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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr.

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Altes und Neues ans der Normandie

erzählte mir seine Lage, Sein Schwiegervater war ein Mann mit 30000 Franken
Rente gewesen, er baute das Schlößchen. Als dieses fertig war, war der Schwieger¬
vater anch mit der Rente bis auf einen Nest von 6000 Franken jährlich fertig,
er starb zur rechten Zeit, Das schöne Gebäude mußte entsprechend im Innern
ausgestattet werden, die Frau meines Wirts gab den Rest des ererbten Vermögens
dazu her. So blieb nichts übrig, als die Farm aufzubessern, die zu der Besitzung
gehörte. Da kam der Krieg, zur Verproviantierung von Paris mußte alles ge¬
liefert werden, was an Nahrungsmitteln und Vieh entbehrlich war. Von den ver-
blichnen zwei Pferden nahmen unsre Truppen das bessere, Kühe und Wein mußten
zur Verpflegung unsrer Mannschaften hergegeben werden, der Acker war unbestellt
geblieben. Die Geschichte dieses einen Mannes war typisch. Wo auf dein Lande
unsre Truppen längere Zeit lagen, herrschte bald Mangel an lebendem Inventar,
der Krieg ist eben hart. Als mein Wirt sah, daß unsre Truppen im übrigen ganz
gute Kerle waren, ließ er auch seine Frau kommen. Warum diese bei ihrer Häßlich¬
keit geflüchtet war, ist mir unverständlich geblieben.

Ich war nach Villers-Ecalles geschickt worden, um dort einen Feldweg zu
beobachten und zu sperren, der einen Abstieg in das Austreberthethnl ermöglichte
und aus diesem nach Rouen führte, ohne unsre Posten bei Duclair und Barentin
zu berühren. Ich hatte die Aufgabe, mich über die Terrainverhältnisse zu orien¬
tieren, und lernte auf diese Weise das Austreberthethal kennen, ein herrliches Stück
Erde. Es ist ein breiter Thalgrund zwischen steilen Abhängen. Ans den Höhen
ziehn sich weite Forsten ins Land, es sind Reste der Wälder, in denen livbsrr lo
als,b>e sein Jagdhorn hat ertönen lassen und seine Meute auf das Wild gehetzt hat.
In dem Thalgrunde windet sich schlangenartig der kleine Fluß durch die Wiesen,
zwischen ihm und der Fahrstraße liegen Farmer und Dörfer, Villen und Mühlen.
Die Feuer in den Fabriken bei Barentin waren ausgelöscht, die Arbeiter saßen in
ihren Häusern, jede Thätigkeit hatte aufgehört. Frau Sorge war in das Thal
gekommen.

Da, wo der erwähnte Weg ans dem Thal nach Rouen zu aufstieg, lag eine
Mühle. Wie ich die Bekanntschaft des Müllers gemacht hatte, weiß ich nicht mehr,
vielleicht war ich dadurch in sein Haus gekommen, daß ich dort einen Beobachtungs-
posten hingestellt hatte. Fest steht, daß, wenn ich abends meine Runde machte, ich
bei dem alten Müller einkehrte, da er eine originelle biedere Haut war, wie Möller
Voß aus Reuters Franzosentid. Er hatte seine besondern Ansichten von der Welt
und ihrem Getriebe. Die einzige Zeitung, die bei ihm Glauben fand, waren die
Markthallenberichte mit den Getreide- und Mehlpreisen, die Republik verwünschte
er, der Getreideexport von Stettin, Danzig und Königsberg war ihm wichtiger
als alle großsprecherischer Reden Gambettas, Frieden wollte er, um arbeiten zu
können. Beim Schoppen Rotwein, den seine Tochter fleißig heraufholen mußte,
kam er dann auf seine Müller- und Lebensfahrten zu sprechen, und schließlich setzten
sich Mutter und Tochter zu uns, um "Vätern" zu kontrollieren. Eine Flasche
guten Wein setzt Mutter noch auf deu Tisch zum Zeichen für den Alten, daß Schluß
gemacht werden soll. Sie gießt mir und ihrem Alten ein und trinkt diesem die
Hälfte Wein ub, damit er sich des Guten nicht zu viel thut. Aus dem Seufzen
über das Malheur, das über Fraukreich gekommen sei, gelangt sie beim zweiten
halben Glase schon in eine behaglichere Stimmung, und beim dritten halben Glase
fügt sie sich schon ganz willig in den Befehl des tvrriblv ^ruWisn, kuuäiws zu
trinken. Bleibt noch ein Rest zu einem vierten Glase, so trinkt sie ihn auch ohne
Befehl aus, zärtlich faßt sie ihren Alten beim Kragen, und ich bummle durch die
helle winterliche Mondscheinlandschaft nach meinem verwunschnem Schlößchen.

