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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

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Aufsah von Hermann Brnnnhofer: "Der weiße Zar und der Dalnilamn," der
ähnliches berichtet) und gnr nicht daran denkt, in fremden Ländern Christenmission
zu treiben. Jetzt mochten wir aus einem Aufsatz in der Impsi'ni ^lui ^sinen;
Huartvrl? Koviovv, den ein westlich gebildeter Chinese Tuo-Sein-Kv, womdsr of tlo
RoM L.3iatio Sooivt^, in diese gelehrte Zeitschrift über Nis"iunar> 'I^ouvlvs in
^biiui, geschrieben hat, einiges anführen, was sich von den üblichen Ausführungen
unterscheidet. -- Tciw-Sein-Ko sagt, das; er sonne viele andre Chinesen anerkenne,
was die Missionare für Erziehung, Verbreitung der Errungenschaften des Westens,
Hhgiene und als ärztliche Helfer gethan haben. Aber die Missionare haben dn,
wo sie nnfgetreten sind, zerstörend auf die alte Dorforganisativn, die ehrwürdigen
Gebräuche, die Handhabung der Justiz eingewirkt. So despotisch in der Theorie
die chinesische Regierung sei, so demokratisch sei sie in der Praxis: geringe Steuern,
wenig stehende Truppen, wenig Behörden und ein gewisses Selfgovernment. Das
Dorf ist eine durch erwählte Älteste regierte administrative Einheit, die Bewohner
sind ans demselben Clan, über ihre Streitigkeiten einigen sie sich untereinander
leicht ans friedlichem Wege. Wie der Kaiser der "Sohn des Himmels" ist, die
Beamten als seine Delegierten "Vater und Mutter des Volkes" heißen, so sind die
Dorfpatriarchen Autoritäten als Repräsentanten der Beamten. Wo nun in den
Dörfern Missionare aufgetreten und Chinesen zum Christentum übergetreten sind,
hat diese fünftausendjährige Hierarchie vom Kaiser bis herunter zum Dorfältesten
einen Stoß erhallen. Der Abfall von den heimischen Gebräuchen der Ahncnver-
ehruug, die ja für die sämtlichen Dorfbewohner als Slmumesgenossen die gleichen
sind, wirkte verletzend, und auch das Geld spielte eine Rolle: die trengebliebnen
Chinesen mußten die religiösen Feste und Prozessionen, die das ganze Leben der
Dorfbewohner erfüllen, allein zahlen. Duzn überragten Kirchen, Schulen und
Missionshäuser die Wohnungen der Lokalbehörden und der Dorfpatrizier. (Auch
bei uus hat schou mancher protestantische deutsche Bürger Unannehmlichkeiten gehabt,
wenn es ihm eingefallen ist, sich in einer durchaus katholischen Gegend niederzu¬
lassen und sich da ein Haus oder Schlößchen anzulegen: eingeworfne Fenster,
Hetzerei ans dem Beichtstuhl, keine Dienstboten und am Schlüsse nicht begraben.)
Daß in Streitigkeiten mit ungläubigen Chinesen die Konvertierten den Missionar,
dieser deu Konsul, den Gesandten, das Kriegsschiff hinter sich haben, um ihre meistens
schlechte Sache durchzuführen, ist oft genug schon betont worden. ....... Für einen
großen Fehler erklärt ferner Taw-sein-Ko, daß man den Missionaren erlaubt hat,
sich im Innern isoliert in Dörfern niederzulassen. Da die Verbindungen überall
so schlecht wie möglich sind, und die Bedingungen für den Schutz vou Personen
und Eigentum ganz unzulänglich, so ist es vou vornherein klar, daß eigentlich das
Gouvernement nicht dafür verantwortlich gemacht werden kann. Wer sich in Gefahr
begiebt, kommt darin um. Die Missionare wissen ganz genau, daß die Zentral-
regierung in Peking nicht imstande ist, einzugreifen, wenn in Shantung oder Fnkkiev
das Volk gegen sie aussteht, weil es die Gebräuche und Sitten der Väter nicht
zerstört haben will. Sie sollen also an Plätzen bleiben, wo sie des Schutzes sicher
sein können. Ans diese Weise hat aber mich die Zentralregierung in Peking ihre
Autorität verloren: je mehr Schuldige geköpft, je mehr Strafgelder aus den schul¬
digen Gegenden herausgezogen wurden, desto häufiger wurden die Unruhen, desto
mehr Fremde ohne Unterschied der Nationalität wurden getötet, und der Schluß war,
daß die Regierung in Peking nicht mehr wußte, wo hinaus. Geradezu vernichtend
für die einheimische Macht der chinesischen Negierung hat aber die dnrch kaiserliches
Edikt bewirkte Übertragung von offiziellen Eigenschaften (oMeikl "tatu8) an Missions¬
stationen mit Geltung anch gegenüber Chinesen gewirkt. Engländer hätten diese


