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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr.

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Kinderarbeit

Verufszühlnng ganz gewaltig angeschwollen. Gelverblich thätige Kinder*) sind
1895 nur 45378 gezählt worden, dagegen 1898 ganze 544283. Dabei waren
von den volksschulpflichtigen Kindern im ganzen Reiche gewerblich thätig
6,53 Prozent; im Königreich Preußen 5,18; im Königreich Bayern 1,68; im
Königreich Sachsen 22,80 und in der Stadt Berlin 12,83. Von den übrigen
Staaten wiesen über 1V Prozent auf: Altenburg 19,24; Rudolstadt 16,42;
Meiningen 16,40; Koburg-Gotha 15,16; Reuß ältere Linie 13,54; Sonders-
hnnsen 10,65; Weimar 10,12 Prozent. Noch niedriger als in Bayern war
der Prozentsatz nur in Mecklenburg-Strelitz mit 1,28 und in Waldeck mit 0,58.
Von den preußischen Provinzen wiesen -- außer Berlin -- die höchsten Pro¬
zente auf Hohenzollern mit 7,95 und Schlesien mit 6,54; die niedrigsten Posen
mit 1,80 und Ostpreußen mit 1,79.

Über die Art der Beschäftigung ist in großen Zügen zu sagen, daß ge¬
werblich thätig waren

KinderProzent
in der Industrie........30682357,64
176233,31
26910,51
in der Gast- und Schankwirlschaft . .21 6204,06
in Austraqediensten.......1358302S,S2
in gewöhnlichen Laufdiensten ....3S9096,76
in sonstiger gewerblicher Thätigkeit . .117872,21
Summe:53228"^)100,00

Von den in der Industrie beschäftigten Kindern kommen 143710 oder
46,84 Prozent auf die Textilindustrie; 41801 oder 13,62 Prozent auf die
Industrie der Holz- und Schnitzstoffe; 40997 oder 13,36 Prozent auf Be-
kleidungs- und Neinigungsgewerbe; 27645 oder 9,01 Prozent auf die Industrie
der Nahrungs- und Genußmittel; 14358 oder 4,68 Prozent auf die Metall¬
verarbeitung; 12890 oder 4,20 Prozent auf die Industrie der Steine und
Erden; 8970 oder 2,92 Prozent auf die Papieriudustrie; 4914 oder 1,60 Pro¬
zent auf die Industrie der Maschinen, Instrumente usw.; 4225 oder 1,38 Pro¬
zent auf das Baugewerbe; 2944 oder 0,96 Prozent auf die Lederindustrie usw.

Von den im Handel beschäftigten 17623 Kindern dienten als Arbeits-
burschen, Verkäufer usw. im Warenhandel 13052; mit Nahrungsmitteln,
Blumen usw. mußten Hausierer 3524. Von den im Verkehr beschäftigten
2691 leisteten Hilfe beim Fuhrwesen 1376; von den in der Gast- und Schank¬
wirtschaft verwendeten 21620 Kindern waren 12748 mit Kegelanfsetzeu, 5679
mit Flaschenspülen und Geschirrreinigen, 1535 mit Gästebedienen, 932 mit
Bierausschänken beschäftigt. Zum Austragen von Backwaren wurden verwandt
42837; als Zeitungsaustrciger 45603; als Laufburschen und Laufmädchen




Ohne Landwirtschaft, Gesindedienst, öffentliche Dienste und freie Berufe.
^) Hier sehlen 12000 schätzungsweise der Hauptsumme (544288) ster eine Reihe wttrttem-
bcrgischer Oberamtsbezirke, wo überhaupt nicht gezählt ist, zugeschlagne Kinder.
Kinderarbeit

Verufszühlnng ganz gewaltig angeschwollen. Gelverblich thätige Kinder*) sind
1895 nur 45378 gezählt worden, dagegen 1898 ganze 544283. Dabei waren
von den volksschulpflichtigen Kindern im ganzen Reiche gewerblich thätig
6,53 Prozent; im Königreich Preußen 5,18; im Königreich Bayern 1,68; im
Königreich Sachsen 22,80 und in der Stadt Berlin 12,83. Von den übrigen
Staaten wiesen über 1V Prozent auf: Altenburg 19,24; Rudolstadt 16,42;
Meiningen 16,40; Koburg-Gotha 15,16; Reuß ältere Linie 13,54; Sonders-
hnnsen 10,65; Weimar 10,12 Prozent. Noch niedriger als in Bayern war
der Prozentsatz nur in Mecklenburg-Strelitz mit 1,28 und in Waldeck mit 0,58.
Von den preußischen Provinzen wiesen — außer Berlin — die höchsten Pro¬
zente auf Hohenzollern mit 7,95 und Schlesien mit 6,54; die niedrigsten Posen
mit 1,80 und Ostpreußen mit 1,79.

