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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

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Jur neuen Kanalvorlage

1898/99 zusammenfällt, sodaß also allein für diese erste Gruppe der Ver¬
wendungszwecke 68231000 Mark mehr als 1898/99 verlangt werden.

Die zweite Grupe betrifft die "Beteiligung des Staats" an folgenden
Projekten der Landeskultur! l, an der Verbesserung der Vorflut in
der untern Oder bis zu -1098900" Mark; 2, an der Verbesserung der
Vvrfluts- und Schiffahrtsverhältuisse in der untern Havel bis zu
9670000 Mark; 3. an dem Ausbau der Spree bis zu 9336000 Mark;
zusammen bis zu 59995000 Mark für die zweite Gruppe, wovon in der
Kanalvorlage von 1898/99 noch nichts enthalten war.

In der Begründung erklärt die Staatsregierung ausdrücklich, daß die er-
neute Prüfung des am 19, August 1899 vom Abgeordnetenhause abgelehnten
Projekts des Rhein-Elbetanals sie in der Überzeugung befestigt habe, daß dieser
Kanal einem "dringenden Verkehrsbedürfnis" entspreche, und sie beantrage des¬
halb "in erster Linie" nochmals die Bewilligung der Mittel für ihn. Neuere
Erwägungen -- heißt es weiter hätten serner zu dem Ergebnis geführt,
daß es sich empfehle, eine Reihe weiterer Projekte, die die Herstellung und
den Ausbau von Kannten und Flußläufeu sowohl in, Interesse der Schiffahrt
als der Landeskultur bezwecken, in den Gesetzentwurf aufzunehmen. Die
Staatsregierung könne dabei zwar den bei den früher" Berntungen von andrer
Seite mehrfach eiugeuoiumnen Standpunkt nicht für richtig halten, daß die
Schaffung eines neuen Verkehrswegs in einem Teile des Staatsgebiets nun¬
mehr auch andre Teile berechtige, gleiche oder ähnliche Anlagen zu verlangen,
Sie sei aber bereit, deu dieserhalb ausgesprochnen Wünschen insoweit ent
gegen zu komme", als sie nunmehr die von ihr an sich für sachlich berechtigt
anerkannten, ohnehin seit längerer Zeit geplanten Projekte mit dem Rhein-
Elbe-Kaualplau in einer Vorlage vereinige. Sie verfolge dabei den Grund¬
gedanken, durch die Verbindung der natürlichen schiffbaren Strome eilt zusammen-
hängendes Wasserstraßenuetz von großer Leistuugsfnhigteit im Staate zu schaffen,
wie es kein andres Land habe, und das in hohen" Maße geeignet erscheine,
im Verein mit dem schon vorhnudueu und weiter auszubildenden Netz an
Voll-, Neben- und Kleinbahnen sowie befestigten Straßen deu wirksamsten
Hebel für die Beförderung und Stützung aller Wirtschaftszweige sowie der
Wehrkraft des Staats zu bilden.

Es ist natürlich leicht zu erklären und anch zu entschuldigen, daß die
Regierung deu Wunsch hatte, den Schein zu wahre", als ob sie nicht
der Not gehorchend, nnr dem eignen Trieb, sich zu der Erweiterung der
1899er Vorlage verstanden habe. Der Minister der öffentlichen Arbeiten hat
denn auch in seiner Einführnngsrede am 4. Februar die Bedeutung des neuen
Entwurfs im Unterschiede von dem frühern dahin erläutert, daß er nicht etwa
eine mit einigen kostspieligen Arabesken dekorierte Wiederholung der Kanal¬
vorlage von 1898/99 darstelle, sondern ein "neues, umfassendes Programm
für die nächsten fünfzehn Jahre," das die Verkehrs- und Laudeskulturbedürf-
nisse aller Provinzen des Ostens und des Westens berücksichtige und nicht nur


Jur neuen Kanalvorlage

1898/99 zusammenfällt, sodaß also allein für diese erste Gruppe der Ver¬
wendungszwecke 68231000 Mark mehr als 1898/99 verlangt werden.

Die zweite Grupe betrifft die „Beteiligung des Staats" an folgenden
Projekten der Landeskultur! l, an der Verbesserung der Vorflut in
der untern Oder bis zu -1098900» Mark; 2, an der Verbesserung der
Vvrfluts- und Schiffahrtsverhältuisse in der untern Havel bis zu
9670000 Mark; 3. an dem Ausbau der Spree bis zu 9336000 Mark;
zusammen bis zu 59995000 Mark für die zweite Gruppe, wovon in der
Kanalvorlage von 1898/99 noch nichts enthalten war.

In der Begründung erklärt die Staatsregierung ausdrücklich, daß die er-
neute Prüfung des am 19, August 1899 vom Abgeordnetenhause abgelehnten
Projekts des Rhein-Elbetanals sie in der Überzeugung befestigt habe, daß dieser
Kanal einem „dringenden Verkehrsbedürfnis" entspreche, und sie beantrage des¬
halb „in erster Linie" nochmals die Bewilligung der Mittel für ihn. Neuere
Erwägungen — heißt es weiter hätten serner zu dem Ergebnis geführt,
daß es sich empfehle, eine Reihe weiterer Projekte, die die Herstellung und
den Ausbau von Kannten und Flußläufeu sowohl in, Interesse der Schiffahrt
als der Landeskultur bezwecken, in den Gesetzentwurf aufzunehmen. Die
Staatsregierung könne dabei zwar den bei den früher» Berntungen von andrer
Seite mehrfach eiugeuoiumnen Standpunkt nicht für richtig halten, daß die
Schaffung eines neuen Verkehrswegs in einem Teile des Staatsgebiets nun¬
mehr auch andre Teile berechtige, gleiche oder ähnliche Anlagen zu verlangen,
Sie sei aber bereit, deu dieserhalb ausgesprochnen Wünschen insoweit ent
gegen zu komme», als sie nunmehr die von ihr an sich für sachlich berechtigt
anerkannten, ohnehin seit längerer Zeit geplanten Projekte mit dem Rhein-
Elbe-Kaualplau in einer Vorlage vereinige. Sie verfolge dabei den Grund¬
gedanken, durch die Verbindung der natürlichen schiffbaren Strome eilt zusammen-
hängendes Wasserstraßenuetz von großer Leistuugsfnhigteit im Staate zu schaffen,
wie es kein andres Land habe, und das in hohen» Maße geeignet erscheine,
im Verein mit dem schon vorhnudueu und weiter auszubildenden Netz an
Voll-, Neben- und Kleinbahnen sowie befestigten Straßen deu wirksamsten
Hebel für die Beförderung und Stützung aller Wirtschaftszweige sowie der
Wehrkraft des Staats zu bilden.

