. Der Streik der Hafenarbeiter mag dazu beigetragen haben, daß wenig Leben auf den Quais herrschte, und die meisten Schiffe still lagen. So günstig die Lage für den Schiffsverkehr sein mag, da sie das Einlaufen der Schiffe aus der See unmittelbar in den Vorhafen ermöglicht, so ungünstig ist die Lage für den Fall eines Seekriegs. Die Stadt geht mit ihren Straße» bis an den ganz ungeschützten Strand, die Forts, die der Stadt zur Seite liegen, können höchstens die Beschießung durch eine feindliche Flotte erschweren, aber nicht verhindern. In ähnlicher Weise sind alle französischen Seestädte am Ärmelkanal einer Beschießung dnrch eine feindliche Flotte ausgesetzt, und ich schreibe es lediglich diesem Umstände zu, daß in der Buren- nnd Faschodafrage die Franzosen den Engländern nicht den Krieg erklärt haben. Es wäre ein Krieg geworden, der Frankreich finanziell nicht bloß schwer belastet, sondern ruiniert hätte. Erst wenn sich Frankreich eine Schlachtenflotte geschaffen haben wird, die gegen die englische Küste so vorgehn kann, wie jetzt die englische gegen die französische, oder wenn die Untersecbvte eine Vollkommenheit erreicht haben werden, daß sich kein feindliches Panzerschiff ungefährdet vor eine» Hafen legen darf, kmui Frankreich a» Revanche für Faschvda denken.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_234529/290>, abgerufen am 03.07.2024.