Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Dcis Doppelgeschwader, die Gefechtseinheit der deutschen Schlachtflotte

Geschützen einer Seite bestreichen kann, ist in der günstigsten taktischen Position.
Das Geschwader ^ entwickelt ein Feuermaxiuunn, das Geschwader ö ein
Feucrminunum (siehe Fig. 5). Die Linie gewinnt an Gefechtskraft, je kürzer
der Abstand zwischen den einzelnen Schiffen ist. Der Abstand ist demnach so
zu Wahlen, wie es die Geschicklichkeit und die Ausbildung der Kommandanten
zuläßt.

Dies sind in kurzem die Hauptlehren, die uns die vorliegenden einfachen
Betrachtungen über die Taktik an die Hand geben. Wir haben absichtlich alle
Komplikationen vermieden, um die Grundsätze leicht verstündlich zu macheu.
Daß es Komplikationen in Hülle und Fülle giebt, die bei der Entwicklung der
Seetaktik auch berücksichtigt werden müssen, ist einleuchtend. Eins aber wird
jeder aus dem wenigen, das wir hervorgehoben haben, herauslesen, das ist:
ein Bild von der Thätigkeit der Offiziere nud Mannschaften während der Aus¬
bildung zum Gefecht. An Bord eines Linienschiffes kann eben nur die unaus¬
gesetzte Schulung von Offizieren und Besatzung auf den Gefechtsstationen unter
der Leitung des Kommandanten und im Geschwader nur die geschickte Führung




der Schiffe durch die Kommandanten und das volle Verständnis
für die Absichten des Geschwaderchess zu einem Erfolge im Kriegs¬
falle führen.

Wir gehen jetzt zur eigentlichen Gefechtseinheit, dem Dvppel-
geschwader, über. Es besteht aus zwei Geschwadern vou acht
Linienschiffen, also ans sechzehn Linienschiffen. Zur Leitung des
Doppelgeschwaders tritt ein Flottcnslaggschisf für den Oberbefehls¬
haber hinzu. Die Unabhängigkeit des Flvttenflaggschiffs von der
Formation erklärt sich dadurch, daß der Befehlshaber des Doppel¬
geschwaders jederzeit seinen Platz da wählen kann, wo es ihm für
die Führung am besten zu sein scheint. Es ist selbstverständlich,
daß das Flaggschiff des Befehlshabers, da es in der Linie kämpfen
soll, auch ein Linienschiff sein muß. Wie beim Geschwader erhalten
wir nun die einfachen Formationen des Doppelgeschwaders. Ent¬
weder fahren alle Schiffe mit gleichem Abstand nebeneinander in
Dwarslinie (Fig. K), oder ebenso hintereinander in Kiellinie (Fig. 7).
Die ganze Linie hat bei einem Schiffsabstnnd von 400 Metern eine
Ausdehnung von lZ Kilometern. Die große Schwierigkeit, die hier
ohne weiteres in die Augen springt, ist die Verteilung der Schiffe
über einen großen Raum: und der damit verbundne Maugel an
Übersicht für die einheitliche Leitung. Die Anforderungen wegen





>° Geschwaderflaggschisf
Flottenfwggschiff
Dcis Doppelgeschwader, die Gefechtseinheit der deutschen Schlachtflotte

Geschützen einer Seite bestreichen kann, ist in der günstigsten taktischen Position.
Das Geschwader ^ entwickelt ein Feuermaxiuunn, das Geschwader ö ein
Feucrminunum (siehe Fig. 5). Die Linie gewinnt an Gefechtskraft, je kürzer
der Abstand zwischen den einzelnen Schiffen ist. Der Abstand ist demnach so
zu Wahlen, wie es die Geschicklichkeit und die Ausbildung der Kommandanten
zuläßt.

Dies sind in kurzem die Hauptlehren, die uns die vorliegenden einfachen
Betrachtungen über die Taktik an die Hand geben. Wir haben absichtlich alle
Komplikationen vermieden, um die Grundsätze leicht verstündlich zu macheu.
Daß es Komplikationen in Hülle und Fülle giebt, die bei der Entwicklung der
Seetaktik auch berücksichtigt werden müssen, ist einleuchtend. Eins aber wird
jeder aus dem wenigen, das wir hervorgehoben haben, herauslesen, das ist:
ein Bild von der Thätigkeit der Offiziere nud Mannschaften während der Aus¬
bildung zum Gefecht. An Bord eines Linienschiffes kann eben nur die unaus¬
gesetzte Schulung von Offizieren und Besatzung auf den Gefechtsstationen unter
der Leitung des Kommandanten und im Geschwader nur die geschickte Führung




der Schiffe durch die Kommandanten und das volle Verständnis
für die Absichten des Geschwaderchess zu einem Erfolge im Kriegs¬
falle führen.

