Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Die 5i>:g>:sall^> in Berlin und ihr lnlduorischrr Schnack

kraft unwidersprechlich und wohl auch unwidersprochen auf der Höhe. Reinhold
Begas erfreut sich der Gunst des .Kaisers in hohe:" Grade. Daß dieser ihm das
Standbild des großen Waldemar übertrug, war schon an sich eine Gunstbezeugung
und ein Beweis des höchsten Vertrauens. Dieses Vertrauen hat sich als voll be¬
rechtigt erwiesen. In Berlin herrscht für das Standbild Waldeumrs bei Freunden
und Gegnern des Künstlers einmütige Anerkennung. Es gehört unstreitig zu den
besten in der Siegcsallce. Mit Recht ist von der Episode des falschen Waldemar
hier nichts angedeutet worden, so wichtig sie auch in der Geschichte der Mark
Brandenburg gewesen ist. In ihrer Art dem Standbilde des Markgrafen eben¬
bürtig ist die prachtvolle Büste des zeitgenössischen, berühmten Hochmeisters Sieg¬
fried von Feuchtwcmgeu, der 1309 die Residenz des Deutschen Ordens vou Venedig
nach der Marienburg verlegte. Er hat Waldemar treulich geholfen, und der
meisterlich modellierte Kopf der Büste gehört zu den schönsten und bedeutendsten
in der großen Zahl der hier in Marmor dargestellten. Auffallenderweise läßt sich
dasselbe von der zweiten Büste, der des Minnesängers Heinrich von Meißen,
genannt Fraucnlob, nicht sagen. Das Gesicht, wenn schon sinnend nach innen
gerichtet, ist zu weichlich, fast frauenhaft. Es zieht nicht an und befriedigt nicht.
Phantasie und künstlerisches Genie scheinen bei Reinhold Begas nur in der Dar¬
stellung des Großen, Gewaltigen, Männlichen ihren rechten Boden zu finden. Alles,
was ans Zarte, Lyrische streift, liegt ihm nicht. Man denke nur an seine Statue
Schillers ans dem Gendarmcnmarkt in Berlin. Er ist der große Meister für die
plastische Darstellung reckenhafter Größe.

Auf den noch in jugendlichem Alter im Jahre 1319 hingerafften Waldemar
folgte in der Regierung der Mark sein kaum zwölfjähriger Vetter Heinrich, mit
dem Beinamen "das Kind." Der noch fünfzig Jahre früher so blühende Stamm
der Askcmier ruhte auf den zwei Augen dieses Kindes. Welches Bild der Ver¬
gänglichkeit irdischer, auch fürstlicher Macht und Herrlichkeit! Auch Heinrich das
Kind starb schon nach einjähriger Regierung. Aber geschichtlich mußte auch er hier
seine Stelle finden. Der Bildhauer August Kraus hat ihn dargestellt als einen
schönen Knaben oder vielmehr über sein wirkliches Alter ein wenig hinaus als einen
feinen Jüngling, der, mit übereinandergeschlagnen Füßen sinnend auf eine romanische
Säule gelehnt, mit fragendem Blick in die Welt hinausschaut. Viel mehr war am
Ende ans dieser schweren Ausgabe nicht herauszuschlagen. Die Berliner sagen von
dieser Idealfigur, daß ja für die höhern Töchter auch etwas in der Siegesallee
habe abfallen müssen. Rechts von dem Standbilde Heinrichs sehen wir die recht
wohl gelungne Büste seines Vormuuds, des Herzogs Wratislav IV. von Pommern,
links die des tapfern und ehrenwerte" Ritters Wedigo von Plotho, der in der
Schlacht bei Gransee Waldemar dem Großen das Leben gerettet hat, ein rechter
Soldaten- und harter Juukerlovf von unverkennbarer Plothoscher Familienähnlichkeit.

