Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Kreisen der russischen Politik herrschende Strömung bekannt ist, scheint Fürst
Uchtomski hier doch nicht in ausländischem Solde zu Hetzen, sondern die wirkliche
Herzensstimmnng und die Herzenswünsche der Petersburger Herrschaften zum Aus¬
druck zu bringen. Jedenfalls haben unsre Rusfvphilen, die dem Kaiser und dem
Grafen Bülow fortgesetzt mit den schwersten Vorwürfen darüber in den Ohren
liegen, daß sie nicht unbedingt im russischen Sinne Politik machen, daraus zu ent¬
nehmen, wie sehr sie im Unrecht sind. Wenn wir vor einem halben Jahre noch
Zweifel darüber äußern konnten, ob die tolle Zumutung, die Rußland damals in
dem Vorschlag, Peking zu räumen, den vereinigten Mächten stellte, vielleicht nur
als eine Ungeschicklichkeit des Grafen Lambsdorff angesehen werden müßte, oder ob
man darin einen wohl überlegten Verrat der russischen Politik an dem bisherigen
gemeinsamen Einschreiten der zivilisierten Mächte gegen den unerhörten, jeden
moclns vivoncli aufhebenden chinesischen Völkerrechtsbruch mit einer besondern, gegen
das Deutsche Reich gerichteten Spitze sehen solle, so ist heute der russische Verrat
an den Mächten und vor allem am Deutschen Reich eine Thatsache, an der gar
nicht mehr gezweifelt werden kann. Wir sagen nicht, daß der Zar selbst zum Ver¬
räter geworden sei, nachdem er dem deutschen Kaiser persönlich sein volles Ein¬
verständnis mit dem deutschen Oberkommando erklärt hatte. Der Zar ist in der
russischen Politik augenscheinlich zur Zeit mehr Strohmann als irgend ein kon¬
stitutioneller Monarch in der Politik seines Landes und verdient nnr Mitleid,
nicht Tadel. Die Russen selbst haben ihn schmählich bloßgestellt, indem sie es
waren, die das gemeinsame Oberkommando in Pctschili systematisch zu lahmen suchte",
obgleich das Deutsche Reich so weit ging, ihnen in der Mandschurei freie Hand zu
lassen, trotz alles Drängens Englands und Japans in der entgegengesetzten Richtung.
Wer von uns Deutschen nnr mit etwas Unbefangenheit den Gang der chinesischen
Wirren im letzten halben Jahre beobachtet hat, der muß sich nach dieser Uchtomskischen
Beurkundung des russische" Hasses gegen die Deutschen doch endlich nicht nnr von
der UnHaltbarkeit der Vorwürfe gegen unsre Regierung überzeugt haben, sondern
auch von der unabweisbaren Notwendigkeit, gegen die russische Gefahr dort eine
Rückendeckung zu suchen, wo sie allein gefunden werden konnte.

Wir sind sehr weit davon entfernt, von der deutschen Presse zu verlangen,
daß sie sich mit Drohartikeln gegen Rußland wende. Die "Dummheit" -- um
mit Bismarck zu sprechen -- sollen wir lieber bleiben lassen. Wer den deutschen
Kaiser kennt, wird überzeugt sein, daß unsre Politik aus der Uchtomskischen Offen¬
herzigkeit und der ihr zu Grunde liegenden Gesinnung der herrschenden Klasse in
Rußland die nötigen Konsequenzen zu ziehn wissen wird. Aber was wir von der
deutschen Presse verlangen, ist, daß sie endlich von der bis zur Karikatur gediehenen
falschen Beurteilung unsrer Stellung in China im Petersburger Wjedvmosti zu
eiuer unbefangnen, ernsten und patriotischen Beurteilung veranlaßt wird, wie sie
politisch reifen Männern ziemt, statt Alte-Weiber-Politik zu treiben. Denn wahr¬
haftig: je länger der Krieg in China dauert, um so nichr scheint die öffentliche
Meinung über ihn zum alten Weibe zu werden.

