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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

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Die industriellen Monopole in den vereinigten Staaten

ist ja die Verstündignnq mit dein Konkurrenten, nud in der That, innerhalb
eines begrenzten Markes, z. B. in einer kleinen Stadt, kommt es sicherlich oft
genug vor, daß sich die Verkäufer desselben Artikels dahin verabreden, ihre
Preisforderung auf eiuer gleichen Höhe zu halten. Hier haben wir schon die
suteirts oomiusrowo, d, h. die Vereinigung vou Händlern zu dein Zweck, die
Konkurrenz und ihre preisdrückendeu Wirkungen aufzuheben. Eine solche Ver¬
einigung steht freilich meist auf schwachen Füßen und hält nicht lange vor.
Ein besonders günstiger Einkauf eines der alten Konkurrenten oder der Ein¬
tritt eines neuen, der sich auf dem lokalen Markt nnr durch Unterbietung der
ältern Finnen Kundschaft erwerben kann, genügt gewöhnlich, sie über den
Hausen zu werfen. Die Händler sind denn auch nicht bei solchen primitive"
Versuchen, die Preisgestaltung zu beeinflussen, stehn geblieben. Schon sehr
früh hat man als besonders wirksames Mittel zu diesem Zweck den Auflauf
angewandt.

Jahrhundertelang war der Auflauf (leve^römeuy in manchen Teilen
Europas eine wahre Landplage, sodaß z. B. in Frankreich das Wort g,v<n-
pMur (Aufkäufer) fast gleichbedeutend geworden ist mit (Korn-) Wucherer.
Infolge der Verbesserung der Transportmittel ist jedoch der Auflauf sehr er¬
schwert worden. Durch die Eisenbahnen wurden nämlich die Grenzen des
lokalen Markes so außerordentlich erweitert, daß der Auflauf an der Unmög¬
lichkeit scheitern mußte, die zur Bezahlung so ungeheurer Warenmengen er¬
forderlichen Kapitalien aufzubringen. Heutzutage dürfte deshalb der einseitige")
(d. h. nur vom Händler bewirkte) Auflauf bloß uoch an der Börse üblich sein.
Aber hierbei handelt es sich nur um Manipulationen von kurzer Dauer,
die auf die Preislage des Markes nnr einen vorübergehenden Einfluß übe"
können.

Vou viel größerer Bedeutung für das Wirtschaftsleben der modernen
Völker sind in unsern Tagen die zahlreichen Vereinigungen geworden, die die
Produzenten zu dem Zweck unter sich abgeschlossen haben, ans die Gestaltung
des Markes eine bestimmende Einwirkung zu gewinnen. Schon werden die
wichtigsten Produktionszweige von solchen Unternehmerverbänden mehr oder
weniger beherrscht, und die Bedeutung, die diese Kartelle oder Syndikate für
die Entwicklung unsrer wirtschaftlichen Zustände erlangt haben, wird so all¬
gemein gefühlt, daß man fast in jeder Zeitungsnummer Erörterungen darüber
finden kann. Da wird es denn manchem Leser dieser Blätter erwünscht sein,
sich an der Hand zuverlässiger und unparteiischer Quellen über dieses wirt¬
schaftliche Problem orientieren zu können. Diesen, Bedürfnis entgegenzukommen,
lst der Zweck dieser Abhandlung, Wir wollen aber nicht alle Fragen erörtern,
die mit dem Problem in Verbindung stehn, sondern begnügen uns. nach einer



..Einseitig" - -- im Gegensatz Z" der Art des Auflaufs, die auf einer förmlichen Kon¬
vention (LiefcrungSvcrtrag!) zwischen Produzent und Händler beruht svgl, die Verhältnisse auf
dein schlesischen Kohlenmarky,
Die industriellen Monopole in den vereinigten Staaten

ist ja die Verstündignnq mit dein Konkurrenten, nud in der That, innerhalb
eines begrenzten Markes, z. B. in einer kleinen Stadt, kommt es sicherlich oft
genug vor, daß sich die Verkäufer desselben Artikels dahin verabreden, ihre
Preisforderung auf eiuer gleichen Höhe zu halten. Hier haben wir schon die
suteirts oomiusrowo, d, h. die Vereinigung vou Händlern zu dein Zweck, die
Konkurrenz und ihre preisdrückendeu Wirkungen aufzuheben. Eine solche Ver¬
einigung steht freilich meist auf schwachen Füßen und hält nicht lange vor.
Ein besonders günstiger Einkauf eines der alten Konkurrenten oder der Ein¬
tritt eines neuen, der sich auf dem lokalen Markt nnr durch Unterbietung der
ältern Finnen Kundschaft erwerben kann, genügt gewöhnlich, sie über den
Hausen zu werfen. Die Händler sind denn auch nicht bei solchen primitive»
Versuchen, die Preisgestaltung zu beeinflussen, stehn geblieben. Schon sehr
früh hat man als besonders wirksames Mittel zu diesem Zweck den Auflauf
angewandt.

Jahrhundertelang war der Auflauf (leve^römeuy in manchen Teilen
Europas eine wahre Landplage, sodaß z. B. in Frankreich das Wort g,v<n-
pMur (Aufkäufer) fast gleichbedeutend geworden ist mit (Korn-) Wucherer.
Infolge der Verbesserung der Transportmittel ist jedoch der Auflauf sehr er¬
schwert worden. Durch die Eisenbahnen wurden nämlich die Grenzen des
lokalen Markes so außerordentlich erweitert, daß der Auflauf an der Unmög¬
lichkeit scheitern mußte, die zur Bezahlung so ungeheurer Warenmengen er¬
forderlichen Kapitalien aufzubringen. Heutzutage dürfte deshalb der einseitige")
(d. h. nur vom Händler bewirkte) Auflauf bloß uoch an der Börse üblich sein.
Aber hierbei handelt es sich nur um Manipulationen von kurzer Dauer,
die auf die Preislage des Markes nnr einen vorübergehenden Einfluß übe»
können.