Mit Heinrich dem Kinde war der letzte brandenburgische Askcmier ins Grab
gesunken. Nun erschienen die Wittelsbacher in der Mark. Zuerst 1324 Ludwig I.,
der Ältere, der Sohn Kaiser Ludwigs des Bädern, dem dieser das erledigte Lehen
der Mark Brandenburg verliehn hatte. Ludwig der Ältere war ein tapferer Herr,
der sich redlich bemüht hat, die Mark gegen die gierigen Hände der habsüchtigen,
von allen Seiten zugreifenden Ncichbaru zu behaupten, bis er im Jahre 1351, der
unaufhörlichen Kämpfe müde, die Mark seinen beiden Stiefbrüdern, Ludwig dem
Römer und Otto dem Faulen übergab, um sich nach Bayern zurückzuziehn. Die
plastische Darstellung der drei wittelsbachischen Markgrafen, die in der Mark nie>
mals recht warm geworden sind, gehörte zu den schwierigsten künstlerischen Aufgaben,
die bei der Ausschmückung der Siegesallee zu lösen waren. Merkwürdig! Bei
allen drei Wittelsbacheru ist die Aufgabe, künstlerisch angesehen, vorzüglich gelöst.


Die 5i>:g>:sall^> in Berlin und ihr lnlduorischrr Schnack

kraft unwidersprechlich und wohl auch unwidersprochen auf der Höhe. Reinhold
Begas erfreut sich der Gunst des .Kaisers in hohe:» Grade. Daß dieser ihm das
Standbild des großen Waldemar übertrug, war schon an sich eine Gunstbezeugung
und ein Beweis des höchsten Vertrauens. Dieses Vertrauen hat sich als voll be¬
rechtigt erwiesen. In Berlin herrscht für das Standbild Waldeumrs bei Freunden
und Gegnern des Künstlers einmütige Anerkennung. Es gehört unstreitig zu den
besten in der Siegcsallce. Mit Recht ist von der Episode des falschen Waldemar
hier nichts angedeutet worden, so wichtig sie auch in der Geschichte der Mark
Brandenburg gewesen ist. In ihrer Art dem Standbilde des Markgrafen eben¬
bürtig ist die prachtvolle Büste des zeitgenössischen, berühmten Hochmeisters Sieg¬
fried von Feuchtwcmgeu, der 1309 die Residenz des Deutschen Ordens vou Venedig
nach der Marienburg verlegte. Er hat Waldemar treulich geholfen, und der
meisterlich modellierte Kopf der Büste gehört zu den schönsten und bedeutendsten
in der großen Zahl der hier in Marmor dargestellten. Auffallenderweise läßt sich
dasselbe von der zweiten Büste, der des Minnesängers Heinrich von Meißen,
genannt Fraucnlob, nicht sagen. Das Gesicht, wenn schon sinnend nach innen
gerichtet, ist zu weichlich, fast frauenhaft. Es zieht nicht an und befriedigt nicht.
Phantasie und künstlerisches Genie scheinen bei Reinhold Begas nur in der Dar¬
stellung des Großen, Gewaltigen, Männlichen ihren rechten Boden zu finden. Alles,
was ans Zarte, Lyrische streift, liegt ihm nicht. Man denke nur an seine Statue
Schillers ans dem Gendarmcnmarkt in Berlin. Er ist der große Meister für die
plastische Darstellung reckenhafter Größe.

Auf den noch in jugendlichem Alter im Jahre 1319 hingerafften Waldemar
folgte in der Regierung der Mark sein kaum zwölfjähriger Vetter Heinrich, mit
dem Beinamen „das Kind." Der noch fünfzig Jahre früher so blühende Stamm
der Askcmier ruhte auf den zwei Augen dieses Kindes. Welches Bild der Ver¬
gänglichkeit irdischer, auch fürstlicher Macht und Herrlichkeit! Auch Heinrich das
Kind starb schon nach einjähriger Regierung. Aber geschichtlich mußte auch er hier
seine Stelle finden. Der Bildhauer August Kraus hat ihn dargestellt als einen
schönen Knaben oder vielmehr über sein wirkliches Alter ein wenig hinaus als einen
feinen Jüngling, der, mit übereinandergeschlagnen Füßen sinnend auf eine romanische
Säule gelehnt, mit fragendem Blick in die Welt hinausschaut. Viel mehr war am
Ende ans dieser schweren Ausgabe nicht herauszuschlagen. Die Berliner sagen von
dieser Idealfigur, daß ja für die höhern Töchter auch etwas in der Siegesallee
habe abfallen müssen. Rechts von dem Standbilde Heinrichs sehen wir die recht
wohl gelungne Büste seines Vormuuds, des Herzogs Wratislav IV. von Pommern,
links die des tapfern und ehrenwerte» Ritters Wedigo von Plotho, der in der
Schlacht bei Gransee Waldemar dem Großen das Leben gerettet hat, ein rechter
Soldaten- und harter Juukerlovf von unverkennbarer Plothoscher Familienähnlichkeit.

