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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

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Die Sicgesallee. in Berlin und ihr bildnerischer Schmuck

Hauer dem Kurfürsten statt des aufdringlich vorgestreckten Handschuhs wenigstens
die Urkunde der Uispositio ^.elniloa. in die rechte Hand gegeben. Statt dessen
stehn auf der Rückseite des Postaments mit goldnen Buchstaben die Worte: vispointio
^obilloa. Das ist der so oft gerügte Notbehelf, das, was das Kunstwerk plastisch,
ja dramatisch hätte lebendig ausdrücken solle", dem Beschauer durch eine tote In¬
schrift zu sagen. Die vier Seiten des Postaments und die Bnuklehne sind mit
zierlichen, gotisch stilisierten Ornamenten entsprechend geschmückt. Diese Ornamentik
ist das Gebiet, auf dem Otto Lessing zu Hanse ist.

Dicht bei der Siegesallee, der Lennöstrnße gegenüber, steht um Ralde des
Tiergartens das Denkmal Gotthold Ephraim Lessings. Mit diesem Denkmal hat
derselbe Künstler seinen großen Ahnen, den größten Zvpfabschneider aller Zeiten,
vereinigen wollen. Auch dieses Denkmal bleibt hinter den Ansprüchen zurück, die
man an ein Lessingdeukmal in Berlin zu stellen berechtigt ist. Die Figur Gotthold
Ephraims erscheint da so Poesie- und phantasielos wie möglich und wirkt, ganz
abgesehen von der gezwungnen Lage der in unmöglicher Höhe uns die Hüfte ge¬
stützten rechten Hand, zu nüchtern und zu zopfig. Das hat der Künstler auch wohl
selbst gefühlt. Zur Ausgleichung hat er vor das Postament die geflügelte nackte
Figur eines Genius gelegt, der sich, indem er sich in einer unbequemen und un¬
wahrscheinlichen Lage räkelt, die äußerste Mühe giebt, dem Dichter das Feuer der
Wahrheit nach oben entgegenzuhalten. Die Berliner bezeichnen diesen Genius als
schwindsüchtiger Schneider. An das Postament ist daneben eine Bronzetafel gelehnt,
die als Inschrift einige treffliche Verse ans dem Nathan tragt. Also auch da der¬
selbe Mißgriff wie bei der vispositio ^.obillsg,. Das Lessingdenkmal hat einen un¬
bestreitbaren Vorzug, es wirkt dekorativ und malerisch sehr gut durch die Ver¬
einigung des roten Granitpvstaments mit dem weißen Marmor und der dunkeln
Bronze auf dem grünen Hintergrunde des Tiergartens. Ans diese dekorative, in
das kunstgewerbliche Gebiet schlagende Wirkung versteht sich der Künstler. Aber
die große schöpferische Phantasie für die freie, historische, hohe Kunst hat er nicht
in demselben Muße. Immerhin sind ihm die beiden Zeitgenossen, deren Büsten
"eben Albrecht Achill stehn, sehr viel besser gelungen als das Standbild ihres kur¬
fürstlichen Herrn. Die Büste des ritterlichen Schriftstellers Ludwig von Eyb hat
etwas ansprechendes, und die des tapfern, klugen und witzigen Werner von der
Schulenburg zeigt diese Eigenschaften in dem Humor des recht geschickt modellierten
Gesichts treffend und eigentümlich. Aber die Vorzüge dieser Nebenfiguren können
die Schwächen des Standbilds nicht nnfwiegen. Dieser Albrecht Achill ist nicht
^er tapfre, ruhmreiche, kampfcsfrvhc Fürst, den man hier verkörpert zu scheu ge¬
hofft hatte.

Neben Albrecht Achilles erhebt sich das Standbild seines Sohns und Nach¬
folgers, des beredten und weise" Johann Cicero von Albert Marthe, eine selb¬
ständige, geschickte und aller Anerkennung werte Arbeit. Beachtenswert und von
nicht geringem Interesse ist bei dieser und den folgenden Figuren die fortschreitende
Wanderung des Kostüms. Mnnthe läßt den Kurfürsten Johann mit Recht noch
'e .I'üstnng tragen, aber nnter dem Brustpanzer giebt er ihm ein fast bis an die
-nuce reichendes Untergewand und über dem Panzer einen vorn offnen, schanben-
lien Mantel, der die Einzelheiten des Kostüms erkennen läßt und zugleich der
ganzen Fig^, ^ größere, malerisch wirkende Fülle verleiht. Bei Johann Cicero
richemt auch zuerst der breitkrempige, niedrige, weiche Hut und ein starker, nicht
even langer Bart, wahrend das Haupthaar "nieder kürzer wird. Die von dem
Künstler auf die Tracht verwandte Sorgfalt verdient Anerkennung. Noch erfreu¬
licher ist es aber, daß darunter die freie, der geschichtlichen Erscheinung des Kur-
fürsten entsprechende Individualisierung nicht nur nicht gelitten, sondern eher noch


