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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr.

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Frau j)otiphar

so, daß er Porträts gab, bei denen jeder, der da war, wußte, wer damit gemeint
war. Bestimmte Personennamen vermied er, das Haus, die Straße und Ecke im
Dorfe, um die es sich handelte, frank und frei zu bezeichnen nahm er keinen An¬
stand. Die Wirkuug war ungeheuer. Die Prahlhanse wurden kleinlaut, und Ver¬
stöße gegen das siebente, achte, auch sechste Gebot, die früher als Heldenthaten be¬
wundert, als große Späße belacht worden waren, sahen sich jetzt ins Heimliche und
Dunkle verwiesen; in der Öffentlichkeit verurteilte sie jeder. Jedermann fürchtete
das sonntägliche Strafgericht und den kleinen schwarzen Pastor mit den funkelnden
Angen und der leidenschaftlichen Stimme. Selbst der eingewurzelte Aberglaube kam
ins Wanken, als Steller eine passende Gelegenheit gefunden hatte, thu anzugreifen.
Mail hatte dem alten pensionierten Schweineschneider Kreher, einem geizigen und
menschenscheuen Sonderling, auf das Gerücht hin, daß er das sechste Buch Mosis
besäße und zum Schaden des Dorfs mißbrauche, das Haus angezündet; Kreher
aber war mit verbrannt. Ans der Furcht vor Steller wurde Verehrung, als mau
sah, daß er nicht Stand und Besitz schonte, sondern mit evangelischer Gerechtigkeit
von denen, denen mehr gegeben war, ein höheres Maß von Reinheit und Nächsten¬
liebe forderte. Den ersten Anlaß hatte ihm der Chausseegeldeinnehmer Brauer ge¬
boten, der an der Kalicher Straße den Schlcigbanm nach Dunkelwerden schloß und
öffnete, bei Tage den Fuhrwerken aus dem Fenster heraus die lauge Stange mit
dem Geldbecken entgegenhielt. Rief ihn das Schlittengeläut der armen Holzknechte,
die frei durchgingen, ans der Ruhe, so schimpfte er in der gröblichsten Weise; vor
den großen Herren im Pelz dienerte er und schnitt Grimassen wie ein Chinese,
sodaß das Chansseehans immer von Kindern und Neugierigen umlagert war. Dann
kam der Oberförster daran wegen seines Jähzorns und wegen seiner Härte und
Roheit gegen die Holzleserinnen, bald darauf die Frau Meier vom Eisenhammer
mit ihrer Putzsucht und Verschwendung.

Wie überall in der rationalistischen Zeit war bis dahin am Sonntag vor¬
mittag auch in Nnschlitz keiner, der gesund war und ein anständiges Kleid besaß,
dem Gotteshause fern geblieben. Steller brauchte also den Kirchenbesuch in seiner
Gemeinde nicht zu steigern. Wohl aber zog der Freimut seiner Predigten Gäste
aus benachbarten Kirchspielen heran, und in der ganzen Ephorie wurden sie be¬
sprochen; die Wißbegierigsten konnten kaum schnell genug den Inhalt der letzt-
gehaltnen erfahren.

So waren auch die Lauchsen und die Körnern nach ihrem Frühstück nicht weit
gekommen, als ihnen schon Nothenthnlerinuen mit der Frage entgegenliefen! "Woh
hot'r geso't?" Sie erfuhren, daß sich der neuste Ausfall Stellers gegen die Frau
Leuner gerichtet hatte; das obere Nothenthal erhielt aber von dem Fall Lenner eine
andre Lesart als das untere. Es war das erste mal, daß Stellers Angriff auf
Meinungsverschiedenheiten gestoßen war, die Lcmchsen stellte sich auf die Seite des
Pastors, die Körnern auf die der Frau Leuuer.

Frau Leuner stammte vom Einholzer Sensenhammer, einem großen Pachthof
an der Natzschung, auf dem seit hundert Jahren die Familie Fritzsch saß. Der
Sensenhammer lag von Naschlitz über eine Stunde weg, mit den nähern böhmischen
Orten bestand mir geringer Verkehr. Wer hier aufwuchs, war auf sich gestellt,
Fritzschens Zettel um so mehr, als sie außer einem sechs Jahre ältern Bruder keine
Geschwister hatte. Da es keine passenden Gespielen hatte, las das muntre Kind sehr
viel, verschlang alles, was mündliche Berichte nach dem Sensenhammer brachten, und
entwickelte aufwiese Weise Phantasie und Geist zu einer Regsamkeit, die mit der Stille
ihres äußern Lebens in Widerspruch stand. Sie hätte eigentlich in eine große Stadt
müssen, an die heimatliche Scholle gefesselt suchte sie, ius müudige Alter gekommen,
Ersatz, so gut es ging, und war bald wegen ihrer Tanzlust, ihrer Unterhaltungs-


