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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

kann ich doch meinen guten alten Freund Müller unmöglich, also los! -- Ich schrieb
auf einen Briefbogen ganz korrekt: "Dr. N. N. beehrt sich für die liebenswürdige
Einladung des Herrn Reichsgerichtsrats Müller und seiner Frau Gemahlin zum
Mittagessen auf Freitag, 16. März, 7 Uhr verbindlichst zu danken und wird der
Einladung Folge leisten." Das wurde in einen Umschlag gesteckt und zur Post
gegeben. Für den 16. um 7 Uhr ivnrde das Mittagessen bei Müllers im Schreib-
ralender notiert.

Mit der Jagd am 15. war es nichts. Es war ein Wetter, bei dem draußen
"Ach schief ging. Ich kam ziemlich mißmutig über den Verlornen Tag zurück. Wir
chien regelmäßig um Vs2 Uhr zu Mittag. Als ich am Freitag pünktlich zu Tisch
wen, sagte meine Frau in heiterm Ton: Lieber Mann, heute wirst du bei uns nur
frühstücken, zu Mittag wirst dn ja um 7 Uhr bei Müllers essen. -- Richtig, seufzte
'es, es ist freilich eine Härte, zweimal zu Mittag essen zu müssen; darauf kommt
es doch schließlich hinaus. Und zu dem zweiten Essen, das ein Extravergnügen
kein soll, muß man sich noch mit dem verrückten Frack und der weißen Binde be¬
waffnen. Ich wollte, ich hätte abgesagt. Es ist bei uns so traulich und nett, wie
bei Müllers gar nicht sein kann. Und deine Kartoffelsuppe hat mir so gut ge¬
schmeckt, und da kommen die grünen Schnitzelbohnen mit Hammelrippchen, mein
Leibgericht. Da soll man nun bloß frühstückend daran riechen und sich nicht ein¬
mal satt essen. Der ganze Gesellschaftsschwindel Paßt für unsre Verhältnisse nicht. --
meinte meine Fran, so schlimm ist das doch nicht. Du hast ja glücklicherweise
lente keine Gesellschaft zu geben, sondern sollst bei deinem Freunde in guter Gesell¬
schaft am gastlichen Tische sitzen. Ist denn das ein Unglück? Das bischen An-
^du ist ja doch nicht der Rede wert. Frühstücke nur mit gutem Appetit und laß
die Laune nicht verderben. Du hast noch über fünf Stunden Zeit zur Ver-
auung, und wenn du hente abend wieder kommst, wirst du sicher ganz zufrieden
Mu. Wer in guter Gesellschaft leben will, muß auch in der nun einmal üblichen
6oren mit ihr Verkehren. Nun laß es dir hier nur schmecken, das übrige wird sich
heute abend schon finden. -- Sie hatte ja nicht so unrecht. Um V-3 Uhr saß ich
"ehaglich wieder am Schreibtisch und rauchte meine Nachmittagscigarre, die ich mir
an'stweilen noch zum Abgewöhnen gönne. Um Vs? Uhr erschien ich pünktlich in
^ichs, um mich von meiner Frau noch einmal auf mein anständiges Äußere revi-
vleren zu lassen. Meine bessere Hälfte war zufrieden, behauptete aber, zum Frack
M>! ich auch noch die glanzledernen Stiefel anziehn und den Klapphut nehmen,
^alt einem weichen Filzhut könne man doch schicklicherweise nicht ins Zimmer treten.
s>"b seufzend nach, nahm Mantel und Regenschirm, gab meiner Fran einen
^vMedskuß und ging die Treppe hinunter. Draußen rieselte der schönste kalte
j^lZM vom Himmel. Ans dem Bürgersteige standen die Pfützen, und die Straßen-
de^n ^ starrten von Schmutz. Mein Vorsatz, zu Fuß zu gehn, war schon wegen
r ^ackstiefel unausführbar. Ich hielt also eine Droschke an und gondelte, in
und i Lodenmantel gehüllt, ziemlich trübselig zu Freund Müller. Als ich hinaufkam
N ° " den hellen, durchwärmten Korridor trat, traute ich meinen Augen nicht,
aus K Spiegel stand unser Wunderlicher und studierte das dort liegende Tableau,
star^ ^ Geladnen nach der Ordnung, wie sie bei Tisch sitzen sollten, verzeichnet
Er hatte mich nicht kommen sehen, und ich legte ihm von hinten die
u> die Schulter und sagte: Guten Abend, se tu, ZZi-no? Er drehte sich
l,i ' Schelte und meinte: Ja, warum denn nicht? Das ist ja hübsch, daß wir uns
sei,, "eben. Ich hatte schon gefürchtet, ich würde unter der Gesellschaft einsam
cieimss"'^ L"^in die einzig fühlende Brust. Ich freue mich Ihrer als eines Mit¬
recht? '"^"^ Freude. Leider sitzen wir nicht zusammen. Sehen Sie, ich sitze
^ von der Fran des Hanfes, Sie sitzen mir schräg gegenüber, links vom Haus-


^renzboten II 1900 39
Maßgebliches und Unmaßgebliches

kann ich doch meinen guten alten Freund Müller unmöglich, also los! — Ich schrieb
auf einen Briefbogen ganz korrekt: „Dr. N. N. beehrt sich für die liebenswürdige
Einladung des Herrn Reichsgerichtsrats Müller und seiner Frau Gemahlin zum
Mittagessen auf Freitag, 16. März, 7 Uhr verbindlichst zu danken und wird der
Einladung Folge leisten." Das wurde in einen Umschlag gesteckt und zur Post
gegeben. Für den 16. um 7 Uhr ivnrde das Mittagessen bei Müllers im Schreib-
ralender notiert.

Mit der Jagd am 15. war es nichts. Es war ein Wetter, bei dem draußen
"Ach schief ging. Ich kam ziemlich mißmutig über den Verlornen Tag zurück. Wir
chien regelmäßig um Vs2 Uhr zu Mittag. Als ich am Freitag pünktlich zu Tisch
wen, sagte meine Frau in heiterm Ton: Lieber Mann, heute wirst du bei uns nur
frühstücken, zu Mittag wirst dn ja um 7 Uhr bei Müllers essen. — Richtig, seufzte
'es, es ist freilich eine Härte, zweimal zu Mittag essen zu müssen; darauf kommt
es doch schließlich hinaus. Und zu dem zweiten Essen, das ein Extravergnügen
kein soll, muß man sich noch mit dem verrückten Frack und der weißen Binde be¬
waffnen. Ich wollte, ich hätte abgesagt. Es ist bei uns so traulich und nett, wie
bei Müllers gar nicht sein kann. Und deine Kartoffelsuppe hat mir so gut ge¬
schmeckt, und da kommen die grünen Schnitzelbohnen mit Hammelrippchen, mein
Leibgericht. Da soll man nun bloß frühstückend daran riechen und sich nicht ein¬
mal satt essen. Der ganze Gesellschaftsschwindel Paßt für unsre Verhältnisse nicht. —
meinte meine Fran, so schlimm ist das doch nicht. Du hast ja glücklicherweise
lente keine Gesellschaft zu geben, sondern sollst bei deinem Freunde in guter Gesell¬
schaft am gastlichen Tische sitzen. Ist denn das ein Unglück? Das bischen An-
^du ist ja doch nicht der Rede wert. Frühstücke nur mit gutem Appetit und laß
die Laune nicht verderben. Du hast noch über fünf Stunden Zeit zur Ver-
auung, und wenn du hente abend wieder kommst, wirst du sicher ganz zufrieden
Mu. Wer in guter Gesellschaft leben will, muß auch in der nun einmal üblichen
6oren mit ihr Verkehren. Nun laß es dir hier nur schmecken, das übrige wird sich
heute abend schon finden. — Sie hatte ja nicht so unrecht. Um V-3 Uhr saß ich
"ehaglich wieder am Schreibtisch und rauchte meine Nachmittagscigarre, die ich mir
an'stweilen noch zum Abgewöhnen gönne. Um Vs? Uhr erschien ich pünktlich in
^ichs, um mich von meiner Frau noch einmal auf mein anständiges Äußere revi-
vleren zu lassen. Meine bessere Hälfte war zufrieden, behauptete aber, zum Frack
M>! ich auch noch die glanzledernen Stiefel anziehn und den Klapphut nehmen,
^alt einem weichen Filzhut könne man doch schicklicherweise nicht ins Zimmer treten.
s>"b seufzend nach, nahm Mantel und Regenschirm, gab meiner Fran einen
^vMedskuß und ging die Treppe hinunter. Draußen rieselte der schönste kalte
j^lZM vom Himmel. Ans dem Bürgersteige standen die Pfützen, und die Straßen-
de^n ^ starrten von Schmutz. Mein Vorsatz, zu Fuß zu gehn, war schon wegen
r ^ackstiefel unausführbar. Ich hielt also eine Droschke an und gondelte, in
und i Lodenmantel gehüllt, ziemlich trübselig zu Freund Müller. Als ich hinaufkam
N ° " den hellen, durchwärmten Korridor trat, traute ich meinen Augen nicht,
aus K Spiegel stand unser Wunderlicher und studierte das dort liegende Tableau,
star^ ^ Geladnen nach der Ordnung, wie sie bei Tisch sitzen sollten, verzeichnet
Er hatte mich nicht kommen sehen, und ich legte ihm von hinten die
u> die Schulter und sagte: Guten Abend, se tu, ZZi-no? Er drehte sich
l,i ' Schelte und meinte: Ja, warum denn nicht? Das ist ja hübsch, daß wir uns
sei,, "eben. Ich hatte schon gefürchtet, ich würde unter der Gesellschaft einsam
cieimss"'^ L"^in die einzig fühlende Brust. Ich freue mich Ihrer als eines Mit¬
recht? '"^"^ Freude. Leider sitzen wir nicht zusammen. Sehen Sie, ich sitze
^ von der Fran des Hanfes, Sie sitzen mir schräg gegenüber, links vom Haus-


