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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr.

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Der Kongreß im Göpfersbacher Thal

belebte den Platz, und noch immer kam neuer Zuzug. Da rasselte" zwei gläserne
Kutschen um, im Galopp über Stock und Stein, und alles wunderte sich, daß sie
nicht in tausend Stücke zerschellten; die eine war mit sechs schwarzen Böcken, die
andre mit sechs Rappen ohne Kopfe bespannt, und darin saßen die Hexen von
Steinbach beim Jnselsberg, das im Volksmund Hexen-Steinbach genannt wird.
Und dann kam mit gräßlichem Getose geradeswegs vom Hörselberg der wilde Jäger
auf einem kohlschwarzen, sich wild bäumenden Roß, rin seinem Gefolge, kläffenden
Hunden und Jägern, von denen einige den Kopf unter dem Arm trugen, andre
gar keinen hatten, voraus ging der treue Eckhardt mit weißem Bart und langem
Wanderstab; er hieß die Holzmännel und Holzweibel, die Moosleute in graugrünen,
zottigen Gewändern, die Erdzwerge, Wichtelmännchen, Hütchen, Zinselchen und der¬
gleichen kleines Volk, das sich in wimmelnden Scharen neugierig herzudrängte, aus
dem Wege gehn. Sie wichen aber nur wenig zur Seite, denn sie wußten, daß
sie heute vor ihrem Todfeind Frieden hatten.

Langsam trottete der Bieresel von Ruhla heran, der sich in mitternächtiger
Stunde bierseligen heimkehrenden Zechern aufhockelt zur Freude aller ordnung-
liebende" Hausfrauen; er warf sich ins Gras und wälzte sich mit behaglichem Ge¬
schrei ans dem Rücken, und der Schmied von Ruhla, der seinerzeit den Landgrafen
hart schmiedete, stieß ihn mit seinem Hammer scherzhaft zwischen die Nippen. In
einer altmodischen Kutsche fuhren die Jungfrauen ans dem Salzunger See vor,
ein Wassernix in grüner Livree sprang vom Bock und öffnete ihnen den Wagen¬
schlag.

Irrlichter flackerten in Menge durch die Luft, der riesenhafte Feuermanu von
Breituugen stolzte einher, fuchtelte mit den lodernden Armen und verbreitete eine
angenehme Helligkeit um sich; feurige Hunde und Schlangen und andre Schatz¬
hüter, ein Ochse mit einer Laterne am Horn und der umgehende Mönch von der
Lorenze bei Sust, in der Hand die ewige Lampe, die er einst pflichtvergessen hatte
verlöschen lassen, mühten sich, zur allgemeinen Erleuchtung beizutragen. Weiße und
schwarze Jungfrauen und Frauen, Nonnen und Mönche, gespenstische Wildschützen
und Zigeuner, goldsuchende Venetianer, Frau Holle mit ihrem Gefolge, spukende
Gänse und andres Getier kamen herbei.

Nach und nach kam Ordnung und Ruhe in das Gewimmel, Erdzwerge mit
Grubenlichtern wiesen jedem seinen Platz an. Am Bach hatten sich die Wasser¬
geister gelagert, die Ilm- und die Saalenixen, die Nixe aus der Totenlache bei
Schleusingen und andre; der hennebergische Wassergeist Hackelmärz, lang, hager,
mit großen Schlappohren, graugrünem Bart und langen Krnlleusingcru, mit denen
er die badenden Kinder unter das Wasser zieht, hockte auf einem Stein und
Plätscherte mit seinen Froschfüßen im Wasser. Der Wassermann von Unterneubrunu,
mit einer silbernen Haube, aber ohne Kopf, ging auch hier seiner gewohnten
Beschäftigung nach und hackte mit dem Grabenden Wassergräben auf.

Etwas abseits saß die Nixe vom Göpfersbach und schluchzte; es that ihr leid,
daß sie durch die Eisenbahn aus ihrem Revier Vertrieben werden sollte. Auf einem
Felsblock thronte der Ritter Tannhäuser aus dem Hörselberg, sehr schön in Blau
mit Silber gekleidet und mit feuervergoldetem Wehrgehänge; er klimperte leise auf
einer kleinen Harfe und plauderte mit Doktor Faust, der, an sein Reitfaß gelehnt,
neben ihm stand. Unter der Buche stand der Notmantel vom Teufelskreis auf dem
benachbarte" Beerberg, überschaute das Ganze mit Herrschermiene und teilte an
umherschwirrende Fledermäuse leise Befehle aus. Zwerge huschten hin und wieder
und boten Erfrischungen an, Froschkaviar, gedämpfte Tannzapfen mit Glühwürmern
gespickt, Schierlingswurzeln mit Sargnägeln garniert, Stechnpfelgelee und Tollkirschen¬
schnaps.