Grenzboten IV 1900 30
Frau j)otiphar

so, daß er Porträts gab, bei denen jeder, der da war, wußte, wer damit gemeint
war. Bestimmte Personennamen vermied er, das Haus, die Straße und Ecke im
Dorfe, um die es sich handelte, frank und frei zu bezeichnen nahm er keinen An¬
stand. Die Wirkuug war ungeheuer. Die Prahlhanse wurden kleinlaut, und Ver¬
stöße gegen das siebente, achte, auch sechste Gebot, die früher als Heldenthaten be¬
wundert, als große Späße belacht worden waren, sahen sich jetzt ins Heimliche und
Dunkle verwiesen; in der Öffentlichkeit verurteilte sie jeder. Jedermann fürchtete
das sonntägliche Strafgericht und den kleinen schwarzen Pastor mit den funkelnden
Angen und der leidenschaftlichen Stimme. Selbst der eingewurzelte Aberglaube kam
ins Wanken, als Steller eine passende Gelegenheit gefunden hatte, thu anzugreifen.
Mail hatte dem alten pensionierten Schweineschneider Kreher, einem geizigen und
menschenscheuen Sonderling, auf das Gerücht hin, daß er das sechste Buch Mosis
besäße und zum Schaden des Dorfs mißbrauche, das Haus angezündet; Kreher
aber war mit verbrannt. Ans der Furcht vor Steller wurde Verehrung, als mau
sah, daß er nicht Stand und Besitz schonte, sondern mit evangelischer Gerechtigkeit
von denen, denen mehr gegeben war, ein höheres Maß von Reinheit und Nächsten¬
liebe forderte. Den ersten Anlaß hatte ihm der Chausseegeldeinnehmer Brauer ge¬
boten, der an der Kalicher Straße den Schlcigbanm nach Dunkelwerden schloß und
öffnete, bei Tage den Fuhrwerken aus dem Fenster heraus die lauge Stange mit
dem Geldbecken entgegenhielt. Rief ihn das Schlittengeläut der armen Holzknechte,
die frei durchgingen, ans der Ruhe, so schimpfte er in der gröblichsten Weise; vor
den großen Herren im Pelz dienerte er und schnitt Grimassen wie ein Chinese,
sodaß das Chansseehans immer von Kindern und Neugierigen umlagert war. Dann
kam der Oberförster daran wegen seines Jähzorns und wegen seiner Härte und
Roheit gegen die Holzleserinnen, bald darauf die Frau Meier vom Eisenhammer
mit ihrer Putzsucht und Verschwendung.

Wie überall in der rationalistischen Zeit war bis dahin am Sonntag vor¬
mittag auch in Nnschlitz keiner, der gesund war und ein anständiges Kleid besaß,
dem Gotteshause fern geblieben. Steller brauchte also den Kirchenbesuch in seiner
Gemeinde nicht zu steigern. Wohl aber zog der Freimut seiner Predigten Gäste
aus benachbarten Kirchspielen heran, und in der ganzen Ephorie wurden sie be¬
sprochen; die Wißbegierigsten konnten kaum schnell genug den Inhalt der letzt-
gehaltnen erfahren.

So waren auch die Lauchsen und die Körnern nach ihrem Frühstück nicht weit
gekommen, als ihnen schon Nothenthnlerinuen mit der Frage entgegenliefen! „Woh
hot'r geso't?" Sie erfuhren, daß sich der neuste Ausfall Stellers gegen die Frau
Leuner gerichtet hatte; das obere Nothenthal erhielt aber von dem Fall Lenner eine
andre Lesart als das untere. Es war das erste mal, daß Stellers Angriff auf
Meinungsverschiedenheiten gestoßen war, die Lcmchsen stellte sich auf die Seite des
Pastors, die Körnern auf die der Frau Leuuer.

Frau Leuner stammte vom Einholzer Sensenhammer, einem großen Pachthof
an der Natzschung, auf dem seit hundert Jahren die Familie Fritzsch saß. Der
Sensenhammer lag von Naschlitz über eine Stunde weg, mit den nähern böhmischen
Orten bestand mir geringer Verkehr. Wer hier aufwuchs, war auf sich gestellt,
Fritzschens Zettel um so mehr, als sie außer einem sechs Jahre ältern Bruder keine
Geschwister hatte. Da es keine passenden Gespielen hatte, las das muntre Kind sehr
viel, verschlang alles, was mündliche Berichte nach dem Sensenhammer brachten, und
entwickelte aufwiese Weise Phantasie und Geist zu einer Regsamkeit, die mit der Stille
ihres äußern Lebens in Widerspruch stand. Sie hätte eigentlich in eine große Stadt
müssen, an die heimatliche Scholle gefesselt suchte sie, ius müudige Alter gekommen,
Ersatz, so gut es ging, und war bald wegen ihrer Tanzlust, ihrer Unterhaltungs-


