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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

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er wird sogar gesperrt gedruckt, und mancher arme Teufel, der einmal irgend einer
Versuchung erlegen ist, ist schon dadurch, daß er auch noch von der Presse öffentlich
an den Pranger gestellt worden ist, um sein ganzes späteres Lebensglück gekommen.
Warum muß der Name des bestraften Menschen nur auch noch gebrandmarkt werden,
wo es sich vielleicht um einen gestohlnen alten Rock, um die Unterschlagung weniger
Mark und um ähnliches handelt? Thut es die Anführung einiger Buchstaben
nicht ebensogut? Und ist es nötig, daß durch solche Mitteilungen, die niemand
nützen, bei der satten Tugend und zahlungsfähigen Moral der Klatsch wachgerufen
wird und nicht nur der Verurteilte, sondern auch seine ganz unschuldigen Angehörigen
zum Gegenstand der Aburteilung gemacht werden?

Aber dieses Aufrühren und Ausrufen des fremden Elends und der fremden
Schuld ist es nicht, worüber wir hier reden wollen; unser Thema ist noch ernster.
Ich habe schon gesagt, daß die Wiedergabe von Gerichtsverhandlungen in einer
großen Zahl von Tagesblättern einen Raum einnimmt, der in keinem Verhältnis
zu der öffentlichen Bedeutung der Dinge steht, die da verhandelt werden. Aber
noch mehr: je schmutziger, ekelerregender und grauenhafter der Gegenstand eines
Prozesses ist, desto mehr wird er bis in seine abscheulichsten Einzelheiten hinein
breit getreten; alle Einzelheiten der Greuelthat werden skrupellos aufgezählt und
mit Vergnügen und Stolz, als seien es die kostbaren Perlen eines Halsschmucks,
aneinandergereiht. Es scheint mir, als habe dieser widerwärtige Unfug unsrer
Skandalpresse noch lange nicht seinen Höhepunkt erreicht. Die neuste Errungen¬
schaft in dieser Beziehung ist eine förmliche Einteilung des Stoffes in Kapitel,
sodaß jedes Stadium des Prozesses durch eine eigne fettgedruckte Überschrift aus¬
drücklich hervorgehoben und dem sensntionshungrigen Leser dadurch als besonders
interessant bezeichnet wird. Was hierin z. B. bei den' Gönezi-Prozeß und dem
Sternberg-Prozeß geleistet wurde, ist noch in aller Erimiernng, und ich bin überzeugt,
daß, wenn nicht bei Sittlichkeitsprvzessen die Öffentlichkeit ausgeschlossen wäre, ge¬
wisse Blätter nicht den geringsten Anstand nehmen würden, auch diesen Schmutz
ihren Lesern in breitesten Strome vorzuführen.

Als vor mehreren Jahren der Prozeß Koschemnnn in Berlin spielte, brachten
die Blätter, und es haben damals selbst große und durchaus anständige Blätter
bei diesem Sport angethan, eine Beschreibung der angeblichen Höllenmaschine
Koschemanns, die so gründlich und detailliert war, daß jeder nicht ganz auf den
Kopf gefallne halbwüchsige Bengel in der Lage gewesen wäre, sich auf Grund dieser
Beschreibungen ebenfalls eine Höllenmaschine zu konstruieren, um dann bei Gelegen¬
heit damit irgendwelche nichtsnutzigen Streiche zu vollführen. Wozu in aller Welt
eine solche eingehende Beschreibung eines Mvrdinstruments? ZÄswpIa, tranunt;
^ ist schon mehr als einer erst in dem Augenblick zum Verbrecher geworden, wo
>hin durch irgendwelchen Fingerzeig die Ausübung eines Verbrechens ermöglicht
wurde -- eines Verbrechens, das ohne diesen Wink wahrscheinlich unausgeführt ge¬
blieben wäre, weil der Verbrecher aus sich selbst heraus niemals Mittel und Wege
zur Ausführung gefunden hätte. Eine Statistik darüber, wie viele durch die
lebendige Schilderung eines Sensationsprozesses, durch die Lektüre von Blut- und
Mordgeschichten zum Verbrecher geworden sind, fehlt und wird wohl kaum zu er¬
langen sein. Aber ich bin überzeugt, daß sie Zahlen aufweisen würde, über die
man erschrecken müßte. Die Bestie liegt mehr oder weniger tief versteckt in jedem
Menschen, und bei manchem bedarf es nnr des geringsten Anreizes, sie aufzu¬
wecken.

