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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Herrn. Also vorwärts! Ich ließ mir von einem befrackten Lohndiener den Mantel
abnehmen, die Thür zum Empfangszimmer wurde geöffnet, wir begrüßten Frnn
Müller und ihren Mann und befanden uns in einer Gesellschaft von etwa dreißig
sich lebhaft unterhaltenden Herren, denen wir, soweit wir sie nicht schon kannten,
vom Hausherrn vorgestellt wurden. Nach einer Viertelstunde öffnete sich das E߬
zimmer, und wir gingen an unsre Plätze.

Ich war noch immer nicht recht frohgemut. Ich hatte mir alle die Männer
im Frack und mit der weißen Binde angesehen, und alle waren mir mehr oder
weniger bekniffen, eingezwängt, posierend vorgekommen. Indessen das war ja ihre
Sache, nicht meine. Nun läßt es sich nicht leugnen, ein gut gedeckter, gastlicher
Tisch ist ein erfreulicher Anblick. Das schöne schneeweiße Linnen, die frischen
natürlichen Blumen, hübsch arrangiert und über den Tisch verteilt, die helle, fest¬
liche Beleuchtung, das glänzende Geschirr, alles macht einen freundlichen und wohl¬
thuenden Eindruck. Ich sah zur Hausfrau hinüber und nickte ihr zu; sie verstand
auch den stummen Zoll, den ich ihrem Hansfranengeschick damit darbrachte, und sah
glücklich aus. Unser Freund schien mir auch befriedigt; er war mit seinem Nachbar
in ein eifriges Gespräch vertieft, und so setzte ich mich, kühl der Dinge wartend,
die da kommen sollten, nieder. Zur Linken hatte ich einen behäbigen Geschäfts¬
mann. Ich kannte ihn wohl, er war sehr erpicht auf das Essen nud Trinken, und
seine Unterhaltung war, wenn das Gespräch nicht uns spezifisch geschäftliche Fragen
kam, nicht übermäßig anregend. Dagegen fand ich in meinem Nachbar zur rechten
einen vortrefflichen Plandrer. Er war Rechtsanwalt beim Reichsgericht mit dem
Titel Justizrat, sah ungemein gescheit aus und war, wie mau das bei klugen An¬
wälten oft findet, über die verschiedensten Gebiete des praktischen Lebens mit über¬
raschender Genauigkeit bis in die entlegensten Einzelheiten orientiert. Wir kamen
auf meine Heimat zu sprechen, die er in der That "wie seine linke Hosentasche"
kannte, und von da aus bauten sich von selbst die Brücken zum Übergange ans
einzelne politische und soziale Fragen, über die wir uns unbefangen und meistens
uns stark einander nähernd aussprachen, nicht nach Art der Zeitungsleitartikel,
souderu Mann gegen Mann, mit warmen Accenten des Herzens. So kam ich all¬
mählich in eine gute, ja gehobne Stimmung. Vom Essen habe ich nicht viel ge¬
nossen, obwohl es gut war. Es gab Fleischbrühsuppe, Bachforellen, Hammelrücken
und Hamburger Rauchfleisch, warme Hummer, gebratne junge Gans, Eisspeise, Käsc-
stangen und Nachtisch. Jedenfalls aber bekamen wir dazu nicht nur "trockne"
Schaumweine, sondern einige wirklich vortreffliche Weine, namentlich einen 1893 er
Bordeaux und einen Forster Freundstück, bei dem mau die Engel im Himmel singen
hören konnte. Genug, ich stand vergnügt und befriedigt auf, trank noch im Arbeits¬
und Rauchzimmer des Hausherr" mit unserm Jrennde, der recht schweigsam war, eine
Tasse Kaffee und einen Kognak und rauchte eine wundervolle Pedro Murias ersten
Ranges, wie man sie kaum in der ersten Gesellschaft Bremens bekommt. Das er¬
klärte sich daraus, daß unser Wirt Müller zwar kein geborner Bremer war, aber
durch die engsten verwandtschaftlichen Fäden mit einigen ersten Bremer Häusern
zusammenhing. Unser Freund war stiller als sonst und überließ mir und deu bei
uns sitzenden Herren die Kosten des Gesprächs zu tragen. Dieses Gespräch ging
nicht gerade in die Tiefe, aber es war heiter und hie und da mit einer scharfen
Pointe oder einem guten Witz gewürzt. Um ^11 Uhr brachen wir auf, ver¬
abschiedeten uns von Müller und seiner muntern Frau, verabreichten draußen der
Dienstmagd des Hauses unsre Mark Trinkgeld und gingen, da der Regen längst
aufgehört hatte, in verschiednen Richtungen nach Haufe. Zur großen Genug¬
thuung meiner Frau war ich wirklich vergnügt und aufgeräumt. Ich schlief viel¬
leicht ein wenig unruhiger als sonst, aber im ganzen ist mir dieses Mittagessen gar
nicht übel bekommen.