^renzboten II 1900 39
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[0313] Maßgebliches und Unmaßgebliches kann ich doch meinen guten alten Freund Müller unmöglich, also los! — Ich schrieb auf einen Briefbogen ganz korrekt: „Dr. N. N. beehrt sich für die liebenswürdige Einladung des Herrn Reichsgerichtsrats Müller und seiner Frau Gemahlin zum Mittagessen auf Freitag, 16. März, 7 Uhr verbindlichst zu danken und wird der Einladung Folge leisten." Das wurde in einen Umschlag gesteckt und zur Post gegeben. Für den 16. um 7 Uhr ivnrde das Mittagessen bei Müllers im Schreib- ralender notiert. Mit der Jagd am 15. war es nichts. Es war ein Wetter, bei dem draußen "Ach schief ging. Ich kam ziemlich mißmutig über den Verlornen Tag zurück. Wir chien regelmäßig um Vs2 Uhr zu Mittag. Als ich am Freitag pünktlich zu Tisch wen, sagte meine Frau in heiterm Ton: Lieber Mann, heute wirst du bei uns nur frühstücken, zu Mittag wirst dn ja um 7 Uhr bei Müllers essen. — Richtig, seufzte 'es, es ist freilich eine Härte, zweimal zu Mittag essen zu müssen; darauf kommt es doch schließlich hinaus. Und zu dem zweiten Essen, das ein Extravergnügen kein soll, muß man sich noch mit dem verrückten Frack und der weißen Binde be¬ waffnen. Ich wollte, ich hätte abgesagt. Es ist bei uns so traulich und nett, wie bei Müllers gar nicht sein kann. Und deine Kartoffelsuppe hat mir so gut ge¬ schmeckt, und da kommen die grünen Schnitzelbohnen mit Hammelrippchen, mein Leibgericht. Da soll man nun bloß frühstückend daran riechen und sich nicht ein¬ mal satt essen. Der ganze Gesellschaftsschwindel Paßt für unsre Verhältnisse nicht. — meinte meine Fran, so schlimm ist das doch nicht. Du hast ja glücklicherweise lente keine Gesellschaft zu geben, sondern sollst bei deinem Freunde in guter Gesell¬ schaft am gastlichen Tische sitzen. Ist denn das ein Unglück? Das bischen An- ^du ist ja doch nicht der Rede wert. Frühstücke nur mit gutem Appetit und laß die Laune nicht verderben. Du hast noch über fünf Stunden Zeit zur Ver- auung, und wenn du hente abend wieder kommst, wirst du sicher ganz zufrieden Mu. Wer in guter Gesellschaft leben will, muß auch in der nun einmal üblichen 6oren mit ihr Verkehren. Nun laß es dir hier nur schmecken, das übrige wird sich heute abend schon finden. — Sie hatte ja nicht so unrecht. Um V-3 Uhr saß ich "ehaglich wieder am Schreibtisch und rauchte meine Nachmittagscigarre, die ich mir an'stweilen noch zum Abgewöhnen gönne. Um Vs? Uhr erschien ich pünktlich in ^ichs, um mich von meiner Frau noch einmal auf mein anständiges Äußere revi- vleren zu lassen. Meine bessere Hälfte war zufrieden, behauptete aber, zum Frack M>! ich auch noch die glanzledernen Stiefel anziehn und den Klapphut nehmen, ^alt einem weichen Filzhut könne man doch schicklicherweise nicht ins Zimmer treten. s>"b seufzend nach, nahm Mantel und Regenschirm, gab meiner Fran einen ^vMedskuß und ging die Treppe hinunter. Draußen rieselte der schönste kalte j^lZM vom Himmel. Ans dem Bürgersteige standen die Pfützen, und die Straßen- de^n ^ starrten von Schmutz. Mein Vorsatz, zu Fuß zu gehn, war schon wegen r ^ackstiefel unausführbar. Ich hielt also eine Droschke an und gondelte, in und i Lodenmantel gehüllt, ziemlich trübselig zu Freund Müller. Als ich hinaufkam N ° " den hellen, durchwärmten Korridor trat, traute ich meinen Augen nicht, aus K Spiegel stand unser Wunderlicher und studierte das dort liegende Tableau, star^ ^ Geladnen nach der Ordnung, wie sie bei Tisch sitzen sollten, verzeichnet Er hatte mich nicht kommen sehen, und ich legte ihm von hinten die u> die Schulter und sagte: Guten Abend, se tu, ZZi-no? Er drehte sich l,i ' Schelte und meinte: Ja, warum denn nicht? Das ist ja hübsch, daß wir uns sei,, "eben. Ich hatte schon gefürchtet, ich würde unter der Gesellschaft einsam cieimss"'^ L"^in die einzig fühlende Brust. Ich freue mich Ihrer als eines Mit¬ recht? '"^"^ Freude. Leider sitzen wir nicht zusammen. Sehen Sie, ich sitze ^ von der Fran des Hanfes, Sie sitzen mir schräg gegenüber, links vom Haus- ^renzboten II 1900 39

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_290410/313>, abgerufen am 01.07.2024.