Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Frau venas

durch einen weiten und hohen Saul, der grüße Spiegel und Gemälde, aber wenig
Möbel enthielt, und öffnete dann eine zweite Thür, die in ein sehr geräumiges
Gemach führte, worin eine riesengroße Bettstatt ohne Bettzeug und Vorhänge stand.
Der Wächter setzte die Lampe auf einen Tisch, und ich legte meine Bürde auf das
Bett nieder, indem ich eine alte Decke, die über einen Tisch gebreitet lag, zusammen¬
rollte und ihr unter den Kopf schob. Sodann zog ich ein Billet von zehn Lire
hervor, gab es dem Manne und sagte ihm, daß er morgen ebenso viel erhalten
würde, wenn er mit möglichster Geschwindigkeit für warme Decken, ein gutes Feuer
im Kamin und für irgend ein heißes Getränk sorgen würde, und er ging, indem
er seinen guten Willen beteuerte. Ich begann nun zuerst damit, der Ohnmächtigen
so stark ich konnte die Hände und Füße zu reiben, und nach kurzer Zeit seufzte
sie und schlug die Augen auf. Dann suchte ich sie bequemer zu lagern und hüllte
sie, so gut es ging, in den Pelz und ihre Füße in die Tischdecke. Sie ließ alles
geschehn, ohne ein Wort zu sagen; ich hörte nur, wie ihre Zähne leise aufeinander
schlugen, und sah, daß sie unaufhörlich zitterte. Inzwischen kam der Mann zurück,
unter beideu Armen Holzstücke und Reisigbündel tragend und eine alte, sehr schmutzige
Decke hinter sich herzerrend. Er behauptete, es sei die einzige, deren er habhaft
werden könne; vermutlich hatte er selbst darin gelegen, ehe wir ihn aus dem Schlafe
störten. Auch sagte er, daß er uns kein andres Getränk als Wein verschaffen
könne. Ich hieß ihn das Holz an den Kamin legen und Wein und frisches Wasser
bringen, während ich mich selbst daran machte, einige Reisigbündel in Brand
zu setzen und Holz darauf zu legen. Das Holz war aber feucht und wollte nicht
brennen, das Reisig brannte nieder, und das Holz schwelte langsam fort und er¬
füllte das Zimmer mit scharfem Rauch. Indem ich mich hiermit abmühte, setzte
der Mann einen Fiasko voll Wein, Wasser und Gläser auf den Tisch, und nach¬
dem ich ihm anbefohlen hatte, sich frühzeitig am Morgen zu melde", wurde er
entlassen. Ich versuchte deu Wein, der aber so kalt und sauer war, daß man un¬
möglich davon trinken konnte.

In unserm Gemache sah es sehr öde und unwirklich aus. Offenbar eins der
Prunkgemächer eines alten Palastes, war es in großen Verhältnissen angelegt, sehr
hoch und mit großen Thür- und Fensteröffnungen; die Decke zeigte reiche Stukka¬
turen, Malerei und Vergoldung, die Füllungen der Thüren und Fensterläden waren
zierlich bemalt, der große Kamin aus grauem Marmor nahm eine Seite des Zimmers
ein. Mit dieser Pracht standen die armseligen Möbel, die verblichnen und zer¬
rissenen Fenstervorhänge und die leere Bettstatt in schreienden Kontrast; der steinerne
Fußboden ohne Teppich, die großen Fensterhöhlen, das Fehlen von Bettvorhängen
nud der durch eine flackernde Öllampe notdürftig erhellte weite Raum vermehrten
das Gefühl von Kälte und Unwohnlichkeit. Während zuerst die geübte Thätigkeit
mich hatte die Kälte weniger empfinden lassen, fing sie jetzt aufs neue an, mich zu
quälen. Ich löschte die qualmende Lampe und goß ihr Öl in den Kamin, und
es gelang meinen unausgesetzten Bemühungen endlich, ein erträgliches Feuer an¬
zufachen. Dann kauerte ich vor diesem nieder, und hie und da in halben Schlaf
versinkend und dabei sorgend, daß das Feuer nicht verlösche, verbrachte ich die
Nacht bis zum Morgen. Die Baronesse schien schließlich, nach ihren Atemzügen
zu urteilen, in einen ruhigen Schlaf verfallen zu sein. Endlich hörte ich unsern
Wächter im Vorzimmer und entsandte ihn in das nächste Kaffeehaus, warmes Ge¬
tränk und Nahrung für uns herbeizuholen. Er kam auch bald zurück und brachte
Kaffee und heiße Milch, wovon ich in eine Schale goß und diese der Baronesse
reichte, die begierig davon trank. Es schien ihr wohlgethan zu haben, denn sie
behielt die Augen geöffnet und schaute mich unverwandt an, während ich den ganzen
Rest der warmen Flüssigkeiten zu mir nahm und mich dadurch in den Stand setzte,


Frau venas

durch einen weiten und hohen Saul, der grüße Spiegel und Gemälde, aber wenig
Möbel enthielt, und öffnete dann eine zweite Thür, die in ein sehr geräumiges
Gemach führte, worin eine riesengroße Bettstatt ohne Bettzeug und Vorhänge stand.