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Herrn. Also vorwärts! Ich ließ mir von einem befrackten Lohndiener den Mantel
abnehmen, die Thür zum Empfangszimmer wurde geöffnet, wir begrüßten Frnn
Müller und ihren Mann und befanden uns in einer Gesellschaft von etwa dreißig
sich lebhaft unterhaltenden Herren, denen wir, soweit wir sie nicht schon kannten,
vom Hausherrn vorgestellt wurden. Nach einer Viertelstunde öffnete sich das E߬
zimmer, und wir gingen an unsre Plätze.

Ich war noch immer nicht recht frohgemut. Ich hatte mir alle die Männer
im Frack und mit der weißen Binde angesehen, und alle waren mir mehr oder
weniger bekniffen, eingezwängt, posierend vorgekommen. Indessen das war ja ihre
Sache, nicht meine. Nun läßt es sich nicht leugnen, ein gut gedeckter, gastlicher
Tisch ist ein erfreulicher Anblick. Das schöne schneeweiße Linnen, die frischen
natürlichen Blumen, hübsch arrangiert und über den Tisch verteilt, die helle, fest¬
liche Beleuchtung, das glänzende Geschirr, alles macht einen freundlichen und wohl¬
thuenden Eindruck. Ich sah zur Hausfrau hinüber und nickte ihr zu; sie verstand
auch den stummen Zoll, den ich ihrem Hansfranengeschick damit darbrachte, und sah
glücklich aus. Unser Freund schien mir auch befriedigt; er war mit seinem Nachbar
in ein eifriges Gespräch vertieft, und so setzte ich mich, kühl der Dinge wartend,
die da kommen sollten, nieder. Zur Linken hatte ich einen behäbigen Geschäfts¬
mann. Ich kannte ihn wohl, er war sehr erpicht auf das Essen nud Trinken, und
seine Unterhaltung war, wenn das Gespräch nicht uns spezifisch geschäftliche Fragen
kam, nicht übermäßig anregend. Dagegen fand ich in meinem Nachbar zur rechten
einen vortrefflichen Plandrer. Er war Rechtsanwalt beim Reichsgericht mit dem
Titel Justizrat, sah ungemein gescheit aus und war, wie mau das bei klugen An¬
wälten oft findet, über die verschiedensten Gebiete des praktischen Lebens mit über¬
raschender Genauigkeit bis in die entlegensten Einzelheiten orientiert. Wir kamen
auf meine Heimat zu sprechen, die er in der That „wie seine linke Hosentasche"
kannte, und von da aus bauten sich von selbst die Brücken zum Übergange ans
einzelne politische und soziale Fragen, über die wir uns unbefangen und meistens
uns stark einander nähernd aussprachen, nicht nach Art der Zeitungsleitartikel,
souderu Mann gegen Mann, mit warmen Accenten des Herzens. So kam ich all¬
mählich in eine gute, ja gehobne Stimmung. Vom Essen habe ich nicht viel ge¬
nossen, obwohl es gut war. Es gab Fleischbrühsuppe, Bachforellen, Hammelrücken
und Hamburger Rauchfleisch, warme Hummer, gebratne junge Gans, Eisspeise, Käsc-
stangen und Nachtisch. Jedenfalls aber bekamen wir dazu nicht nur „trockne"
Schaumweine, sondern einige wirklich vortreffliche Weine, namentlich einen 1893 er
Bordeaux und einen Forster Freundstück, bei dem mau die Engel im Himmel singen
hören konnte. Genug, ich stand vergnügt und befriedigt auf, trank noch im Arbeits¬
und Rauchzimmer des Hausherr» mit unserm Jrennde, der recht schweigsam war, eine
Tasse Kaffee und einen Kognak und rauchte eine wundervolle Pedro Murias ersten
Ranges, wie man sie kaum in der ersten Gesellschaft Bremens bekommt. Das er¬
klärte sich daraus, daß unser Wirt Müller zwar kein geborner Bremer war, aber
durch die engsten verwandtschaftlichen Fäden mit einigen ersten Bremer Häusern
zusammenhing. Unser Freund war stiller als sonst und überließ mir und deu bei
uns sitzenden Herren die Kosten des Gesprächs zu tragen. Dieses Gespräch ging
nicht gerade in die Tiefe, aber es war heiter und hie und da mit einer scharfen
Pointe oder einem guten Witz gewürzt. Um ^11 Uhr brachen wir auf, ver¬
abschiedeten uns von Müller und seiner muntern Frau, verabreichten draußen der
Dienstmagd des Hauses unsre Mark Trinkgeld und gingen, da der Regen längst
aufgehört hatte, in verschiednen Richtungen nach Haufe. Zur großen Genug¬
thuung meiner Frau war ich wirklich vergnügt und aufgeräumt. Ich schlief viel¬
leicht ein wenig unruhiger als sonst, aber im ganzen ist mir dieses Mittagessen gar
nicht übel bekommen.


