Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr.Knnstlitteratur Großartig wirkt die altniederlündische ("burgundische") und die nltfranzösische Grenzboten II 1300 32
Knnstlitteratur Großartig wirkt die altniederlündische („burgundische") und die nltfranzösische Grenzboten II 1300 32
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0257" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/290668"/> <fw type="header" place="top"> Knnstlitteratur</fw><lb/> <p xml:id="ID_997" prev="#ID_996" next="#ID_998"> Großartig wirkt die altniederlündische („burgundische") und die nltfranzösische<lb/> Plastik, mich die Malerei der Niederlande und Deutschlands mit dem in sie<lb/> eingeordneten Holzschnitt und Kupferstich macht einen vorzüglichen Eindruck, —<lb/> Warme Empfehlung verdient ein ähnlicher Bilderatlas in kleinerm Format:<lb/> „Meisterwerke der Baukunst und des Kunstgewerbes aller Länder und Zeiten"<lb/> von Hubert Jvly (Leipzig, Köhler), jedes Heft mit dreiundzwanzig Tafeln<lb/> kostet zwei Mark. Das uns zugegangne erste der ersten Abteilung (Italien)<lb/> enthält ganz vortreffliche Netzdrucke uach Aufnahmen Alinaris und Sommers:<lb/> Michelangelos Medieeerkapelle, Einzelheiten aus der Peterskirche, einiges aus<lb/> Venedig, das Hospital in Mailand, auch einen ganz modernen Palast (Fenzi)<lb/> in Florenz. Lobenswert ist die auf die Unterschriften gewandte Sorgfalt (der<lb/> geschnitzte Chorstuhl in Gubbio, Ur. 3, kann unmöglich von 1340 sein). Ein<lb/> soeben bei Hiersemann in Leipzig erschienenes fein kartoniertes Buch in dem¬<lb/> selben Format: „Architektonische Stilproben" von Max Bischof, Architekt,<lb/> giebt uns für fünf Mark auf fünfzig Tafeln je zwei Architekturansichten, vor¬<lb/> trefflich ausgewühlt und hergestellt, gleichfalls in Netzdruck, und in historischer<lb/> Folge geordnet von Cheops bis Nordamerika. Der Text ist gut, aber rein<lb/> historisch und sehr kurz, er besteht hauptsächlich aus Namen (Seite 27 könnte<lb/> er dahin mißverstanden werden, als wären die Caucelleria und der Palast<lb/> Giraud auch von Bramante, wie der Rundtempel bei S. Pietro in Montvrio).<lb/> Auf Erläuterungen der Bauformen, die man gerade von dem Architekten gern<lb/> gehabt hätte, läßt sich Bischof nicht weiter ein, als mit einigen Bemerkungen<lb/> über die Gotik. — Nur auf das neunzehnte Jahrhundert bezieht sich „Eine<lb/> Auswahl besondrer Bauwerke" von Adolf Maule (Basel, Schwabe), achtzehn<lb/> Tafeln in Hochquart mit schematichen Zeichnungen (wie er sie schon in seinem<lb/> größern Werke „Die Baukunst als Steinbau" angewandt hat), die den Haupt¬<lb/> eindruck geben und deswegen die Vergleichung der Bauwerke untereinander<lb/> zweckmäßig erleichtern. Die Zusammenstellung der wichtigsten großen Profan-<lb/> gebüude der neusten Zeit, in der Art, daß die ans demselben Blatte abge¬<lb/> bildeten immer denselben Maßstab haben, wird vielen angenehm und nützlich<lb/> sein. — „Einführung in die Geschichte der Baukunst" von Adolf Bieber ist<lb/> ein Textbuch zu einem Bilderatlas der Baukunst betitelt, das sich jemand für<lb/> sechzig Pfennige verschaffen kann (der Atlas kostet drei Mark; Leipzig, See¬<lb/> mann). Hinter dem angenommnen Namen verbirgt sich ein sehr kundiger<lb/> Mann, der aber auch zu schreiben weiß. Es giebt kein zweites Buch, worin<lb/> auf so wenig Seiten einem, der nichts davon zu versteh» braucht, die architek¬<lb/> tonischen Formen so klar gemacht werden; Muster dieser Kürze sind die zwei<lb/> Seiten (62, 76) über Barock und Rokoko. Gute Einzelbemerkungen, z. B.<lb/> über die Behandlung der Fenster in der italienischen Hochrenaissance, Seite 59,<lb/> lassen ahnen, daß der Verfasser noch viel mehr zu sagen wüßte, als was man<lb/> in seinem Büchlein liest. — Ein ähnliches Buch, „Stil und Stilvergleichung"<lb/> von Karl Kinn ich (Ravensburg, Maier) umfaßt einen weitern Kreis, alle<lb/> drei Künste und das Kunstgewerbe, es steht nicht auf der Höhe des Bieberschen,</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten II 1300 32</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0257]
