Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Altes und Ueues aus der ZFormandi'e

mals skizziert. Die malerische Vereinigung des plumpen Steinbaus ans ältester
Zeit und seiner trotzigen Türme mit dem feinen Renaissancebau der spätern Jahr¬
hunderte, die prächtigen alten Bäume und der weite Blick in das Thal, auf das
Städtchen, die bewaldeten Berglehnen und die zahlreichen Villen hatten es mir
angethan. Ich fragte eine alte Frau nach dem Namen der Familie, die einst den
feudalen Besitz gehabt hatte. Die Frau nannte mir in dem Glauben, daß ich nach
dem jetzigen Eigentümer des Schlosses fragte, einen bürgerlichen Namen. Ich wieder¬
holte meine Frage, konnte aber keine Auskunft erhalten. Wieder einmal bestätigte
es sich, daß für den Durchschnittsfrnnzosen die Weltgeschichte nnr bis zur großen
Revolution zurückreicht. Was über diese hundert Jahre zurückliegt, ist aus dem
Gedächtnis des Volkes wie weggewischt. Eine einzige gräfliche Familie habe ich
kennen lernen, die sich ihren Stammsitz ans dem Mittelalter erhalten hatte. Was
ich sonst an Schlossern und Edelsitzen gesehen habe, hatten früher Schützlinge der
maßgebenden Revolutionsmänner, später reich gewordne Fabrikbesitzer und Handels¬
herren an sich gebracht. Unter diesen waren auch gut deutsche Namen, wie Glas-
brenner, Lange. Auch Baedeker, der in seinen deutschen Netsebücheru so viele alte
Geschichten andeutet, ist in seinem französischen Reisebuch Franzose; der Sinn für
Sage und Überlieferung ist ihm dort ganz abhanden gekommen. Noch mehr wundert
man sich freilich als Deutscher, daß bei ihm auch die Notizen über die Schlachten
der Jahre 1870 und 1871 so merkwürdig spärlich sind, während er jedes fran¬
zösische Kriegerdenkmal erwähnt.

An der See ist das Thal von Valmont etwa zwei Kilometer breit. Ans der
linken (südlichen) Seite sind die Ränder des Plateaus abgeschrägt, auf der rechten
Seite zieht sich laug hingestreckt und steil das Vorgebirge von Fecamp hin,
das dann im senkrechten Absturz in der See endet. Wie an allen Häfen der
Bretagne und der Normandie ist auf dem Vorgebirge eine Kirche, de Notre-Dame,
errichtet. Die Kirche auf dem Vorgebirge bei Mcamp ist uralt, sie stand zweifel¬
los schon, als man noch nicht an Signalfeuer und Leuchtturm dachte, und war das
Seezeichen für die Fischer vou Fecamp. So grau und verwittert sie aussieht, es
liegt unzerstörbare Kraft in ihrem aus mächtigen Steinblöcken aufgeführten Bau.
Wie wundervoll ist der Blick von dort oben! Als ich vor dreißig Jahren dahin
kam, lag eine stille See zu meinen Füßen, die Wolken türmten sich in mächtige",
regungslosen Massen darüber auf und spiegelten sich ebenso mächtig im Wasser
wieder. Als ich wiederkam, flimmerte die See in unzählbaren kleinen Reflexen
blan und silbern herauf. Es war uicht das harte Stahlblau der Ostsee, uicht das
dunkle Kobaltblau des Mittelmeers, es war, als ob eine rollende Fläche von
Saphiren leuchtete. Sogar die weißen Segel der Fischerboote erschienen dunkel¬
grau in diesem Licht. Nach Norden und Süden die senkrechten Mauern der Kreide¬
felsen, bis sie im Dunst verschwimmen. Zu Füßen des Vorgebirges liegen in seinem
Schutz die Hafenbassins, jenseits bis zur andern Thalseite zieht sich in langen, ein¬
förmigen Straßen die Stadt hin, überragt von den Türmen der Abteikirche, der
Kirche Se. Etienne und dem Komplex der Benedictinc. In den Straßen der Stadt
sieht mau im Sommer wenig Männer. Auf Hunderten von Fischerschonern sind
sie über den Ozean nach Neufundland gezogen, um die Fischerei zu betreiben, die
echten Nachkommen ihrer unruhigen, kühnen Vorfahren. Zum Winter kehren sie
zurück, dann kann der Hafen kaum die Zahl der Schiffe bergen. Nach den Nummern
der Schiffe zu urteilen, die ich dort liegen sah, muß die Schonerflotte gegen
2000 Fahrzeuge haben.

