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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr.

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Skizzen aus unserm heutigen Volksleben

der freundlichen Nachhilfe Leisrings der Lohn bei weitem nicht mehr aus. Ja die
Brücher kamen in dem Maße herunter, als Leisring Fett ansetzte. Dies gestaltete
sich zu einem öffentlichen Notstände, der sich sowohl bei der Krankenkasse, als auch
bei der Schulverwaltung, als auch bei der Polizei und der Strafkammer der be¬
nachbarten Stadt geltend machte. Denn die Frauen der Brücher, die von ihren
schnapstrinkenden Männern kein Geld bekommen konnten, stahlen wie die Naben, die
Kinder vcigabondierten, und die Männer prügelten sich.

Leisring hatte noch einmal Glück. Sein Nachbar brannte ab. Ihm selbst
verbrannte auch etliches, aber das schadete nichts. Da nun der Nachbar, weil es
seit Menschengedenken in Rockendorf nicht gebrannt hatte, nicht versichert war und
seinen Hof nicht wieder aufbauen konnte, so kaufte ihn Leisring und bezahlte ihn bar.
Soviel hatte inzwischen das Geschäft schon abgeworfen. Er erweiterte also seinen
Kaufladen und seine Gastwirtschaft und baute einen Tanzsaal auf, gegen den der
niedrige altvaterische Saal bei Brauns und seinen krummen Dielen, seiner Balken¬
decke und seiner Eleganz des Kuhstalls gar nichts war. Der neue Saal erhielt
Parkettfußboden, hohe Fenster, einen Kronleuchter und eine Galerie für die Musi¬
kante", ganz wie in der Stadt. Das ganze Dorf staunte und fing an zu begreifen,
daß auch Rockendorf fortzuschreiten anfing. Der kleine Brauns aber hatte nächt¬
licherweile lange Gespräche mit seiner lieben Frau, deren Resultat war, daß auch
er einen neue" Tanzsaal baute. Aus diesem Saale wurde aber nicht viel ge¬
scheites, da Brauns nach Bauernweise zwar großartig anfing, aber an dein sparte,
was zur Vollendung nötig war, geradeso wie einer, der sich eine" Rock bauen läßt,
aber aus Sparsamkeit die Knöpfe wegläßt. So bot denn der neue Saal nach
Raum und Bequemlichkeit nur halb befriedigendes; aber es war doch ein Tanzsaal,
mit dem sich gegen Leisring Konkurrenz machen ließ.

Nun aber haben Tnnzscile, in denen nicht getanzt wird, ihren Beruf verfehlt.
Bis dahin war in Rockendorf wenig getanzt worden. Die paar Vereine feierten
ihre Stiftungsfeste, außerdem wurde beim Mädchenlaufen und dem Knechtereiten
getanzt, und damit war man fertig. Jetzt aber sollte womöglich aller acht
Tage Tanz sein, damit die Herren Wirte mit ihren neuen Sälen ans ihre Rech¬
nung kämen. In den Vereinen gab es jedesmal Zank, wenn entschieden werden
sollte, wo das Stiftungsfest abgehalten werden sollte, ob bei Brauns oder bei Leis¬
ring. Das Ende vom Liede war, daß der Gesangverein in die Brüche ging, und
daß sich der Kriegerverein teilte. Jetzt feierten die "Krieger mit Gewehr" ihre
Feste bei Leisring und tranken dessen schauderhaften Wein, und die "alten Kriegs¬
kameraden" tafelten bei Brauns und vergifteten sich mit dessen ebenso schlechtem
Punsch. Getanzt wurde jetzt in jedem der beiden Vereine auf besondern Wunsch
der Herren Wirte zweimal.

Der Gesangverein hatte seine Übungen in der Schule gehabt, was Herrn
Leisring in hohem Maße mißfiel, denn dort konnte doch kein Bier abgesetzt werden.
Er stiftete also seine Freunde an, daß sie bei Königlicher Regierung gegen den Ge¬
brauch der Schulklasse zum Übungslokale vorstellig werden und die Behörde be¬
schwören sollten, ans pädagogischen und moralischen Gründen dem Gesangverein die
Schule zu verbieten. Als das nichts half, wurde nnter den jüngern Mitgliedern
eine Verschwörung angestiftet. Eines Tages drangen nach langem Streite die Ver¬
schwörer durch und beschlossen, daß die Übungen bei Leisring abgehalten werden
sollten. Worauf der Herr Kantor die Direktion niederlegte, die nun der dritte
Lehrer übernahm, der aber von Musik nichts verstand und nichts dagegen hatte,
wenn statt Übungen zu halten und Konzerte zu geben getanzt und Theater ge¬
spielt wurde.