dischen Lamaismus erleichtert (wir finden in der Nntimi vom 22. Dezember einen
Aufsah von Hermann Brnnnhofer: „Der weiße Zar und der Dalnilamn," der
ähnliches berichtet) und gnr nicht daran denkt, in fremden Ländern Christenmission
zu treiben. Jetzt mochten wir aus einem Aufsatz in der Impsi'ni ^lui ^sinen;
Huartvrl? Koviovv, den ein westlich gebildeter Chinese Tuo-Sein-Kv, womdsr of tlo
RoM L.3iatio Sooivt^, in diese gelehrte Zeitschrift über Nis«iunar> 'I^ouvlvs in
^biiui, geschrieben hat, einiges anführen, was sich von den üblichen Ausführungen
unterscheidet. — Tciw-Sein-Ko sagt, das; er sonne viele andre Chinesen anerkenne,
was die Missionare für Erziehung, Verbreitung der Errungenschaften des Westens,
Hhgiene und als ärztliche Helfer gethan haben. Aber die Missionare haben dn,
wo sie nnfgetreten sind, zerstörend auf die alte Dorforganisativn, die ehrwürdigen
Gebräuche, die Handhabung der Justiz eingewirkt. So despotisch in der Theorie
die chinesische Regierung sei, so demokratisch sei sie in der Praxis: geringe Steuern,
wenig stehende Truppen, wenig Behörden und ein gewisses Selfgovernment. Das
Dorf ist eine durch erwählte Älteste regierte administrative Einheit, die Bewohner
sind ans demselben Clan, über ihre Streitigkeiten einigen sie sich untereinander
leicht ans friedlichem Wege. Wie der Kaiser der „Sohn des Himmels" ist, die
Beamten als seine Delegierten „Vater und Mutter des Volkes" heißen, so sind die
Dorfpatriarchen Autoritäten als Repräsentanten der Beamten. Wo nun in den
Dörfern Missionare aufgetreten und Chinesen zum Christentum übergetreten sind,
hat diese fünftausendjährige Hierarchie vom Kaiser bis herunter zum Dorfältesten
einen Stoß erhallen. Der Abfall von den heimischen Gebräuchen der Ahncnver-
ehruug, die ja für die sämtlichen Dorfbewohner als Slmumesgenossen die gleichen
sind, wirkte verletzend, und auch das Geld spielte eine Rolle: die trengebliebnen
Chinesen mußten die religiösen Feste und Prozessionen, die das ganze Leben der
Dorfbewohner erfüllen, allein zahlen. Duzn überragten Kirchen, Schulen und
Missionshäuser die Wohnungen der Lokalbehörden und der Dorfpatrizier. (Auch
bei uus hat schou mancher protestantische deutsche Bürger Unannehmlichkeiten gehabt,
wenn es ihm eingefallen ist, sich in einer durchaus katholischen Gegend niederzu¬
lassen und sich da ein Haus oder Schlößchen anzulegen: eingeworfne Fenster,
Hetzerei ans dem Beichtstuhl, keine Dienstboten und am Schlüsse nicht begraben.)
Daß in Streitigkeiten mit ungläubigen Chinesen die Konvertierten den Missionar,
dieser deu Konsul, den Gesandten, das Kriegsschiff hinter sich haben, um ihre meistens
schlechte Sache durchzuführen, ist oft genug schon betont worden. ....... Für einen
großen Fehler erklärt ferner Taw-sein-Ko, daß man den Missionaren erlaubt hat,
sich im Innern isoliert in Dörfern niederzulassen. Da die Verbindungen überall
so schlecht wie möglich sind, und die Bedingungen für den Schutz vou Personen
und Eigentum ganz unzulänglich, so ist es vou vornherein klar, daß eigentlich das
Gouvernement nicht dafür verantwortlich gemacht werden kann. Wer sich in Gefahr
begiebt, kommt darin um. Die Missionare wissen ganz genau, daß die Zentral-
regierung in Peking nicht imstande ist, einzugreifen, wenn in Shantung oder Fnkkiev
das Volk gegen sie aussteht, weil es die Gebräuche und Sitten der Väter nicht
zerstört haben will. Sie sollen also an Plätzen bleiben, wo sie des Schutzes sicher
sein können. Ans diese Weise hat aber mich die Zentralregierung in Peking ihre
Autorität verloren: je mehr Schuldige geköpft, je mehr Strafgelder aus den schul¬
digen Gegenden herausgezogen wurden, desto häufiger wurden die Unruhen, desto
mehr Fremde ohne Unterschied der Nationalität wurden getötet, und der Schluß war,
daß die Regierung in Peking nicht mehr wußte, wo hinaus. Geradezu vernichtend
für die einheimische Macht der chinesischen Negierung hat aber die dnrch kaiserliches
Edikt bewirkte Übertragung von offiziellen Eigenschaften (oMeikl «tatu8) an Missions¬
stationen mit Geltung anch gegenüber Chinesen gewirkt. Engländer hätten diese