Es war in der Frühe eines Sonntags, als ich an der südlichen Berglehne
hinaufstieg, um planlos durch die Landschaft zu wandern. Inmitten ihrer Wälle
und Bäume lagen die zerstreuten Gehöfte, kein Laut war hörbar, kein Mensch


Altes und Ueues aus der ZFormandi'e

mals skizziert. Die malerische Vereinigung des plumpen Steinbaus ans ältester
Zeit und seiner trotzigen Türme mit dem feinen Renaissancebau der spätern Jahr¬
hunderte, die prächtigen alten Bäume und der weite Blick in das Thal, auf das
Städtchen, die bewaldeten Berglehnen und die zahlreichen Villen hatten es mir
angethan. Ich fragte eine alte Frau nach dem Namen der Familie, die einst den
feudalen Besitz gehabt hatte. Die Frau nannte mir in dem Glauben, daß ich nach
dem jetzigen Eigentümer des Schlosses fragte, einen bürgerlichen Namen. Ich wieder¬
holte meine Frage, konnte aber keine Auskunft erhalten. Wieder einmal bestätigte
es sich, daß für den Durchschnittsfrnnzosen die Weltgeschichte nnr bis zur großen
Revolution zurückreicht. Was über diese hundert Jahre zurückliegt, ist aus dem
Gedächtnis des Volkes wie weggewischt. Eine einzige gräfliche Familie habe ich
kennen lernen, die sich ihren Stammsitz ans dem Mittelalter erhalten hatte. Was
ich sonst an Schlossern und Edelsitzen gesehen habe, hatten früher Schützlinge der
maßgebenden Revolutionsmänner, später reich gewordne Fabrikbesitzer und Handels¬
herren an sich gebracht. Unter diesen waren auch gut deutsche Namen, wie Glas-
brenner, Lange. Auch Baedeker, der in seinen deutschen Netsebücheru so viele alte
Geschichten andeutet, ist in seinem französischen Reisebuch Franzose; der Sinn für
Sage und Überlieferung ist ihm dort ganz abhanden gekommen. Noch mehr wundert
man sich freilich als Deutscher, daß bei ihm auch die Notizen über die Schlachten
der Jahre 1870 und 1871 so merkwürdig spärlich sind, während er jedes fran¬
zösische Kriegerdenkmal erwähnt.