Der Wächter setzte die Lampe auf einen Tisch, und ich legte meine Bürde auf das
Bett nieder, indem ich eine alte Decke, die über einen Tisch gebreitet lag, zusammen¬
rollte und ihr unter den Kopf schob. Sodann zog ich ein Billet von zehn Lire
hervor, gab es dem Manne und sagte ihm, daß er morgen ebenso viel erhalten
würde, wenn er mit möglichster Geschwindigkeit für warme Decken, ein gutes Feuer
im Kamin und für irgend ein heißes Getränk sorgen würde, und er ging, indem
er seinen guten Willen beteuerte. Ich begann nun zuerst damit, der Ohnmächtigen
so stark ich konnte die Hände und Füße zu reiben, und nach kurzer Zeit seufzte
sie und schlug die Augen auf. Dann suchte ich sie bequemer zu lagern und hüllte
sie, so gut es ging, in den Pelz und ihre Füße in die Tischdecke. Sie ließ alles
geschehn, ohne ein Wort zu sagen; ich hörte nur, wie ihre Zähne leise aufeinander
schlugen, und sah, daß sie unaufhörlich zitterte. Inzwischen kam der Mann zurück,
unter beideu Armen Holzstücke und Reisigbündel tragend und eine alte, sehr schmutzige
Decke hinter sich herzerrend. Er behauptete, es sei die einzige, deren er habhaft
werden könne; vermutlich hatte er selbst darin gelegen, ehe wir ihn aus dem Schlafe
störten. Auch sagte er, daß er uns kein andres Getränk als Wein verschaffen
könne. Ich hieß ihn das Holz an den Kamin legen und Wein und frisches Wasser
bringen, während ich mich selbst daran machte, einige Reisigbündel in Brand
zu setzen und Holz darauf zu legen. Das Holz war aber feucht und wollte nicht
brennen, das Reisig brannte nieder, und das Holz schwelte langsam fort und er¬
füllte das Zimmer mit scharfem Rauch. Indem ich mich hiermit abmühte, setzte
der Mann einen Fiasko voll Wein, Wasser und Gläser auf den Tisch, und nach¬
dem ich ihm anbefohlen hatte, sich frühzeitig am Morgen zu melde», wurde er
entlassen. Ich versuchte deu Wein, der aber so kalt und sauer war, daß man un¬
möglich davon trinken konnte.