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[0250] dischen Lamaismus erleichtert (wir finden in der Nntimi vom 22. Dezember einen Aufsah von Hermann Brnnnhofer: „Der weiße Zar und der Dalnilamn," der ähnliches berichtet) und gnr nicht daran denkt, in fremden Ländern Christenmission zu treiben. Jetzt mochten wir aus einem Aufsatz in der Impsi'ni ^lui ^sinen; Huartvrl? Koviovv, den ein westlich gebildeter Chinese Tuo-Sein-Kv, womdsr of tlo RoM L.3iatio Sooivt^, in diese gelehrte Zeitschrift über Nis«iunar> 'I^ouvlvs in ^biiui, geschrieben hat, einiges anführen, was sich von den üblichen Ausführungen unterscheidet. — Tciw-Sein-Ko sagt, das; er sonne viele andre Chinesen anerkenne, was die Missionare für Erziehung, Verbreitung der Errungenschaften des Westens, Hhgiene und als ärztliche Helfer gethan haben. Aber die Missionare haben dn, wo sie nnfgetreten sind, zerstörend auf die alte Dorforganisativn, die ehrwürdigen Gebräuche, die Handhabung der Justiz eingewirkt. So despotisch in der Theorie die chinesische Regierung sei, so demokratisch sei sie in der Praxis: geringe Steuern, wenig stehende Truppen, wenig Behörden und ein gewisses Selfgovernment. Das Dorf ist eine durch erwählte Älteste regierte administrative Einheit, die Bewohner sind ans demselben Clan, über ihre Streitigkeiten einigen sie sich untereinander leicht ans friedlichem Wege. Wie der Kaiser der „Sohn des Himmels" ist, die Beamten als seine Delegierten „Vater und Mutter des Volkes" heißen, so sind die Dorfpatriarchen Autoritäten als Repräsentanten der Beamten. Wo nun in den Dörfern Missionare aufgetreten und Chinesen zum Christentum übergetreten sind, hat diese fünftausendjährige Hierarchie vom Kaiser bis herunter zum Dorfältesten einen Stoß erhallen. Der Abfall von den heimischen Gebräuchen der Ahncnver- ehruug, die ja für die sämtlichen Dorfbewohner als Slmumesgenossen die gleichen sind, wirkte verletzend, und auch das Geld spielte eine Rolle: die trengebliebnen Chinesen mußten die religiösen Feste und Prozessionen, die das ganze Leben der Dorfbewohner erfüllen, allein zahlen. Duzn überragten Kirchen, Schulen und Missionshäuser die Wohnungen der Lokalbehörden und der Dorfpatrizier. (Auch bei uus hat schou mancher protestantische deutsche Bürger Unannehmlichkeiten gehabt, wenn es ihm eingefallen ist, sich in einer durchaus katholischen Gegend niederzu¬ lassen und sich da ein Haus oder Schlößchen anzulegen: eingeworfne Fenster, Hetzerei ans dem Beichtstuhl, keine Dienstboten und am Schlüsse nicht begraben.) Daß in Streitigkeiten mit ungläubigen Chinesen die Konvertierten den Missionar, dieser deu Konsul, den Gesandten, das Kriegsschiff hinter sich haben, um ihre meistens schlechte Sache durchzuführen, ist oft genug schon betont worden. ....... Für einen großen Fehler erklärt ferner Taw-sein-Ko, daß man den Missionaren erlaubt hat, sich im Innern isoliert in Dörfern niederzulassen. Da die Verbindungen überall so schlecht wie möglich sind, und die Bedingungen für den Schutz vou Personen und Eigentum ganz unzulänglich, so ist es vou vornherein klar, daß eigentlich das Gouvernement nicht dafür verantwortlich gemacht werden kann. Wer sich in Gefahr begiebt, kommt darin um. Die Missionare wissen ganz genau, daß die Zentral- regierung in Peking nicht imstande ist, einzugreifen, wenn in Shantung oder Fnkkiev das Volk gegen sie aussteht, weil es die Gebräuche und Sitten der Väter nicht zerstört haben will. Sie sollen also an Plätzen bleiben, wo sie des Schutzes sicher sein können. Ans diese Weise hat aber mich die Zentralregierung in Peking ihre Autorität verloren: je mehr Schuldige geköpft, je mehr Strafgelder aus den schul¬ digen Gegenden herausgezogen wurden, desto häufiger wurden die Unruhen, desto mehr Fremde ohne Unterschied der Nationalität wurden getötet, und der Schluß war, daß die Regierung in Peking nicht mehr wußte, wo hinaus. Geradezu vernichtend für die einheimische Macht der chinesischen Negierung hat aber die dnrch kaiserliches Edikt bewirkte Übertragung von offiziellen Eigenschaften (oMeikl «tatu8) an Missions¬ stationen mit Geltung anch gegenüber Chinesen gewirkt. Engländer hätten diese

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/250>, abgerufen am 01.07.2024.