An der See ist das Thal von Valmont etwa zwei Kilometer breit. Ans der
linken (südlichen) Seite sind die Ränder des Plateaus abgeschrägt, auf der rechten
Seite zieht sich laug hingestreckt und steil das Vorgebirge von Fecamp hin,
das dann im senkrechten Absturz in der See endet. Wie an allen Häfen der
Bretagne und der Normandie ist auf dem Vorgebirge eine Kirche, de Notre-Dame,
errichtet. Die Kirche auf dem Vorgebirge bei Mcamp ist uralt, sie stand zweifel¬
los schon, als man noch nicht an Signalfeuer und Leuchtturm dachte, und war das
Seezeichen für die Fischer vou Fecamp. So grau und verwittert sie aussieht, es
liegt unzerstörbare Kraft in ihrem aus mächtigen Steinblöcken aufgeführten Bau.
Wie wundervoll ist der Blick von dort oben! Als ich vor dreißig Jahren dahin
kam, lag eine stille See zu meinen Füßen, die Wolken türmten sich in mächtige»,
regungslosen Massen darüber auf und spiegelten sich ebenso mächtig im Wasser
wieder. Als ich wiederkam, flimmerte die See in unzählbaren kleinen Reflexen
blan und silbern herauf. Es war uicht das harte Stahlblau der Ostsee, uicht das
dunkle Kobaltblau des Mittelmeers, es war, als ob eine rollende Fläche von
Saphiren leuchtete. Sogar die weißen Segel der Fischerboote erschienen dunkel¬
grau in diesem Licht. Nach Norden und Süden die senkrechten Mauern der Kreide¬
felsen, bis sie im Dunst verschwimmen. Zu Füßen des Vorgebirges liegen in seinem
Schutz die Hafenbassins, jenseits bis zur andern Thalseite zieht sich in langen, ein¬
förmigen Straßen die Stadt hin, überragt von den Türmen der Abteikirche, der
Kirche Se. Etienne und dem Komplex der Benedictinc. In den Straßen der Stadt
sieht mau im Sommer wenig Männer. Auf Hunderten von Fischerschonern sind
sie über den Ozean nach Neufundland gezogen, um die Fischerei zu betreiben, die
echten Nachkommen ihrer unruhigen, kühnen Vorfahren. Zum Winter kehren sie
zurück, dann kann der Hafen kaum die Zahl der Schiffe bergen. Nach den Nummern
der Schiffe zu urteilen, die ich dort liegen sah, muß die Schonerflotte gegen
2000 Fahrzeuge haben.

Es war in der Frühe eines Sonntags, als ich an der südlichen Berglehne
hinaufstieg, um planlos durch die Landschaft zu wandern. Inmitten ihrer Wälle
und Bäume lagen die zerstreuten Gehöfte, kein Laut war hörbar, kein Mensch