Der Kongreß im Göpfersbacher Thal

belebte den Platz, und noch immer kam neuer Zuzug. Da rasselte» zwei gläserne
Kutschen um, im Galopp über Stock und Stein, und alles wunderte sich, daß sie
nicht in tausend Stücke zerschellten; die eine war mit sechs schwarzen Böcken, die
andre mit sechs Rappen ohne Kopfe bespannt, und darin saßen die Hexen von
Steinbach beim Jnselsberg, das im Volksmund Hexen-Steinbach genannt wird.
Und dann kam mit gräßlichem Getose geradeswegs vom Hörselberg der wilde Jäger
auf einem kohlschwarzen, sich wild bäumenden Roß, rin seinem Gefolge, kläffenden
Hunden und Jägern, von denen einige den Kopf unter dem Arm trugen, andre
gar keinen hatten, voraus ging der treue Eckhardt mit weißem Bart und langem
Wanderstab; er hieß die Holzmännel und Holzweibel, die Moosleute in graugrünen,
zottigen Gewändern, die Erdzwerge, Wichtelmännchen, Hütchen, Zinselchen und der¬
gleichen kleines Volk, das sich in wimmelnden Scharen neugierig herzudrängte, aus
dem Wege gehn. Sie wichen aber nur wenig zur Seite, denn sie wußten, daß
sie heute vor ihrem Todfeind Frieden hatten.

Langsam trottete der Bieresel von Ruhla heran, der sich in mitternächtiger
Stunde bierseligen heimkehrenden Zechern aufhockelt zur Freude aller ordnung-
liebende» Hausfrauen; er warf sich ins Gras und wälzte sich mit behaglichem Ge¬
schrei ans dem Rücken, und der Schmied von Ruhla, der seinerzeit den Landgrafen
hart schmiedete, stieß ihn mit seinem Hammer scherzhaft zwischen die Nippen. In
einer altmodischen Kutsche fuhren die Jungfrauen ans dem Salzunger See vor,
ein Wassernix in grüner Livree sprang vom Bock und öffnete ihnen den Wagen¬
schlag.

Irrlichter flackerten in Menge durch die Luft, der riesenhafte Feuermanu von
Breituugen stolzte einher, fuchtelte mit den lodernden Armen und verbreitete eine
angenehme Helligkeit um sich; feurige Hunde und Schlangen und andre Schatz¬
hüter, ein Ochse mit einer Laterne am Horn und der umgehende Mönch von der
Lorenze bei Sust, in der Hand die ewige Lampe, die er einst pflichtvergessen hatte
verlöschen lassen, mühten sich, zur allgemeinen Erleuchtung beizutragen. Weiße und
schwarze Jungfrauen und Frauen, Nonnen und Mönche, gespenstische Wildschützen
und Zigeuner, goldsuchende Venetianer, Frau Holle mit ihrem Gefolge, spukende
Gänse und andres Getier kamen herbei.

Nach und nach kam Ordnung und Ruhe in das Gewimmel, Erdzwerge mit
Grubenlichtern wiesen jedem seinen Platz an. Am Bach hatten sich die Wasser¬
geister gelagert, die Ilm- und die Saalenixen, die Nixe aus der Totenlache bei
Schleusingen und andre; der hennebergische Wassergeist Hackelmärz, lang, hager,
mit großen Schlappohren, graugrünem Bart und langen Krnlleusingcru, mit denen
er die badenden Kinder unter das Wasser zieht, hockte auf einem Stein und
Plätscherte mit seinen Froschfüßen im Wasser. Der Wassermann von Unterneubrunu,
mit einer silbernen Haube, aber ohne Kopf, ging auch hier seiner gewohnten
Beschäftigung nach und hackte mit dem Grabenden Wassergräben auf.

Etwas abseits saß die Nixe vom Göpfersbach und schluchzte; es that ihr leid,
daß sie durch die Eisenbahn aus ihrem Revier Vertrieben werden sollte. Auf einem
Felsblock thronte der Ritter Tannhäuser aus dem Hörselberg, sehr schön in Blau
mit Silber gekleidet und mit feuervergoldetem Wehrgehänge; er klimperte leise auf
einer kleinen Harfe und plauderte mit Doktor Faust, der, an sein Reitfaß gelehnt,
neben ihm stand. Unter der Buche stand der Notmantel vom Teufelskreis auf dem
benachbarte» Beerberg, überschaute das Ganze mit Herrschermiene und teilte an
umherschwirrende Fledermäuse leise Befehle aus. Zwerge huschten hin und wieder
und boten Erfrischungen an, Froschkaviar, gedämpfte Tannzapfen mit Glühwürmern
gespickt, Schierlingswurzeln mit Sargnägeln garniert, Stechnpfelgelee und Tollkirschen¬
schnaps.


