Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite

nomme der Welt so, als wirkten beharrende Substanzen aufeinander, und suche
demgemäß zu jedem Geschehn seine Ursachen und seine Folgen!" Und er zeigt weiter,
wie diese Forderungen ans Bedürfnissen hervorgegangen sind, und wie sich die Trieb¬
form, in der diese Bedürfnisse anfangs empfunden wurden, im Verlauf einer
"äonenlangen" Entwicklung allmählich zu logischer Form verfeinert hat. -- Von
H. G. Opitzens Grundriß einer Seiuswissenschast haben wir im 40. Heft
des Jahrgangs 1898 gesagt, daß es ein vortreffliches populäres Handbuch der
Philosophie zu werden verspreche, und haben besonders lobend hervorgehoben, daß
der Verfasser die Fremdwörter verschmähe, diese philosophische Terminologie, mit der
so viele Philosophen bald ihre Unwissenheit und Verlegenheit, bald ihre eigentliche
Meinung verbergen. Die sin Leipzig bei Hermann Haacke 1899 erschienene) zweite
Abteilung des ersten, die Erscheinungslehre behandelnden Bandes verdient das¬
selbe Lob. Sie enthält die Willenslehre, legt den Grund zur Ethik und be¬
weist auf dem streng innegehaltnen Wege der Erfahrung, daß eine Ethik nur
denkbar ist. wenn Gott als Urgrund und Endziel der Welt anerkannt wird. Ganz
rücksichtslos geht er mit Kant und seinen Anbetern ins Gericht. Kant hat seinen
rationalistisch gestimmten Zeitgenossen den großen Dienst erwiesen, daß er die gel¬
tenden Beweise für das Dasein Gottes widerlegte, zugleich aber durch die Lehre
vom kategorischen Imperativ den gefährlichen Wirkungen vorbeugte, die Skeptizis¬
mus und Atheismus auf die Volksmoral ausüben konnten. Das ist nach Opitz der
Grund, weshalb man ihn als den größten Philosophen aller Zeiten feierte. Nach¬
dem man thu so aufs höchste Postament gestellt hatte, blieb natürlich nichts übrig,
als alles, was er geschrieben hat, groß zu finden, und da man dieses übrige, wie alle
seine Verehrer im Vertrauen bekennen, nicht verstand, so mußte man seine Werke
für unergründlich tief erklären. Die UnVerständlichkeit rührt aber nach Opitz bloß
daher, daß Kant selber nicht aus noch ein gewußt und seine Verlegenheit durch eine
verworrene und scholastisch dunkle Darstellung zu verbergen gesucht hat. -- Mit
dieser Abmurksung, wie es der größte aller modernen Lyriker nennen würde, wird
unter andern auch der Hallensische Theologe I^lo. Karl Stange, der außer an
Gott auch an Kant glaubt, nicht zufrieden sein. Übertriebne Erwartungen uns die
Leistungen seiner Wissenschaft erweckt er nicht in seiner Einleitung in die Ethik
(Leipzig, Dietcrichsche Verlagsbuchhandlung, 1900; I. System und Kritik der ethischen
Systeme). Er zeigt sehr hübsch, daß uns keine Ethik zu sagen vermag, was wir
in jedem Augenblick thun oder lassen sollen, und daß Moralpredigten noch niemand
besser gemacht haben. Bescheidentlich beschränkt er die Aufgabe der wissenschaftliche!!
