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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr.

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Wie mein Hans Ohm Minister wurde

Frau Thun, die alte Margret, kam herein und wollte ihm das Blauleinen nud
den eigen gemachten Beiderwand vorlegen. Sie war etwas lendenlahm, Hans
Ohm stieg deshalb ans seinen Stuhl und holte alles aus dem Schrank, der über
dem Wandbett eiugetäfelt war.

So Hans -- "kragte" und bat Margret --, so Hans, nu drink erst mol Kaffe.

Hans Ohm hatte dunkelbraunes, fast schwarzes Haar, kastanienbraune Augen
und launig gefaltete Lippen. Ja, mit diesen Lippen hatte es eine besondre Be¬
wandtnis. Sie hüteten, wie alle wußten, Geschichte" und "Döntjes" und "Verteiln,"
die sich hören lassen konnten. Und wenn man genau hinsah, so schienen die Lippen
auch dann in Bewegung zu sein, wenn er schwieg. Das waren die Geschichten,
die immer heraus wollten, sich von innen gegen die Oberlippe stemmten und sich
in ihrem Übermut getrauten, den Verschluß zu heben und lachend hiunusznbrcchen.
Aber Hans Ohm hielt die Bande in guter Zucht; er wußte ganz genau, daß seine
Geschichten da draußen gar nicht leben konnten, wenn das Wetter nicht danach war,
er wußte, daß zum Geschichtenerzähler vor allen Dingen gutes Wetter bei den
Hörern nötig ist, und war der Manu dazu, das gute Wetter abzuwarten.

Jasper Thun saß noch immer in der Zipfelmütze. Die gute Uhr schwang
ihren Pendel und zählte und zählte. Vielleicht dreihundertmal hatte sie links gedielt,
dreihuudcrtmal rechts gedankt, da schob Jasper Thu" seine Zipfelmütze auf die
Stiru zurück und sah mit einem eisgrauen, verkümmerten Gesichtchen, mit grauen,
rotuuterlaufnen Augen aus schlaffen Thränensäcken auf seinen Kaffee trinkenden
Schneider.

Hans Ohm wiederholte seinen Gruß: Gvdu Morgn, Jasper! -- Aber darauf
war Jasper nicht gefaßt gewesen, das war gewissermaßen gegen die in Gedanken
mit dem fremden Besuch getroffne geheime Abrede, das war nach seiner Meinung
ein ganz infamer Überfall, das erschreckte ihn so. daß er noch einmal, wenn auch
auf eine kürzere Zeit, in die Mütze hinein verschwand. Einhundertundfünfzigmal
tickte die Uhr nach links, einhundertundfünfzigmal tackle sie nach rechts, so lange
dauerte es, bis Jasper Thuns Gesicht wieder am Frühstückstisch erschien.

Aber wortkarg und für sich blieb Jasper den ganzen Tag. Die Kosten der
Unterhaltung bestritten Margret, die an der linken Seite des Ofens ihre Kalkpfeife
rauchte, und mein Haus Ohm. Und auch Hans Ohm fand das Wetter noch nicht
ganz nach Wunsch. Die Aussichten besserten sich aber, als Jasper anfing, ub und
zu etwas zu murmeln, was etwa klang, wie: Das mein ich mich -- oder: Das
ist recht -- und beifällig mit dem Daumen vom Langfinger auf den Zeigefinger
knipfte, womit er sagen wollte: Dill is wat, Duuner ja, dat is'n Baas von Kerl. --
Margret sprach von der neuen Zeit, von der Schlechtigkeit der neuen Welt im all¬
gemeinen und von dem Frevel der neuen Erfindungen, womit man klüger sein wolle,
als der liebe Gott, besonders. -- Hans Ohm widersprach nicht, stimmte hier und
da bei, und Jasper knipfte. Dann ließ Hans Ohm als Versuchsballon ein kleines
Geschichtchen steigen. Die Gesellschaft da drinnen war gar zu ungeduldig geworden,
und Hans Ohm dachte: Versuchen können wirs ja mal. Und Wenns nicht geht,
es ist ja nicht das erstemal, daß ich eine Historie wegwerfe. Und Veranlassung,
etwas zu erzählen, war durch Hinrich Graff Gänse gegeben.

Hinrich Graff Gänse waren nämlich in Hans Sodts Weizeukoppel eingebrochen.
Darüber hatte sich ein Prozeß entsponnen, der jetzt das Tagesgespräch in Falling-
borstel war. Hinrich Graf war von Hans Sode vor die klösterliche Obrigkeit zu
Itzehoe geladen, Hinrich Graf hatte eingewandt, daß er der Pntrimonialgerichts-
barkeit der Grafen Drage unterstehe, und Hans Sode. war vom Kloster mit seiner
Klage "wegen Inkompetenz" abgewiesen worden. Mit den verschiednen Obrigkeiten
war es damals überhaupt eine merkwürdige Sache, um so mehr, als die Juris-


Wie mein Hans Ohm Minister wurde

Frau Thun, die alte Margret, kam herein und wollte ihm das Blauleinen nud
den eigen gemachten Beiderwand vorlegen. Sie war etwas lendenlahm, Hans
Ohm stieg deshalb ans seinen Stuhl und holte alles aus dem Schrank, der über
dem Wandbett eiugetäfelt war.