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[0205] Der Kongreß im Göpfersbacher Thal belebte den Platz, und noch immer kam neuer Zuzug. Da rasselte» zwei gläserne Kutschen um, im Galopp über Stock und Stein, und alles wunderte sich, daß sie nicht in tausend Stücke zerschellten; die eine war mit sechs schwarzen Böcken, die andre mit sechs Rappen ohne Kopfe bespannt, und darin saßen die Hexen von Steinbach beim Jnselsberg, das im Volksmund Hexen-Steinbach genannt wird. Und dann kam mit gräßlichem Getose geradeswegs vom Hörselberg der wilde Jäger auf einem kohlschwarzen, sich wild bäumenden Roß, rin seinem Gefolge, kläffenden Hunden und Jägern, von denen einige den Kopf unter dem Arm trugen, andre gar keinen hatten, voraus ging der treue Eckhardt mit weißem Bart und langem Wanderstab; er hieß die Holzmännel und Holzweibel, die Moosleute in graugrünen, zottigen Gewändern, die Erdzwerge, Wichtelmännchen, Hütchen, Zinselchen und der¬ gleichen kleines Volk, das sich in wimmelnden Scharen neugierig herzudrängte, aus dem Wege gehn. Sie wichen aber nur wenig zur Seite, denn sie wußten, daß sie heute vor ihrem Todfeind Frieden hatten. Langsam trottete der Bieresel von Ruhla heran, der sich in mitternächtiger Stunde bierseligen heimkehrenden Zechern aufhockelt zur Freude aller ordnung- liebende» Hausfrauen; er warf sich ins Gras und wälzte sich mit behaglichem Ge¬ schrei ans dem Rücken, und der Schmied von Ruhla, der seinerzeit den Landgrafen hart schmiedete, stieß ihn mit seinem Hammer scherzhaft zwischen die Nippen. In einer altmodischen Kutsche fuhren die Jungfrauen ans dem Salzunger See vor, ein Wassernix in grüner Livree sprang vom Bock und öffnete ihnen den Wagen¬ schlag. Irrlichter flackerten in Menge durch die Luft, der riesenhafte Feuermanu von Breituugen stolzte einher, fuchtelte mit den lodernden Armen und verbreitete eine angenehme Helligkeit um sich; feurige Hunde und Schlangen und andre Schatz¬ hüter, ein Ochse mit einer Laterne am Horn und der umgehende Mönch von der Lorenze bei Sust, in der Hand die ewige Lampe, die er einst pflichtvergessen hatte verlöschen lassen, mühten sich, zur allgemeinen Erleuchtung beizutragen. Weiße und schwarze Jungfrauen und Frauen, Nonnen und Mönche, gespenstische Wildschützen und Zigeuner, goldsuchende Venetianer, Frau Holle mit ihrem Gefolge, spukende Gänse und andres Getier kamen herbei. Nach und nach kam Ordnung und Ruhe in das Gewimmel, Erdzwerge mit Grubenlichtern wiesen jedem seinen Platz an. Am Bach hatten sich die Wasser¬ geister gelagert, die Ilm- und die Saalenixen, die Nixe aus der Totenlache bei Schleusingen und andre; der hennebergische Wassergeist Hackelmärz, lang, hager, mit großen Schlappohren, graugrünem Bart und langen Krnlleusingcru, mit denen er die badenden Kinder unter das Wasser zieht, hockte auf einem Stein und Plätscherte mit seinen Froschfüßen im Wasser. Der Wassermann von Unterneubrunu, mit einer silbernen Haube, aber ohne Kopf, ging auch hier seiner gewohnten Beschäftigung nach und hackte mit dem Grabenden Wassergräben auf. Etwas abseits saß die Nixe vom Göpfersbach und schluchzte; es that ihr leid, daß sie durch die Eisenbahn aus ihrem Revier Vertrieben werden sollte. Auf einem Felsblock thronte der Ritter Tannhäuser aus dem Hörselberg, sehr schön in Blau mit Silber gekleidet und mit feuervergoldetem Wehrgehänge; er klimperte leise auf einer kleinen Harfe und plauderte mit Doktor Faust, der, an sein Reitfaß gelehnt, neben ihm stand. Unter der Buche stand der Notmantel vom Teufelskreis auf dem benachbarte» Beerberg, überschaute das Ganze mit Herrschermiene und teilte an umherschwirrende Fledermäuse leise Befehle aus. Zwerge huschten hin und wieder und boten Erfrischungen an, Froschkaviar, gedämpfte Tannzapfen mit Glühwürmern gespickt, Schierlingswurzeln mit Sargnägeln garniert, Stechnpfelgelee und Tollkirschen¬ schnaps.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_291076/205>, abgerufen am 23.06.2024.