Ethik darauf, daß sie im Anschluß an Kant und Herbart "eine wissenschaftliche
Antwort auf die Frage nach dem Inhalt des Sittlichen zu geben" suchen soll. --
Unbedingte Wahrhaftigkeit sollte man einem Vertreter der Wissenschaft nicht als
besondres Verdienst anrechnen müssen, leider aber muß man es, und deshalb em¬
pfehlen wir allen, die die Wahrheit über die berühmteste aller Ethiker wissen
wollen, die Kurze Erklärung der Ethik von Spinoza und Darstellung
der definitiven Philosophie von Dr. Richard Wähle, o. ö. Professor an
der Universität Czernowitz (Wien und Leipzig, Wilhelm Braumüller, 1899), Die
Erklärung ist nicht allein im einzelnen vortrefflich, sondern auch durch die strenge
Wahrhaftigkeit und die harte Logik ausgezeichnet, womit sie den verklärenden Licht¬
nebel einer angeblichen Mystik zerstört, in den man diese Philosophie eiskalter Ver¬
ständigkeit und nihilistischer Resignation gehüllt hat. Insbesondre hebt er nach¬
drücklich hervor, daß Spinoza nicht Pcmtheist, sondern Atheist gewesen ist. Folgende
Anführungen aus Wähle werden allein schon genügen, den Kern der spinozistischen
Philosophie bloßzulegen. "Was Spinoza lehren wollte, war. die Welt ohne die
bisherige Theologie und Psychologie rein positiv aufzufassen. Er vermag keinen


nomme der Welt so, als wirkten beharrende Substanzen aufeinander, und suche
demgemäß zu jedem Geschehn seine Ursachen und seine Folgen!" Und er zeigt weiter,
wie diese Forderungen ans Bedürfnissen hervorgegangen sind, und wie sich die Trieb¬
form, in der diese Bedürfnisse anfangs empfunden wurden, im Verlauf einer
„äonenlangen" Entwicklung allmählich zu logischer Form verfeinert hat. — Von
H. G. Opitzens Grundriß einer Seiuswissenschast haben wir im 40. Heft
des Jahrgangs 1898 gesagt, daß es ein vortreffliches populäres Handbuch der
Philosophie zu werden verspreche, und haben besonders lobend hervorgehoben, daß
der Verfasser die Fremdwörter verschmähe, diese philosophische Terminologie, mit der
so viele Philosophen bald ihre Unwissenheit und Verlegenheit, bald ihre eigentliche
Meinung verbergen. Die sin Leipzig bei Hermann Haacke 1899 erschienene) zweite
Abteilung des ersten, die Erscheinungslehre behandelnden Bandes verdient das¬
selbe Lob. Sie enthält die Willenslehre, legt den Grund zur Ethik und be¬
weist auf dem streng innegehaltnen Wege der Erfahrung, daß eine Ethik nur
denkbar ist. wenn Gott als Urgrund und Endziel der Welt anerkannt wird. Ganz
rücksichtslos geht er mit Kant und seinen Anbetern ins Gericht. Kant hat seinen
rationalistisch gestimmten Zeitgenossen den großen Dienst erwiesen, daß er die gel¬
tenden Beweise für das Dasein Gottes widerlegte, zugleich aber durch die Lehre
vom kategorischen Imperativ den gefährlichen Wirkungen vorbeugte, die Skeptizis¬
mus und Atheismus auf die Volksmoral ausüben konnten. Das ist nach Opitz der
Grund, weshalb man ihn als den größten Philosophen aller Zeiten feierte. Nach¬
dem man thu so aufs höchste Postament gestellt hatte, blieb natürlich nichts übrig,
als alles, was er geschrieben hat, groß zu finden, und da man dieses übrige, wie alle
seine Verehrer im Vertrauen bekennen, nicht verstand, so mußte man seine Werke
für unergründlich tief erklären. Die UnVerständlichkeit rührt aber nach Opitz bloß
daher, daß Kant selber nicht aus noch ein gewußt und seine Verlegenheit durch eine
verworrene und scholastisch dunkle Darstellung zu verbergen gesucht hat. — Mit
dieser Abmurksung, wie es der größte aller modernen Lyriker nennen würde, wird
unter andern auch der Hallensische Theologe I^lo. Karl Stange, der außer an
Gott auch an Kant glaubt, nicht zufrieden sein. Übertriebne Erwartungen uns die
Leistungen seiner Wissenschaft erweckt er nicht in seiner Einleitung in die Ethik
(Leipzig, Dietcrichsche Verlagsbuchhandlung, 1900; I. System und Kritik der ethischen
Systeme). Er zeigt sehr hübsch, daß uns keine Ethik zu sagen vermag, was wir
in jedem Augenblick thun oder lassen sollen, und daß Moralpredigten noch niemand
besser gemacht haben. Bescheidentlich beschränkt er die Aufgabe der wissenschaftliche!!