In unserm Gemache sah es sehr öde und unwirklich aus. Offenbar eins der
Prunkgemächer eines alten Palastes, war es in großen Verhältnissen angelegt, sehr
hoch und mit großen Thür- und Fensteröffnungen; die Decke zeigte reiche Stukka¬
turen, Malerei und Vergoldung, die Füllungen der Thüren und Fensterläden waren
zierlich bemalt, der große Kamin aus grauem Marmor nahm eine Seite des Zimmers
ein. Mit dieser Pracht standen die armseligen Möbel, die verblichnen und zer¬
rissenen Fenstervorhänge und die leere Bettstatt in schreienden Kontrast; der steinerne
Fußboden ohne Teppich, die großen Fensterhöhlen, das Fehlen von Bettvorhängen
nud der durch eine flackernde Öllampe notdürftig erhellte weite Raum vermehrten
das Gefühl von Kälte und Unwohnlichkeit. Während zuerst die geübte Thätigkeit
mich hatte die Kälte weniger empfinden lassen, fing sie jetzt aufs neue an, mich zu
quälen. Ich löschte die qualmende Lampe und goß ihr Öl in den Kamin, und
es gelang meinen unausgesetzten Bemühungen endlich, ein erträgliches Feuer an¬
zufachen. Dann kauerte ich vor diesem nieder, und hie und da in halben Schlaf
versinkend und dabei sorgend, daß das Feuer nicht verlösche, verbrachte ich die
Nacht bis zum Morgen. Die Baronesse schien schließlich, nach ihren Atemzügen
zu urteilen, in einen ruhigen Schlaf verfallen zu sein. Endlich hörte ich unsern
Wächter im Vorzimmer und entsandte ihn in das nächste Kaffeehaus, warmes Ge¬
tränk und Nahrung für uns herbeizuholen. Er kam auch bald zurück und brachte
Kaffee und heiße Milch, wovon ich in eine Schale goß und diese der Baronesse
reichte, die begierig davon trank. Es schien ihr wohlgethan zu haben, denn sie
behielt die Augen geöffnet und schaute mich unverwandt an, während ich den ganzen
Rest der warmen Flüssigkeiten zu mir nahm und mich dadurch in den Stand setzte,


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0051" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/232603"/>
          <fw type="header" place="top"> Frau venas</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_146" prev="#ID_145"> durch einen weiten und hohen Saul, der grüße Spiegel und Gemälde, aber wenig<lb/>
Möbel enthielt, und öffnete dann eine zweite Thür, die in ein sehr geräumiges<lb/>
Gemach führte, worin eine riesengroße Bettstatt ohne Bettzeug und Vorhänge stand.<lb/>
Der Wächter setzte die Lampe auf einen Tisch, und ich legte meine Bürde auf das<lb/>
Bett nieder, indem ich eine alte Decke, die über einen Tisch gebreitet lag, zusammen¬<lb/>
rollte und ihr unter den Kopf schob. Sodann zog ich ein Billet von zehn Lire<lb/>
hervor, gab es dem Manne und sagte ihm, daß er morgen ebenso viel erhalten<lb/>
würde, wenn er mit möglichster Geschwindigkeit für warme Decken, ein gutes Feuer<lb/>
im Kamin und für irgend ein heißes Getränk sorgen würde, und er ging, indem<lb/>
er seinen guten Willen beteuerte. Ich begann nun zuerst damit, der Ohnmächtigen<lb/>
so stark ich konnte die Hände und Füße zu reiben, und nach kurzer Zeit seufzte<lb/>
sie und schlug die Augen auf. Dann suchte ich sie bequemer zu lagern und hüllte<lb/>
sie, so gut es ging, in den Pelz und ihre Füße in die Tischdecke. Sie ließ alles<lb/>
geschehn, ohne ein Wort zu sagen; ich hörte nur, wie ihre Zähne leise aufeinander<lb/>
schlugen, und sah, daß sie unaufhörlich zitterte. Inzwischen kam der Mann zurück,<lb/>
unter beideu Armen Holzstücke und Reisigbündel tragend und eine alte, sehr schmutzige<lb/>
Decke hinter sich herzerrend. Er behauptete, es sei die einzige, deren er habhaft<lb/>
