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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr.

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liebes Geld, viel Geld! Und so persuades eben jeder mit allem, was sich bietet.
Der kleinste Kleinstadtbuchhändler verdrückt seinen sauer verdienten Groschen an
Schund und hilft den Markt verderben. Und dieser emsig mit Häufchen Haufen
zusammentragenden Produktion steht nun der rin gewaltigen Mitteln arbeitende
Großbetrieb gegenüber, der mit Massen und auf die Massen spekuliert und deu
Markt für sich allein zu erobern trachtet. Natürlich führt auch hier die Anstrengung
des einen zu Gegeunnstrengungen von andrer Seite, zu immer größerm Aufgebot
von Kraft. Aber was beobachten wir? Dient es zu einem Aufschwung der Litte¬
ratur und der allgemeinen Bildung? Im Gegenteil, es geht alles uns Äußerlich¬
keiten hinaus. Nach dem sensationellen wird gehascht, jede Modenarrheit wird
aufgegriffen, einer sucht deu andern dabei zu übertrumpfen und zu überbieten, einer
äfft demi andern nach oder sucht ihm zuvorzukommen mit dem Neusten und Pikan¬
testen, man jagt sich die Stoffe und die Autoren gegenseitig ub, spioniert einer die
Absichten des andern ans, und dabei sieht sich dann natürlich alles gleich; etwas
Persönliches ist überhaupt kaum noch bei dieser Fabrik- und Aktienlitteratnrniache,
und der Geschmack des Publikums wird immer tiefer heruntergeritten. Die wirklich
gute Litteratur hat dabei natürlich oft genug schweren Stand und schweren Weg --
außer wenn ihr Autorrecht schon verfallen ist, wo sich dann die billigen Kollektivum
und andre Liebhaber für das, was umsonst zu haben ist, uneigennützig in der Er¬
kenntnis, was man dem deutschen Volke schuldig sei, ihrer annehmen. Sobald so
ein armer Autor verfällt, dann fallen sie alle über ihn her! Das Gute haben ja
diese Kollektivum, daß sie manchen Dichter und Schriftsteller erst ins Volk bringen,
der es wert ist. Aber in welcher Gestalt erscheint er da! Das deutsche Volk hat
den Ruhm, daß alle seine Geistesheroen in schäbigen Bettlergewand eiuherwandelu,
"Ganz in Leinwand," wie man die verkleisterte Baumwollgaze euphemistisch nennt.
Wenn mau daneben die Ausgaben sieht, mit denen die Engländer und die Fran¬
zosen ihre Klassiker ehren, schämt man sich.

In der wissenschaftlichen Litteratur scheint es übrigens auch nicht viel anders
auszusehen als in der allgemeinen, sagte ich. Es ist dasselbe Gerenne und Gejage,
sich gegenseitig die Autoren und den Markt abzugewinnen und überflüssige Bücher
a" machen. Die Professoren wissen von den die Universitäten abklopfenden Litte-
wturunternehmern zu erzählen. Und auch hier wird schon die Litteratur in Gro߬
betrieb genommen, und in vielen Fällen ist ihr Zweck nicht mehr die Förderung der
Wissenschaft, souderu der Anteil um Mnrktertrag. Etwas neues ist übrigens die
Popularisierung der Wissenschaft, die ja ihre sehr schönen Seiten hat, aber auch schon
recht bedenkliche. Früher klagte man über die vornehme Abgeschlossenheit und Zurück¬
haltung der Wissenschaft, jetzt drängt sie sich dem gemeinen Manne in allerhand
Formen förmlich uns. Die illustrierten Verleger haben keinen Mangel an Professoren
für ihre Bilderbüchertexte. Eine besonders amüsante Spezialität unsrer tiefsinnigen
Zeit ist aber dieses massenhafte Bücherschreiben über Bücher. Goetheforschung und
Goethephilologie und was dahin gehört, die Litteratur über die Litteratur. Das
Meßt so ins Kraut, daß man zu den Autoren selbst gar nicht mehr gelangen
konnte in diesen, kurzen Leben, wenn man sich durch alle Interpretation und Ein-
N'hrnng durchlesen wollte, die einem hingeschüttet wird. Aufdringliche Fexerei!