Mit Heinrich dem Kinde war der letzte brandenburgische Askcmier ins Grab
gesunken. Nun erschienen die Wittelsbacher in der Mark. Zuerst 1324 Ludwig I.,
der Ältere, der Sohn Kaiser Ludwigs des Bädern, dem dieser das erledigte Lehen
der Mark Brandenburg verliehn hatte. Ludwig der Ältere war ein tapferer Herr,
der sich redlich bemüht hat, die Mark gegen die gierigen Hände der habsüchtigen,
von allen Seiten zugreifenden Ncichbaru zu behaupten, bis er im Jahre 1351, der
unaufhörlichen Kämpfe müde, die Mark seinen beiden Stiefbrüdern, Ludwig dem
Römer und Otto dem Faulen übergab, um sich nach Bayern zurückzuziehn. Die
plastische Darstellung der drei wittelsbachischen Markgrafen, die in der Mark nie>
mals recht warm geworden sind, gehörte zu den schwierigsten künstlerischen Aufgaben,
die bei der Ausschmückung der Siegesallee zu lösen waren. Merkwürdig! Bei
allen drei Wittelsbacheru ist die Aufgabe, künstlerisch angesehen, vorzüglich gelöst.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0392" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/234272"/>
          <fw type="header" place="top"> Die 5i&gt;:g&gt;:sall^&gt; in Berlin und ihr lnlduorischrr Schnack</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_1292" prev="#ID_1291"> kraft unwidersprechlich und wohl auch unwidersprochen auf der Höhe. Reinhold<lb/>
Begas erfreut sich der Gunst des .Kaisers in hohe:» Grade. Daß dieser ihm das<lb/>
Standbild des großen Waldemar übertrug, war schon an sich eine Gunstbezeugung<lb/>
und ein Beweis des höchsten Vertrauens. Dieses Vertrauen hat sich als voll be¬<lb/>
rechtigt erwiesen. In Berlin herrscht für das Standbild Waldeumrs bei Freunden<lb/>
und Gegnern des Künstlers einmütige Anerkennung. Es gehört unstreitig zu den<lb/>
besten in der Siegcsallce. Mit Recht ist von der Episode des falschen Waldemar<lb/>
hier nichts angedeutet worden, so wichtig sie auch in der Geschichte der Mark<lb/>
Brandenburg gewesen ist. In ihrer Art dem Standbilde des Markgrafen eben¬<lb/>
bürtig ist die prachtvolle Büste des zeitgenössischen, berühmten Hochmeisters Sieg¬<lb/>
fried von Feuchtwcmgeu, der 1309 die Residenz des Deutschen Ordens vou Venedig<lb/>
nach der Marienburg verlegte. Er hat Waldemar treulich geholfen, und der<lb/>
meisterlich modellierte Kopf der Büste gehört zu den schönsten und bedeutendsten<lb/>
in der großen Zahl der hier in Marmor dargestellten. Auffallenderweise läßt sich<lb/>
dasselbe von der zweiten Büste, der des Minnesängers Heinrich von Meißen,<lb/>
genannt Fraucnlob, nicht sagen. Das Gesicht, wenn schon sinnend nach innen<lb/>
gerichtet, ist zu weichlich, fast frauenhaft. Es zieht nicht an und befriedigt nicht.<lb/>
Phantasie und künstlerisches Genie scheinen bei Reinhold Begas nur in der Dar¬<lb/>
stellung des Großen, Gewaltigen, Männlichen ihren rechten Boden zu finden. Alles,<lb/>
was ans Zarte, Lyrische streift, liegt ihm nicht. Man denke nur an seine Statue<lb/>
Schillers ans dem Gendarmcnmarkt in Berlin. Er ist der große Meister für die<lb/>
plastische Darstellung reckenhafter Größe.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1293"> Auf den noch in jugendlichem Alter im Jahre 1319 hingerafften Waldemar<lb/>
folgte in der Regierung der Mark sein kaum zwölfjähriger Vetter Heinrich, mit<lb/>