Es ist natürlich leicht zu erklären und anch zu entschuldigen, daß die
Regierung deu Wunsch hatte, den Schein zu wahre», als ob sie nicht
der Not gehorchend, nnr dem eignen Trieb, sich zu der Erweiterung der
1899er Vorlage verstanden habe. Der Minister der öffentlichen Arbeiten hat
denn auch in seiner Einführnngsrede am 4. Februar die Bedeutung des neuen
Entwurfs im Unterschiede von dem frühern dahin erläutert, daß er nicht etwa
eine mit einigen kostspieligen Arabesken dekorierte Wiederholung der Kanal¬
vorlage von 1898/99 darstelle, sondern ein „neues, umfassendes Programm
für die nächsten fünfzehn Jahre," das die Verkehrs- und Laudeskulturbedürf-
nisse aller Provinzen des Ostens und des Westens berücksichtige und nicht nur


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[0331] Jur neuen Kanalvorlage 1898/99 zusammenfällt, sodaß also allein für diese erste Gruppe der Ver¬ wendungszwecke 68231000 Mark mehr als 1898/99 verlangt werden. Die zweite Grupe betrifft die „Beteiligung des Staats" an folgenden Projekten der Landeskultur! l, an der Verbesserung der Vorflut in der untern Oder bis zu -1098900» Mark; 2, an der Verbesserung der Vvrfluts- und Schiffahrtsverhältuisse in der untern Havel bis zu 9670000 Mark; 3. an dem Ausbau der Spree bis zu 9336000 Mark; zusammen bis zu 59995000 Mark für die zweite Gruppe, wovon in der Kanalvorlage von 1898/99 noch nichts enthalten war. In der Begründung erklärt die Staatsregierung ausdrücklich, daß die er- neute Prüfung des am 19, August 1899 vom Abgeordnetenhause abgelehnten Projekts des Rhein-Elbetanals sie in der Überzeugung befestigt habe, daß dieser Kanal einem „dringenden Verkehrsbedürfnis" entspreche, und sie beantrage des¬ halb „in erster Linie" nochmals die Bewilligung der Mittel für ihn. Neuere Erwägungen — heißt es weiter hätten serner zu dem Ergebnis geführt, daß es sich empfehle, eine Reihe weiterer Projekte, die die Herstellung und den Ausbau von Kannten und Flußläufeu sowohl in, Interesse der Schiffahrt als der Landeskultur bezwecken, in den Gesetzentwurf aufzunehmen. Die Staatsregierung könne dabei zwar den bei den früher» Berntungen von andrer Seite mehrfach eiugeuoiumnen Standpunkt nicht für richtig halten, daß die Schaffung eines neuen Verkehrswegs in einem Teile des Staatsgebiets nun¬ mehr auch andre Teile berechtige, gleiche oder ähnliche Anlagen zu verlangen, Sie sei aber bereit, deu dieserhalb ausgesprochnen Wünschen insoweit ent gegen zu komme», als sie nunmehr die von ihr an sich für sachlich berechtigt anerkannten, ohnehin seit längerer Zeit geplanten Projekte mit dem Rhein- Elbe-Kaualplau in einer Vorlage vereinige. Sie verfolge dabei den Grund¬ gedanken, durch die Verbindung der natürlichen schiffbaren Strome eilt zusammen- hängendes Wasserstraßenuetz von großer Leistuugsfnhigteit im Staate zu schaffen, wie es kein andres Land habe, und das in hohen» Maße geeignet erscheine, im Verein mit dem schon vorhnudueu und weiter auszubildenden Netz an Voll-, Neben- und Kleinbahnen sowie befestigten Straßen deu wirksamsten Hebel für die Beförderung und Stützung aller Wirtschaftszweige sowie der Wehrkraft des Staats zu bilden. Es ist natürlich leicht zu erklären und anch zu entschuldigen, daß die Regierung deu Wunsch hatte, den Schein zu wahre», als ob sie nicht der Not gehorchend, nnr dem eignen Trieb, sich zu der Erweiterung der 1899er Vorlage verstanden habe. Der Minister der öffentlichen Arbeiten hat denn auch in seiner Einführnngsrede am 4. Februar die Bedeutung des neuen Entwurfs im Unterschiede von dem frühern dahin erläutert, daß er nicht etwa eine mit einigen kostspieligen Arabesken dekorierte Wiederholung der Kanal¬ vorlage von 1898/99 darstelle, sondern ein „neues, umfassendes Programm für die nächsten fünfzehn Jahre," das die Verkehrs- und Laudeskulturbedürf- nisse aller Provinzen des Ostens und des Westens berücksichtige und nicht nur

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/331>, abgerufen am 24.07.2024.