Knnstlitteratur
Großartig wirkt die altniederlündische („burgundische") und die nltfranzösische
Plastik, mich die Malerei der Niederlande und Deutschlands mit dem in sie
eingeordneten Holzschnitt und Kupferstich macht einen vorzüglichen Eindruck, —
Warme Empfehlung verdient ein ähnlicher Bilderatlas in kleinerm Format:
„Meisterwerke der Baukunst und des Kunstgewerbes aller Länder und Zeiten"
von Hubert Jvly (Leipzig, Köhler), jedes Heft mit dreiundzwanzig Tafeln
kostet zwei Mark. Das uns zugegangne erste der ersten Abteilung (Italien)
enthält ganz vortreffliche Netzdrucke uach Aufnahmen Alinaris und Sommers:
Michelangelos Medieeerkapelle, Einzelheiten aus der Peterskirche, einiges aus
Venedig, das Hospital in Mailand, auch einen ganz modernen Palast (Fenzi)
in Florenz. Lobenswert ist die auf die Unterschriften gewandte Sorgfalt (der
geschnitzte Chorstuhl in Gubbio, Ur. 3, kann unmöglich von 1340 sein). Ein
soeben bei Hiersemann in Leipzig erschienenes fein kartoniertes Buch in dem¬
selben Format: „Architektonische Stilproben" von Max Bischof, Architekt,
giebt uns für fünf Mark auf fünfzig Tafeln je zwei Architekturansichten, vor¬
trefflich ausgewühlt und hergestellt, gleichfalls in Netzdruck, und in historischer
Folge geordnet von Cheops bis Nordamerika. Der Text ist gut, aber rein
historisch und sehr kurz, er besteht hauptsächlich aus Namen (Seite 27 könnte
er dahin mißverstanden werden, als wären die Caucelleria und der Palast
Giraud auch von Bramante, wie der Rundtempel bei S. Pietro in Montvrio).
Auf Erläuterungen der Bauformen, die man gerade von dem Architekten gern
gehabt hätte, läßt sich Bischof nicht weiter ein, als mit einigen Bemerkungen
über die Gotik. — Nur auf das neunzehnte Jahrhundert bezieht sich „Eine
Auswahl besondrer Bauwerke" von Adolf Maule (Basel, Schwabe), achtzehn
Tafeln in Hochquart mit schematichen Zeichnungen (wie er sie schon in seinem
größern Werke „Die Baukunst als Steinbau" angewandt hat), die den Haupt¬
eindruck geben und deswegen die Vergleichung der Bauwerke untereinander
zweckmäßig erleichtern. Die Zusammenstellung der wichtigsten großen Profan-
gebüude der neusten Zeit, in der Art, daß die ans demselben Blatte abge¬
bildeten immer denselben Maßstab haben, wird vielen angenehm und nützlich
sein. — „Einführung in die Geschichte der Baukunst" von Adolf Bieber ist
ein Textbuch zu einem Bilderatlas der Baukunst betitelt, das sich jemand für
sechzig Pfennige verschaffen kann (der Atlas kostet drei Mark; Leipzig, See¬
mann). Hinter dem angenommnen Namen verbirgt sich ein sehr kundiger
Mann, der aber auch zu schreiben weiß. Es giebt kein zweites Buch, worin
auf so wenig Seiten einem, der nichts davon zu versteh» braucht, die architek¬
tonischen Formen so klar gemacht werden; Muster dieser Kürze sind die zwei
Seiten (62, 76) über Barock und Rokoko. Gute Einzelbemerkungen, z. B.
über die Behandlung der Fenster in der italienischen Hochrenaissance, Seite 59,
lassen ahnen, daß der Verfasser noch viel mehr zu sagen wüßte, als was man
in seinem Büchlein liest. — Ein ähnliches Buch, „Stil und Stilvergleichung"
von Karl Kinn ich (Ravensburg, Maier) umfaßt einen weitern Kreis, alle
drei Künste und das Kunstgewerbe, es steht nicht auf der Höhe des Bieberschen,
Grenzboten II 1300 32
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |