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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr.

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Georg von Bunsen

sich nicht auf ihr Selbst bezieht; Menschenwürde, Menschenliebe, Gerechtig¬
keit, Wohlwollen, Mitleid, der Glaube an eine allmähliche höhere
Entwicklung -- es sind ihnen verderbliche, wenn nicht lächerliche
Phrasen/' Um diese Behauptungen noch schmackhafter zu machen, folgt is. 198)
eine weitere Erläuterung, deren Schönheit wir durch keinen Widerspruch oder
Kommentar abschwächen wollen: "Ich möchte diesen herrschenden Geist den mär¬
kischen im Gegensatz zum deutschen nennen. Er birgt keine fremden Zuthaten,
aber ihm fehlen nur allzuviele der tiefsten, schönsten und auch wichtigsten Elemente
des deutschen Wesens, Die Mark ist gewiß ein achtungswerter Gau des Reichs,
aber dem Land fehlt viel, das zwar Ketzer nicht verbrannte, aber keine Märtyrer
gebar ^so!Z, an dessen Thore >so!j als häufige Zuschrift jener brutal praktische
Spruch öden die Verfasserin überhaupt nicht verstanden hatj zu lesen ist: Wer
seinen Kindern giebt das Brot und leidet sso, mit Auslassung von: im Alterj selber
Not, deu schlag man sso!j mit dieser Keule tot. Kernige, schlichte Eigenschaften
sind auch keineswegs mit diesem Geist zu verwechseln. Unser alter Kaiser, Moltke,
Blücher waren das Gegenteil von phantastischen Idealisten, sie waren aber ent¬
schieden deutsch, nicht märkisch."

Wir von unserm Standpunkt aus finden diese schlimme märkische Gesinnung
in zwei Vorkommnissen bethätigt, die Georg von Bunsen selbst begegnet sind. Nach
dem österreichischen Kriege ging er <S. 224) mit einem hohen Beamten zusammen
ins Abgeordnetenhaus, der ihm von einem in dem Hinterhause seines Hanfes
wohnenden jungen Handwerker erzählte. Er machte von den Entbehrungen im
Feldzuge kein Aufhebens, gab aber zu, daß er und seine Kameraden am Tage
von Königgrätz nicht zum Essen gekommen waren. "Aber ich bitte Sie, man gab
Ihnen doch wohl Gelegenheit zum Abkochen?" "Ja, aber gerade als wir soweit
waren, kam ein Adjutant an; unsre Brigade war zweimal zurückgeschlagen worden,
und so mußten wir, ohne gegessen zu haben, wieder drauf los." "Wie in aller
Welt konntet ihr denu das leisten, das war doch nicht menschenmöglich!" "Das
thut die Liebe," erwiderte der Handwerker. -- Im Jahre 187V fuhr Blase"
<S. 233) als Vorsitzender des Asylvereins für Obdachlose auf der Suche nach einem
Bauplatze vier bis fünf Stunden herum und fragte zuletzt den Droschkenkutscher,
was er ihm schuldig sei. Der Kutscher hatte gemerkt, daß es sich um einen wohl¬
thätigen Zweck handelte, und erwiderte mürrisch: "Jeben Se mir en Thaler," also
etwa den vierten Teil des ihm Zukommeuden. Und dabei hielt er vor dem Hause,
das sich Bunsen in einer der teuersten Gegenden von Berlin gebaut hatte!

Diese beiden Züge zeichnen die Berliner und die Märker, wie sie in Wahr¬
heit sind.

Wenn Bismarck so behandelt wird, wie wir vorher mitgeteilt haben, so braucht
man sich nicht darüber zu wundern, daß es von dem leidenschaftlichen Patrioten,
dem warmherzigen und wahrheitsliebenden Treitschke heißt is. 84): "Wie machtlos
stehn wohlwollend und gerecht angelegte Naturen der versengenden Leiden¬
schaft des Renegaten, der Bitterkeit des von der Natur hart behandelten
Mannes gegenüber," eine Äußerung, die an Pointe noch erheblich dadurch gewinnt,
daß kurz vorher gesagt war: "Niemand wird von mir erwarten, daß ich mich gegen
einen Heinrich von Treitschke, besonders gegen einen Toten, auflehne." Will man
wissen, wie man in manchen Kreisen Deutschlands das Ausland dem Vaterlande
gegenüber bevorzugt, so mag man mit dem über den großen Historiker gesagten die
enthusiastische Bewundrung (S. 106) Carlyles vergleichen, des unerträglichsten und
ungerechtesten Geschichtschreibers, den es wohl je gegeben hat, "des greisen Sehers,"
von dessen Ehe es heißt, ihre Tragik stemple die Bände von Froudes Biographie
zu den ergreifendsten menschlichen Urkunden: ein gewöhnlicher Sterblicher wird in