Vou viel größerer Bedeutung für das Wirtschaftsleben der modernen
Völker sind in unsern Tagen die zahlreichen Vereinigungen geworden, die die
Produzenten zu dem Zweck unter sich abgeschlossen haben, ans die Gestaltung
des Markes eine bestimmende Einwirkung zu gewinnen. Schon werden die
wichtigsten Produktionszweige von solchen Unternehmerverbänden mehr oder
weniger beherrscht, und die Bedeutung, die diese Kartelle oder Syndikate für
die Entwicklung unsrer wirtschaftlichen Zustände erlangt haben, wird so all¬
gemein gefühlt, daß man fast in jeder Zeitungsnummer Erörterungen darüber
finden kann. Da wird es denn manchem Leser dieser Blätter erwünscht sein,
sich an der Hand zuverlässiger und unparteiischer Quellen über dieses wirt¬
schaftliche Problem orientieren zu können. Diesen, Bedürfnis entgegenzukommen,
lst der Zweck dieser Abhandlung, Wir wollen aber nicht alle Fragen erörtern,
die mit dem Problem in Verbindung stehn, sondern begnügen uns. nach einer



..Einseitig« - -- im Gegensatz Z» der Art des Auflaufs, die auf einer förmlichen Kon¬
vention (LiefcrungSvcrtrag!) zwischen Produzent und Händler beruht svgl, die Verhältnisse auf
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[0407] Die industriellen Monopole in den vereinigten Staaten ist ja die Verstündignnq mit dein Konkurrenten, nud in der That, innerhalb eines begrenzten Markes, z. B. in einer kleinen Stadt, kommt es sicherlich oft genug vor, daß sich die Verkäufer desselben Artikels dahin verabreden, ihre Preisforderung auf eiuer gleichen Höhe zu halten. Hier haben wir schon die suteirts oomiusrowo, d, h. die Vereinigung vou Händlern zu dein Zweck, die Konkurrenz und ihre preisdrückendeu Wirkungen aufzuheben. Eine solche Ver¬ einigung steht freilich meist auf schwachen Füßen und hält nicht lange vor. Ein besonders günstiger Einkauf eines der alten Konkurrenten oder der Ein¬ tritt eines neuen, der sich auf dem lokalen Markt nnr durch Unterbietung der ältern Finnen Kundschaft erwerben kann, genügt gewöhnlich, sie über den Hausen zu werfen. Die Händler sind denn auch nicht bei solchen primitive» Versuchen, die Preisgestaltung zu beeinflussen, stehn geblieben. Schon sehr früh hat man als besonders wirksames Mittel zu diesem Zweck den Auflauf angewandt. Jahrhundertelang war der Auflauf (leve^römeuy in manchen Teilen Europas eine wahre Landplage, sodaß z. B. in Frankreich das Wort g,v<n- pMur (Aufkäufer) fast gleichbedeutend geworden ist mit (Korn-) Wucherer. Infolge der Verbesserung der Transportmittel ist jedoch der Auflauf sehr er¬ schwert worden. Durch die Eisenbahnen wurden nämlich die Grenzen des lokalen Markes so außerordentlich erweitert, daß der Auflauf an der Unmög¬ lichkeit scheitern mußte, die zur Bezahlung so ungeheurer Warenmengen er¬ forderlichen Kapitalien aufzubringen. Heutzutage dürfte deshalb der einseitige") (d. h. nur vom Händler bewirkte) Auflauf bloß uoch an der Börse üblich sein. Aber hierbei handelt es sich nur um Manipulationen von kurzer Dauer, die auf die Preislage des Markes nnr einen vorübergehenden Einfluß übe» können. Vou viel größerer Bedeutung für das Wirtschaftsleben der modernen Völker sind in unsern Tagen die zahlreichen Vereinigungen geworden, die die Produzenten zu dem Zweck unter sich abgeschlossen haben, ans die Gestaltung des Markes eine bestimmende Einwirkung zu gewinnen. Schon werden die wichtigsten Produktionszweige von solchen Unternehmerverbänden mehr oder weniger beherrscht, und die Bedeutung, die diese Kartelle oder Syndikate für die Entwicklung unsrer wirtschaftlichen Zustände erlangt haben, wird so all¬ gemein gefühlt, daß man fast in jeder Zeitungsnummer Erörterungen darüber finden kann. Da wird es denn manchem Leser dieser Blätter erwünscht sein, sich an der Hand zuverlässiger und unparteiischer Quellen über dieses wirt¬ schaftliche Problem orientieren zu können. Diesen, Bedürfnis entgegenzukommen, lst der Zweck dieser Abhandlung, Wir wollen aber nicht alle Fragen erörtern, die mit dem Problem in Verbindung stehn, sondern begnügen uns. nach einer ..Einseitig« - -- im Gegensatz Z» der Art des Auflaufs, die auf einer förmlichen Kon¬ vention (LiefcrungSvcrtrag!) zwischen Produzent und Händler beruht svgl, die Verhältnisse auf dein schlesischen Kohlenmarky,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/407>, abgerufen am 24.08.2024.