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0288" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/234818"/>
            <fw type="header" place="top"> Altes und Ueues aus der ZFormandi'e</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_860" prev="#ID_859"> mals skizziert. Die malerische Vereinigung des plumpen Steinbaus ans ältester<lb/>
Zeit und seiner trotzigen Türme mit dem feinen Renaissancebau der spätern Jahr¬<lb/>
hunderte, die prächtigen alten Bäume und der weite Blick in das Thal, auf das<lb/>
Städtchen, die bewaldeten Berglehnen und die zahlreichen Villen hatten es mir<lb/>
angethan. Ich fragte eine alte Frau nach dem Namen der Familie, die einst den<lb/>
feudalen Besitz gehabt hatte. Die Frau nannte mir in dem Glauben, daß ich nach<lb/>
dem jetzigen Eigentümer des Schlosses fragte, einen bürgerlichen Namen. Ich wieder¬<lb/>
holte meine Frage, konnte aber keine Auskunft erhalten. Wieder einmal bestätigte<lb/>
es sich, daß für den Durchschnittsfrnnzosen die Weltgeschichte nnr bis zur großen<lb/>
Revolution zurückreicht. Was über diese hundert Jahre zurückliegt, ist aus dem<lb/>
Gedächtnis des Volkes wie weggewischt. Eine einzige gräfliche Familie habe ich<lb/>
kennen lernen, die sich ihren Stammsitz ans dem Mittelalter erhalten hatte. Was<lb/>
ich sonst an Schlossern und Edelsitzen gesehen habe, hatten früher Schützlinge der<lb/>
maßgebenden Revolutionsmänner, später reich gewordne Fabrikbesitzer und Handels¬<lb/>
herren an sich gebracht. Unter diesen waren auch gut deutsche Namen, wie Glas-<lb/>
brenner, Lange. Auch Baedeker, der in seinen deutschen Netsebücheru so viele alte<lb/>
Geschichten andeutet, ist in seinem französischen Reisebuch Franzose; der Sinn für<lb/>
Sage und Überlieferung ist ihm dort ganz abhanden gekommen. Noch mehr wundert<lb/>
man sich freilich als Deutscher, daß bei ihm auch die Notizen über die Schlachten<lb/>
der Jahre 1870 und 1871 so merkwürdig spärlich sind, während er jedes fran¬<lb/>
zösische Kriegerdenkmal erwähnt.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_861"> An der See ist das Thal von Valmont etwa zwei Kilometer breit. Ans der<lb/>
linken (südlichen) Seite sind die Ränder des Plateaus abgeschrägt, auf der rechten<lb/>
Seite zieht sich laug hingestreckt und steil das Vorgebirge von Fecamp hin,<lb/>
das dann im senkrechten Absturz in der See endet. Wie an allen Häfen der<lb/>
Bretagne und der Normandie ist auf dem Vorgebirge eine Kirche, de Notre-Dame,<lb/>
errichtet. Die Kirche auf dem Vorgebirge bei Mcamp ist uralt, sie stand zweifel¬<lb/>
los schon, als man noch nicht an Signalfeuer und Leuchtturm dachte, und war das<lb/>
Seezeichen für die Fischer vou Fecamp. So grau und verwittert sie aussieht, es<lb/>
liegt unzerstörbare Kraft in ihrem aus mächtigen Steinblöcken aufgeführten Bau.<lb/>
Wie wundervoll ist der Blick von dort oben! Als ich vor dreißig Jahren dahin<lb/>
kam, lag eine stille See zu meinen Füßen, die Wolken türmten sich in mächtige»,<lb/>
regungslosen Massen darüber auf und spiegelten sich ebenso mächtig im Wasser<lb/>
wieder. Als ich wiederkam, flimmerte die See in unzählbaren kleinen Reflexen<lb/>
blan und silbern herauf. Es war uicht das harte Stahlblau der Ostsee, uicht das<lb/>
dunkle Kobaltblau des Mittelmeers, es war, als ob eine rollende Fläche von<lb/>
Saphiren leuchtete. Sogar die weißen Segel der Fischerboote erschienen dunkel¬<lb/>
grau in diesem Licht. Nach Norden und Süden die senkrechten Mauern der Kreide¬<lb/>
felsen, bis sie im Dunst verschwimmen. Zu Füßen des Vorgebirges liegen in seinem<lb/>
Schutz die Hafenbassins, jenseits bis zur andern Thalseite zieht sich in langen, ein¬<lb/>
förmigen Straßen die Stadt hin, überragt von den Türmen der Abteikirche, der<lb/>
Kirche Se. Etienne und dem Komplex der Benedictinc. In den Straßen der Stadt<lb/>
sieht mau im Sommer wenig Männer. Auf Hunderten von Fischerschonern sind<lb/>
sie über den Ozean nach Neufundland gezogen, um die Fischerei zu betreiben, die<lb/>
echten Nachkommen ihrer unruhigen, kühnen Vorfahren. Zum Winter kehren sie<lb/>
zurück, dann kann der Hafen kaum die Zahl der Schiffe bergen. Nach den Nummern<lb/>
der Schiffe zu urteilen, die ich dort liegen sah, muß die Schonerflotte gegen<lb/>
2000 Fahrzeuge haben.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_862" next="#ID_863"> Es war in der Frühe eines Sonntags, als ich an der südlichen Berglehne<lb/>