dem Beinamen &#x201E;das Kind." Der noch fünfzig Jahre früher so blühende Stamm<lb/>
der Askcmier ruhte auf den zwei Augen dieses Kindes. Welches Bild der Ver¬<lb/>
gänglichkeit irdischer, auch fürstlicher Macht und Herrlichkeit! Auch Heinrich das<lb/>
Kind starb schon nach einjähriger Regierung. Aber geschichtlich mußte auch er hier<lb/>
seine Stelle finden. Der Bildhauer August Kraus hat ihn dargestellt als einen<lb/>
schönen Knaben oder vielmehr über sein wirkliches Alter ein wenig hinaus als einen<lb/>
feinen Jüngling, der, mit übereinandergeschlagnen Füßen sinnend auf eine romanische<lb/>
Säule gelehnt, mit fragendem Blick in die Welt hinausschaut. Viel mehr war am<lb/>
Ende ans dieser schweren Ausgabe nicht herauszuschlagen. Die Berliner sagen von<lb/>
dieser Idealfigur, daß ja für die höhern Töchter auch etwas in der Siegesallee<lb/>
habe abfallen müssen. Rechts von dem Standbilde Heinrichs sehen wir die recht<lb/>
wohl gelungne Büste seines Vormuuds, des Herzogs Wratislav IV. von Pommern,<lb/>
links die des tapfern und ehrenwerte» Ritters Wedigo von Plotho, der in der<lb/>
Schlacht bei Gransee Waldemar dem Großen das Leben gerettet hat, ein rechter<lb/>
Soldaten- und harter Juukerlovf von unverkennbarer Plothoscher Familienähnlichkeit.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1294" next="#ID_1295"> Mit Heinrich dem Kinde war der letzte brandenburgische Askcmier ins Grab<lb/>
gesunken. Nun erschienen die Wittelsbacher in der Mark. Zuerst 1324 Ludwig I.,<lb/>
der Ältere, der Sohn Kaiser Ludwigs des Bädern, dem dieser das erledigte Lehen<lb/>
der Mark Brandenburg verliehn hatte. Ludwig der Ältere war ein tapferer Herr,<lb/>
der sich redlich bemüht hat, die Mark gegen die gierigen Hände der habsüchtigen,<lb/>
von allen Seiten zugreifenden Ncichbaru zu behaupten, bis er im Jahre 1351, der<lb/>
unaufhörlichen Kämpfe müde, die Mark seinen beiden Stiefbrüdern, Ludwig dem<lb/>
Römer und Otto dem Faulen übergab, um sich nach Bayern zurückzuziehn. Die<lb/>
plastische Darstellung der drei wittelsbachischen Markgrafen, die in der Mark nie&gt;<lb/>
mals recht warm geworden sind, gehörte zu den schwierigsten künstlerischen Aufgaben,<lb/>
die bei der Ausschmückung der Siegesallee zu lösen waren. Merkwürdig! Bei<lb/>
allen drei Wittelsbacheru ist die Aufgabe, künstlerisch angesehen, vorzüglich gelöst.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0392] Die 5i>:g>:sall^> in Berlin und ihr lnlduorischrr Schnack kraft unwidersprechlich und wohl auch unwidersprochen auf der Höhe. Reinhold Begas erfreut sich der Gunst des .Kaisers in hohe:» Grade. Daß dieser ihm das Standbild des großen Waldemar übertrug, war schon an sich eine Gunstbezeugung und ein Beweis des höchsten Vertrauens. Dieses Vertrauen hat sich als voll be¬ rechtigt erwiesen. In Berlin herrscht für das Standbild Waldeumrs bei Freunden und Gegnern des Künstlers einmütige Anerkennung. Es gehört unstreitig zu den besten in der Siegcsallce. Mit Recht ist von der Episode des falschen Waldemar hier nichts angedeutet worden, so wichtig sie auch in der Geschichte der Mark Brandenburg gewesen ist. In ihrer Art dem Standbilde des Markgrafen eben¬ bürtig ist die prachtvolle Büste des zeitgenössischen, berühmten Hochmeisters Sieg¬ fried von Feuchtwcmgeu, der 1309 die Residenz des