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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr.

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Ü?le mein Hans Aha Minister wurde

Godn Morgn, sagte er und legte einen Packen Handwerkszeug auf die Lade.

Jasper Thun war allein in der Stube, aber Jnsper Thun antwortete nicht.
Er saß in seinem mit braunem Leder überzognen Lehnstuhl, das Gesicht an der
Ohrenklappe des Stuhls, an der rechten Seite des Beilegerofens, gegen den er die
Füße stemmte. Er hatte eine dicke Backe, aber das war nichts Schlimmes, sondern
nur eine Prise Kautabak. Auf seinem Kopf trug er eine i" Zebrastreifen gehäkelte
blauweiße Zipfelmütze. Seine Margret häkelte und strickte ihm hiervon zwei Sorten,
eine in Wolle für den Winter, eine in Baumwolle für den Sommer. Als mein
Hansohm in die Stube trat und guten Morgen bot, trug Jasper eine baum-
wollne.

Wir verweilen nicht ohne Grund bei der Mühe, denn als Jasper den fremden
Schneider sah, zog er das Netz über sein Gesicht und beobachtete ihn durch die
Maschen.

Wie? Zu Jasper Thun kommt ein Schneider, der zum Nahen bestellt ist,
der Schneider sagt höflich "Guten Morgen," der Hausherr sitzt hinterm Ofen und
kaut Tabak, beantwortet aber nicht den Gruß, sondern verkriecht sich in seine Zipfel¬
mütze? Betragen sich so die Leute in Fallingbvrstel?

Nein, in Fallingborstel ist das sonst nicht der Brauch, Man ist auch dort
höflich, und Jaspers Benehmen war mich in Fallingborstel ungewöhnlich. Zur Er¬
klärung haben wir indessen zu bemerken, daß Jasper ein außergewöhnlicher Mensch
war und mit dem landläufigen Ellenmaß nicht gemessen werden durfte. Er war
-- und diesmal ist es buchstäblich zu nehmen -- jederzeit seine eignen Wege ge¬
gangen. Schon als Knabe hatte er die breiten von ihm förmlich gehaßten Straßen,
wenn irgend möglich, vermieden und Schleichwege gewählt, auch wenn sie beschwer¬
licher und langer waren als der allgemeine Weg. Ein unwiderstehlicher Hang zur
Einsamkeit hatte ihn abseits geführt. Er liebte die Freiheit, die Selbständigkeit,
und vor allen Dingen liebte er die Bilder seiner wachen Träume. Er galt für
klug und wurde, als er groß geworden war, ein guter Erzähler, kam aber bald in
den Ruf der Wunderlichkeit. Schließlich war es denn geradezu bei ihm Grundsatz
geworden, nicht das zu thun, was alle thaten. So hatte er sich nach und nach von
allem Herkömmlichen, von Brauch und Sitte losgesagt. Mehr und mehr zergrübelte
er sich darüber, was es wohl eigentlich mit der Welt auf sich habe, weshalb wohl
alle Menschen so unvernünftig seien, und Jasper Thun allein so vernünftig. Im
Mannesalter hatte er noch Freunde gehabt, die ihn wenigstens halbwegs verstanden;
aber er hatte sie mehr und mehr allein gelassen und war von ihnen allein gelassen
worden. Nun war er des Verkehrs mit Menschen ganz entwöhnt. Traf er jetzt
mit einem zusammen, so verlor er auf eine Viertelstunde sein Selbstvertrauen und
schlüpfte in die. immer bereite Zipfelmütze, wie ein Krustentier in sein Gehäuse.
Ju seiner Zipfelmütze fühlte er sich geborgen wie in einer Tarnkappe, dort fand
er Zeit, sich zu besinnen, wie der Mensch vor ihm, den er durch die Maschen beob¬
achtete, zu behandeln sei. Peinlich hielt er darauf, daß sie nicht von seinem Haupte
kam, die Zuflucht wenigstens sollte ihm auch in den verzweifeltsten Fällen bleiben,
diese Zuversicht wollte er nicht entbehren.

Meinem Hans Ohm gegenüber brauchte er die übliche Viertelstunde nicht ganz.
Wenn die alte Uhr, die ohne Gehäuse an der Wand hing, Recht hat, so müssen
es nicht mehr als zehn Minuten gewesen sein, sah doch der durch die Maschen
beobachtete Schneider durchaus nicht abschreckend aus. Er ordnete vielmehr in aller
Gemächlichkeit seine Sachen: Nadel und Zwirn, Schere und Reißbrett, und kümmerte
sich um Jasper Thun und seine Zipfelmütze keinen Deut. Er that, als sei er allein
im Zimmer, schob den für das Zuschneiden bestimmten Tisch, der in der Ecke stand,
zurecht und legte Wachsknäuel, sowie ein großes Stück Kreide auf die Fensterbank.


