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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

gegen die abendländischen Gesandten haben die hohen Mandarinen fort und fort
den sehnlicher Wunsch gehegt, die ihnen seit einigen Jahrzehnten so unbequem
gewordnen Fremden schließlich doch noch wieder loszuwerden. Kaum glaubliche
und unbelehrbare Kurzsichtigkeit! wird da vielleicht mancher ausrufen. Aber wir
müssen auch hier wieder die eigentümlichen Verhältnisse berücksichtigen. Versuchen
wir es, uns auf den chinesischen Standpunkt zu stellen, so wird uns die Sache
nicht mehr so unbegreiflich erscheinen. Jahrtausende hat das Reich bestanden, ohne
während dieser ganzen Zeit viel mit den Europäern in Berührung zu kommen.
Da nun die hohen chinesischen Beamten fast ausnnhmlvs den Blick weit mehr nach
rückwärts als auf die Bedürfnisse der Gegenwart richten, so ist es kein Wunder,
wenn ihnen bei ihrer Verehrung der alten Zeiten die Macht, die die Fremden in
China errungen haben, wie ein wüster Spuk vorkommt, auf dessen baldiges Ver¬
schwinden sie immer wieder hoffen.

Wird uns nach solchen Erwägungen das Verhalten der Mandarinen begreif¬
licher, so ändert sich damit doch die Sachlage selbst in keiner Weise. Diese nimmt
für die chinesische Regierung einen immer ernster werdenden Charakter an. Gerade
die mehr und mehr zu Tage tretende Unfähigkeit der höchsten Würdenträger, die Lage
fest und unbefangen zu prüfen, muß für sie über kurz oder lang der Anlaß zu einer
Katastrophe werden. Nach dem Kriege gegen Japan, der einen für das riesige
Reich so jämmerlichen Verlauf nahm, glaubten optimistische Freunde Chinas bestimmt
ans die baldige Einführung von Reformen rechnen zu dürfen. Aber es hat sich
gezeigt, daß auch die derbe Lektion, die mau von den Japanern erhalten hat, nichts
genutzt hat. Auch der Epilog zum Kriege, die kaltblütige Besetzung von Kiautschou,
Port Arthur und Weihaiwei durch Deutschland, Rußland und England, hatte keine
aufrüttelnde Wirkung. Man hat zwar gesagt, die drei genannten Häfen seien mir
winzige Stückchen von dem Körper des gewaltigen Reiches. Aber man übersieht
dabei, wie wichtig diese Punkte sind. Denn in ganz Nordchina giebt es jetzt keinen
Ort an der Küste mehr, wo ein Ersatz für die verloren gegangnen Kriegshnfen
geschaffen werden könnte.

Hat man nun in Peking einen allzu großen Widerwillen gegen Reformen,
so sollte man wenigstens in der gewohnten passiven Ruhe verharren, da dies doch
das einzige Mittel wäre, das Reich noch einige Zeit in seinem jetzigen Bestände
zu erhalten. Die einfachste Klugheit sollte das gebieten. Statt dessen sehen wir,
daß die chinesische Negierung in der letzten Zeit ein sehr gefährliches Spiel treibt,
das leicht verhängnisvoll für sie werden kann. Mit Waffengewalt ist nichts gegen
das Abendland auszurichten; das hat man in Peking eingesehen, denn die Beweise
dafür mußten auch demi verbohrtesten Altchinesen einleuchten. Desto mehr nahm
man zur List und zu heimlichen Aufreizungen seine Zuflucht, Waffen, die ohnehin
den Orientalen und besonders den Chinesen weit mehr zusagen als offner und ehr¬
licher Kampf. In der Provinz Schenkung ist zur Zeit wieder einmal eine um¬
fangreiche Bewegung gegen die Christen im Gange, der außer einer Anzahl
bekehrter Chinesen auch ein englischer Missionar zum Opfer gefallen ist. Als die
Kunde von dessen Ermordung, die in besonders brutaler Weise geschah, in die
Hauptstadt gelangte, sollen mehrere Mandarinen ausgerufen haben: Was für ein
Glück, daß das kein Deutscher ist! Sie wisse" sehr gut, daß sie dann nicht so
leichten Kaufs davon komme" würden wie jetzt. Die Engländer haben zwar auch
eine gründliche Untersuchung verlangt; daß aber dabei hierzulande niemals etwas
Herauskonnut, was bei den Chinesen dauernden Eindruck macht, scheinen sie noch
immer nicht einsehen zu wollen. Als infolge der Ermordung der beiden deutschen
Missionare Kiautschou besetzt wurde, meinte man im deutscheu Publikum, unsre Re¬
gierung hätte dies wohl nur als willkommnen Anlaß zur Erwerbung eines guten
Stützpunkts für unsre Flotte in Ostasien benutzt. Das mag sein, aber es wird