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[0314] Maßgebliches und Unmaßgebliches Herrn. Also vorwärts! Ich ließ mir von einem befrackten Lohndiener den Mantel abnehmen, die Thür zum Empfangszimmer wurde geöffnet, wir begrüßten Frnn Müller und ihren Mann und befanden uns in einer Gesellschaft von etwa dreißig sich lebhaft unterhaltenden Herren, denen wir, soweit wir sie nicht schon kannten, vom Hausherrn vorgestellt wurden. Nach einer Viertelstunde öffnete sich das E߬ zimmer, und wir gingen an unsre Plätze. Ich war noch immer nicht recht frohgemut. Ich hatte mir alle die Männer im Frack und mit der weißen Binde angesehen, und alle waren mir mehr oder weniger bekniffen, eingezwängt, posierend vorgekommen. Indessen das war ja ihre Sache, nicht meine. Nun läßt es sich nicht leugnen, ein gut gedeckter, gastlicher Tisch ist ein erfreulicher Anblick. Das schöne schneeweiße Linnen, die frischen natürlichen Blumen, hübsch arrangiert und über den Tisch verteilt, die helle, fest¬ liche Beleuchtung, das glänzende Geschirr, alles macht einen freundlichen und wohl¬ thuenden Eindruck. Ich sah zur Hausfrau hinüber und nickte ihr zu; sie verstand auch den stummen Zoll, den ich ihrem Hansfranengeschick damit darbrachte, und sah glücklich aus. Unser Freund schien mir auch befriedigt; er war mit seinem Nachbar in ein eifriges Gespräch vertieft, und so setzte ich mich, kühl der Dinge wartend, die da kommen sollten, nieder. Zur Linken hatte ich einen behäbigen Geschäfts¬ mann. Ich kannte ihn wohl, er war sehr erpicht auf das Essen nud Trinken, und seine Unterhaltung war, wenn das Gespräch nicht uns spezifisch geschäftliche Fragen kam, nicht übermäßig anregend. Dagegen fand ich in meinem Nachbar zur rechten einen vortrefflichen Plandrer. Er war Rechtsanwalt beim Reichsgericht mit dem Titel Justizrat, sah ungemein gescheit aus und war, wie mau das bei klugen An¬ wälten oft findet, über die verschiedensten Gebiete des praktischen Lebens mit über¬ raschender Genauigkeit bis in die entlegensten Einzelheiten orientiert. Wir kamen auf meine Heimat zu sprechen, die er in der That „wie seine linke Hosentasche" kannte, und von da aus bauten sich von selbst die Brücken zum Übergange ans einzelne politische und soziale Fragen, über die wir uns unbefangen und meistens uns stark einander nähernd aussprachen, nicht nach Art der Zeitungsleitartikel, souderu Mann gegen Mann, mit warmen Accenten des Herzens. So kam ich all¬ mählich in eine gute, ja gehobne Stimmung. Vom Essen habe ich nicht viel ge¬ nossen, obwohl es gut war. Es gab Fleischbrühsuppe, Bachforellen, Hammelrücken und Hamburger Rauchfleisch, warme Hummer, gebratne junge Gans, Eisspeise, Käsc- stangen und Nachtisch. Jedenfalls aber bekamen wir dazu nicht nur „trockne" Schaumweine, sondern einige wirklich vortreffliche Weine, namentlich einen 1893 er Bordeaux und einen Forster Freundstück, bei dem mau die Engel im Himmel singen hören konnte. Genug, ich stand vergnügt und befriedigt auf, trank noch im Arbeits¬ und Rauchzimmer des Hausherr» mit unserm Jrennde, der recht schweigsam war, eine Tasse Kaffee und einen Kognak und rauchte eine wundervolle Pedro Murias ersten Ranges, wie man sie kaum in der ersten Gesellschaft Bremens bekommt. Das er¬ klärte sich daraus, daß unser Wirt Müller zwar kein geborner Bremer war, aber durch die engsten verwandtschaftlichen Fäden mit einigen ersten Bremer Häusern zusammenhing. Unser Freund war stiller als sonst und überließ mir und deu bei uns sitzenden Herren die Kosten des Gesprächs zu tragen. Dieses Gespräch ging nicht gerade in die Tiefe, aber es war heiter und hie und da mit einer scharfen Pointe oder einem guten Witz gewürzt. Um ^11 Uhr brachen wir auf, ver¬ abschiedeten uns von Müller und seiner muntern Frau, verabreichten draußen der Dienstmagd des Hauses unsre Mark Trinkgeld und gingen, da der Regen längst aufgehört hatte, in verschiednen Richtungen nach Haufe. Zur großen Genug¬ thuung meiner Frau war ich wirklich vergnügt und aufgeräumt. Ich schlief viel¬ leicht ein wenig unruhiger als sonst, aber im ganzen ist mir dieses Mittagessen gar nicht übel bekommen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_290410/314>, abgerufen am 03.07.2024.