Wir gehen jetzt zur eigentlichen Gefechtseinheit, dem Dvppel-
geschwader, über. Es besteht aus zwei Geschwadern vou acht
Linienschiffen, also ans sechzehn Linienschiffen. Zur Leitung des
Doppelgeschwaders tritt ein Flottcnslaggschisf für den Oberbefehls¬
haber hinzu. Die Unabhängigkeit des Flvttenflaggschiffs von der
Formation erklärt sich dadurch, daß der Befehlshaber des Doppel¬
geschwaders jederzeit seinen Platz da wählen kann, wo es ihm für
die Führung am besten zu sein scheint. Es ist selbstverständlich,
daß das Flaggschiff des Befehlshabers, da es in der Linie kämpfen
soll, auch ein Linienschiff sein muß. Wie beim Geschwader erhalten
wir nun die einfachen Formationen des Doppelgeschwaders. Ent¬
weder fahren alle Schiffe mit gleichem Abstand nebeneinander in
Dwarslinie (Fig. K), oder ebenso hintereinander in Kiellinie (Fig. 7).
Die ganze Linie hat bei einem Schiffsabstnnd von 400 Metern eine
Ausdehnung von lZ Kilometern. Die große Schwierigkeit, die hier
ohne weiteres in die Augen springt, ist die Verteilung der Schiffe
über einen großen Raum: und der damit verbundne Maugel an
Übersicht für die einheitliche Leitung. Die Anforderungen wegen