Maßgebliches und Unmaßgebliches

gegen die abendländischen Gesandten haben die hohen Mandarinen fort und fort
den sehnlicher Wunsch gehegt, die ihnen seit einigen Jahrzehnten so unbequem
gewordnen Fremden schließlich doch noch wieder loszuwerden. Kaum glaubliche
und unbelehrbare Kurzsichtigkeit! wird da vielleicht mancher ausrufen. Aber wir
müssen auch hier wieder die eigentümlichen Verhältnisse berücksichtigen. Versuchen
wir es, uns auf den chinesischen Standpunkt zu stellen, so wird uns die Sache
nicht mehr so unbegreiflich erscheinen. Jahrtausende hat das Reich bestanden, ohne
während dieser ganzen Zeit viel mit den Europäern in Berührung zu kommen.
Da nun die hohen chinesischen Beamten fast ausnnhmlvs den Blick weit mehr nach
rückwärts als auf die Bedürfnisse der Gegenwart richten, so ist es kein Wunder,
wenn ihnen bei ihrer Verehrung der alten Zeiten die Macht, die die Fremden in
China errungen haben, wie ein wüster Spuk vorkommt, auf dessen baldiges Ver¬
schwinden sie immer wieder hoffen.

Wird uns nach solchen Erwägungen das Verhalten der Mandarinen begreif¬
licher, so ändert sich damit doch die Sachlage selbst in keiner Weise. Diese nimmt
für die chinesische Regierung einen immer ernster werdenden Charakter an. Gerade
die mehr und mehr zu Tage tretende Unfähigkeit der höchsten Würdenträger, die Lage
fest und unbefangen zu prüfen, muß für sie über kurz oder lang der Anlaß zu einer
Katastrophe werden. Nach dem Kriege gegen Japan, der einen für das riesige
Reich so jämmerlichen Verlauf nahm, glaubten optimistische Freunde Chinas bestimmt
ans die baldige Einführung von Reformen rechnen zu dürfen. Aber es hat sich
gezeigt, daß auch die derbe Lektion, die mau von den Japanern erhalten hat, nichts
genutzt hat. Auch der Epilog zum Kriege, die kaltblütige Besetzung von Kiautschou,
Port Arthur und Weihaiwei durch Deutschland, Rußland und England, hatte keine
aufrüttelnde Wirkung. Man hat zwar gesagt, die drei genannten Häfen seien mir
winzige Stückchen von dem Körper des gewaltigen Reiches. Aber man übersieht
dabei, wie wichtig diese Punkte sind. Denn in ganz Nordchina giebt es jetzt keinen
Ort an der Küste mehr, wo ein Ersatz für die verloren gegangnen Kriegshnfen
geschaffen werden könnte.

Hat man nun in Peking einen allzu großen Widerwillen gegen Reformen,
so sollte man wenigstens in der gewohnten passiven Ruhe verharren, da dies doch
das einzige Mittel wäre, das Reich noch einige Zeit in seinem jetzigen Bestände
zu erhalten. Die einfachste Klugheit sollte das gebieten. Statt dessen sehen wir,
daß die chinesische Negierung in der letzten Zeit ein sehr gefährliches Spiel treibt,
das leicht verhängnisvoll für sie werden kann. Mit Waffengewalt ist nichts gegen
das Abendland auszurichten; das hat man in Peking eingesehen, denn die Beweise
dafür mußten auch demi verbohrtesten Altchinesen einleuchten. Desto mehr nahm
man zur List und zu heimlichen Aufreizungen seine Zuflucht, Waffen, die ohnehin
den Orientalen und besonders den Chinesen weit mehr zusagen als offner und ehr¬
licher Kampf. In der Provinz Schenkung ist zur Zeit wieder einmal eine um¬
fangreiche Bewegung gegen die Christen im Gange, der außer einer Anzahl
bekehrter Chinesen auch ein englischer Missionar zum Opfer gefallen ist. Als die
Kunde von dessen Ermordung, die in besonders brutaler Weise geschah, in die
Hauptstadt gelangte, sollen mehrere Mandarinen ausgerufen haben: Was für ein
Glück, daß das kein Deutscher ist! Sie wisse» sehr gut, daß sie dann nicht so
leichten Kaufs davon komme» würden wie jetzt. Die Engländer haben zwar auch
eine gründliche Untersuchung verlangt; daß aber dabei hierzulande niemals etwas
Herauskonnut, was bei den Chinesen dauernden Eindruck macht, scheinen sie noch
immer nicht einsehen zu wollen. Als infolge der Ermordung der beiden deutschen
Missionare Kiautschou besetzt wurde, meinte man im deutscheu Publikum, unsre Re¬
gierung hätte dies wohl nur als willkommnen Anlaß zur Erwerbung eines guten
Stützpunkts für unsre Flotte in Ostasien benutzt. Das mag sein, aber es wird