Wenn ans dem Dorfanger Adlerschießen abgehalten wurde, so hatte bisher


Skizzen aus unserm heutigen Volksleben

der freundlichen Nachhilfe Leisrings der Lohn bei weitem nicht mehr aus. Ja die
Brücher kamen in dem Maße herunter, als Leisring Fett ansetzte. Dies gestaltete
sich zu einem öffentlichen Notstände, der sich sowohl bei der Krankenkasse, als auch
bei der Schulverwaltung, als auch bei der Polizei und der Strafkammer der be¬
nachbarten Stadt geltend machte. Denn die Frauen der Brücher, die von ihren
schnapstrinkenden Männern kein Geld bekommen konnten, stahlen wie die Naben, die
Kinder vcigabondierten, und die Männer prügelten sich.

Leisring hatte noch einmal Glück. Sein Nachbar brannte ab. Ihm selbst
verbrannte auch etliches, aber das schadete nichts. Da nun der Nachbar, weil es
seit Menschengedenken in Rockendorf nicht gebrannt hatte, nicht versichert war und
seinen Hof nicht wieder aufbauen konnte, so kaufte ihn Leisring und bezahlte ihn bar.
Soviel hatte inzwischen das Geschäft schon abgeworfen. Er erweiterte also seinen
Kaufladen und seine Gastwirtschaft und baute einen Tanzsaal auf, gegen den der
niedrige altvaterische Saal bei Brauns und seinen krummen Dielen, seiner Balken¬
decke und seiner Eleganz des Kuhstalls gar nichts war. Der neue Saal erhielt
Parkettfußboden, hohe Fenster, einen Kronleuchter und eine Galerie für die Musi¬
kante», ganz wie in der Stadt. Das ganze Dorf staunte und fing an zu begreifen,
daß auch Rockendorf fortzuschreiten anfing. Der kleine Brauns aber hatte nächt¬
licherweile lange Gespräche mit seiner lieben Frau, deren Resultat war, daß auch
er einen neue» Tanzsaal baute. Aus diesem Saale wurde aber nicht viel ge¬
scheites, da Brauns nach Bauernweise zwar großartig anfing, aber an dein sparte,
was zur Vollendung nötig war, geradeso wie einer, der sich eine» Rock bauen läßt,
aber aus Sparsamkeit die Knöpfe wegläßt. So bot denn der neue Saal nach
Raum und Bequemlichkeit nur halb befriedigendes; aber es war doch ein Tanzsaal,
mit dem sich gegen Leisring Konkurrenz machen ließ.

Nun aber haben Tnnzscile, in denen nicht getanzt wird, ihren Beruf verfehlt.
Bis dahin war in Rockendorf wenig getanzt worden. Die paar Vereine feierten
ihre Stiftungsfeste, außerdem wurde beim Mädchenlaufen und dem Knechtereiten
getanzt, und damit war man fertig. Jetzt aber sollte womöglich aller acht
Tage Tanz sein, damit die Herren Wirte mit ihren neuen Sälen ans ihre Rech¬
nung kämen. In den Vereinen gab es jedesmal Zank, wenn entschieden werden
sollte, wo das Stiftungsfest abgehalten werden sollte, ob bei Brauns oder bei Leis¬
ring. Das Ende vom Liede war, daß der Gesangverein in die Brüche ging, und
daß sich der Kriegerverein teilte. Jetzt feierten die „Krieger mit Gewehr" ihre
Feste bei Leisring und tranken dessen schauderhaften Wein, und die „alten Kriegs¬
kameraden" tafelten bei Brauns und vergifteten sich mit dessen ebenso schlechtem
Punsch. Getanzt wurde jetzt in jedem der beiden Vereine auf besondern Wunsch
der Herren Wirte zweimal.

Der Gesangverein hatte seine Übungen in der Schule gehabt, was Herrn
Leisring in hohem Maße mißfiel, denn dort konnte doch kein Bier abgesetzt werden.
Er stiftete also seine Freunde an, daß sie bei Königlicher Regierung gegen den Ge¬
brauch der Schulklasse zum Übungslokale vorstellig werden und die Behörde be¬
schwören sollten, ans pädagogischen und moralischen Gründen dem Gesangverein die
Schule zu verbieten. Als das nichts half, wurde nnter den jüngern Mitgliedern
eine Verschwörung angestiftet. Eines Tages drangen nach langem Streite die Ver¬
schwörer durch und beschlossen, daß die Übungen bei Leisring abgehalten werden
sollten. Worauf der Herr Kantor die Direktion niederlegte, die nun der dritte
Lehrer übernahm, der aber von Musik nichts verstand und nichts dagegen hatte,
wenn statt Übungen zu halten und Konzerte zu geben getanzt und Theater ge¬
spielt wurde.