>° Geschwaderflaggschisf
Flottenfwggschiff
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0596" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/233148"/>
          <fw type="header" place="top">  Dcis Doppelgeschwader, die Gefechtseinheit der deutschen Schlachtflotte</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_1933" prev="#ID_1932"> Geschützen einer Seite bestreichen kann, ist in der günstigsten taktischen Position.<lb/>
Das Geschwader ^ entwickelt ein Feuermaxiuunn, das Geschwader ö ein<lb/>
Feucrminunum (siehe Fig. 5). Die Linie gewinnt an Gefechtskraft, je kürzer<lb/>
der Abstand zwischen den einzelnen Schiffen ist. Der Abstand ist demnach so<lb/>
zu Wahlen, wie es die Geschicklichkeit und die Ausbildung der Kommandanten<lb/>
zuläßt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1934"> Dies sind in kurzem die Hauptlehren, die uns die vorliegenden einfachen<lb/>
Betrachtungen über die Taktik an die Hand geben. Wir haben absichtlich alle<lb/>
Komplikationen vermieden, um die Grundsätze leicht verstündlich zu macheu.<lb/>
Daß es Komplikationen in Hülle und Fülle giebt, die bei der Entwicklung der<lb/>
Seetaktik auch berücksichtigt werden müssen, ist einleuchtend. Eins aber wird<lb/>
jeder aus dem wenigen, das wir hervorgehoben haben, herauslesen, das ist:<lb/>
ein Bild von der Thätigkeit der Offiziere nud Mannschaften während der Aus¬<lb/>
bildung zum Gefecht. An Bord eines Linienschiffes kann eben nur die unaus¬<lb/>
gesetzte Schulung von Offizieren und Besatzung auf den Gefechtsstationen unter<lb/>
der Leitung des Kommandanten und im Geschwader nur die geschickte Führung</p><lb/>
          <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341871_232551/figures/grenzboten_341871_232551_233148_004.jpg"/><lb/>
          <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341871_232551/figures/grenzboten_341871_232551_233148_005.jpg"/><lb/>
          <p xml:id="ID_1935"> der Schiffe durch die Kommandanten und das volle Verständnis<lb/>
für die Absichten des Geschwaderchess zu einem Erfolge im Kriegs¬<lb/>
falle führen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1936" next="#ID_1937"> Wir gehen jetzt zur eigentlichen Gefechtseinheit, dem Dvppel-<lb/>
geschwader, über. Es besteht aus zwei Geschwadern vou acht<lb/>
Linienschiffen, also ans sechzehn Linienschiffen. Zur Leitung des<lb/>
Doppelgeschwaders tritt ein Flottcnslaggschisf für den Oberbefehls¬<lb/>
haber hinzu. Die Unabhängigkeit des Flvttenflaggschiffs von der<lb/>
Formation erklärt sich dadurch, daß der Befehlshaber des Doppel¬<lb/>
geschwaders jederzeit seinen Platz da wählen kann, wo es ihm für<lb/>
die Führung am besten zu sein scheint. Es ist selbstverständlich,<lb/>
daß das Flaggschiff des Befehlshabers, da es in der Linie kämpfen<lb/>
soll, auch ein Linienschiff sein muß. Wie beim Geschwader erhalten<lb/>
wir nun die einfachen Formationen des Doppelgeschwaders. Ent¬<lb/>
weder fahren alle Schiffe mit gleichem Abstand nebeneinander in<lb/>
Dwarslinie (Fig. K), oder ebenso hintereinander in Kiellinie (Fig. 7).<lb/>
Die ganze Linie hat bei einem Schiffsabstnnd von 400 Metern eine<lb/>
Ausdehnung von lZ Kilometern. Die große Schwierigkeit, die hier<lb/>
ohne weiteres in die Augen springt, ist die Verteilung der Schiffe<lb/>
über einen großen Raum: und der damit verbundne Maugel an<lb/>
Übersicht für die einheitliche Leitung.  Die Anforderungen wegen</p><lb/>
          <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341871_232551/figures/grenzboten_341871_232551_233148_009.jpg"/><lb/>
          <note xml:id="FID_110" place="foot"> &gt;° Geschwaderflaggschisf</note><lb/>
          <note xml:id="FID_111" place="foot"> Flottenfwggschiff</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0596] Dcis Doppelgeschwader, die Gefechtseinheit der deutschen Schlachtflotte Geschützen einer Seite bestreichen kann, ist in der günstigsten taktischen Position. Das Geschwader ^ entwickelt ein Feuermaxiuunn, das Geschwader ö ein Feucrminunum (siehe Fig. 5). Die Linie gewinnt an Gefechtskraft, je kürzer der Abstand zwischen den einzelnen Schiffen ist. Der Abstand ist demnach so zu Wahlen, wie es die Geschicklichkeit und die Ausbildung der Kommandanten zuläßt. Dies sind in kurzem die Hauptlehren, die uns die vorliegenden einfachen Betrachtungen über die Taktik an die Hand geben. Wir haben absichtlich alle Komplikationen vermieden, um die Grundsätze leicht verstündlich zu macheu. Daß es Komplikationen in Hülle und Fülle giebt, die bei der Entwicklung der Seetaktik auch berücksichtigt werden müssen, ist einleuchtend. Eins aber wird jeder aus dem wenigen, das wir hervorgehoben haben, herauslesen, das ist: ein Bild von der Thätigkeit der Offiziere nud Mannschaften während der Aus¬ bildung zum Gefecht. An Bord eines Linienschiffes kann eben nur die unaus¬ gesetzte Schulung von Offizieren und Besatzung auf den Gefechtsstationen unter der Leitung des Kommandanten und im Geschwader nur die geschickte Führung [Abbildung] [Abbildung] der Schiffe durch die Kommandanten und das volle Verständnis für die Absichten des Geschwaderchess zu einem Erfolge im Kriegs¬ falle führen. Wir gehen jetzt zur eigentlichen Gefechtseinheit, dem Dvppel- geschwader, über. Es besteht aus zwei Geschwadern vou acht Linienschiffen, also ans sechzehn Linienschiffen. Zur Leitung des Doppelgeschwaders tritt ein Flottcnslaggschisf für den Oberbefehls¬ haber hinzu. Die Unabhängigkeit des Flvttenflaggschiffs von der Formation erklärt sich dadurch, daß der Befehlshaber des Doppel¬ geschwaders jederzeit seinen Platz da wählen kann, wo es ihm für die Führung am besten zu sein scheint. Es ist selbstverständlich, daß das Flaggschiff des Befehlshabers, da es in der Linie kämpfen soll, auch ein Linienschiff sein muß. Wie beim Geschwader erhalten wir nun die einfachen Formationen des Doppelgeschwaders. Ent¬ weder fahren alle Schiffe mit gleichem Abstand nebeneinander in Dwarslinie (Fig. K), oder ebenso hintereinander in Kiellinie (Fig. 7). Die ganze Linie hat bei einem Schiffsabstnnd von 400 Metern eine Ausdehnung von lZ Kilometern. Die große Schwierigkeit, die hier ohne weiteres in die Augen springt, ist die Verteilung der Schiffe über einen großen Raum: und der damit verbundne Maugel an Übersicht für die einheitliche Leitung. Die Anforderungen wegen [Abbildung] >° Geschwaderflaggschisf Flottenfwggschiff

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_232551
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_232551/596
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_232551/596>, abgerufen am 04.07.2024.