Deutschen Ordens vou Venedig nach der Marienburg verlegte. Er hat Waldemar treulich geholfen, und der meisterlich modellierte Kopf der Büste gehört zu den schönsten und bedeutendsten in der großen Zahl der hier in Marmor dargestellten. Auffallenderweise läßt sich dasselbe von der zweiten Büste, der des Minnesängers Heinrich von Meißen, genannt Fraucnlob, nicht sagen. Das Gesicht, wenn schon sinnend nach innen gerichtet, ist zu weichlich, fast frauenhaft. Es zieht nicht an und befriedigt nicht. Phantasie und künstlerisches Genie scheinen bei Reinhold Begas nur in der Dar¬ stellung des Großen, Gewaltigen, Männlichen ihren rechten Boden zu finden. Alles, was ans Zarte, Lyrische streift, liegt ihm nicht. Man denke nur an seine Statue Schillers ans dem Gendarmcnmarkt in Berlin. Er ist der große Meister für die plastische Darstellung reckenhafter Größe. Auf den noch in jugendlichem Alter im Jahre 1319 hingerafften Waldemar folgte in der Regierung der Mark sein kaum zwölfjähriger Vetter Heinrich, mit dem Beinamen „das Kind." Der noch fünfzig Jahre früher so blühende Stamm der Askcmier ruhte auf den zwei Augen dieses Kindes. Welches Bild der Ver¬ gänglichkeit irdischer, auch fürstlicher Macht und Herrlichkeit! Auch Heinrich das Kind starb schon nach einjähriger Regierung. Aber geschichtlich mußte auch er hier seine Stelle finden. Der Bildhauer August Kraus hat ihn dargestellt als einen schönen Knaben oder vielmehr über sein wirkliches Alter ein wenig hinaus als einen feinen Jüngling, der, mit übereinandergeschlagnen Füßen sinnend auf eine romanische Säule gelehnt, mit fragendem Blick in die Welt hinausschaut. Viel mehr war am Ende ans dieser schweren Ausgabe nicht herauszuschlagen. Die Berliner sagen von dieser Idealfigur, daß ja für die höhern Töchter auch etwas in der Siegesallee habe abfallen müssen. Rechts von dem Standbilde Heinrichs sehen wir die recht wohl gelungne Büste seines Vormuuds, des Herzogs Wratislav IV. von Pommern, links die des tapfern und ehrenwerte» Ritters Wedigo von Plotho, der in der Schlacht bei Gransee Waldemar dem Großen das Leben gerettet hat, ein rechter Soldaten- und harter Juukerlovf von unverkennbarer Plothoscher Familienähnlichkeit. Mit Heinrich dem Kinde war der letzte brandenburgische Askcmier ins Grab gesunken. Nun erschienen die Wittelsbacher in der Mark. Zuerst 1324 Ludwig I., der Ältere, der Sohn Kaiser Ludwigs des Bädern, dem dieser das erledigte Lehen der Mark Brandenburg verliehn hatte. Ludwig der Ältere war ein tapferer Herr, der sich redlich bemüht hat, die Mark gegen die gierigen Hände der habsüchtigen, von allen Seiten zugreifenden Ncichbaru zu behaupten, bis er im Jahre 1351, der unaufhörlichen Kämpfe müde, die Mark seinen beiden Stiefbrüdern, Ludwig dem Römer und Otto dem Faulen übergab, um sich nach Bayern zurückzuziehn. Die plastische Darstellung der drei wittelsbachischen Markgrafen, die in der Mark nie> mals recht warm geworden sind, gehörte zu den schwierigsten künstlerischen Aufgaben, die bei der Ausschmückung der Siegesallee zu lösen waren. Merkwürdig! Bei allen drei Wittelsbacheru ist die Aufgabe, künstlerisch angesehen, vorzüglich gelöst.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/392
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/392>, abgerufen am 24.07.2024.