So Hans — „kragte" und bat Margret —, so Hans, nu drink erst mol Kaffe.

Hans Ohm hatte dunkelbraunes, fast schwarzes Haar, kastanienbraune Augen
und launig gefaltete Lippen. Ja, mit diesen Lippen hatte es eine besondre Be¬
wandtnis. Sie hüteten, wie alle wußten, Geschichte» und „Döntjes" und „Verteiln,"
die sich hören lassen konnten. Und wenn man genau hinsah, so schienen die Lippen
auch dann in Bewegung zu sein, wenn er schwieg. Das waren die Geschichten,
die immer heraus wollten, sich von innen gegen die Oberlippe stemmten und sich
in ihrem Übermut getrauten, den Verschluß zu heben und lachend hiunusznbrcchen.
Aber Hans Ohm hielt die Bande in guter Zucht; er wußte ganz genau, daß seine
Geschichten da draußen gar nicht leben konnten, wenn das Wetter nicht danach war,
er wußte, daß zum Geschichtenerzähler vor allen Dingen gutes Wetter bei den
Hörern nötig ist, und war der Manu dazu, das gute Wetter abzuwarten.

Jasper Thun saß noch immer in der Zipfelmütze. Die gute Uhr schwang
ihren Pendel und zählte und zählte. Vielleicht dreihundertmal hatte sie links gedielt,
dreihuudcrtmal rechts gedankt, da schob Jasper Thu» seine Zipfelmütze auf die
Stiru zurück und sah mit einem eisgrauen, verkümmerten Gesichtchen, mit grauen,
rotuuterlaufnen Augen aus schlaffen Thränensäcken auf seinen Kaffee trinkenden
Schneider.

Hans Ohm wiederholte seinen Gruß: Gvdu Morgn, Jasper! — Aber darauf
war Jasper nicht gefaßt gewesen, das war gewissermaßen gegen die in Gedanken
mit dem fremden Besuch getroffne geheime Abrede, das war nach seiner Meinung
ein ganz infamer Überfall, das erschreckte ihn so. daß er noch einmal, wenn auch
auf eine kürzere Zeit, in die Mütze hinein verschwand. Einhundertundfünfzigmal
tickte die Uhr nach links, einhundertundfünfzigmal tackle sie nach rechts, so lange
dauerte es, bis Jasper Thuns Gesicht wieder am Frühstückstisch erschien.

Aber wortkarg und für sich blieb Jasper den ganzen Tag. Die Kosten der
Unterhaltung bestritten Margret, die an der linken Seite des Ofens ihre Kalkpfeife
rauchte, und mein Haus Ohm. Und auch Hans Ohm fand das Wetter noch nicht
ganz nach Wunsch. Die Aussichten besserten sich aber, als Jasper anfing, ub und
zu etwas zu murmeln, was etwa klang, wie: Das mein ich mich — oder: Das
ist recht — und beifällig mit dem Daumen vom Langfinger auf den Zeigefinger
knipfte, womit er sagen wollte: Dill is wat, Duuner ja, dat is'n Baas von Kerl. —
Margret sprach von der neuen Zeit, von der Schlechtigkeit der neuen Welt im all¬
gemeinen und von dem Frevel der neuen Erfindungen, womit man klüger sein wolle,
als der liebe Gott, besonders. — Hans Ohm widersprach nicht, stimmte hier und
da bei, und Jasper knipfte. Dann ließ Hans Ohm als Versuchsballon ein kleines
Geschichtchen steigen. Die Gesellschaft da drinnen war gar zu ungeduldig geworden,
und Hans Ohm dachte: Versuchen können wirs ja mal. Und Wenns nicht geht,
es ist ja nicht das erstemal, daß ich eine Historie wegwerfe. Und Veranlassung,
etwas zu erzählen, war durch Hinrich Graff Gänse gegeben.

