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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

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Die Siegesallee in Lemm und ihr bildnerischer Schmuck

zeigt sich seine Überlegenheit nicht blos; in der glücklichen Behnndlnng des Mantels,
sondern mich in der schöne", kraftvollen Haltung und Charakterisierung der Figur,
Das ebenfalls bartlose, aber ausdrucksvolle und kräftige Gesicht, der runde, schmuck¬
lose Eifenhein ans dem natürlich darunter hervorquellenden Lockenhaar, die schlichte
Haltung des Schwerts in der Linken. während die Urkunde über die Errichtung
des Schwnuenordens zwanglos von der Rechten gehalten wird, alles das kommt
der Figur aufs beste zu statten und verleiht ihr fürstliche Würde, Man muß sie
zu den besten der westlichen Reihe zählen. Von den beiden Büsten dieser Gruppe
ist die des Kanzlers und Bischofs von Lebus Friedrich Sesselmann vorzüglich ge¬
raten, der fein modellierte Typus eines klugen, sinnigen und guten geistlichen
Herrn. Die andre stellt den Berliner Patrizier und Bürgermeister Wille Blanken-
selde vor, reicht aber freilich weder in der Modellierung des Kopfes noch der Arme
und Hände an die Büste Sesselmanns hinan.

Immerhin schließt die Westseite der Allee mit Calandrellis Schöpfung be¬
friedigend ab. Dem ans der Ostseite ihr gegenüber stehenden Stnndbilde des Kur¬
fürsten Albrecht Achill von Professor Otto Lessing kann man nicht denselben Beifall
zollen. Der Künstler, der -- namentlich in und an dem neuen Reichstagsgebäude --
auf dem Gebiete ornamentaler und dekorativer Skulptur Vorzügliches geleistet und
sich damit einen rühmlichen Namen gemacht hat, ist der ihm hier gestellten geschicht¬
lichen und monumentalen Aufgabe nicht in gleichem Maße gewachsen gewesen. Er
hat bei der Konzeption dieser Arbeit, die mit Rücksicht auf die Persönlichkeit Albrecht
Aedilis hätte sehr dankbar sein können, keine glückliche Hand gehabt. Kopfschüttelnd
geht das Publikum an dieser Gruppe vorüber, ohne recht zu wissen, was es damit
anfangen soll.

Albrecht Achill ist neben seinem Vater Friedrich 1. von den ältern Hohen-
zollern der in weitern Kreisen, auch unter der Jugend bekannteste. Schon fast
vor sechzig Jahren, als es mit dem Betriebe der brandenburgisch-preußische" Ge¬
schichte in den preußischen Schulen noch höchst mangelhaft bestellt war, fand man
in vielen Häusern und Schulen einen' Holzschnitt, auf dem Albrecht Achill, von
Kopf bis zu Fuß gepanzert, hoch zu Roß dargestellt war, wie er in einer Schlacht
gegen die Nürnberger mitten im dichten Haufen der Feinde wie ein Löwe kämpft
und die Reihen der Feinde niedermäht. Dieses Bild hat ihn als großen Kriegs¬
helden -- ein solcher war er mich, und er hat Wunder der Tapferkeit verrichtet --
populär gemacht. Zwar war er in seinen fränkischen Besitzungen mehr heimisch
als in der Mark. Aber auch hier erschien er doch zu wiederholten malen, um Ord¬
nung zu schaffen, die Straßenräuber hart zu züchtigen und die unbotmäßigen
Jmiker niederzuzwingen. Er stellte die viel umstrittne brandenburgische Lehnshoheit
über Pommern sicher, gewann Krossen und erwarb sich dnrch das berühmte, nach
ihm benannte Hausgesetz, die vispoLltio ^milles,, große Verdienste um sein Hans.
Es war ein Akt vorsorglicher Weisheit, daß sich nach der darin getroffnen Ord¬
nung die Kurmark mit den dazu gehörenden Gebieten hinfort ungeteilt nach dem
fechte der Erstgeburt vererben sollte. Er war einer der letzten und glänzendsten
Repräsentanten des mittelalterlichen, fürstlichen Rittertums. Seine Hofhaltung war
reich und prunkvoll; er veranstaltete glänzende, weltberühmte Turniere, und in den
Turinerschranken war er unbestritten der erste Kämpfer seiner Zeit. Dabei war
er klug, geschäftlich gewandt, fleißig und im Schrifttum wohl erfahren. Sein
Briefwechsel mit seiner zweiten Gemahlin Anna von Sachsen, der neuerdings ver¬
öffentlicht worden ist,*) bietet großes litterarisches und kulturgeschichtliches Interesse.
Zwar enthält diese Korrespondenz drastische Derbheiten, wie wir sie heute kaum
für möglich und nicht für erträglich halte"! aber das Verhältnis des kurfürstliche"