Über die Art der Beschäftigung ist in großen Zügen zu sagen, daß ge¬
werblich thätig waren

KinderProzent
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in sonstiger gewerblicher Thätigkeit . .117872,21
Summe:53228»^)100,00

Von den in der Industrie beschäftigten Kindern kommen 143710 oder
46,84 Prozent auf die Textilindustrie; 41801 oder 13,62 Prozent auf die
Industrie der Holz- und Schnitzstoffe; 40997 oder 13,36 Prozent auf Be-
kleidungs- und Neinigungsgewerbe; 27645 oder 9,01 Prozent auf die Industrie
der Nahrungs- und Genußmittel; 14358 oder 4,68 Prozent auf die Metall¬
verarbeitung; 12890 oder 4,20 Prozent auf die Industrie der Steine und
Erden; 8970 oder 2,92 Prozent auf die Papieriudustrie; 4914 oder 1,60 Pro¬
zent auf die Industrie der Maschinen, Instrumente usw.; 4225 oder 1,38 Pro¬
zent auf das Baugewerbe; 2944 oder 0,96 Prozent auf die Lederindustrie usw.

Von den im Handel beschäftigten 17623 Kindern dienten als Arbeits-
burschen, Verkäufer usw. im Warenhandel 13052; mit Nahrungsmitteln,
Blumen usw. mußten Hausierer 3524. Von den im Verkehr beschäftigten
2691 leisteten Hilfe beim Fuhrwesen 1376; von den in der Gast- und Schank¬
wirtschaft verwendeten 21620 Kindern waren 12748 mit Kegelanfsetzeu, 5679
mit Flaschenspülen und Geschirrreinigen, 1535 mit Gästebedienen, 932 mit
Bierausschänken beschäftigt. Zum Austragen von Backwaren wurden verwandt
42837; als Zeitungsaustrciger 45603; als Laufburschen und Laufmädchen




Ohne Landwirtschaft, Gesindedienst, öffentliche Dienste und freie Berufe.
^) Hier sehlen 12000 schätzungsweise der Hauptsumme (544288) ster eine Reihe wttrttem-
bcrgischer Oberamtsbezirke, wo überhaupt nicht gezählt ist, zugeschlagne Kinder.
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[0389] Kinderarbeit Verufszühlnng ganz gewaltig angeschwollen. Gelverblich thätige Kinder*) sind 1895 nur 45378 gezählt worden, dagegen 1898 ganze 544283. Dabei waren von den volksschulpflichtigen Kindern im ganzen Reiche gewerblich thätig 6,53 Prozent; im Königreich Preußen 5,18; im Königreich Bayern 1,68; im Königreich Sachsen 22,80 und in der Stadt Berlin 12,83. Von den übrigen Staaten wiesen über 1V Prozent auf: Altenburg 19,24; Rudolstadt 16,42; Meiningen 16,40; Koburg-Gotha 15,16; Reuß ältere Linie 13,54; Sonders- hnnsen 10,65; Weimar 10,12 Prozent. Noch niedriger als in Bayern war der Prozentsatz nur in Mecklenburg-Strelitz mit 1,28 und in Waldeck mit 0,58. Von den preußischen Provinzen wiesen — außer Berlin — die höchsten Pro¬ zente auf Hohenzollern mit 7,95 und Schlesien mit 6,54; die niedrigsten Posen mit 1,80 und Ostpreußen mit 1,79. Über die Art der Beschäftigung ist in großen Zügen zu sagen, daß ge¬ werblich thätig waren KinderProzent in der Industrie........30682357,64 176233,31 26910,51 in der Gast- und Schankwirlschaft . .21 6204,06 in Austraqediensten.......1358302S,S2 in gewöhnlichen Laufdiensten ....3S9096,76 in sonstiger gewerblicher Thätigkeit . .117872,21 Summe:53228»^)100,00 Von den in der Industrie beschäftigten Kindern kommen 143710 oder 46,84 Prozent auf die Textilindustrie; 41801 oder 13,62 Prozent auf die Industrie der Holz- und Schnitzstoffe; 40997 oder 13,36 Prozent auf Be- kleidungs- und Neinigungsgewerbe; 27645 oder 9,01 Prozent auf die Industrie der Nahrungs- und Genußmittel; 14358 oder 4,68 Prozent auf die Metall¬ verarbeitung; 12890 oder 4,20 Prozent auf die Industrie der Steine und Erden; 8970 oder 2,92 Prozent auf die Papieriudustrie; 4914 oder 1,60 Pro¬ zent auf die Industrie der Maschinen, Instrumente usw.; 4225 oder 1,38 Pro¬ zent auf das Baugewerbe; 2944 oder 0,96 Prozent auf die Lederindustrie usw. Von den im Handel beschäftigten 17623 Kindern dienten als Arbeits- burschen, Verkäufer usw. im Warenhandel 13052; mit Nahrungsmitteln, Blumen usw. mußten Hausierer 3524. Von den im Verkehr beschäftigten 2691 leisteten Hilfe beim Fuhrwesen 1376; von den in der Gast- und Schank¬ wirtschaft verwendeten 21620 Kindern waren 12748 mit Kegelanfsetzeu, 5679 mit Flaschenspülen und Geschirrreinigen, 1535 mit Gästebedienen, 932 mit Bierausschänken beschäftigt. Zum Austragen von Backwaren wurden verwandt 42837; als Zeitungsaustrciger 45603; als Laufburschen und Laufmädchen Ohne Landwirtschaft, Gesindedienst, öffentliche Dienste und freie Berufe. ^) Hier sehlen 12000 schätzungsweise der Hauptsumme (544288) ster eine Reihe wttrttem- bcrgischer Oberamtsbezirke, wo überhaupt nicht gezählt ist, zugeschlagne Kinder.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_291076/389>, abgerufen am 29.06.2024.