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[0310] Maßgebliches und Unmaßgebliches gegen die abendländischen Gesandten haben die hohen Mandarinen fort und fort den sehnlicher Wunsch gehegt, die ihnen seit einigen Jahrzehnten so unbequem gewordnen Fremden schließlich doch noch wieder loszuwerden. Kaum glaubliche und unbelehrbare Kurzsichtigkeit! wird da vielleicht mancher ausrufen. Aber wir müssen auch hier wieder die eigentümlichen Verhältnisse berücksichtigen. Versuchen wir es, uns auf den chinesischen Standpunkt zu stellen, so wird uns die Sache nicht mehr so unbegreiflich erscheinen. Jahrtausende hat das Reich bestanden, ohne während dieser ganzen Zeit viel mit den Europäern in Berührung zu kommen. Da nun die hohen chinesischen Beamten fast ausnnhmlvs den Blick weit mehr nach rückwärts als auf die Bedürfnisse der Gegenwart richten, so ist es kein Wunder, wenn ihnen bei ihrer Verehrung der alten Zeiten die Macht, die die Fremden in China errungen haben, wie ein wüster Spuk vorkommt, auf dessen baldiges Ver¬ schwinden sie immer wieder hoffen. Wird uns nach solchen Erwägungen das Verhalten der Mandarinen begreif¬ licher, so ändert sich damit doch die Sachlage selbst in keiner Weise. Diese nimmt für die chinesische Regierung einen immer ernster werdenden Charakter an. Gerade die mehr und mehr zu Tage tretende Unfähigkeit der höchsten Würdenträger, die Lage fest und unbefangen zu prüfen, muß für sie über kurz oder lang der Anlaß zu einer Katastrophe werden. Nach dem Kriege gegen Japan, der einen für das riesige Reich so jämmerlichen Verlauf nahm, glaubten optimistische Freunde Chinas bestimmt ans die baldige Einführung von Reformen rechnen zu dürfen. Aber es hat sich gezeigt, daß auch die derbe Lektion, die mau von den Japanern erhalten hat, nichts genutzt hat. Auch der Epilog zum Kriege, die kaltblütige Besetzung von Kiautschou, Port Arthur und Weihaiwei durch Deutschland, Rußland und England, hatte keine aufrüttelnde Wirkung. Man hat zwar gesagt, die drei genannten Häfen seien mir winzige Stückchen von dem Körper des gewaltigen Reiches. Aber man übersieht dabei, wie wichtig diese Punkte sind. Denn in ganz Nordchina giebt es jetzt keinen Ort an der Küste mehr, wo ein Ersatz für die verloren gegangnen Kriegshnfen geschaffen werden könnte. Hat man nun in Peking einen allzu großen Widerwillen gegen Reformen, so sollte man wenigstens in der gewohnten passiven Ruhe verharren, da dies doch das einzige Mittel wäre, das Reich noch einige Zeit in seinem jetzigen Bestände zu erhalten. Die einfachste Klugheit sollte das gebieten. Statt dessen sehen wir, daß die chinesische Negierung in der letzten Zeit ein sehr gefährliches Spiel treibt, das leicht verhängnisvoll für sie werden kann. Mit Waffengewalt ist nichts gegen das Abendland auszurichten; das hat man in Peking eingesehen, denn die Beweise dafür mußten auch demi verbohrtesten Altchinesen einleuchten. Desto mehr nahm man zur List und zu heimlichen Aufreizungen seine Zuflucht, Waffen, die ohnehin den Orientalen und besonders den Chinesen weit mehr zusagen als offner und ehr¬ licher Kampf. In der Provinz Schenkung ist zur Zeit wieder einmal eine um¬ fangreiche Bewegung gegen die Christen im Gange, der außer einer Anzahl bekehrter Chinesen auch ein englischer Missionar zum Opfer gefallen ist. Als die Kunde von dessen Ermordung, die in besonders brutaler Weise geschah, in die Hauptstadt gelangte, sollen mehrere Mandarinen ausgerufen haben: Was für ein Glück, daß das kein Deutscher ist! Sie wisse» sehr gut, daß sie dann nicht so leichten Kaufs davon komme» würden wie jetzt. Die Engländer haben zwar auch eine gründliche Untersuchung verlangt; daß aber dabei hierzulande niemals etwas Herauskonnut, was bei den Chinesen dauernden Eindruck macht, scheinen sie noch immer nicht einsehen zu wollen. Als infolge der Ermordung der beiden deutschen Missionare Kiautschou besetzt wurde, meinte man im deutscheu Publikum, unsre Re¬ gierung hätte dies wohl nur als willkommnen Anlaß zur Erwerbung eines guten Stützpunkts für unsre Flotte in Ostasien benutzt. Das mag sein, aber es wird

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_290410/310>, abgerufen am 01.07.2024.