") Deutsche Privatbriese des Mittelalters. Herausgegeben von Dr. G. Steinhaufen,
Band 1, Berlin. R, Gärtners Verlag. 1899.
Die Siegesallee in Lemm und ihr bildnerischer Schmuck

zeigt sich seine Überlegenheit nicht blos; in der glücklichen Behnndlnng des Mantels,
sondern mich in der schöne», kraftvollen Haltung und Charakterisierung der Figur,
Das ebenfalls bartlose, aber ausdrucksvolle und kräftige Gesicht, der runde, schmuck¬
lose Eifenhein ans dem natürlich darunter hervorquellenden Lockenhaar, die schlichte
Haltung des Schwerts in der Linken. während die Urkunde über die Errichtung
des Schwnuenordens zwanglos von der Rechten gehalten wird, alles das kommt
der Figur aufs beste zu statten und verleiht ihr fürstliche Würde, Man muß sie
zu den besten der westlichen Reihe zählen. Von den beiden Büsten dieser Gruppe
ist die des Kanzlers und Bischofs von Lebus Friedrich Sesselmann vorzüglich ge¬
raten, der fein modellierte Typus eines klugen, sinnigen und guten geistlichen
Herrn. Die andre stellt den Berliner Patrizier und Bürgermeister Wille Blanken-
selde vor, reicht aber freilich weder in der Modellierung des Kopfes noch der Arme
und Hände an die Büste Sesselmanns hinan.

Immerhin schließt die Westseite der Allee mit Calandrellis Schöpfung be¬
friedigend ab. Dem ans der Ostseite ihr gegenüber stehenden Stnndbilde des Kur¬
fürsten Albrecht Achill von Professor Otto Lessing kann man nicht denselben Beifall
zollen. Der Künstler, der — namentlich in und an dem neuen Reichstagsgebäude —
auf dem Gebiete ornamentaler und dekorativer Skulptur Vorzügliches geleistet und
sich damit einen rühmlichen Namen gemacht hat, ist der ihm hier gestellten geschicht¬
lichen und monumentalen Aufgabe nicht in gleichem Maße gewachsen gewesen. Er
hat bei der Konzeption dieser Arbeit, die mit Rücksicht auf die Persönlichkeit Albrecht
Aedilis hätte sehr dankbar sein können, keine glückliche Hand gehabt. Kopfschüttelnd
geht das Publikum an dieser Gruppe vorüber, ohne recht zu wissen, was es damit
anfangen soll.

Albrecht Achill ist neben seinem Vater Friedrich 1. von den ältern Hohen-
zollern der in weitern Kreisen, auch unter der Jugend bekannteste. Schon fast
vor sechzig Jahren, als es mit dem Betriebe der brandenburgisch-preußische» Ge¬
schichte in den preußischen Schulen noch höchst mangelhaft bestellt war, fand man
in vielen Häusern und Schulen einen' Holzschnitt, auf dem Albrecht Achill, von
Kopf bis zu Fuß gepanzert, hoch zu Roß dargestellt war, wie er in einer Schlacht
gegen die Nürnberger mitten im dichten Haufen der Feinde wie ein Löwe kämpft
und die Reihen der Feinde niedermäht. Dieses Bild hat ihn als großen Kriegs¬
helden — ein solcher war er mich, und er hat Wunder der Tapferkeit verrichtet —
populär gemacht. Zwar war er in seinen fränkischen Besitzungen mehr heimisch
als in der Mark. Aber auch hier erschien er doch zu wiederholten malen, um Ord¬
nung zu schaffen, die Straßenräuber hart zu züchtigen und die unbotmäßigen
Jmiker niederzuzwingen. Er stellte die viel umstrittne brandenburgische Lehnshoheit
über Pommern sicher, gewann Krossen und erwarb sich dnrch das berühmte, nach
ihm benannte Hausgesetz, die vispoLltio ^milles,, große Verdienste um sein Hans.
Es war ein Akt vorsorglicher Weisheit, daß sich nach der darin getroffnen Ord¬
nung die Kurmark mit den dazu gehörenden Gebieten hinfort ungeteilt nach dem
fechte der Erstgeburt vererben sollte. Er war einer der letzten und glänzendsten
Repräsentanten des mittelalterlichen, fürstlichen Rittertums. Seine Hofhaltung war
reich und prunkvoll; er veranstaltete glänzende, weltberühmte Turniere, und in den
Turinerschranken war er unbestritten der erste Kämpfer seiner Zeit. Dabei war
er klug, geschäftlich gewandt, fleißig und im Schrifttum wohl erfahren. Sein
Briefwechsel mit seiner zweiten Gemahlin Anna von Sachsen, der neuerdings ver¬
öffentlicht worden ist,*) bietet großes litterarisches und kulturgeschichtliches Interesse.
Zwar enthält diese Korrespondenz drastische Derbheiten, wie wir sie heute kaum
für möglich und nicht für erträglich halte«! aber das Verhältnis des kurfürstliche»