werden könne; vermutlich hatte er selbst darin gelegen, ehe wir ihn aus dem Schlafe<lb/>
störten. Auch sagte er, daß er uns kein andres Getränk als Wein verschaffen<lb/>
könne. Ich hieß ihn das Holz an den Kamin legen und Wein und frisches Wasser<lb/>
bringen, während ich mich selbst daran machte, einige Reisigbündel in Brand<lb/>
zu setzen und Holz darauf zu legen. Das Holz war aber feucht und wollte nicht<lb/>
brennen, das Reisig brannte nieder, und das Holz schwelte langsam fort und er¬<lb/>
füllte das Zimmer mit scharfem Rauch. Indem ich mich hiermit abmühte, setzte<lb/>
der Mann einen Fiasko voll Wein, Wasser und Gläser auf den Tisch, und nach¬<lb/>
dem ich ihm anbefohlen hatte, sich frühzeitig am Morgen zu melde», wurde er<lb/>
entlassen. Ich versuchte deu Wein, der aber so kalt und sauer war, daß man un¬<lb/>
möglich davon trinken konnte.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_147" next="#ID_148"> In unserm Gemache sah es sehr öde und unwirklich aus. Offenbar eins der<lb/>
Prunkgemächer eines alten Palastes, war es in großen Verhältnissen angelegt, sehr<lb/>
hoch und mit großen Thür- und Fensteröffnungen; die Decke zeigte reiche Stukka¬<lb/>
turen, Malerei und Vergoldung, die Füllungen der Thüren und Fensterläden waren<lb/>
zierlich bemalt, der große Kamin aus grauem Marmor nahm eine Seite des Zimmers<lb/>
ein. Mit dieser Pracht standen die armseligen Möbel, die verblichnen und zer¬<lb/>
rissenen Fenstervorhänge und die leere Bettstatt in schreienden Kontrast; der steinerne<lb/>
Fußboden ohne Teppich, die großen Fensterhöhlen, das Fehlen von Bettvorhängen<lb/>
nud der durch eine flackernde Öllampe notdürftig erhellte weite Raum vermehrten<lb/>
das Gefühl von Kälte und Unwohnlichkeit. Während zuerst die geübte Thätigkeit<lb/>
mich hatte die Kälte weniger empfinden lassen, fing sie jetzt aufs neue an, mich zu<lb/>
quälen. Ich löschte die qualmende Lampe und goß ihr Öl in den Kamin, und<lb/>
es gelang meinen unausgesetzten Bemühungen endlich, ein erträgliches Feuer an¬<lb/>
zufachen. Dann kauerte ich vor diesem nieder, und hie und da in halben Schlaf<lb/>
versinkend und dabei sorgend, daß das Feuer nicht verlösche, verbrachte ich die<lb/>
Nacht bis zum Morgen. Die Baronesse schien schließlich, nach ihren Atemzügen<lb/>
zu urteilen, in einen ruhigen Schlaf verfallen zu sein. Endlich hörte ich unsern<lb/>
Wächter im Vorzimmer und entsandte ihn in das nächste Kaffeehaus, warmes Ge¬<lb/>
tränk und Nahrung für uns herbeizuholen. Er kam auch bald zurück und brachte<lb/>
Kaffee und heiße Milch, wovon ich in eine Schale goß und diese der Baronesse<lb/>
reichte, die begierig davon trank. Es schien ihr wohlgethan zu haben, denn sie<lb/>
behielt die Augen geöffnet und schaute mich unverwandt an, während ich den ganzen<lb/>
Rest der warmen Flüssigkeiten zu mir nahm und mich dadurch in den Stand setzte,</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0051] Frau venas durch einen weiten und hohen Saul, der grüße Spiegel und Gemälde, aber wenig Möbel enthielt, und öffnete dann eine zweite Thür, die in ein sehr geräumiges Gemach führte, worin eine riesengroße Bettstatt ohne Bettzeug und Vorhänge stand. Der Wächter setzte die Lampe auf einen Tisch, und ich legte meine Bürde auf das Bett nieder, indem ich eine alte Decke, die über einen Tisch gebreitet lag, zusammen¬ rollte und ihr unter den Kopf schob. Sodann zog ich ein Billet von zehn Lire hervor, gab es dem Manne und sagte ihm, daß er morgen ebenso viel erhalten würde, wenn er mit möglichster Geschwindigkeit für warme Decken, ein gutes Feuer im Kamin und für