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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Leutenot ganz und gar unter den Tisch, und der gut agrarische Gras Arnim hat
sie in aller Form und hoffentlich endgiltig begraben, indem er bemerkte, Deutsch¬
land habe noch immer überzählige Arbeiter genug.

An diese Bemerkung knüpfte aber Graf Arnim noch die weitere, "man habe
im Volke das Gefühl, daß die Landwirtschaft zurückgesetzt werde, und die Regierungen
müßten diese Sorgen in ihrem eignen Interesse zerstreuen."

Das wirft ein eigentümliches Licht auf den Standpunkt der Herren Partei¬
agrarier, aber ein Beweis für die Benachteiligung der Landwirtschaft durch die
Flottenvermehruug ist es in keinem Falle. Sollte Graf Arnim nicht einsehen, daß
er gerade durch das Austrumpfen eines so ganz unklaren und undefinierbarer "Ge¬
fühls" im Volk die Verbreiter der Fabel der Flunkerei verdächtigt? Sollte er
nicht wissen, daß eben dieses "Gefühl" das mit gutem Vorbedacht erstrebte Er¬
gebnis einer jahrelangen Agitation ist, wie sie von unsrer Agrardemagogie uuter
der bereitwilligen Förderung der Mehrheitsparteien und leider Gottes auch eines
Teils der hohen und höchsten Beamtenhierarchie und Geburtsaristokratie mit außer¬
gewöhnlicher Kapitalkraft, Energie und Skrupellosigkeit unter dem deutschen Land¬
volk getrieben worden ist und noch getrieben wird? Durchschaut Graf Arnim
wirklich nicht das agrarische Spiel, dnrch das in den Wählermassen aus dem Lande
zuerst das Vertrauen zu der Negierung gründlich zerstört werden mußte, sodaß man
dann angesichts der Flottenvermehrung die Daumschraubeu zum Zweck einer weitern
Erhöhung der Agrarschutzzölle, der Grundrente und des Verkanfswerts der Land¬
güter bis zum vollen Erfolg anziehn könnte? Und was soll der Rat, die Ver¬
bündeten Regierungen möchten "in ihrem eignen Interesse" diese von den Agrariern
im Volk künstlich erregten Gefühle berücksichtigen? Wir haben nie gehört, daß im
neuen Deutschen Reich die Regierungen, d. h. der Kaiser und die Fürsten, "eigne"
Interessen, die sich von denen des ganzen Volks unterschieden, berücksichtigt hätten
oder berücksichtigt haben wollten. Wohl aber lesen, hören und sehen wir seit
Jahren täglich, daß die Agrarier ganz und gar von "eignen" Interessen beherrscht
werden, und daß sie gerade deshalb die Regierung in einer unerhörten, ganz un¬
konservativen Weise im Lande verlästern und verlästern lassen, weil sie außer den
agrarischen Interessen auch die der Gesamtheit und außer den Interessen der Land¬
wirte von heute auch die der zukünftigen berücksichtigen möchten.

Ergänzt werden die Bemerkungen des Grafen Arnim in interessanter Weise
durch die des Grafen Klinckowström, der sagte, die Stimmung der Landwirt¬
schaft für die Flotte sei vielleicht gerade infolge der Flottenagitation sehr wenig
begeistert. Die Landwirtschaft werde "durch die gesteigerte Industrie naturgemäß
zurückgedrängt, und die Regierungen würden dadurch von dem Interesse der Land¬
wirtschaft noch mehr abgewendet." Und Prinz Arenberg bemerkte, die Förderung
unsrer Seeinteressen bedeute für einen Teil der Bevölkerung ein Zurückdrängen der
Landwirtschaft, und aus diesem Grunde befürchte man ein Aufgeben der Schutz¬
zollpolitik. Das läßt doch recht tief in die Verwirrung und die Unklarheit der
agrarischen Vorstellungen und Tendenzen blicken! Also schon den Umstand, daß
die Regierung der deutschen Industrie wegen ihrer wachsenden Bedeutung größeres
Interesse als früher erweisen muß, betrachten die Agrarier als Beeinträchtigung
ihrer eignen Interessen, wollen es als solche anerkannt wissen und möchten schon
dafür entschädigt sein. In der That spukt solcher Unsinn in den Köpfen unsrer
durch die Agitation aus dem Gleis gebrachten Landwirte, aber daß die Herren
Grafen Arnim und Klinckowström und der Prinz Arenberg diesen Unsinn -- sie
hüten sich wohlweislich, sich selbst dazu offen zu bekennen - von der Regierung
als Norm für ihre zukünftige Politik anerkannt wissen wollen, wie es doch scheint,
ist eigentlich noch viel toller. Wo bleibt denn da die von ihnen so laut betonte
Interessenharmonie von Landwirtschaft und Industrie? Die deutschen Industriellen


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Leutenot ganz und gar unter den Tisch, und der gut agrarische Gras Arnim hat
sie in aller Form und hoffentlich endgiltig begraben, indem er bemerkte, Deutsch¬
land habe noch immer überzählige Arbeiter genug.