Georg von Bunsen

sich nicht auf ihr Selbst bezieht; Menschenwürde, Menschenliebe, Gerechtig¬
keit, Wohlwollen, Mitleid, der Glaube an eine allmähliche höhere
Entwicklung — es sind ihnen verderbliche, wenn nicht lächerliche
Phrasen/' Um diese Behauptungen noch schmackhafter zu machen, folgt is. 198)
eine weitere Erläuterung, deren Schönheit wir durch keinen Widerspruch oder
Kommentar abschwächen wollen: „Ich möchte diesen herrschenden Geist den mär¬
kischen im Gegensatz zum deutschen nennen. Er birgt keine fremden Zuthaten,
aber ihm fehlen nur allzuviele der tiefsten, schönsten und auch wichtigsten Elemente
des deutschen Wesens, Die Mark ist gewiß ein achtungswerter Gau des Reichs,
aber dem Land fehlt viel, das zwar Ketzer nicht verbrannte, aber keine Märtyrer
gebar ^so!Z, an dessen Thore >so!j als häufige Zuschrift jener brutal praktische
Spruch öden die Verfasserin überhaupt nicht verstanden hatj zu lesen ist: Wer
seinen Kindern giebt das Brot und leidet sso, mit Auslassung von: im Alterj selber
Not, deu schlag man sso!j mit dieser Keule tot. Kernige, schlichte Eigenschaften
sind auch keineswegs mit diesem Geist zu verwechseln. Unser alter Kaiser, Moltke,
Blücher waren das Gegenteil von phantastischen Idealisten, sie waren aber ent¬
schieden deutsch, nicht märkisch."

Wir von unserm Standpunkt aus finden diese schlimme märkische Gesinnung
in zwei Vorkommnissen bethätigt, die Georg von Bunsen selbst begegnet sind. Nach
dem österreichischen Kriege ging er <S. 224) mit einem hohen Beamten zusammen
ins Abgeordnetenhaus, der ihm von einem in dem Hinterhause seines Hanfes
wohnenden jungen Handwerker erzählte. Er machte von den Entbehrungen im
Feldzuge kein Aufhebens, gab aber zu, daß er und seine Kameraden am Tage
von Königgrätz nicht zum Essen gekommen waren. „Aber ich bitte Sie, man gab
Ihnen doch wohl Gelegenheit zum Abkochen?" „Ja, aber gerade als wir soweit
waren, kam ein Adjutant an; unsre Brigade war zweimal zurückgeschlagen worden,
und so mußten wir, ohne gegessen zu haben, wieder drauf los." „Wie in aller
Welt konntet ihr denu das leisten, das war doch nicht menschenmöglich!" „Das
thut die Liebe," erwiderte der Handwerker. — Im Jahre 187V fuhr Blase»
<S. 233) als Vorsitzender des Asylvereins für Obdachlose auf der Suche nach einem
Bauplatze vier bis fünf Stunden herum und fragte zuletzt den Droschkenkutscher,
was er ihm schuldig sei. Der Kutscher hatte gemerkt, daß es sich um einen wohl¬
thätigen Zweck handelte, und erwiderte mürrisch: „Jeben Se mir en Thaler," also
etwa den vierten Teil des ihm Zukommeuden. Und dabei hielt er vor dem Hause,
das sich Bunsen in einer der teuersten Gegenden von Berlin gebaut hatte!

Diese beiden Züge zeichnen die Berliner und die Märker, wie sie in Wahr¬
heit sind.

Wenn Bismarck so behandelt wird, wie wir vorher mitgeteilt haben, so braucht
man sich nicht darüber zu wundern, daß es von dem leidenschaftlichen Patrioten,
dem warmherzigen und wahrheitsliebenden Treitschke heißt is. 84): „Wie machtlos
stehn wohlwollend und gerecht angelegte Naturen der versengenden Leiden¬
schaft des Renegaten, der Bitterkeit des von der Natur hart behandelten
Mannes gegenüber," eine Äußerung, die an Pointe noch erheblich dadurch gewinnt,
daß kurz vorher gesagt war: „Niemand wird von mir erwarten, daß ich mich gegen
einen Heinrich von Treitschke, besonders gegen einen Toten, auflehne." Will man
wissen, wie man in manchen Kreisen Deutschlands das Ausland dem Vaterlande
gegenüber bevorzugt, so mag man mit dem über den großen Historiker gesagten die
enthusiastische Bewundrung (S. 106) Carlyles vergleichen, des unerträglichsten und
ungerechtesten Geschichtschreibers, den es wohl je gegeben hat, „des greisen Sehers,"
von dessen Ehe es heißt, ihre Tragik stemple die Bände von Froudes Biographie
zu den ergreifendsten menschlichen Urkunden: ein gewöhnlicher Sterblicher wird in