") Deutsche Privatbriese des Mittelalters. Herausgegeben von Dr. G. Steinhaufen,
Band 1, Berlin. R, Gärtners Verlag. 1899.
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[0397] Die Siegesallee in Lemm und ihr bildnerischer Schmuck zeigt sich seine Überlegenheit nicht blos; in der glücklichen Behnndlnng des Mantels, sondern mich in der schöne», kraftvollen Haltung und Charakterisierung der Figur, Das ebenfalls bartlose, aber ausdrucksvolle und kräftige Gesicht, der runde, schmuck¬ lose Eifenhein ans dem natürlich darunter hervorquellenden Lockenhaar, die schlichte Haltung des Schwerts in der Linken. während die Urkunde über die Errichtung des Schwnuenordens zwanglos von der Rechten gehalten wird, alles das kommt der Figur aufs beste zu statten und verleiht ihr fürstliche Würde, Man muß sie zu den besten der westlichen Reihe zählen. Von den beiden Büsten dieser Gruppe ist die des Kanzlers und Bischofs von Lebus Friedrich Sesselmann vorzüglich ge¬ raten, der fein modellierte Typus eines klugen, sinnigen und guten geistlichen Herrn. Die andre stellt den Berliner Patrizier und Bürgermeister Wille Blanken- selde vor, reicht aber freilich weder in der Modellierung des Kopfes noch der Arme und Hände an die Büste Sesselmanns hinan. Immerhin schließt die Westseite der Allee mit Calandrellis Schöpfung be¬ friedigend ab. Dem ans der Ostseite ihr gegenüber stehenden Stnndbilde des Kur¬ fürsten Albrecht Achill von Professor Otto Lessing kann man nicht denselben Beifall zollen. Der Künstler, der — namentlich in und an dem neuen Reichstagsgebäude — auf dem Gebiete ornamentaler und dekorativer Skulptur Vorzügliches geleistet und sich damit einen rühmlichen Namen gemacht hat, ist der ihm hier gestellten geschicht¬ lichen und monumentalen Aufgabe nicht in gleichem Maße gewachsen gewesen. Er hat bei der Konzeption dieser Arbeit, die mit Rücksicht auf die Persönlichkeit Albrecht Aedilis hätte sehr dankbar sein können, keine glückliche Hand gehabt. Kopfschüttelnd geht das Publikum an dieser Gruppe vorüber, ohne recht zu wissen, was es damit anfangen soll. Albrecht Achill ist neben seinem Vater Friedrich 1. von den ältern Hohen- zollern der in weitern Kreisen, auch unter der Jugend bekannteste. Schon fast vor sechzig Jahren, als es mit dem Betriebe der brandenburgisch-preußische» Ge¬ schichte in den preußischen Schulen noch höchst mangelhaft bestellt war, fand man in vielen Häusern und Schulen einen' Holzschnitt, auf dem Albrecht Achill, von Kopf bis zu Fuß gepanzert, hoch zu Roß dargestellt war, wie er in einer Schlacht gegen die Nürnberger mitten im dichten Haufen der Feinde wie ein Löwe kämpft und die Reihen der Feinde niedermäht. Dieses Bild hat ihn als großen Kriegs¬ helden — ein solcher war er mich, und er hat Wunder der Tapferkeit verrichtet — populär gemacht. Zwar war er in seinen fränkischen Besitzungen mehr heimisch als in der Mark. Aber auch hier erschien er doch zu wiederholten malen, um Ord¬ nung zu schaffen, die Straßenräuber hart zu züchtigen und die unbotmäßigen Jmiker niederzuzwingen. Er stellte die viel umstrittne brandenburgische Lehnshoheit über Pommern sicher, gewann Krossen und erwarb sich dnrch das berühmte, nach ihm benannte Hausgesetz, die vispoLltio ^milles,, große Verdienste um sein Hans. Es war ein Akt vorsorglicher Weisheit, daß sich nach der darin getroffnen Ord¬ nung die Kurmark mit den dazu gehörenden Gebieten hinfort ungeteilt nach dem fechte der Erstgeburt vererben sollte. Er war einer der letzten und glänzendsten Repräsentanten des mittelalterlichen, fürstlichen Rittertums. Seine Hofhaltung war reich und prunkvoll; er veranstaltete glänzende, weltberühmte Turniere, und in den Turinerschranken war er unbestritten der erste Kämpfer seiner Zeit. Dabei war er klug, geschäftlich gewandt, fleißig und im Schrifttum wohl erfahren. Sein Briefwechsel mit seiner zweiten Gemahlin Anna von Sachsen, der neuerdings ver¬ öffentlicht worden ist,*) bietet großes litterarisches und kulturgeschichtliches Interesse. Zwar enthält diese Korrespondenz drastische Derbheiten, wie wir sie heute kaum für möglich und nicht für erträglich halte«! aber das Verhältnis des kurfürstliche» ") Deutsche Privatbriese des Mittelalters. Herausgegeben von Dr. G. Steinhaufen, Band 1, Berlin. R, Gärtners Verlag. 1899.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/397>, abgerufen am 29.06.2024.