An diese Bemerkung knüpfte aber Graf Arnim noch die weitere, „man habe
im Volke das Gefühl, daß die Landwirtschaft zurückgesetzt werde, und die Regierungen
müßten diese Sorgen in ihrem eignen Interesse zerstreuen."

Das wirft ein eigentümliches Licht auf den Standpunkt der Herren Partei¬
agrarier, aber ein Beweis für die Benachteiligung der Landwirtschaft durch die
Flottenvermehruug ist es in keinem Falle. Sollte Graf Arnim nicht einsehen, daß
er gerade durch das Austrumpfen eines so ganz unklaren und undefinierbarer „Ge¬
fühls" im Volk die Verbreiter der Fabel der Flunkerei verdächtigt? Sollte er
nicht wissen, daß eben dieses „Gefühl" das mit gutem Vorbedacht erstrebte Er¬
gebnis einer jahrelangen Agitation ist, wie sie von unsrer Agrardemagogie uuter
der bereitwilligen Förderung der Mehrheitsparteien und leider Gottes auch eines
Teils der hohen und höchsten Beamtenhierarchie und Geburtsaristokratie mit außer¬
gewöhnlicher Kapitalkraft, Energie und Skrupellosigkeit unter dem deutschen Land¬
volk getrieben worden ist und noch getrieben wird? Durchschaut Graf Arnim
wirklich nicht das agrarische Spiel, dnrch das in den Wählermassen aus dem Lande
zuerst das Vertrauen zu der Negierung gründlich zerstört werden mußte, sodaß man
dann angesichts der Flottenvermehrung die Daumschraubeu zum Zweck einer weitern
Erhöhung der Agrarschutzzölle, der Grundrente und des Verkanfswerts der Land¬
güter bis zum vollen Erfolg anziehn könnte? Und was soll der Rat, die Ver¬
bündeten Regierungen möchten „in ihrem eignen Interesse" diese von den Agrariern
im Volk künstlich erregten Gefühle berücksichtigen? Wir haben nie gehört, daß im
neuen Deutschen Reich die Regierungen, d. h. der Kaiser und die Fürsten, „eigne"
Interessen, die sich von denen des ganzen Volks unterschieden, berücksichtigt hätten
oder berücksichtigt haben wollten. Wohl aber lesen, hören und sehen wir seit
Jahren täglich, daß die Agrarier ganz und gar von „eignen" Interessen beherrscht
werden, und daß sie gerade deshalb die Regierung in einer unerhörten, ganz un¬
konservativen Weise im Lande verlästern und verlästern lassen, weil sie außer den
agrarischen Interessen auch die der Gesamtheit und außer den Interessen der Land¬
wirte von heute auch die der zukünftigen berücksichtigen möchten.

Ergänzt werden die Bemerkungen des Grafen Arnim in interessanter Weise
durch die des Grafen Klinckowström, der sagte, die Stimmung der Landwirt¬
schaft für die Flotte sei vielleicht gerade infolge der Flottenagitation sehr wenig
begeistert. Die Landwirtschaft werde „durch die gesteigerte Industrie naturgemäß
zurückgedrängt, und die Regierungen würden dadurch von dem Interesse der Land¬
wirtschaft noch mehr abgewendet." Und Prinz Arenberg bemerkte, die Förderung
unsrer Seeinteressen bedeute für einen Teil der Bevölkerung ein Zurückdrängen der
Landwirtschaft, und aus diesem Grunde befürchte man ein Aufgeben der Schutz¬
zollpolitik. Das läßt doch recht tief in die Verwirrung und die Unklarheit der
agrarischen Vorstellungen und Tendenzen blicken! Also schon den Umstand, daß
die Regierung der deutschen Industrie wegen ihrer wachsenden Bedeutung größeres
Interesse als früher erweisen muß, betrachten die Agrarier als Beeinträchtigung
ihrer eignen Interessen, wollen es als solche anerkannt wissen und möchten schon
dafür entschädigt sein. In der That spukt solcher Unsinn in den Köpfen unsrer
durch die Agitation aus dem Gleis gebrachten Landwirte, aber daß die Herren
Grafen Arnim und Klinckowström und der Prinz Arenberg diesen Unsinn — sie
hüten sich wohlweislich, sich selbst dazu offen zu bekennen - von der Regierung
als Norm für ihre zukünftige Politik anerkannt wissen wollen, wie es doch scheint,
ist eigentlich noch viel toller. Wo bleibt denn da die von ihnen so laut betonte
Interessenharmonie von Landwirtschaft und Industrie? Die deutschen Industriellen


