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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr.

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Sibiriens wirtschaftliche Bedeutung
von H. Toopfer

ibi
V rien ist eine Kolonie, deren Lage zum Mutterland nicht gün¬
stiger gedacht werden kann. Dem ausdehuungsbedürftigen Slawen¬
tum bietet sie genug Spielraum und an ihren Grenzen auch noch
Grund und Gelegenheit überreichlich, sich zu erweitern. So haben
die ersten Erwerbungen Jermaks in Sibirien mit Notwendigkeit
zu einer Ausdehnung bis an den Stillen Ozean und zeitweilig darüber hinaus
"ud zu immer weiterschreitender Verschiebung der Grenzen nach Innerasien
^nein geführt. So bedürfte die lauge sibirisch-chinesische Grenze hier und da
Mor energischen Regulierung ans friedlichem oder gewaltsamen Wege. So
^'lgte der Erwerbung des Amnrgebiets die Aneignung von Kwcmg-tung mit
Port Arthur, so wird in absehbarer Zeit die Mongolei' russischer Besitz werden.
wurde der Turkestan kolonisiert, wurden von hier ans die südlich vor-
^legneu Fürstentümer bearbeitet, bekriegt, russifiziert und schließlich mediatisiert.
^"d jetzt, nachdem sich England zu allgemeiner Freude außer stand gesetzt
seiner mißgünstigen Politik ernstlichen Nachdruck zu geben, drängt Ru߬
land auf geraden und krummen Wegen an die Gestade des Indischen Ozeans
und wird sich vermutlich sehr bald in einem brauchbaren Hafen festsetzen
""d sich iiuf dem Wege dahin Herat, den Schlüssel zu Indien, aneignen.

. Aber nur wollen jetzt uicht deu vielfach verschlnngnei, Pfaden der mosko-
'"Aische,, Politik, die mit'den Kraken die schnell, geräuschlos und fest zufassende
' re gemein hat, weiter folgen, sondern uns ein Bild zu machen versuchen,
^'as Nußland als Kolonisator leistet, was es in seinem ältesten Kolonialbesitz,
^'u Ausgangspunkt seiner Eroberungspolitik, in wirtschaftlicher Beziehung
'Pfunden und entwickelt hat, was'dessen Zukunft ist. Diese Fragen sind
gegenwärtig von umso höheren Interesse, als wir uns dort nahe vor der
^UeMmg, eines großartige" Werkes sehen, das ohne Zweifel berufen ist,


Grenzboten 1 I9NV 58


Sibiriens wirtschaftliche Bedeutung
von H. Toopfer

ibi
V rien ist eine Kolonie, deren Lage zum Mutterland nicht gün¬
stiger gedacht werden kann. Dem ausdehuungsbedürftigen Slawen¬
tum bietet sie genug Spielraum und an ihren Grenzen auch noch
Grund und Gelegenheit überreichlich, sich zu erweitern. So haben
die ersten Erwerbungen Jermaks in Sibirien mit Notwendigkeit
zu einer Ausdehnung bis an den Stillen Ozean und zeitweilig darüber hinaus
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^nein geführt. So bedürfte die lauge sibirisch-chinesische Grenze hier und da
Mor energischen Regulierung ans friedlichem oder gewaltsamen Wege. So
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Port Arthur, so wird in absehbarer Zeit die Mongolei' russischer Besitz werden.
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^'as Nußland als Kolonisator leistet, was es in seinem ältesten Kolonialbesitz,
^'u Ausgangspunkt seiner Eroberungspolitik, in wirtschaftlicher Beziehung
'Pfunden und entwickelt hat, was'dessen Zukunft ist. Diese Fragen sind
gegenwärtig von umso höheren Interesse, als wir uns dort nahe vor der
^UeMmg, eines großartige» Werkes sehen, das ohne Zweifel berufen ist,


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[0425] [Abbildung] Sibiriens wirtschaftliche Bedeutung von H. Toopfer ibi V rien ist eine Kolonie, deren Lage zum Mutterland nicht gün¬ stiger gedacht werden kann. Dem ausdehuungsbedürftigen Slawen¬ tum bietet sie genug Spielraum und an ihren Grenzen auch noch Grund und Gelegenheit überreichlich, sich zu erweitern. So haben die ersten Erwerbungen Jermaks in Sibirien mit Notwendigkeit zu einer Ausdehnung bis an den Stillen Ozean und zeitweilig darüber hinaus "ud zu immer weiterschreitender Verschiebung der Grenzen nach Innerasien ^nein geführt. So bedürfte die lauge sibirisch-chinesische Grenze hier und da Mor energischen Regulierung ans friedlichem oder gewaltsamen Wege. So ^'lgte der Erwerbung des Amnrgebiets die Aneignung von Kwcmg-tung mit Port Arthur, so wird in absehbarer Zeit die Mongolei' russischer Besitz werden. wurde der Turkestan kolonisiert, wurden von hier ans die südlich vor- ^legneu Fürstentümer bearbeitet, bekriegt, russifiziert und schließlich mediatisiert. ^»d jetzt, nachdem sich England zu allgemeiner Freude außer stand gesetzt seiner mißgünstigen Politik ernstlichen Nachdruck zu geben, drängt Ru߬ land auf geraden und krummen Wegen an die Gestade des Indischen Ozeans und wird sich vermutlich sehr bald in einem brauchbaren Hafen festsetzen ""d sich iiuf dem Wege dahin Herat, den Schlüssel zu Indien, aneignen. . Aber nur wollen jetzt uicht deu vielfach verschlnngnei, Pfaden der mosko- '"Aische,, Politik, die mit'den Kraken die schnell, geräuschlos und fest zufassende ' re gemein hat, weiter folgen, sondern uns ein Bild zu machen versuchen, ^'as Nußland als Kolonisator leistet, was es in seinem ältesten Kolonialbesitz, ^'u Ausgangspunkt seiner Eroberungspolitik, in wirtschaftlicher Beziehung 'Pfunden und entwickelt hat, was'dessen Zukunft ist. Diese Fragen sind gegenwärtig von umso höheren Interesse, als wir uns dort nahe vor der ^UeMmg, eines großartige» Werkes sehen, das ohne Zweifel berufen ist, Grenzboten 1 I9NV 58

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_232551/425>, abgerufen am 01.07.2024.