Ethik darauf, daß sie im Anschluß an Kant und Herbart „eine wissenschaftliche
Antwort auf die Frage nach dem Inhalt des Sittlichen zu geben" suchen soll. —
Unbedingte Wahrhaftigkeit sollte man einem Vertreter der Wissenschaft nicht als
besondres Verdienst anrechnen müssen, leider aber muß man es, und deshalb em¬
pfehlen wir allen, die die Wahrheit über die berühmteste aller Ethiker wissen
wollen, die Kurze Erklärung der Ethik von Spinoza und Darstellung
der definitiven Philosophie von Dr. Richard Wähle, o. ö. Professor an
der Universität Czernowitz (Wien und Leipzig, Wilhelm Braumüller, 1899), Die
Erklärung ist nicht allein im einzelnen vortrefflich, sondern auch durch die strenge
Wahrhaftigkeit und die harte Logik ausgezeichnet, womit sie den verklärenden Licht¬
nebel einer angeblichen Mystik zerstört, in den man diese Philosophie eiskalter Ver¬
ständigkeit und nihilistischer Resignation gehüllt hat. Insbesondre hebt er nach¬
drücklich hervor, daß Spinoza nicht Pcmtheist, sondern Atheist gewesen ist. Folgende
Anführungen aus Wähle werden allein schon genügen, den Kern der spinozistischen
Philosophie bloßzulegen. „Was Spinoza lehren wollte, war. die Welt ohne die
bisherige Theologie und Psychologie rein positiv aufzufassen. Er vermag keinen


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0165" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/290576"/>
            <fw type="header" place="top"/><lb/>
            <p xml:id="ID_726" prev="#ID_725" next="#ID_727"> nomme der Welt so, als wirkten beharrende Substanzen aufeinander, und suche<lb/>
demgemäß zu jedem Geschehn seine Ursachen und seine Folgen!" Und er zeigt weiter,<lb/>
wie diese Forderungen ans Bedürfnissen hervorgegangen sind, und wie sich die Trieb¬<lb/>
form, in der diese Bedürfnisse anfangs empfunden wurden, im Verlauf einer<lb/>
&#x201E;äonenlangen" Entwicklung allmählich zu logischer Form verfeinert hat. &#x2014; Von<lb/>
H. G. Opitzens Grundriß einer Seiuswissenschast haben wir im 40. Heft<lb/>
des Jahrgangs 1898 gesagt, daß es ein vortreffliches populäres Handbuch der<lb/>
Philosophie zu werden verspreche, und haben besonders lobend hervorgehoben, daß<lb/>
der Verfasser die Fremdwörter verschmähe, diese philosophische Terminologie, mit der<lb/>
so viele Philosophen bald ihre Unwissenheit und Verlegenheit, bald ihre eigentliche<lb/>
Meinung verbergen. Die sin Leipzig bei Hermann Haacke 1899 erschienene) zweite<lb/>
Abteilung des ersten, die Erscheinungslehre behandelnden Bandes verdient das¬<lb/>
selbe Lob. Sie enthält die Willenslehre, legt den Grund zur Ethik und be¬<lb/>
weist auf dem streng innegehaltnen Wege der Erfahrung, daß eine Ethik nur<lb/>
denkbar ist. wenn Gott als Urgrund und Endziel der Welt anerkannt wird. Ganz<lb/>
rücksichtslos geht er mit Kant und seinen Anbetern ins Gericht. Kant hat seinen<lb/>
rationalistisch gestimmten Zeitgenossen den großen Dienst erwiesen, daß er die gel¬<lb/>
tenden Beweise für das Dasein Gottes widerlegte, zugleich aber durch die Lehre<lb/>
vom kategorischen Imperativ den gefährlichen Wirkungen vorbeugte, die Skeptizis¬<lb/>
mus und Atheismus auf die Volksmoral ausüben konnten. Das ist nach Opitz der<lb/>
Grund, weshalb man ihn als den größten Philosophen aller Zeiten feierte. Nach¬<lb/>
dem man thu so aufs höchste Postament gestellt hatte, blieb natürlich nichts übrig,<lb/>