Grenzboten l 1901 54
Die Sicgesallee. in Berlin und ihr bildnerischer Schmuck

Hauer dem Kurfürsten statt des aufdringlich vorgestreckten Handschuhs wenigstens
die Urkunde der Uispositio ^.elniloa. in die rechte Hand gegeben. Statt dessen
stehn auf der Rückseite des Postaments mit goldnen Buchstaben die Worte: vispointio
^obilloa. Das ist der so oft gerügte Notbehelf, das, was das Kunstwerk plastisch,
ja dramatisch hätte lebendig ausdrücken solle«, dem Beschauer durch eine tote In¬
schrift zu sagen. Die vier Seiten des Postaments und die Bnuklehne sind mit
zierlichen, gotisch stilisierten Ornamenten entsprechend geschmückt. Diese Ornamentik
ist das Gebiet, auf dem Otto Lessing zu Hanse ist.

Dicht bei der Siegesallee, der Lennöstrnße gegenüber, steht um Ralde des
Tiergartens das Denkmal Gotthold Ephraim Lessings. Mit diesem Denkmal hat
derselbe Künstler seinen großen Ahnen, den größten Zvpfabschneider aller Zeiten,
vereinigen wollen. Auch dieses Denkmal bleibt hinter den Ansprüchen zurück, die
man an ein Lessingdeukmal in Berlin zu stellen berechtigt ist. Die Figur Gotthold
Ephraims erscheint da so Poesie- und phantasielos wie möglich und wirkt, ganz
abgesehen von der gezwungnen Lage der in unmöglicher Höhe uns die Hüfte ge¬
stützten rechten Hand, zu nüchtern und zu zopfig. Das hat der Künstler auch wohl
selbst gefühlt. Zur Ausgleichung hat er vor das Postament die geflügelte nackte
Figur eines Genius gelegt, der sich, indem er sich in einer unbequemen und un¬
wahrscheinlichen Lage räkelt, die äußerste Mühe giebt, dem Dichter das Feuer der
Wahrheit nach oben entgegenzuhalten. Die Berliner bezeichnen diesen Genius als
schwindsüchtiger Schneider. An das Postament ist daneben eine Bronzetafel gelehnt,
die als Inschrift einige treffliche Verse ans dem Nathan tragt. Also auch da der¬
selbe Mißgriff wie bei der vispositio ^.obillsg,. Das Lessingdenkmal hat einen un¬
bestreitbaren Vorzug, es wirkt dekorativ und malerisch sehr gut durch die Ver¬
einigung des roten Granitpvstaments mit dem weißen Marmor und der dunkeln
Bronze auf dem grünen Hintergrunde des Tiergartens. Ans diese dekorative, in
das kunstgewerbliche Gebiet schlagende Wirkung versteht sich der Künstler. Aber
die große schöpferische Phantasie für die freie, historische, hohe Kunst hat er nicht
in demselben Muße. Immerhin sind ihm die beiden Zeitgenossen, deren Büsten
"eben Albrecht Achill stehn, sehr viel besser gelungen als das Standbild ihres kur¬
fürstlichen Herrn. Die Büste des ritterlichen Schriftstellers Ludwig von Eyb hat
etwas ansprechendes, und die des tapfern, klugen und witzigen Werner von der
Schulenburg zeigt diese Eigenschaften in dem Humor des recht geschickt modellierten
Gesichts treffend und eigentümlich. Aber die Vorzüge dieser Nebenfiguren können
die Schwächen des Standbilds nicht nnfwiegen. Dieser Albrecht Achill ist nicht
^er tapfre, ruhmreiche, kampfcsfrvhc Fürst, den man hier verkörpert zu scheu ge¬
hofft hatte.

Neben Albrecht Achilles erhebt sich das Standbild seines Sohns und Nach¬
folgers, des beredten und weise» Johann Cicero von Albert Marthe, eine selb¬
ständige, geschickte und aller Anerkennung werte Arbeit. Beachtenswert und von
nicht geringem Interesse ist bei dieser und den folgenden Figuren die fortschreitende
Wanderung des Kostüms. Mnnthe läßt den Kurfürsten Johann mit Recht noch
'e .I'üstnng tragen, aber nnter dem Brustpanzer giebt er ihm ein fast bis an die
-nuce reichendes Untergewand und über dem Panzer einen vorn offnen, schanben-
lien Mantel, der die Einzelheiten des Kostüms erkennen läßt und zugleich der
ganzen Fig^, ^ größere, malerisch wirkende Fülle verleiht. Bei Johann Cicero
richemt auch zuerst der breitkrempige, niedrige, weiche Hut und ein starker, nicht
even langer Bart, wahrend das Haupthaar »nieder kürzer wird. Die von dem
Künstler auf die Tracht verwandte Sorgfalt verdient Anerkennung. Noch erfreu¬
licher ist es aber, daß darunter die freie, der geschichtlichen Erscheinung des Kur-
fürsten entsprechende Individualisierung nicht nur nicht gelitten, sondern eher noch