Grenzboten IV 1900 30
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[0259] Frau j)otiphar so, daß er Porträts gab, bei denen jeder, der da war, wußte, wer damit gemeint war. Bestimmte Personennamen vermied er, das Haus, die Straße und Ecke im Dorfe, um die es sich handelte, frank und frei zu bezeichnen nahm er keinen An¬ stand. Die Wirkuug war ungeheuer. Die Prahlhanse wurden kleinlaut, und Ver¬ stöße gegen das siebente, achte, auch sechste Gebot, die früher als Heldenthaten be¬ wundert, als große Späße belacht worden waren, sahen sich jetzt ins Heimliche und Dunkle verwiesen; in der Öffentlichkeit verurteilte sie jeder. Jedermann fürchtete das sonntägliche Strafgericht und den kleinen schwarzen Pastor mit den funkelnden Angen und der leidenschaftlichen Stimme. Selbst der eingewurzelte Aberglaube kam ins Wanken, als Steller eine passende Gelegenheit gefunden hatte, thu anzugreifen. Mail hatte dem alten pensionierten Schweineschneider Kreher, einem geizigen und menschenscheuen Sonderling, auf das Gerücht hin, daß er das sechste Buch Mosis besäße und zum Schaden des Dorfs mißbrauche, das Haus angezündet; Kreher aber war mit verbrannt. Ans der Furcht vor Steller wurde Verehrung, als mau sah, daß er nicht Stand und Besitz schonte, sondern mit evangelischer Gerechtigkeit von denen, denen mehr gegeben war, ein höheres Maß von Reinheit und Nächsten¬ liebe forderte. Den ersten Anlaß hatte ihm der Chausseegeldeinnehmer Brauer ge¬ boten, der an der Kalicher Straße den Schlcigbanm nach Dunkelwerden schloß und öffnete, bei Tage den Fuhrwerken aus dem Fenster heraus die lauge Stange mit dem Geldbecken entgegenhielt. Rief ihn das Schlittengeläut der armen Holzknechte, die frei durchgingen, ans der Ruhe, so schimpfte er in der gröblichsten Weise; vor den großen Herren im Pelz dienerte er und schnitt Grimassen wie ein Chinese, sodaß das Chansseehans immer von Kindern und Neugierigen umlagert war. Dann kam der Oberförster daran wegen seines Jähzorns und wegen seiner Härte und Roheit gegen die Holzleserinnen, bald darauf die Frau Meier vom Eisenhammer mit ihrer Putzsucht und Verschwendung. Wie überall in der rationalistischen Zeit war bis dahin am Sonntag vor¬ mittag auch in Nnschlitz keiner, der gesund war und ein anständiges Kleid besaß, dem Gotteshause fern geblieben. Steller brauchte also den Kirchenbesuch in seiner Gemeinde nicht zu steigern. Wohl aber zog der Freimut seiner Predigten Gäste aus benachbarten Kirchspielen heran, und in der ganzen Ephorie wurden sie be¬ sprochen; die Wißbegierigsten konnten kaum schnell genug den Inhalt der letzt- gehaltnen erfahren. So waren auch die Lauchsen und die Körnern nach ihrem Frühstück nicht weit gekommen, als ihnen schon Nothenthnlerinuen mit der Frage entgegenliefen! „Woh hot'r geso't?" Sie erfuhren, daß sich der neuste Ausfall Stellers gegen die Frau Leuner gerichtet hatte; das obere Nothenthal erhielt aber von dem Fall Lenner eine andre Lesart als das untere. Es war das erste mal, daß Stellers Angriff auf Meinungsverschiedenheiten gestoßen war, die Lcmchsen stellte sich auf die Seite des Pastors, die Körnern auf die der Frau Leuuer. Frau Leuner stammte vom Einholzer Sensenhammer, einem großen Pachthof an der Natzschung, auf dem seit hundert Jahren die Familie Fritzsch saß. Der Sensenhammer lag von Naschlitz über eine Stunde weg, mit den nähern böhmischen Orten bestand mir geringer Verkehr. Wer hier aufwuchs, war auf sich gestellt, Fritzschens Zettel um so mehr, als sie außer einem sechs Jahre ältern Bruder keine Geschwister hatte. Da es keine passenden Gespielen hatte, las das muntre Kind sehr viel, verschlang alles, was mündliche Berichte nach dem Sensenhammer brachten, und entwickelte aufwiese Weise Phantasie und Geist zu einer Regsamkeit, die mit der Stille ihres äußern Lebens in Widerspruch stand. Sie hätte eigentlich in eine große Stadt müssen, an die heimatliche Scholle gefesselt suchte sie, ius müudige Alter gekommen, Ersatz, so gut es ging, und war bald wegen ihrer Tanzlust, ihrer Unterhaltungs- Grenzboten IV 1900 30

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_291076/259>, abgerufen am 26.06.2024.