als alles, was er geschrieben hat, groß zu finden, und da man dieses übrige, wie alle<lb/>
seine Verehrer im Vertrauen bekennen, nicht verstand, so mußte man seine Werke<lb/>
für unergründlich tief erklären. Die UnVerständlichkeit rührt aber nach Opitz bloß<lb/>
daher, daß Kant selber nicht aus noch ein gewußt und seine Verlegenheit durch eine<lb/>
verworrene und scholastisch dunkle Darstellung zu verbergen gesucht hat. &#x2014; Mit<lb/>
dieser Abmurksung, wie es der größte aller modernen Lyriker nennen würde, wird<lb/>
unter andern auch der Hallensische Theologe I^lo. Karl Stange, der außer an<lb/>
Gott auch an Kant glaubt, nicht zufrieden sein. Übertriebne Erwartungen uns die<lb/>
Leistungen seiner Wissenschaft erweckt er nicht in seiner Einleitung in die Ethik<lb/>
(Leipzig, Dietcrichsche Verlagsbuchhandlung, 1900; I. System und Kritik der ethischen<lb/>
Systeme). Er zeigt sehr hübsch, daß uns keine Ethik zu sagen vermag, was wir<lb/>
in jedem Augenblick thun oder lassen sollen, und daß Moralpredigten noch niemand<lb/>
besser gemacht haben. Bescheidentlich beschränkt er die Aufgabe der wissenschaftliche!!<lb/>
Ethik darauf, daß sie im Anschluß an Kant und Herbart &#x201E;eine wissenschaftliche<lb/>
Antwort auf die Frage nach dem Inhalt des Sittlichen zu geben" suchen soll. &#x2014;<lb/>
Unbedingte Wahrhaftigkeit sollte man einem Vertreter der Wissenschaft nicht als<lb/>
besondres Verdienst anrechnen müssen, leider aber muß man es, und deshalb em¬<lb/>
pfehlen wir allen, die die Wahrheit über die berühmteste aller Ethiker wissen<lb/>
wollen, die Kurze Erklärung der Ethik von Spinoza und Darstellung<lb/>
der definitiven Philosophie von Dr. Richard Wähle, o. ö. Professor an<lb/>
der Universität Czernowitz (Wien und Leipzig, Wilhelm Braumüller, 1899), Die<lb/>
Erklärung ist nicht allein im einzelnen vortrefflich, sondern auch durch die strenge<lb/>
Wahrhaftigkeit und die harte Logik ausgezeichnet, womit sie den verklärenden Licht¬<lb/>
nebel einer angeblichen Mystik zerstört, in den man diese Philosophie eiskalter Ver¬<lb/>
ständigkeit und nihilistischer Resignation gehüllt hat. Insbesondre hebt er nach¬<lb/>
drücklich hervor, daß Spinoza nicht Pcmtheist, sondern Atheist gewesen ist. Folgende<lb/>
Anführungen aus Wähle werden allein schon genügen, den Kern der spinozistischen<lb/>
Philosophie bloßzulegen. &#x201E;Was Spinoza lehren wollte, war. die Welt ohne die<lb/>
bisherige Theologie und Psychologie rein positiv aufzufassen.  Er vermag keinen</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0165] nomme der Welt so, als wirkten beharrende Substanzen aufeinander, und suche demgemäß zu jedem Geschehn seine Ursachen und seine Folgen!" Und er zeigt weiter, wie diese Forderungen ans Bedürfnissen hervorgegangen sind, und wie sich die Trieb¬ form, in der diese Bedürfnisse anfangs empfunden wurden, im Verlauf einer „äonenlangen" Entwicklung allmählich zu logischer Form verfeinert hat. — Von H. G. Opitzens Grundriß einer Seiuswissenschast haben wir im 40. Heft des Jahrgangs 1898 gesagt, daß es ein vortreffliches populäres Handbuch der Philosophie zu werden verspreche, und haben besonders lobend hervorgehoben, daß der Verfasser die Fremdwörter verschmähe, diese philosophische Terminologie, mit der so viele Philosophen bald ihre Unwissenheit und Verlegenheit, bald ihre eigentliche Meinung verbergen. Die sin Leipzig bei Hermann Haacke 1899 erschienene) zweite Abteilung des