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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr.

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An der Wende des Jahrhunderts

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eder, wie vor Jahresfrist, steht die Weltlage unter dein Schatten
eines großen Krieges, als wenn uns der Haager Friedenskonferenz
und alt dem unklaren Gerede der "Friedensfreunde" gegenüber
recht eindringlich die uralte Wahrheit eingeschärft werden sollte,
daß die großen Lebensfragen der Völker nicht durch Reden und
Schiedsgerichte gelöst werden, sondern durch Blut und Eisen, durch die ge
waldigen Entladungen der physischen, geistigen und sittlichen Kräfte eines
Staats, die wir den .Krieg nennen. Überzeugender, als jemals der größte
Redner, bringt er die starken und die schwachen Seiten einer Nation ans Licht,
er ist in der That das Lxainon rißorosui" der Völker. Beide Kriege, der
spanisch-amerikanische und der südafrikanische, zeigen manche verwandten Züge.
Sie sind beide großkapitalistische Raubzüge unter dem Deckmantel des Kampfs
um die Freiheit unterdrückter Volksteile, und sie sind begonnen worden von
dem eroberungslusttgcn Angelsachsentnm diesseits und jenseits des Weltmeers,
das in seinem Hochmut wähnte, zur Beherrschung der ganzen Erde berufen zu
sein. Aber während die Nordamerikaner trotz ihres elenden, für einen große"
Krieg ganz unzulänglichen Heerwesens im wesentlichen durch ihre Maschineu-
und Geschütztechnik den schlecht gerüsteten und schlecht geführten Spaniern eine
Niederlage nach der andern beibrachten und ihnen die Perle der Antillen ent-
rissen, sind die Engländer ans den heervernichtenden Widerstand eines kleinen
Volks in Waffen gestoßen, "ut ihre Söldnertrnppe" verbluten sich nnter einer
wahrhaft kläglichen Führung diesen verachteten Bauern gegenüber, wie vor
mehr als dreihundert Jahren die Bataillone des spanischen Weltreichs an den
Mauern der niederländischen Städte zerschellten, lind wie sich an diesen die
Macht des spanischen Weltreichs brach, so ist dieser frevelhaft heraufbeschworne
und vorschnell begonnene Bnrenlrieg zu einer furchtbaren Krisis des britischen
Weltreichs geworden. Das beginnt jetzt sogar der hochmnt der Engländer zu'


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An der Wende des Jahrhunderts

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eder, wie vor Jahresfrist, steht die Weltlage unter dein Schatten
eines großen Krieges, als wenn uns der Haager Friedenskonferenz
und alt dem unklaren Gerede der „Friedensfreunde" gegenüber
recht eindringlich die uralte Wahrheit eingeschärft werden sollte,
daß die großen Lebensfragen der Völker nicht durch Reden und
Schiedsgerichte gelöst werden, sondern durch Blut und Eisen, durch die ge
waldigen Entladungen der physischen, geistigen und sittlichen Kräfte eines
Staats, die wir den .Krieg nennen. Überzeugender, als jemals der größte
Redner, bringt er die starken und die schwachen Seiten einer Nation ans Licht,
er ist in der That das Lxainon rißorosui» der Völker. Beide Kriege, der
spanisch-amerikanische und der südafrikanische, zeigen manche verwandten Züge.
Sie sind beide großkapitalistische Raubzüge unter dem Deckmantel des Kampfs
um die Freiheit unterdrückter Volksteile, und sie sind begonnen worden von
dem eroberungslusttgcn Angelsachsentnm diesseits und jenseits des Weltmeers,
das in seinem Hochmut wähnte, zur Beherrschung der ganzen Erde berufen zu
sein. Aber während die Nordamerikaner trotz ihres elenden, für einen große»
Krieg ganz unzulänglichen Heerwesens im wesentlichen durch ihre Maschineu-
und Geschütztechnik den schlecht gerüsteten und schlecht geführten Spaniern eine
Niederlage nach der andern beibrachten und ihnen die Perle der Antillen ent-
rissen, sind die Engländer ans den heervernichtenden Widerstand eines kleinen
Volks in Waffen gestoßen, »ut ihre Söldnertrnppe» verbluten sich nnter einer
wahrhaft kläglichen Führung diesen verachteten Bauern gegenüber, wie vor
mehr als dreihundert Jahren die Bataillone des spanischen Weltreichs an den
Mauern der niederländischen Städte zerschellten, lind wie sich an diesen die
Macht des spanischen Weltreichs brach, so ist dieser frevelhaft heraufbeschworne
und vorschnell begonnene Bnrenlrieg zu einer furchtbaren Krisis des britischen
Weltreichs geworden. Das beginnt jetzt sogar der hochmnt der Engländer zu'


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_232551/9>, abgerufen am 30.06.2024.