Graf Bülow hat in seinem Rundschreiben vom 11. Juli 1900 an die deutschen
Regierungen das politische Ziel der gemeinsamen Aktion mit den Mächten in China
klar dargelegt. Es besteht, wie er sagte, in der Wiederherstellung der Sicherheit
von Person, Eigentum und Thätigkeit der Neichsaugehörigeu in China, in der
Sicherstellung geregelter Zustände unter einer geordneten chinesischen Regierung, in
der Sühne und der Genugthuung für die verübten Unthaten. Wir wünschen keine
Aufteilung Chinas, wir erstreben keine Soudervorteile. -- Die deutscheu Regierungen
waren einig in der Überzeugung, daß ohne nachdrücklich kriegerische Machtcntfnltuug
dieses politische Ziel für uns nicht erreicht werden könne, und das Ausland ist in


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Kreisen der russischen Politik herrschende Strömung bekannt ist, scheint Fürst
Uchtomski hier doch nicht in ausländischem Solde zu Hetzen, sondern die wirkliche
Herzensstimmnng und die Herzenswünsche der Petersburger Herrschaften zum Aus¬
druck zu bringen. Jedenfalls haben unsre Rusfvphilen, die dem Kaiser und dem
Grafen Bülow fortgesetzt mit den schwersten Vorwürfen darüber in den Ohren
liegen, daß sie nicht unbedingt im russischen Sinne Politik machen, daraus zu ent¬
nehmen, wie sehr sie im Unrecht sind. Wenn wir vor einem halben Jahre noch
Zweifel darüber äußern konnten, ob die tolle Zumutung, die Rußland damals in
dem Vorschlag, Peking zu räumen, den vereinigten Mächten stellte, vielleicht nur
als eine Ungeschicklichkeit des Grafen Lambsdorff angesehen werden müßte, oder ob
man darin einen wohl überlegten Verrat der russischen Politik an dem bisherigen
gemeinsamen Einschreiten der zivilisierten Mächte gegen den unerhörten, jeden
moclns vivoncli aufhebenden chinesischen Völkerrechtsbruch mit einer besondern, gegen
das Deutsche Reich gerichteten Spitze sehen solle, so ist heute der russische Verrat
an den Mächten und vor allem am Deutschen Reich eine Thatsache, an der gar
nicht mehr gezweifelt werden kann. Wir sagen nicht, daß der Zar selbst zum Ver¬
räter geworden sei, nachdem er dem deutschen Kaiser persönlich sein volles Ein¬
verständnis mit dem deutschen Oberkommando erklärt hatte. Der Zar ist in der
russischen Politik augenscheinlich zur Zeit mehr Strohmann als irgend ein kon¬
stitutioneller Monarch in der Politik seines Landes und verdient nnr Mitleid,
nicht Tadel. Die Russen selbst haben ihn schmählich bloßgestellt, indem sie es
waren, die das gemeinsame Oberkommando in Pctschili systematisch zu lahmen suchte«,
obgleich das Deutsche Reich so weit ging, ihnen in der Mandschurei freie Hand zu
lassen, trotz alles Drängens Englands und Japans in der entgegengesetzten Richtung.
Wer von uns Deutschen nnr mit etwas Unbefangenheit den Gang der chinesischen
Wirren im letzten halben Jahre beobachtet hat, der muß sich nach dieser Uchtomskischen
Beurkundung des russische» Hasses gegen die Deutschen doch endlich nicht nnr von
der UnHaltbarkeit der Vorwürfe gegen unsre Regierung überzeugt haben, sondern
auch von der unabweisbaren Notwendigkeit, gegen die russische Gefahr dort eine
Rückendeckung zu suchen, wo sie allein gefunden werden konnte.