irgend ein heißes Getränk sorgen würde, und er ging, indem er seinen guten Willen beteuerte. Ich begann nun zuerst damit, der Ohnmächtigen so stark ich konnte die Hände und Füße zu reiben, und nach kurzer Zeit seufzte sie und schlug die Augen auf. Dann suchte ich sie bequemer zu lagern und hüllte sie, so gut es ging, in den Pelz und ihre Füße in die Tischdecke. Sie ließ alles geschehn, ohne ein Wort zu sagen; ich hörte nur, wie ihre Zähne leise aufeinander schlugen, und sah, daß sie unaufhörlich zitterte. Inzwischen kam der Mann zurück, unter beideu Armen Holzstücke und Reisigbündel tragend und eine alte, sehr schmutzige Decke hinter sich herzerrend. Er behauptete, es sei die einzige, deren er habhaft werden könne; vermutlich hatte er selbst darin gelegen, ehe wir ihn aus dem Schlafe störten. Auch sagte er, daß er uns kein andres Getränk als Wein verschaffen könne. Ich hieß ihn das Holz an den Kamin legen und Wein und frisches Wasser bringen, während ich mich selbst daran machte, einige Reisigbündel in Brand zu setzen und Holz darauf zu legen. Das Holz war aber feucht und wollte nicht brennen, das Reisig brannte nieder, und das Holz schwelte langsam fort und er¬ füllte das Zimmer mit scharfem Rauch. Indem ich mich hiermit abmühte, setzte der Mann einen Fiasko voll Wein, Wasser und Gläser auf den Tisch, und nach¬ dem ich ihm anbefohlen hatte, sich frühzeitig am Morgen zu melde», wurde er entlassen. Ich versuchte deu Wein, der aber so kalt und sauer war, daß man un¬ möglich davon trinken konnte. In unserm Gemache sah es sehr öde und unwirklich aus. Offenbar eins der Prunkgemächer eines alten Palastes, war es in großen Verhältnissen angelegt, sehr hoch und mit großen Thür- und Fensteröffnungen; die Decke zeigte reiche Stukka¬ turen, Malerei und Vergoldung, die Füllungen der Thüren und Fensterläden waren zierlich bemalt, der große Kamin aus grauem Marmor nahm eine Seite des Zimmers ein. Mit dieser Pracht standen die armseligen Möbel, die verblichnen und zer¬ rissenen Fenstervorhänge und die leere Bettstatt in schreienden Kontrast; der steinerne Fußboden ohne Teppich, die großen Fensterhöhlen, das Fehlen von Bettvorhängen nud der durch eine flackernde Öllampe notdürftig erhellte weite Raum vermehrten das Gefühl von Kälte und Unwohnlichkeit. Während zuerst die geübte Thätigkeit mich hatte die Kälte weniger empfinden lassen, fing sie jetzt aufs neue an, mich zu quälen. Ich löschte die qualmende Lampe und goß ihr Öl in den Kamin, und es gelang meinen unausgesetzten Bemühungen endlich, ein erträgliches Feuer an¬ zufachen. Dann kauerte ich vor diesem nieder, und hie und da in halben Schlaf versinkend und dabei sorgend, daß das Feuer nicht verlösche, verbrachte ich die Nacht bis zum Morgen. Die Baronesse schien schließlich, nach ihren Atemzügen zu urteilen, in einen ruhigen Schlaf verfallen zu sein. Endlich hörte ich unsern Wächter im Vorzimmer und entsandte ihn in das nächste Kaffeehaus, warmes Ge¬ tränk und Nahrung für uns herbeizuholen. Er kam auch bald zurück und brachte Kaffee und heiße Milch, wovon ich in eine Schale goß und diese der Baronesse reichte, die begierig davon trank. Es schien ihr wohlgethan zu haben, denn sie behielt die Augen geöffnet und schaute mich unverwandt an, während ich den ganzen Rest der warmen Flüssigkeiten zu mir nahm und mich dadurch in den Stand setzte,

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_232551
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_232551/51
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_232551/51>, abgerufen am 30.06.2024.