hinaufstieg, um planlos durch die Landschaft zu wandern. Inmitten ihrer Wälle<lb/>
und Bäume lagen die zerstreuten Gehöfte, kein Laut war hörbar, kein Mensch</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0288] Altes und Ueues aus der ZFormandi'e mals skizziert. Die malerische Vereinigung des plumpen Steinbaus ans ältester Zeit und seiner trotzigen Türme mit dem feinen Renaissancebau der spätern Jahr¬ hunderte, die prächtigen alten Bäume und der weite Blick in das Thal, auf das Städtchen, die bewaldeten Berglehnen und die zahlreichen Villen hatten es mir angethan. Ich fragte eine alte Frau nach dem Namen der Familie, die einst den feudalen Besitz gehabt hatte. Die Frau nannte mir in dem Glauben, daß ich nach dem jetzigen Eigentümer des Schlosses fragte, einen bürgerlichen Namen. Ich wieder¬ holte meine Frage, konnte aber keine Auskunft erhalten. Wieder einmal bestätigte es sich, daß für den Durchschnittsfrnnzosen die Weltgeschichte nnr bis zur großen Revolution zurückreicht. Was über diese hundert Jahre zurückliegt, ist aus dem Gedächtnis des Volkes wie weggewischt. Eine einzige gräfliche Familie habe ich kennen lernen, die sich ihren Stammsitz ans dem Mittelalter erhalten hatte. Was ich sonst an Schlossern und Edelsitzen gesehen habe, hatten früher Schützlinge der maßgebenden Revolutionsmänner, später reich gewordne Fabrikbesitzer und Handels¬ herren an sich gebracht. Unter diesen waren auch gut deutsche Namen, wie Glas- brenner, Lange. Auch Baedeker, der in seinen deutschen Netsebücheru so viele alte Geschichten andeutet, ist in seinem französischen Reisebuch Franzose; der Sinn für Sage und Überlieferung ist ihm dort ganz abhanden gekommen. Noch mehr wundert man sich freilich als Deutscher, daß bei ihm auch die Notizen über die Schlachten der Jahre 1870 und 1871 so merkwürdig spärlich sind, während er jedes fran¬ zösische Kriegerdenkmal erwähnt. An der See ist das Thal von Valmont etwa zwei Kilometer breit. Ans der linken (südlichen) Seite sind die Ränder des Plateaus abgeschrägt, auf der rechten Seite zieht sich laug hingestreckt und steil das Vorgebirge von Fecamp hin, das dann im senkrechten Absturz in der See endet. Wie an allen Häfen der Bretagne und der Normandie ist auf dem Vorgebirge eine Kirche, de Notre-Dame, errichtet. Die Kirche auf dem Vorgebirge bei Mcamp ist uralt, sie stand zweifel¬ los schon, als man noch nicht an Signalfeuer und Leuchtturm dachte, und war das Seezeichen für die Fischer vou Fecamp. So grau und verwittert sie aussieht, es liegt unzerstörbare Kraft in ihrem aus mächtigen Steinblöcken aufgeführten Bau. Wie wundervoll ist der Blick von dort oben! Als ich vor dreißig Jahren dahin kam, lag eine stille See zu meinen Füßen, die Wolken türmten sich in mächtige», regungslosen Massen darüber auf und spiegelten sich ebenso mächtig im Wasser wieder. Als ich wiederkam, flimmerte die See in unzählbaren kleinen Reflexen blan und silbern herauf. Es war uicht das harte Stahlblau der Ostsee, uicht das dunkle Kobaltblau des Mittelmeers, es war, als ob eine rollende Fläche von Saphiren leuchtete. Sogar die weißen Segel der Fischerboote erschienen dunkel¬ grau in diesem Licht. Nach Norden und Süden die senkrechten Mauern der Kreide¬ felsen, bis sie im Dunst verschwimmen. Zu Füßen des Vorgebirges liegen in seinem Schutz die Hafenbassins, jenseits bis zur andern Thalseite zieht sich in langen, ein¬ förmigen Straßen die Stadt hin, überragt von den Türmen der Abteikirche, der Kirche Se. Etienne und dem Komplex der Benedictinc. In den Straßen der Stadt sieht mau im Sommer wenig Männer. Auf Hunderten von Fischerschonern sind sie über den Ozean nach Neufundland gezogen, um die Fischerei zu betreiben, die echten Nachkommen ihrer unruhigen, kühnen Vorfahren. Zum Winter kehren sie zurück, dann kann der Hafen kaum die Zahl der Schiffe bergen. Nach den Nummern der Schiffe zu urteilen, die ich dort liegen sah, muß die Schonerflotte gegen 2000 Fahrzeuge haben. Es war in der Frühe eines Sonntags, als ich an der südlichen Berglehne hinaufstieg, um planlos durch die Landschaft zu wandern. Inmitten ihrer Wälle und Bäume lagen die zerstreuten Gehöfte, kein Laut war hörbar, kein Mensch

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_234529
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_234529/288
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_234529/288>, abgerufen am 03.07.2024.