Wir sind sehr weit davon entfernt, von der deutschen Presse zu verlangen,
daß sie sich mit Drohartikeln gegen Rußland wende. Die „Dummheit" — um
mit Bismarck zu sprechen — sollen wir lieber bleiben lassen. Wer den deutschen
Kaiser kennt, wird überzeugt sein, daß unsre Politik aus der Uchtomskischen Offen¬
herzigkeit und der ihr zu Grunde liegenden Gesinnung der herrschenden Klasse in
Rußland die nötigen Konsequenzen zu ziehn wissen wird. Aber was wir von der
deutschen Presse verlangen, ist, daß sie endlich von der bis zur Karikatur gediehenen
falschen Beurteilung unsrer Stellung in China im Petersburger Wjedvmosti zu
eiuer unbefangnen, ernsten und patriotischen Beurteilung veranlaßt wird, wie sie
politisch reifen Männern ziemt, statt Alte-Weiber-Politik zu treiben. Denn wahr¬
haftig: je länger der Krieg in China dauert, um so nichr scheint die öffentliche
Meinung über ihn zum alten Weibe zu werden.

Graf Bülow hat in seinem Rundschreiben vom 11. Juli 1900 an die deutschen
Regierungen das politische Ziel der gemeinsamen Aktion mit den Mächten in China
klar dargelegt. Es besteht, wie er sagte, in der Wiederherstellung der Sicherheit
von Person, Eigentum und Thätigkeit der Neichsaugehörigeu in China, in der
Sicherstellung geregelter Zustände unter einer geordneten chinesischen Regierung, in
der Sühne und der Genugthuung für die verübten Unthaten. Wir wünschen keine
Aufteilung Chinas, wir erstreben keine Soudervorteile. — Die deutscheu Regierungen
waren einig in der Überzeugung, daß ohne nachdrücklich kriegerische Machtcntfnltuug
dieses politische Ziel für uns nicht erreicht werden könne, und das Ausland ist in


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0242" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/234772"/>
            <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_713" prev="#ID_712"> Kreisen der russischen Politik herrschende Strömung bekannt ist, scheint Fürst<lb/>
Uchtomski hier doch nicht in ausländischem Solde zu Hetzen, sondern die wirkliche<lb/>
Herzensstimmnng und die Herzenswünsche der Petersburger Herrschaften zum Aus¬<lb/>
druck zu bringen. Jedenfalls haben unsre Rusfvphilen, die dem Kaiser und dem<lb/>
Grafen Bülow fortgesetzt mit den schwersten Vorwürfen darüber in den Ohren<lb/>
liegen, daß sie nicht unbedingt im russischen Sinne Politik machen, daraus zu ent¬<lb/>
nehmen, wie sehr sie im Unrecht sind. Wenn wir vor einem halben Jahre noch<lb/>
Zweifel darüber äußern konnten, ob die tolle Zumutung, die Rußland damals in<lb/>
dem Vorschlag, Peking zu räumen, den vereinigten Mächten stellte, vielleicht nur<lb/>
als eine Ungeschicklichkeit des Grafen Lambsdorff angesehen werden müßte, oder ob<lb/>
man darin einen wohl überlegten Verrat der russischen Politik an dem bisherigen<lb/>
gemeinsamen Einschreiten der zivilisierten Mächte gegen den unerhörten, jeden<lb/>
moclns vivoncli aufhebenden chinesischen Völkerrechtsbruch mit einer besondern, gegen<lb/>
das Deutsche Reich gerichteten Spitze sehen solle, so ist heute der russische Verrat<lb/>
an den Mächten und vor allem am Deutschen Reich eine Thatsache, an der gar<lb/>
nicht mehr gezweifelt werden kann. Wir sagen nicht, daß der Zar selbst zum Ver¬<lb/>
räter geworden sei, nachdem er dem deutschen Kaiser persönlich sein volles Ein¬<lb/>
verständnis mit dem deutschen Oberkommando erklärt hatte. Der Zar ist in der<lb/>
russischen Politik augenscheinlich zur Zeit mehr Strohmann als irgend ein kon¬<lb/>
stitutioneller Monarch in der Politik seines Landes und verdient nnr Mitleid,<lb/>
nicht Tadel. Die Russen selbst haben ihn schmählich bloßgestellt, indem sie es<lb/>
waren, die das gemeinsame Oberkommando in Pctschili systematisch zu lahmen suchte«,<lb/>
obgleich das Deutsche Reich so weit ging, ihnen in der Mandschurei freie Hand zu<lb/>
lassen, trotz alles Drängens Englands und Japans in der entgegengesetzten Richtung.<lb/>
Wer von uns Deutschen nnr mit etwas Unbefangenheit den Gang der chinesischen<lb/>
Wirren im letzten halben Jahre beobachtet hat, der muß sich nach dieser Uchtomskischen<lb/>
Beurkundung des russische» Hasses gegen die Deutschen doch endlich nicht nnr von<lb/>
der UnHaltbarkeit der Vorwürfe gegen unsre Regierung überzeugt haben, sondern<lb/>
auch von der unabweisbaren Notwendigkeit, gegen die russische Gefahr dort eine<lb/>
Rückendeckung zu suchen, wo sie allein gefunden werden konnte.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_714"> Wir sind sehr weit davon entfernt, von der deutschen Presse zu verlangen,<lb/>
daß sie sich mit Drohartikeln gegen Rußland wende. Die &#x201E;Dummheit" &#x2014; um<lb/>
mit Bismarck zu sprechen &#x2014; sollen wir lieber bleiben lassen. Wer den deutschen<lb/>
Kaiser kennt, wird überzeugt sein, daß unsre Politik aus der Uchtomskischen Offen¬<lb/>
herzigkeit und der ihr zu Grunde liegenden Gesinnung der herrschenden Klasse in<lb/>
Rußland die nötigen Konsequenzen zu ziehn wissen wird. Aber was wir von der<lb/>
deutschen Presse verlangen, ist, daß sie endlich von der bis zur Karikatur gediehenen<lb/>
falschen Beurteilung unsrer Stellung in China im Petersburger Wjedvmosti zu<lb/>
eiuer unbefangnen, ernsten und patriotischen Beurteilung veranlaßt wird, wie sie<lb/>
politisch reifen Männern ziemt, statt Alte-Weiber-Politik zu treiben. Denn wahr¬<lb/>
haftig: je länger der Krieg in China dauert, um so nichr scheint die öffentliche<lb/>
Meinung über ihn zum alten Weibe zu werden.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_715" next="#ID_716"> Graf Bülow hat in seinem Rundschreiben vom 11. Juli 1900 an die deutschen<lb/>
Regierungen das politische Ziel der gemeinsamen Aktion mit den Mächten in China<lb/>
klar dargelegt. Es besteht, wie er sagte, in der Wiederherstellung der Sicherheit<lb/>
von Person, Eigentum und Thätigkeit der Neichsaugehörigeu in China, in der<lb/>
Sicherstellung geregelter Zustände unter einer geordneten chinesischen Regierung, in<lb/>
der Sühne und der Genugthuung für die verübten Unthaten. Wir wünschen keine<lb/>
Aufteilung Chinas, wir erstreben keine Soudervorteile. &#x2014; Die deutscheu Regierungen<lb/>
waren einig in der Überzeugung, daß ohne nachdrücklich kriegerische Machtcntfnltuug<lb/>
dieses politische Ziel für uns nicht erreicht werden könne, und das Ausland ist in</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0242] Maßgebliches und Unmaßgebliches Kreisen der russischen Politik herrschende Strömung bekannt ist, scheint Fürst Uchtomski hier doch nicht in ausländischem Solde zu Hetzen, sondern die wirkliche Herzensstimmnng und die Herzenswünsche der Petersburger Herrschaften zum Aus¬ druck zu bringen. Jedenfalls haben unsre Rusfvphilen, die dem Kaiser und dem Grafen Bülow fortgesetzt mit den schwersten Vorwürfen darüber in den Ohren liegen, daß sie nicht unbedingt im russischen Sinne Politik machen, daraus zu ent¬ nehmen, wie sehr sie im Unrecht sind. Wenn wir vor einem halben Jahre noch Zweifel darüber äußern konnten, ob die tolle Zumutung, die Rußland damals in dem Vorschlag, Peking zu räumen, den vereinigten Mächten stellte, vielleicht nur als eine Ungeschicklichkeit des Grafen Lambsdorff angesehen werden müßte, oder ob man darin einen wohl überlegten Verrat der russischen Politik an dem bisherigen gemeinsamen Einschreiten der zivilisierten Mächte gegen den unerhörten, jeden moclns vivoncli aufhebenden chinesischen Völkerrechtsbruch mit einer besondern, gegen das Deutsche Reich gerichteten Spitze sehen solle, so ist heute der russische Verrat an den Mächten und vor allem am Deutschen Reich eine Thatsache, an der gar nicht mehr gezweifelt werden kann. Wir sagen nicht, daß der Zar selbst zum Ver¬ räter geworden sei, nachdem er dem deutschen Kaiser persönlich sein volles Ein¬ verständnis mit dem deutschen Oberkommando erklärt hatte. Der Zar ist in der russischen Politik augenscheinlich zur Zeit mehr Strohmann als irgend ein kon¬ stitutioneller Monarch in der Politik seines Landes und verdient nnr Mitleid, nicht Tadel. Die Russen selbst haben ihn schmählich bloßgestellt, indem sie es waren, die das gemeinsame Oberkommando in Pctschili systematisch zu lahmen suchte«, obgleich das Deutsche Reich so weit ging, ihnen in der Mandschurei freie Hand zu lassen, trotz alles Drängens Englands und Japans in der entgegengesetzten Richtung. Wer von uns Deutschen nnr mit etwas Unbefangenheit den Gang der chinesischen Wirren im letzten halben Jahre beobachtet hat, der muß sich nach dieser Uchtomskischen Beurkundung des russische» Hasses gegen die Deutschen doch endlich nicht nnr von der UnHaltbarkeit der Vorwürfe gegen unsre Regierung überzeugt haben, sondern auch von der unabweisbaren Notwendigkeit, gegen die russische Gefahr dort eine Rückendeckung zu suchen, wo sie allein gefunden werden konnte. Wir sind sehr weit davon entfernt, von der deutschen Presse zu verlangen, daß sie sich mit Drohartikeln gegen Rußland wende. Die „Dummheit" — um mit Bismarck zu sprechen — sollen wir lieber bleiben lassen. Wer den deutschen Kaiser kennt, wird überzeugt sein, daß unsre Politik aus der Uchtomskischen Offen¬ herzigkeit und der ihr zu Grunde liegenden Gesinnung der herrschenden Klasse in Rußland die nötigen Konsequenzen zu ziehn wissen wird. Aber was wir von der deutschen Presse verlangen, ist, daß sie endlich von der bis zur Karikatur gediehenen falschen Beurteilung unsrer Stellung in China im Petersburger Wjedvmosti zu eiuer unbefangnen, ernsten und patriotischen Beurteilung veranlaßt wird, wie sie politisch reifen Männern ziemt, statt Alte-Weiber-Politik zu treiben. Denn wahr¬ haftig: je länger der Krieg in China dauert, um so nichr scheint die öffentliche Meinung über ihn zum alten Weibe zu werden. Graf Bülow hat in seinem Rundschreiben vom 11. Juli 1900 an die deutschen Regierungen das politische Ziel der gemeinsamen Aktion mit den Mächten in China klar dargelegt. Es besteht, wie er sagte, in der Wiederherstellung der Sicherheit von Person, Eigentum und Thätigkeit der Neichsaugehörigeu in China, in der Sicherstellung geregelter Zustände unter einer geordneten chinesischen Regierung, in der Sühne und der Genugthuung für die verübten Unthaten. Wir wünschen keine Aufteilung Chinas, wir erstreben keine Soudervorteile. — Die deutscheu Regierungen waren einig in der Überzeugung, daß ohne nachdrücklich kriegerische Machtcntfnltuug dieses politische Ziel für uns nicht erreicht werden könne, und das Ausland ist in

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_234529
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_234529/242
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_234529/242>, abgerufen am 03.07.2024.