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[0266] Georg von Bunsen sich nicht auf ihr Selbst bezieht; Menschenwürde, Menschenliebe, Gerechtig¬ keit, Wohlwollen, Mitleid, der Glaube an eine allmähliche höhere Entwicklung — es sind ihnen verderbliche, wenn nicht lächerliche Phrasen/' Um diese Behauptungen noch schmackhafter zu machen, folgt is. 198) eine weitere Erläuterung, deren Schönheit wir durch keinen Widerspruch oder Kommentar abschwächen wollen: „Ich möchte diesen herrschenden Geist den mär¬ kischen im Gegensatz zum deutschen nennen. Er birgt keine fremden Zuthaten, aber ihm fehlen nur allzuviele der tiefsten, schönsten und auch wichtigsten Elemente des deutschen Wesens, Die Mark ist gewiß ein achtungswerter Gau des Reichs, aber dem Land fehlt viel, das zwar Ketzer nicht verbrannte, aber keine Märtyrer gebar ^so!Z, an dessen Thore >so!j als häufige Zuschrift jener brutal praktische Spruch öden die Verfasserin überhaupt nicht verstanden hatj zu lesen ist: Wer seinen Kindern giebt das Brot und leidet sso, mit Auslassung von: im Alterj selber Not, deu schlag man sso!j mit dieser Keule tot. Kernige, schlichte Eigenschaften sind auch keineswegs mit diesem Geist zu verwechseln. Unser alter Kaiser, Moltke, Blücher waren das Gegenteil von phantastischen Idealisten, sie waren aber ent¬ schieden deutsch, nicht märkisch." Wir von unserm Standpunkt aus finden diese schlimme märkische Gesinnung in zwei Vorkommnissen bethätigt, die Georg von Bunsen selbst begegnet sind. Nach dem österreichischen Kriege ging er <S. 224) mit einem hohen Beamten zusammen ins Abgeordnetenhaus, der ihm von einem in dem Hinterhause seines Hanfes wohnenden jungen Handwerker erzählte. Er machte von den Entbehrungen im Feldzuge kein Aufhebens, gab aber zu, daß er und seine Kameraden am Tage von Königgrätz nicht zum Essen gekommen waren. „Aber ich bitte Sie, man gab Ihnen doch wohl Gelegenheit zum Abkochen?" „Ja, aber gerade als wir soweit waren, kam ein Adjutant an; unsre Brigade war zweimal zurückgeschlagen worden, und so mußten wir, ohne gegessen zu haben, wieder drauf los." „Wie in aller Welt konntet ihr denu das leisten, das war doch nicht menschenmöglich!" „Das thut die Liebe," erwiderte der Handwerker. — Im Jahre 187V fuhr Blase» <S. 233) als Vorsitzender des Asylvereins für Obdachlose auf der Suche nach einem Bauplatze vier bis fünf Stunden herum und fragte zuletzt den Droschkenkutscher, was er ihm schuldig sei. Der Kutscher hatte gemerkt, daß es sich um einen wohl¬ thätigen Zweck handelte, und erwiderte mürrisch: „Jeben Se mir en Thaler," also etwa den vierten Teil des ihm Zukommeuden. Und dabei hielt er vor dem Hause, das sich Bunsen in einer der teuersten Gegenden von Berlin gebaut hatte! Diese beiden Züge zeichnen die Berliner und die Märker, wie sie in Wahr¬ heit sind. Wenn Bismarck so behandelt wird, wie wir vorher mitgeteilt haben, so braucht man sich nicht darüber zu wundern, daß es von dem leidenschaftlichen Patrioten, dem warmherzigen und wahrheitsliebenden Treitschke heißt is. 84): „Wie machtlos stehn wohlwollend und gerecht angelegte Naturen der versengenden Leiden¬ schaft des Renegaten, der Bitterkeit des von der Natur hart behandelten Mannes gegenüber," eine Äußerung, die an Pointe noch erheblich dadurch gewinnt, daß kurz vorher gesagt war: „Niemand wird von mir erwarten, daß ich mich gegen einen Heinrich von Treitschke, besonders gegen einen Toten, auflehne." Will man wissen, wie man in manchen Kreisen Deutschlands das Ausland dem Vaterlande gegenüber bevorzugt, so mag man mit dem über den großen Historiker gesagten die enthusiastische Bewundrung (S. 106) Carlyles vergleichen, des unerträglichsten und ungerechtesten Geschichtschreibers, den es wohl je gegeben hat, „des greisen Sehers," von dessen Ehe es heißt, ihre Tragik stemple die Bände von Froudes Biographie zu den ergreifendsten menschlichen Urkunden: ein gewöhnlicher Sterblicher wird in

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_290410/266>, abgerufen am 01.07.2024.