Ja, mein Lieber, sagte er, wenn man selbst nichts schaffen kann, macht man
sich eben zu schaffen. Das sind die Zeichen wenig fruchtbarer Zeiten, daß man
-oettelsuppen kocht, in Mache und Fabrikation gerät und schließlich gar keinen Sinn
"s ^ für das wirkliche und echte Leben hat, wo es sich noch regt. Also kann man
es den in der sie überflutenden Muffe ertrinkenden Sortimeutsbnchhändlern eigene-
>es nicht so sehr übel nehmen, wenn sie nicht mehr ein und aus wissen und kein
urteil mehr über die Litteratur haben, sondern nur uoch Merks für das, womit


liebes Geld, viel Geld! Und so persuades eben jeder mit allem, was sich bietet.
Der kleinste Kleinstadtbuchhändler verdrückt seinen sauer verdienten Groschen an
Schund und hilft den Markt verderben. Und dieser emsig mit Häufchen Haufen
zusammentragenden Produktion steht nun der rin gewaltigen Mitteln arbeitende
Großbetrieb gegenüber, der mit Massen und auf die Massen spekuliert und deu
Markt für sich allein zu erobern trachtet. Natürlich führt auch hier die Anstrengung
des einen zu Gegeunnstrengungen von andrer Seite, zu immer größerm Aufgebot
von Kraft. Aber was beobachten wir? Dient es zu einem Aufschwung der Litte¬
ratur und der allgemeinen Bildung? Im Gegenteil, es geht alles uns Äußerlich¬
keiten hinaus. Nach dem sensationellen wird gehascht, jede Modenarrheit wird
aufgegriffen, einer sucht deu andern dabei zu übertrumpfen und zu überbieten, einer
äfft demi andern nach oder sucht ihm zuvorzukommen mit dem Neusten und Pikan¬
testen, man jagt sich die Stoffe und die Autoren gegenseitig ub, spioniert einer die
Absichten des andern ans, und dabei sieht sich dann natürlich alles gleich; etwas
Persönliches ist überhaupt kaum noch bei dieser Fabrik- und Aktienlitteratnrniache,
und der Geschmack des Publikums wird immer tiefer heruntergeritten. Die wirklich
gute Litteratur hat dabei natürlich oft genug schweren Stand und schweren Weg —
außer wenn ihr Autorrecht schon verfallen ist, wo sich dann die billigen Kollektivum
und andre Liebhaber für das, was umsonst zu haben ist, uneigennützig in der Er¬
kenntnis, was man dem deutschen Volke schuldig sei, ihrer annehmen. Sobald so
ein armer Autor verfällt, dann fallen sie alle über ihn her! Das Gute haben ja
diese Kollektivum, daß sie manchen Dichter und Schriftsteller erst ins Volk bringen,
der es wert ist. Aber in welcher Gestalt erscheint er da! Das deutsche Volk hat
den Ruhm, daß alle seine Geistesheroen in schäbigen Bettlergewand eiuherwandelu,
»Ganz in Leinwand," wie man die verkleisterte Baumwollgaze euphemistisch nennt.
Wenn mau daneben die Ausgaben sieht, mit denen die Engländer und die Fran¬
zosen ihre Klassiker ehren, schämt man sich.

In der wissenschaftlichen Litteratur scheint es übrigens auch nicht viel anders
auszusehen als in der allgemeinen, sagte ich. Es ist dasselbe Gerenne und Gejage,
sich gegenseitig die Autoren und den Markt abzugewinnen und überflüssige Bücher
a" machen. Die Professoren wissen von den die Universitäten abklopfenden Litte-
wturunternehmern zu erzählen. Und auch hier wird schon die Litteratur in Gro߬
betrieb genommen, und in vielen Fällen ist ihr Zweck nicht mehr die Förderung der
Wissenschaft, souderu der Anteil um Mnrktertrag. Etwas neues ist übrigens die
Popularisierung der Wissenschaft, die ja ihre sehr schönen Seiten hat, aber auch schon
recht bedenkliche. Früher klagte man über die vornehme Abgeschlossenheit und Zurück¬
haltung der Wissenschaft, jetzt drängt sie sich dem gemeinen Manne in allerhand
Formen förmlich uns. Die illustrierten Verleger haben keinen Mangel an Professoren
für ihre Bilderbüchertexte. Eine besonders amüsante Spezialität unsrer tiefsinnigen
Zeit ist aber dieses massenhafte Bücherschreiben über Bücher. Goetheforschung und
Goethephilologie und was dahin gehört, die Litteratur über die Litteratur. Das
Meßt so ins Kraut, daß man zu den Autoren selbst gar nicht mehr gelangen
konnte in diesen, kurzen Leben, wenn man sich durch alle Interpretation und Ein-
N'hrnng durchlesen wollte, die einem hingeschüttet wird. Aufdringliche Fexerei!