Es ist eine bekannte Thatsache, daß zu Zeiten gewisse Arten von Verbrechen
geradezu epidemisch auftreten, ja daß dann die Art ihrer Ausführung in allen
6"lieu zum Erstaunen ähnlich ist. Soll ich an die Attentatsjahre 1878--1881


er wird sogar gesperrt gedruckt, und mancher arme Teufel, der einmal irgend einer
Versuchung erlegen ist, ist schon dadurch, daß er auch noch von der Presse öffentlich
an den Pranger gestellt worden ist, um sein ganzes späteres Lebensglück gekommen.
Warum muß der Name des bestraften Menschen nur auch noch gebrandmarkt werden,
wo es sich vielleicht um einen gestohlnen alten Rock, um die Unterschlagung weniger
Mark und um ähnliches handelt? Thut es die Anführung einiger Buchstaben
nicht ebensogut? Und ist es nötig, daß durch solche Mitteilungen, die niemand
nützen, bei der satten Tugend und zahlungsfähigen Moral der Klatsch wachgerufen
wird und nicht nur der Verurteilte, sondern auch seine ganz unschuldigen Angehörigen
zum Gegenstand der Aburteilung gemacht werden?

Aber dieses Aufrühren und Ausrufen des fremden Elends und der fremden
Schuld ist es nicht, worüber wir hier reden wollen; unser Thema ist noch ernster.
Ich habe schon gesagt, daß die Wiedergabe von Gerichtsverhandlungen in einer
großen Zahl von Tagesblättern einen Raum einnimmt, der in keinem Verhältnis
zu der öffentlichen Bedeutung der Dinge steht, die da verhandelt werden. Aber
noch mehr: je schmutziger, ekelerregender und grauenhafter der Gegenstand eines
Prozesses ist, desto mehr wird er bis in seine abscheulichsten Einzelheiten hinein
breit getreten; alle Einzelheiten der Greuelthat werden skrupellos aufgezählt und
mit Vergnügen und Stolz, als seien es die kostbaren Perlen eines Halsschmucks,
aneinandergereiht. Es scheint mir, als habe dieser widerwärtige Unfug unsrer
Skandalpresse noch lange nicht seinen Höhepunkt erreicht. Die neuste Errungen¬
schaft in dieser Beziehung ist eine förmliche Einteilung des Stoffes in Kapitel,
sodaß jedes Stadium des Prozesses durch eine eigne fettgedruckte Überschrift aus¬
drücklich hervorgehoben und dem sensntionshungrigen Leser dadurch als besonders
interessant bezeichnet wird. Was hierin z. B. bei den' Gönezi-Prozeß und dem
Sternberg-Prozeß geleistet wurde, ist noch in aller Erimiernng, und ich bin überzeugt,
daß, wenn nicht bei Sittlichkeitsprvzessen die Öffentlichkeit ausgeschlossen wäre, ge¬
wisse Blätter nicht den geringsten Anstand nehmen würden, auch diesen Schmutz
ihren Lesern in breitesten Strome vorzuführen.

Als vor mehreren Jahren der Prozeß Koschemnnn in Berlin spielte, brachten
die Blätter, und es haben damals selbst große und durchaus anständige Blätter
bei diesem Sport angethan, eine Beschreibung der angeblichen Höllenmaschine
Koschemanns, die so gründlich und detailliert war, daß jeder nicht ganz auf den
Kopf gefallne halbwüchsige Bengel in der Lage gewesen wäre, sich auf Grund dieser
Beschreibungen ebenfalls eine Höllenmaschine zu konstruieren, um dann bei Gelegen¬
heit damit irgendwelche nichtsnutzigen Streiche zu vollführen. Wozu in aller Welt
eine solche eingehende Beschreibung eines Mvrdinstruments? ZÄswpIa, tranunt;
^ ist schon mehr als einer erst in dem Augenblick zum Verbrecher geworden, wo
>hin durch irgendwelchen Fingerzeig die Ausübung eines Verbrechens ermöglicht
wurde — eines Verbrechens, das ohne diesen Wink wahrscheinlich unausgeführt ge¬
blieben wäre, weil der Verbrecher aus sich selbst heraus niemals Mittel und Wege
zur Ausführung gefunden hätte. Eine Statistik darüber, wie viele durch die
lebendige Schilderung eines Sensationsprozesses, durch die Lektüre von Blut- und
Mordgeschichten zum Verbrecher geworden sind, fehlt und wird wohl kaum zu er¬
langen sein. Aber ich bin überzeugt, daß sie Zahlen aufweisen würde, über die
man erschrecken müßte. Die Bestie liegt mehr oder weniger tief versteckt in jedem
Menschen, und bei manchem bedarf es nnr des geringsten Anreizes, sie aufzu¬
wecken.

Es ist eine bekannte Thatsache, daß zu Zeiten gewisse Arten von Verbrechen
geradezu epidemisch auftreten, ja daß dann die Art ihrer Ausführung in allen
6"lieu zum Erstaunen ähnlich ist. Soll ich an die Attentatsjahre 1878—1881


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/589>, abgerufen am 22.06.2024.