Hinrich Graff Gänse waren nämlich in Hans Sodts Weizeukoppel eingebrochen.
Darüber hatte sich ein Prozeß entsponnen, der jetzt das Tagesgespräch in Falling-
borstel war. Hinrich Graf war von Hans Sode vor die klösterliche Obrigkeit zu
Itzehoe geladen, Hinrich Graf hatte eingewandt, daß er der Pntrimonialgerichts-
barkeit der Grafen Drage unterstehe, und Hans Sode. war vom Kloster mit seiner
Klage „wegen Inkompetenz" abgewiesen worden. Mit den verschiednen Obrigkeiten
war es damals überhaupt eine merkwürdige Sache, um so mehr, als die Juris-


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[0051] Wie mein Hans Ohm Minister wurde Frau Thun, die alte Margret, kam herein und wollte ihm das Blauleinen nud den eigen gemachten Beiderwand vorlegen. Sie war etwas lendenlahm, Hans Ohm stieg deshalb ans seinen Stuhl und holte alles aus dem Schrank, der über dem Wandbett eiugetäfelt war. So Hans — „kragte" und bat Margret —, so Hans, nu drink erst mol Kaffe. Hans Ohm hatte dunkelbraunes, fast schwarzes Haar, kastanienbraune Augen und launig gefaltete Lippen. Ja, mit diesen Lippen hatte es eine besondre Be¬ wandtnis. Sie hüteten, wie alle wußten, Geschichte» und „Döntjes" und „Verteiln," die sich hören lassen konnten. Und wenn man genau hinsah, so schienen die Lippen auch dann in Bewegung zu sein, wenn er schwieg. Das waren die Geschichten, die immer heraus wollten, sich von innen gegen die Oberlippe stemmten und sich in ihrem Übermut getrauten, den Verschluß zu heben und lachend hiunusznbrcchen. Aber Hans Ohm hielt die Bande in guter Zucht; er wußte ganz genau, daß seine Geschichten da draußen gar nicht leben konnten, wenn das Wetter nicht danach war, er wußte, daß zum Geschichtenerzähler vor allen Dingen gutes Wetter bei den Hörern nötig ist, und war der Manu dazu, das gute Wetter abzuwarten. Jasper Thun saß noch immer in der Zipfelmütze. Die gute Uhr schwang ihren Pendel und zählte und zählte. Vielleicht dreihundertmal hatte sie links gedielt, dreihuudcrtmal rechts gedankt, da schob Jasper Thu» seine Zipfelmütze auf die Stiru zurück und sah mit einem eisgrauen, verkümmerten Gesichtchen, mit grauen, rotuuterlaufnen Augen aus schlaffen Thränensäcken auf seinen Kaffee trinkenden Schneider. Hans Ohm wiederholte seinen Gruß: Gvdu Morgn, Jasper! — Aber darauf war Jasper nicht gefaßt gewesen, das war gewissermaßen gegen die in Gedanken mit dem fremden Besuch getroffne geheime Abrede, das war nach seiner Meinung ein ganz infamer Überfall, das erschreckte ihn so. daß er noch einmal, wenn auch auf eine kürzere Zeit, in die Mütze hinein verschwand. Einhundertundfünfzigmal tickte die Uhr nach links, einhundertundfünfzigmal tackle sie nach rechts, so lange dauerte es, bis Jasper Thuns Gesicht wieder am Frühstückstisch erschien. Aber wortkarg und für sich blieb Jasper den ganzen Tag. Die Kosten der Unterhaltung bestritten Margret, die an der linken Seite des Ofens ihre Kalkpfeife rauchte, und mein Haus Ohm. Und auch Hans Ohm fand das Wetter noch nicht ganz nach Wunsch. Die Aussichten besserten sich aber, als Jasper anfing, ub und zu etwas zu murmeln, was etwa klang, wie: Das mein ich mich — oder: Das ist recht — und beifällig mit dem Daumen vom Langfinger auf den Zeigefinger knipfte, womit er sagen wollte: Dill is wat, Duuner ja, dat is'n Baas von Kerl. — Margret sprach von der neuen Zeit, von der Schlechtigkeit der neuen Welt im all¬ gemeinen und von dem Frevel der neuen Erfindungen, womit man klüger sein wolle, als der liebe Gott, besonders. — Hans Ohm widersprach nicht, stimmte hier und da bei, und Jasper knipfte. Dann ließ Hans Ohm als Versuchsballon ein kleines Geschichtchen steigen. Die Gesellschaft da drinnen war gar zu ungeduldig geworden, und Hans Ohm dachte: Versuchen können wirs ja mal. Und Wenns nicht geht, es ist ja nicht das erstemal, daß ich eine Historie wegwerfe. Und Veranlassung, etwas zu erzählen, war durch Hinrich Graff Gänse gegeben. Hinrich Graff Gänse waren nämlich in Hans Sodts Weizeukoppel eingebrochen. Darüber hatte sich ein Prozeß entsponnen, der jetzt das Tagesgespräch in Falling- borstel war. Hinrich Graf war von Hans Sode vor die klösterliche Obrigkeit zu Itzehoe geladen, Hinrich Graf hatte eingewandt, daß er der Pntrimonialgerichts- barkeit der Grafen Drage unterstehe, und Hans Sode. war vom Kloster mit seiner Klage „wegen Inkompetenz" abgewiesen worden. Mit den verschiednen Obrigkeiten war es damals überhaupt eine merkwürdige Sache, um so mehr, als die Juris-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_290410/51>, abgerufen am 01.07.2024.