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[0268] Maßgebliches und Unmaßgebliches Leutenot ganz und gar unter den Tisch, und der gut agrarische Gras Arnim hat sie in aller Form und hoffentlich endgiltig begraben, indem er bemerkte, Deutsch¬ land habe noch immer überzählige Arbeiter genug. An diese Bemerkung knüpfte aber Graf Arnim noch die weitere, „man habe im Volke das Gefühl, daß die Landwirtschaft zurückgesetzt werde, und die Regierungen müßten diese Sorgen in ihrem eignen Interesse zerstreuen." Das wirft ein eigentümliches Licht auf den Standpunkt der Herren Partei¬ agrarier, aber ein Beweis für die Benachteiligung der Landwirtschaft durch die Flottenvermehruug ist es in keinem Falle. Sollte Graf Arnim nicht einsehen, daß er gerade durch das Austrumpfen eines so ganz unklaren und undefinierbarer „Ge¬ fühls" im Volk die Verbreiter der Fabel der Flunkerei verdächtigt? Sollte er nicht wissen, daß eben dieses „Gefühl" das mit gutem Vorbedacht erstrebte Er¬ gebnis einer jahrelangen Agitation ist, wie sie von unsrer Agrardemagogie uuter der bereitwilligen Förderung der Mehrheitsparteien und leider Gottes auch eines Teils der hohen und höchsten Beamtenhierarchie und Geburtsaristokratie mit außer¬ gewöhnlicher Kapitalkraft, Energie und Skrupellosigkeit unter dem deutschen Land¬ volk getrieben worden ist und noch getrieben wird? Durchschaut Graf Arnim wirklich nicht das agrarische Spiel, dnrch das in den Wählermassen aus dem Lande zuerst das Vertrauen zu der Negierung gründlich zerstört werden mußte, sodaß man dann angesichts der Flottenvermehrung die Daumschraubeu zum Zweck einer weitern Erhöhung der Agrarschutzzölle, der Grundrente und des Verkanfswerts der Land¬ güter bis zum vollen Erfolg anziehn könnte? Und was soll der Rat, die Ver¬ bündeten Regierungen möchten „in ihrem eignen Interesse" diese von den Agrariern im Volk künstlich erregten Gefühle berücksichtigen? Wir haben nie gehört, daß im neuen Deutschen Reich die Regierungen, d. h. der Kaiser und die Fürsten, „eigne" Interessen, die sich von denen des ganzen Volks unterschieden, berücksichtigt hätten oder berücksichtigt haben wollten. Wohl aber lesen, hören und sehen wir seit Jahren täglich, daß die Agrarier ganz und gar von „eignen" Interessen beherrscht werden, und daß sie gerade deshalb die Regierung in einer unerhörten, ganz un¬ konservativen Weise im Lande verlästern und verlästern lassen, weil sie außer den agrarischen Interessen auch die der Gesamtheit und außer den Interessen der Land¬ wirte von heute auch die der zukünftigen berücksichtigen möchten. Ergänzt werden die Bemerkungen des Grafen Arnim in interessanter Weise durch die des Grafen Klinckowström, der sagte, die Stimmung der Landwirt¬ schaft für die Flotte sei vielleicht gerade infolge der Flottenagitation sehr wenig begeistert. Die Landwirtschaft werde „durch die gesteigerte Industrie naturgemäß zurückgedrängt, und die Regierungen würden dadurch von dem Interesse der Land¬ wirtschaft noch mehr abgewendet." Und Prinz Arenberg bemerkte, die Förderung unsrer Seeinteressen bedeute für einen Teil der Bevölkerung ein Zurückdrängen der Landwirtschaft, und aus diesem Grunde befürchte man ein Aufgeben der Schutz¬ zollpolitik. Das läßt doch recht tief in die Verwirrung und die Unklarheit der agrarischen Vorstellungen und Tendenzen blicken! Also schon den Umstand, daß die Regierung der deutschen Industrie wegen ihrer wachsenden Bedeutung größeres Interesse als früher erweisen muß, betrachten die Agrarier als Beeinträchtigung ihrer eignen Interessen, wollen es als solche anerkannt wissen und möchten schon dafür entschädigt sein. In der That spukt solcher Unsinn in den Köpfen unsrer durch die Agitation aus dem Gleis gebrachten Landwirte, aber daß die Herren Grafen Arnim und Klinckowström und der Prinz Arenberg diesen Unsinn — sie hüten sich wohlweislich, sich selbst dazu offen zu bekennen - von der Regierung als Norm für ihre zukünftige Politik anerkannt wissen wollen, wie es doch scheint, ist eigentlich noch viel toller. Wo bleibt denn da die von ihnen so laut betonte Interessenharmonie von Landwirtschaft und Industrie? Die deutschen Industriellen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_290410/268>, abgerufen am 01.07.2024.