Ü?le mein Hans Aha Minister wurde

Godn Morgn, sagte er und legte einen Packen Handwerkszeug auf die Lade.

Jasper Thun war allein in der Stube, aber Jnsper Thun antwortete nicht.
Er saß in seinem mit braunem Leder überzognen Lehnstuhl, das Gesicht an der
Ohrenklappe des Stuhls, an der rechten Seite des Beilegerofens, gegen den er die
Füße stemmte. Er hatte eine dicke Backe, aber das war nichts Schlimmes, sondern
nur eine Prise Kautabak. Auf seinem Kopf trug er eine i» Zebrastreifen gehäkelte
blauweiße Zipfelmütze. Seine Margret häkelte und strickte ihm hiervon zwei Sorten,
eine in Wolle für den Winter, eine in Baumwolle für den Sommer. Als mein
Hansohm in die Stube trat und guten Morgen bot, trug Jasper eine baum-
wollne.

Wir verweilen nicht ohne Grund bei der Mühe, denn als Jasper den fremden
Schneider sah, zog er das Netz über sein Gesicht und beobachtete ihn durch die
Maschen.

Wie? Zu Jasper Thun kommt ein Schneider, der zum Nahen bestellt ist,
der Schneider sagt höflich „Guten Morgen," der Hausherr sitzt hinterm Ofen und
kaut Tabak, beantwortet aber nicht den Gruß, sondern verkriecht sich in seine Zipfel¬
mütze? Betragen sich so die Leute in Fallingbvrstel?

Nein, in Fallingborstel ist das sonst nicht der Brauch, Man ist auch dort
höflich, und Jaspers Benehmen war mich in Fallingborstel ungewöhnlich. Zur Er¬
klärung haben wir indessen zu bemerken, daß Jasper ein außergewöhnlicher Mensch
war und mit dem landläufigen Ellenmaß nicht gemessen werden durfte. Er war
— und diesmal ist es buchstäblich zu nehmen — jederzeit seine eignen Wege ge¬
gangen. Schon als Knabe hatte er die breiten von ihm förmlich gehaßten Straßen,
wenn irgend möglich, vermieden und Schleichwege gewählt, auch wenn sie beschwer¬
licher und langer waren als der allgemeine Weg. Ein unwiderstehlicher Hang zur
Einsamkeit hatte ihn abseits geführt. Er liebte die Freiheit, die Selbständigkeit,
und vor allen Dingen liebte er die Bilder seiner wachen Träume. Er galt für
klug und wurde, als er groß geworden war, ein guter Erzähler, kam aber bald in
den Ruf der Wunderlichkeit. Schließlich war es denn geradezu bei ihm Grundsatz
geworden, nicht das zu thun, was alle thaten. So hatte er sich nach und nach von
allem Herkömmlichen, von Brauch und Sitte losgesagt. Mehr und mehr zergrübelte
er sich darüber, was es wohl eigentlich mit der Welt auf sich habe, weshalb wohl
alle Menschen so unvernünftig seien, und Jasper Thun allein so vernünftig. Im
Mannesalter hatte er noch Freunde gehabt, die ihn wenigstens halbwegs verstanden;
aber er hatte sie mehr und mehr allein gelassen und war von ihnen allein gelassen
worden. Nun war er des Verkehrs mit Menschen ganz entwöhnt. Traf er jetzt
mit einem zusammen, so verlor er auf eine Viertelstunde sein Selbstvertrauen und
schlüpfte in die. immer bereite Zipfelmütze, wie ein Krustentier in sein Gehäuse.
Ju seiner Zipfelmütze fühlte er sich geborgen wie in einer Tarnkappe, dort fand
er Zeit, sich zu besinnen, wie der Mensch vor ihm, den er durch die Maschen beob¬
achtete, zu behandeln sei. Peinlich hielt er darauf, daß sie nicht von seinem Haupte
kam, die Zuflucht wenigstens sollte ihm auch in den verzweifeltsten Fällen bleiben,
diese Zuversicht wollte er nicht entbehren.

Meinem Hans Ohm gegenüber brauchte er die übliche Viertelstunde nicht ganz.
Wenn die alte Uhr, die ohne Gehäuse an der Wand hing, Recht hat, so müssen
es nicht mehr als zehn Minuten gewesen sein, sah doch der durch die Maschen
beobachtete Schneider durchaus nicht abschreckend aus. Er ordnete vielmehr in aller
Gemächlichkeit seine Sachen: Nadel und Zwirn, Schere und Reißbrett, und kümmerte
sich um Jasper Thun und seine Zipfelmütze keinen Deut. Er that, als sei er allein
im Zimmer, schob den für das Zuschneiden bestimmten Tisch, der in der Ecke stand,
zurecht und legte Wachsknäuel, sowie ein großes Stück Kreide auf die Fensterbank.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_290410/50>, abgerufen am 01.07.2024.