Wenn ans dem Dorfanger Adlerschießen abgehalten wurde, so hatte bisher


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[0642] Skizzen aus unserm heutigen Volksleben der freundlichen Nachhilfe Leisrings der Lohn bei weitem nicht mehr aus. Ja die Brücher kamen in dem Maße herunter, als Leisring Fett ansetzte. Dies gestaltete sich zu einem öffentlichen Notstände, der sich sowohl bei der Krankenkasse, als auch bei der Schulverwaltung, als auch bei der Polizei und der Strafkammer der be¬ nachbarten Stadt geltend machte. Denn die Frauen der Brücher, die von ihren schnapstrinkenden Männern kein Geld bekommen konnten, stahlen wie die Naben, die Kinder vcigabondierten, und die Männer prügelten sich. Leisring hatte noch einmal Glück. Sein Nachbar brannte ab. Ihm selbst verbrannte auch etliches, aber das schadete nichts. Da nun der Nachbar, weil es seit Menschengedenken in Rockendorf nicht gebrannt hatte, nicht versichert war und seinen Hof nicht wieder aufbauen konnte, so kaufte ihn Leisring und bezahlte ihn bar. Soviel hatte inzwischen das Geschäft schon abgeworfen. Er erweiterte also seinen Kaufladen und seine Gastwirtschaft und baute einen Tanzsaal auf, gegen den der niedrige altvaterische Saal bei Brauns und seinen krummen Dielen, seiner Balken¬ decke und seiner Eleganz des Kuhstalls gar nichts war. Der neue Saal erhielt Parkettfußboden, hohe Fenster, einen Kronleuchter und eine Galerie für die Musi¬ kante», ganz wie in der Stadt. Das ganze Dorf staunte und fing an zu begreifen, daß auch Rockendorf fortzuschreiten anfing. Der kleine Brauns aber hatte nächt¬ licherweile lange Gespräche mit seiner lieben Frau, deren Resultat war, daß auch er einen neue» Tanzsaal baute. Aus diesem Saale wurde aber nicht viel ge¬ scheites, da Brauns nach Bauernweise zwar großartig anfing, aber an dein sparte, was zur Vollendung nötig war, geradeso wie einer, der sich eine» Rock bauen läßt, aber aus Sparsamkeit die Knöpfe wegläßt. So bot denn der neue Saal nach Raum und Bequemlichkeit nur halb befriedigendes; aber es war doch ein Tanzsaal, mit dem sich gegen Leisring Konkurrenz machen ließ. Nun aber haben Tnnzscile, in denen nicht getanzt wird, ihren Beruf verfehlt. Bis dahin war in Rockendorf wenig getanzt worden. Die paar Vereine feierten ihre Stiftungsfeste, außerdem wurde beim Mädchenlaufen und dem Knechtereiten getanzt, und damit war man fertig. Jetzt aber sollte womöglich aller acht Tage Tanz sein, damit die Herren Wirte mit ihren neuen Sälen ans ihre Rech¬ nung kämen. In den Vereinen gab es jedesmal Zank, wenn entschieden werden sollte, wo das Stiftungsfest abgehalten werden sollte, ob bei Brauns oder bei Leis¬ ring. Das Ende vom Liede war, daß der Gesangverein in die Brüche ging, und daß sich der Kriegerverein teilte. Jetzt feierten die „Krieger mit Gewehr" ihre Feste bei Leisring und tranken dessen schauderhaften Wein, und die „alten Kriegs¬ kameraden" tafelten bei Brauns und vergifteten sich mit dessen ebenso schlechtem Punsch. Getanzt wurde jetzt in jedem der beiden Vereine auf besondern Wunsch der Herren Wirte zweimal. Der Gesangverein hatte seine Übungen in der Schule gehabt, was Herrn Leisring in hohem Maße mißfiel, denn dort konnte doch kein Bier abgesetzt werden. Er stiftete also seine Freunde an, daß sie bei Königlicher Regierung gegen den Ge¬ brauch der Schulklasse zum Übungslokale vorstellig werden und die Behörde be¬ schwören sollten, ans pädagogischen und moralischen Gründen dem Gesangverein die Schule zu verbieten. Als das nichts half, wurde nnter den jüngern Mitgliedern eine Verschwörung angestiftet. Eines Tages drangen nach langem Streite die Ver¬ schwörer durch und beschlossen, daß die Übungen bei Leisring abgehalten werden sollten. Worauf der Herr Kantor die Direktion niederlegte, die nun der dritte Lehrer übernahm, der aber von Musik nichts verstand und nichts dagegen hatte, wenn statt Übungen zu halten und Konzerte zu geben getanzt und Theater ge¬ spielt wurde. Wenn ans dem Dorfanger Adlerschießen abgehalten wurde, so hatte bisher

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_290410/642>, abgerufen am 22.07.2024.