Die alten gemütlichen Müllersleute haben längst von der Erde Abschied ge-


Altes und Neues ans der Normandie

erzählte mir seine Lage, Sein Schwiegervater war ein Mann mit 30000 Franken
Rente gewesen, er baute das Schlößchen. Als dieses fertig war, war der Schwieger¬
vater anch mit der Rente bis auf einen Nest von 6000 Franken jährlich fertig,
er starb zur rechten Zeit, Das schöne Gebäude mußte entsprechend im Innern
ausgestattet werden, die Frau meines Wirts gab den Rest des ererbten Vermögens
dazu her. So blieb nichts übrig, als die Farm aufzubessern, die zu der Besitzung
gehörte. Da kam der Krieg, zur Verproviantierung von Paris mußte alles ge¬
liefert werden, was an Nahrungsmitteln und Vieh entbehrlich war. Von den ver-
blichnen zwei Pferden nahmen unsre Truppen das bessere, Kühe und Wein mußten
zur Verpflegung unsrer Mannschaften hergegeben werden, der Acker war unbestellt
geblieben. Die Geschichte dieses einen Mannes war typisch. Wo auf dein Lande
unsre Truppen längere Zeit lagen, herrschte bald Mangel an lebendem Inventar,
der Krieg ist eben hart. Als mein Wirt sah, daß unsre Truppen im übrigen ganz
gute Kerle waren, ließ er auch seine Frau kommen. Warum diese bei ihrer Häßlich¬
keit geflüchtet war, ist mir unverständlich geblieben.

Ich war nach Villers-Ecalles geschickt worden, um dort einen Feldweg zu
beobachten und zu sperren, der einen Abstieg in das Austreberthethnl ermöglichte
und aus diesem nach Rouen führte, ohne unsre Posten bei Duclair und Barentin
zu berühren. Ich hatte die Aufgabe, mich über die Terrainverhältnisse zu orien¬
tieren, und lernte auf diese Weise das Austreberthethal kennen, ein herrliches Stück
Erde. Es ist ein breiter Thalgrund zwischen steilen Abhängen. Ans den Höhen
ziehn sich weite Forsten ins Land, es sind Reste der Wälder, in denen livbsrr lo
als,b>e sein Jagdhorn hat ertönen lassen und seine Meute auf das Wild gehetzt hat.
In dem Thalgrunde windet sich schlangenartig der kleine Fluß durch die Wiesen,
zwischen ihm und der Fahrstraße liegen Farmer und Dörfer, Villen und Mühlen.
Die Feuer in den Fabriken bei Barentin waren ausgelöscht, die Arbeiter saßen in
ihren Häusern, jede Thätigkeit hatte aufgehört. Frau Sorge war in das Thal
gekommen.

Da, wo der erwähnte Weg ans dem Thal nach Rouen zu aufstieg, lag eine
Mühle. Wie ich die Bekanntschaft des Müllers gemacht hatte, weiß ich nicht mehr,
vielleicht war ich dadurch in sein Haus gekommen, daß ich dort einen Beobachtungs-
posten hingestellt hatte. Fest steht, daß, wenn ich abends meine Runde machte, ich
bei dem alten Müller einkehrte, da er eine originelle biedere Haut war, wie Möller
Voß aus Reuters Franzosentid. Er hatte seine besondern Ansichten von der Welt
und ihrem Getriebe. Die einzige Zeitung, die bei ihm Glauben fand, waren die
Markthallenberichte mit den Getreide- und Mehlpreisen, die Republik verwünschte
er, der Getreideexport von Stettin, Danzig und Königsberg war ihm wichtiger
als alle großsprecherischer Reden Gambettas, Frieden wollte er, um arbeiten zu
können. Beim Schoppen Rotwein, den seine Tochter fleißig heraufholen mußte,
kam er dann auf seine Müller- und Lebensfahrten zu sprechen, und schließlich setzten
sich Mutter und Tochter zu uns, um „Vätern" zu kontrollieren. Eine Flasche
guten Wein setzt Mutter noch auf deu Tisch zum Zeichen für den Alten, daß Schluß
gemacht werden soll. Sie gießt mir und ihrem Alten ein und trinkt diesem die
Hälfte Wein ub, damit er sich des Guten nicht zu viel thut. Aus dem Seufzen
über das Malheur, das über Fraukreich gekommen sei, gelangt sie beim zweiten
halben Glase schon in eine behaglichere Stimmung, und beim dritten halben Glase
fügt sie sich schon ganz willig in den Befehl des tvrriblv ^ruWisn, kuuäiws zu
trinken. Bleibt noch ein Rest zu einem vierten Glase, so trinkt sie ihn auch ohne
Befehl aus, zärtlich faßt sie ihren Alten beim Kragen, und ich bummle durch die
helle winterliche Mondscheinlandschaft nach meinem verwunschnem Schlößchen.