Ja, mein Lieber, sagte er, wenn man selbst nichts schaffen kann, macht man
sich eben zu schaffen. Das sind die Zeichen wenig fruchtbarer Zeiten, daß man
-oettelsuppen kocht, in Mache und Fabrikation gerät und schließlich gar keinen Sinn
"s ^ für das wirkliche und echte Leben hat, wo es sich noch regt. Also kann man
es den in der sie überflutenden Muffe ertrinkenden Sortimeutsbnchhändlern eigene-
>es nicht so sehr übel nehmen, wenn sie nicht mehr ein und aus wissen und kein
urteil mehr über die Litteratur haben, sondern nur uoch Merks für das, womit


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[0573] liebes Geld, viel Geld! Und so persuades eben jeder mit allem, was sich bietet. Der kleinste Kleinstadtbuchhändler verdrückt seinen sauer verdienten Groschen an Schund und hilft den Markt verderben. Und dieser emsig mit Häufchen Haufen zusammentragenden Produktion steht nun der rin gewaltigen Mitteln arbeitende Großbetrieb gegenüber, der mit Massen und auf die Massen spekuliert und deu Markt für sich allein zu erobern trachtet. Natürlich führt auch hier die Anstrengung des einen zu Gegeunnstrengungen von andrer Seite, zu immer größerm Aufgebot von Kraft. Aber was beobachten wir? Dient es zu einem Aufschwung der Litte¬ ratur und der allgemeinen Bildung? Im Gegenteil, es geht alles uns Äußerlich¬ keiten hinaus. Nach dem sensationellen wird gehascht, jede Modenarrheit wird aufgegriffen, einer sucht deu andern dabei zu übertrumpfen und zu überbieten, einer äfft demi andern nach oder sucht ihm zuvorzukommen mit dem Neusten und Pikan¬ testen, man jagt sich die Stoffe und die Autoren gegenseitig ub, spioniert einer die Absichten des andern ans, und dabei sieht sich dann natürlich alles gleich; etwas Persönliches ist überhaupt kaum noch bei dieser Fabrik- und Aktienlitteratnrniache, und der Geschmack des Publikums wird immer tiefer heruntergeritten. Die wirklich gute Litteratur hat dabei natürlich oft genug schweren Stand und schweren Weg — außer wenn ihr Autorrecht schon verfallen ist, wo sich dann die billigen Kollektivum und andre Liebhaber für das, was umsonst zu haben ist, uneigennützig in der Er¬ kenntnis, was man dem deutschen Volke schuldig sei, ihrer annehmen. Sobald so ein armer Autor verfällt, dann fallen sie alle über ihn her! Das Gute haben ja diese Kollektivum, daß sie manchen Dichter und Schriftsteller erst ins Volk bringen, der es wert ist. Aber in welcher Gestalt erscheint er da! Das deutsche Volk hat den Ruhm, daß alle seine Geistesheroen in schäbigen Bettlergewand eiuherwandelu, »Ganz in Leinwand," wie man die verkleisterte Baumwollgaze euphemistisch nennt. Wenn mau daneben die Ausgaben sieht, mit denen die Engländer und die Fran¬ zosen ihre Klassiker ehren, schämt man sich. In der wissenschaftlichen Litteratur scheint es übrigens auch nicht viel anders auszusehen als in der allgemeinen, sagte ich. Es ist dasselbe Gerenne und Gejage, sich gegenseitig die Autoren und den Markt abzugewinnen und überflüssige Bücher a" machen. Die Professoren wissen von den die Universitäten abklopfenden Litte- wturunternehmern zu erzählen. Und auch hier wird schon die Litteratur in Gro߬ betrieb genommen, und in vielen Fällen ist ihr Zweck nicht mehr die Förderung der Wissenschaft, souderu der Anteil um Mnrktertrag. Etwas neues ist übrigens die Popularisierung der Wissenschaft, die ja ihre sehr schönen Seiten hat, aber auch schon recht bedenkliche. Früher klagte man über die vornehme Abgeschlossenheit und Zurück¬ haltung der Wissenschaft, jetzt drängt sie sich dem gemeinen Manne in allerhand Formen förmlich uns. Die illustrierten Verleger haben keinen Mangel an Professoren für ihre Bilderbüchertexte. Eine besonders amüsante Spezialität unsrer tiefsinnigen Zeit ist aber dieses massenhafte Bücherschreiben über Bücher. Goetheforschung und Goethephilologie und was dahin gehört, die Litteratur über die Litteratur. Das Meßt so ins Kraut, daß man zu den Autoren selbst gar nicht mehr gelangen konnte in diesen, kurzen Leben, wenn man sich durch alle Interpretation und Ein- N'hrnng durchlesen wollte, die einem hingeschüttet wird. Aufdringliche Fexerei! Ja, mein Lieber, sagte er, wenn man selbst nichts schaffen kann, macht man sich eben zu schaffen. Das sind die Zeichen wenig fruchtbarer Zeiten, daß man -oettelsuppen kocht, in Mache und Fabrikation gerät und schließlich gar keinen Sinn "s ^ für das wirkliche und echte Leben hat, wo es sich noch regt. Also kann man es den in der sie überflutenden Muffe ertrinkenden Sortimeutsbnchhändlern eigene- >es nicht so sehr übel nehmen, wenn sie nicht mehr ein und aus wissen und kein urteil mehr über die Litteratur haben, sondern nur uoch Merks für das, womit

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_232551/573>, abgerufen am 04.07.2024.