Grenzboten l 1901 54
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[0433] Die Sicgesallee. in Berlin und ihr bildnerischer Schmuck Hauer dem Kurfürsten statt des aufdringlich vorgestreckten Handschuhs wenigstens die Urkunde der Uispositio ^.elniloa. in die rechte Hand gegeben. Statt dessen stehn auf der Rückseite des Postaments mit goldnen Buchstaben die Worte: vispointio ^obilloa. Das ist der so oft gerügte Notbehelf, das, was das Kunstwerk plastisch, ja dramatisch hätte lebendig ausdrücken solle«, dem Beschauer durch eine tote In¬ schrift zu sagen. Die vier Seiten des Postaments und die Bnuklehne sind mit zierlichen, gotisch stilisierten Ornamenten entsprechend geschmückt. Diese Ornamentik ist das Gebiet, auf dem Otto Lessing zu Hanse ist. Dicht bei der Siegesallee, der Lennöstrnße gegenüber, steht um Ralde des Tiergartens das Denkmal Gotthold Ephraim Lessings. Mit diesem Denkmal hat derselbe Künstler seinen großen Ahnen, den größten Zvpfabschneider aller Zeiten, vereinigen wollen. Auch dieses Denkmal bleibt hinter den Ansprüchen zurück, die man an ein Lessingdeukmal in Berlin zu stellen berechtigt ist. Die Figur Gotthold Ephraims erscheint da so Poesie- und phantasielos wie möglich und wirkt, ganz abgesehen von der gezwungnen Lage der in unmöglicher Höhe uns die Hüfte ge¬ stützten rechten Hand, zu nüchtern und zu zopfig. Das hat der Künstler auch wohl selbst gefühlt. Zur Ausgleichung hat er vor das Postament die geflügelte nackte Figur eines Genius gelegt, der sich, indem er sich in einer unbequemen und un¬ wahrscheinlichen Lage räkelt, die äußerste Mühe giebt, dem Dichter das Feuer der Wahrheit nach oben entgegenzuhalten. Die Berliner bezeichnen diesen Genius als schwindsüchtiger Schneider. An das Postament ist daneben eine Bronzetafel gelehnt, die als Inschrift einige treffliche Verse ans dem Nathan tragt. Also auch da der¬ selbe Mißgriff wie bei der vispositio ^.obillsg,. Das Lessingdenkmal hat einen un¬ bestreitbaren Vorzug, es wirkt dekorativ und malerisch sehr gut durch die Ver¬ einigung des roten Granitpvstaments mit dem weißen Marmor und der dunkeln Bronze auf dem grünen Hintergrunde des Tiergartens. Ans diese dekorative, in das kunstgewerbliche Gebiet schlagende Wirkung versteht sich der Künstler. Aber die große schöpferische Phantasie für die freie, historische, hohe Kunst hat er nicht in demselben Muße. Immerhin sind ihm die beiden Zeitgenossen, deren Büsten "eben Albrecht Achill stehn, sehr viel besser gelungen als das Standbild ihres kur¬ fürstlichen Herrn. Die Büste des ritterlichen Schriftstellers Ludwig von Eyb hat etwas ansprechendes, und die des tapfern, klugen und witzigen Werner von der Schulenburg zeigt diese Eigenschaften in dem Humor des recht geschickt modellierten Gesichts treffend und eigentümlich. Aber die Vorzüge dieser Nebenfiguren können die Schwächen des Standbilds nicht nnfwiegen. Dieser Albrecht Achill ist nicht ^er tapfre, ruhmreiche, kampfcsfrvhc Fürst, den man hier verkörpert zu scheu ge¬ hofft hatte. Neben Albrecht Achilles erhebt sich das Standbild seines Sohns und Nach¬ folgers, des beredten und weise» Johann Cicero von Albert Marthe, eine selb¬ ständige, geschickte und aller Anerkennung werte Arbeit. Beachtenswert und von nicht geringem Interesse ist bei dieser und den folgenden Figuren die fortschreitende Wanderung des Kostüms. Mnnthe läßt den Kurfürsten Johann mit Recht noch 'e .I'üstnng tragen, aber nnter dem Brustpanzer giebt er ihm ein fast bis an die -nuce reichendes Untergewand und über dem Panzer einen vorn offnen, schanben- lien Mantel, der die Einzelheiten des Kostüms erkennen läßt und zugleich der ganzen Fig^, ^ größere, malerisch wirkende Fülle verleiht. Bei Johann Cicero richemt auch zuerst der breitkrempige, niedrige, weiche Hut und ein starker, nicht even langer Bart, wahrend das Haupthaar »nieder kürzer wird. Die von dem Künstler auf die Tracht verwandte Sorgfalt verdient Anerkennung. Noch erfreu¬ licher ist es aber, daß darunter die freie, der geschichtlichen Erscheinung des Kur- fürsten entsprechende Individualisierung nicht nur nicht gelitten, sondern eher noch Grenzboten l 1901 54

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/433>, abgerufen am 24.08.2024.