ersten, die Erscheinungslehre behandelnden Bandes verdient das¬ selbe Lob. Sie enthält die Willenslehre, legt den Grund zur Ethik und be¬ weist auf dem streng innegehaltnen Wege der Erfahrung, daß eine Ethik nur denkbar ist. wenn Gott als Urgrund und Endziel der Welt anerkannt wird. Ganz rücksichtslos geht er mit Kant und seinen Anbetern ins Gericht. Kant hat seinen rationalistisch gestimmten Zeitgenossen den großen Dienst erwiesen, daß er die gel¬ tenden Beweise für das Dasein Gottes widerlegte, zugleich aber durch die Lehre vom kategorischen Imperativ den gefährlichen Wirkungen vorbeugte, die Skeptizis¬ mus und Atheismus auf die Volksmoral ausüben konnten. Das ist nach Opitz der Grund, weshalb man ihn als den größten Philosophen aller Zeiten feierte. Nach¬ dem man thu so aufs höchste Postament gestellt hatte, blieb natürlich nichts übrig, als alles, was er geschrieben hat, groß zu finden, und da man dieses übrige, wie alle seine Verehrer im Vertrauen bekennen, nicht verstand, so mußte man seine Werke für unergründlich tief erklären. Die UnVerständlichkeit rührt aber nach Opitz bloß daher, daß Kant selber nicht aus noch ein gewußt und seine Verlegenheit durch eine verworrene und scholastisch dunkle Darstellung zu verbergen gesucht hat. — Mit dieser Abmurksung, wie es der größte aller modernen Lyriker nennen würde, wird unter andern auch der Hallensische Theologe I^lo. Karl Stange, der außer an Gott auch an Kant glaubt, nicht zufrieden sein. Übertriebne Erwartungen uns die Leistungen seiner Wissenschaft erweckt er nicht in seiner Einleitung in die Ethik (Leipzig, Dietcrichsche Verlagsbuchhandlung, 1900; I. System und Kritik der ethischen Systeme). Er zeigt sehr hübsch, daß uns keine Ethik zu sagen vermag, was wir in jedem Augenblick thun oder lassen sollen, und daß Moralpredigten noch niemand besser gemacht haben. Bescheidentlich beschränkt er die Aufgabe der wissenschaftliche!! Ethik darauf, daß sie im Anschluß an Kant und Herbart „eine wissenschaftliche Antwort auf die Frage nach dem Inhalt des Sittlichen zu geben" suchen soll. — Unbedingte Wahrhaftigkeit sollte man einem Vertreter der Wissenschaft nicht als besondres Verdienst anrechnen müssen, leider aber muß man es, und deshalb em¬ pfehlen wir allen, die die Wahrheit über die berühmteste aller Ethiker wissen wollen, die Kurze Erklärung der Ethik von Spinoza und Darstellung der definitiven Philosophie von Dr. Richard Wähle, o. ö. Professor an der Universität Czernowitz (Wien und Leipzig, Wilhelm Braumüller, 1899), Die Erklärung ist nicht allein im einzelnen vortrefflich, sondern auch durch die strenge Wahrhaftigkeit und die harte Logik ausgezeichnet, womit sie den verklärenden Licht¬ nebel einer angeblichen Mystik zerstört, in den man diese Philosophie eiskalter Ver¬ ständigkeit und nihilistischer Resignation gehüllt hat. Insbesondre hebt er nach¬ drücklich hervor, daß Spinoza nicht Pcmtheist, sondern Atheist gewesen ist. Folgende Anführungen aus Wähle werden allein schon genügen, den Kern der spinozistischen Philosophie bloßzulegen. „Was Spinoza lehren wollte, war. die Welt ohne die bisherige Theologie und Psychologie rein positiv aufzufassen. Er vermag keinen

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_290410
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_290410/165
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_290410/165>, abgerufen am 01.07.2024.