Die alten gemütlichen Müllersleute haben längst von der Erde Abschied ge-


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[0238] Altes und Neues ans der Normandie erzählte mir seine Lage, Sein Schwiegervater war ein Mann mit 30000 Franken Rente gewesen, er baute das Schlößchen. Als dieses fertig war, war der Schwieger¬ vater anch mit der Rente bis auf einen Nest von 6000 Franken jährlich fertig, er starb zur rechten Zeit, Das schöne Gebäude mußte entsprechend im Innern ausgestattet werden, die Frau meines Wirts gab den Rest des ererbten Vermögens dazu her. So blieb nichts übrig, als die Farm aufzubessern, die zu der Besitzung gehörte. Da kam der Krieg, zur Verproviantierung von Paris mußte alles ge¬ liefert werden, was an Nahrungsmitteln und Vieh entbehrlich war. Von den ver- blichnen zwei Pferden nahmen unsre Truppen das bessere, Kühe und Wein mußten zur Verpflegung unsrer Mannschaften hergegeben werden, der Acker war unbestellt geblieben. Die Geschichte dieses einen Mannes war typisch. Wo auf dein Lande unsre Truppen längere Zeit lagen, herrschte bald Mangel an lebendem Inventar, der Krieg ist eben hart. Als mein Wirt sah, daß unsre Truppen im übrigen ganz gute Kerle waren, ließ er auch seine Frau kommen. Warum diese bei ihrer Häßlich¬ keit geflüchtet war, ist mir unverständlich geblieben. Ich war nach Villers-Ecalles geschickt worden, um dort einen Feldweg zu beobachten und zu sperren, der einen Abstieg in das Austreberthethnl ermöglichte und aus diesem nach Rouen führte, ohne unsre Posten bei Duclair und Barentin zu berühren. Ich hatte die Aufgabe, mich über die Terrainverhältnisse zu orien¬ tieren, und lernte auf diese Weise das Austreberthethal kennen, ein herrliches Stück Erde. Es ist ein breiter Thalgrund zwischen steilen Abhängen. Ans den Höhen ziehn sich weite Forsten ins Land, es sind Reste der Wälder, in denen livbsrr lo als,b>e sein Jagdhorn hat ertönen lassen und seine Meute auf das Wild gehetzt hat. In dem Thalgrunde windet sich schlangenartig der kleine Fluß durch die Wiesen, zwischen ihm und der Fahrstraße liegen Farmer und Dörfer, Villen und Mühlen. Die Feuer in den Fabriken bei Barentin waren ausgelöscht, die Arbeiter saßen in ihren Häusern, jede Thätigkeit hatte aufgehört. Frau Sorge war in das Thal gekommen. Da, wo der erwähnte Weg ans dem Thal nach Rouen zu aufstieg, lag eine Mühle. Wie ich die Bekanntschaft des Müllers gemacht hatte, weiß ich nicht mehr, vielleicht war ich dadurch in sein Haus gekommen, daß ich dort einen Beobachtungs- posten hingestellt hatte. Fest steht, daß, wenn ich abends meine Runde machte, ich bei dem alten Müller einkehrte, da er eine originelle biedere Haut war, wie Möller Voß aus Reuters Franzosentid. Er hatte seine besondern Ansichten von der Welt und ihrem Getriebe. Die einzige Zeitung, die bei ihm Glauben fand, waren die Markthallenberichte mit den Getreide- und Mehlpreisen, die Republik verwünschte er, der Getreideexport von Stettin, Danzig und Königsberg war ihm wichtiger als alle großsprecherischer Reden Gambettas, Frieden wollte er, um arbeiten zu können. Beim Schoppen Rotwein, den seine Tochter fleißig heraufholen mußte, kam er dann auf seine Müller- und Lebensfahrten zu sprechen, und schließlich setzten sich Mutter und Tochter zu uns, um „Vätern" zu kontrollieren. Eine Flasche guten Wein setzt Mutter noch auf deu Tisch zum Zeichen für den Alten, daß Schluß gemacht werden soll. Sie gießt mir und ihrem Alten ein und trinkt diesem die Hälfte Wein ub, damit er sich des Guten nicht zu viel thut. Aus dem Seufzen über das Malheur, das über Fraukreich gekommen sei, gelangt sie beim zweiten halben Glase schon in eine behaglichere Stimmung, und beim dritten halben Glase fügt sie sich schon ganz willig in den Befehl des tvrriblv ^ruWisn, kuuäiws zu trinken. Bleibt noch ein Rest zu einem vierten Glase, so trinkt sie ihn auch ohne Befehl aus, zärtlich faßt sie ihren Alten beim Kragen, und ich bummle durch die helle winterliche Mondscheinlandschaft nach meinem verwunschnem Schlößchen. Die alten gemütlichen Müllersleute haben längst von der Erde Abschied ge-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_234529/238>, abgerufen am 01.07.2024.