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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Stelle für miserable Löhnung, dem der Handwerkerdienst ein bittres Los ist. Ich
rede von denen, die sich spreizen und aufspielen und Künstlerprntensionen machen
-- mein alter Freund Löwenfeld bemerkte einmal im Konzert mißbilligend gegen
mich: Die Ansprüche der Musiker werden immer anspruchsvoller -- ohne eine",
Funken von Geist und Bildung, bei denen die Genialitnt in nichts besteht als
in technischem Geschick und in der den: "Künstler" erlaubten Lüderlichkeit. Man
braucht übrigens nur zu bedenken, wann diese Leute zu lernen beginnen, und
welche Zeit sie auf geistlose Gelänfigkeitsübung verwenden müssen, wenn sie das
erreichen wollen, was von ihnen verlangt wird. Wo bleibt da die Möglichkeit zu
nner allgemeinen Bildung? Und vollends bei denen, die sich zu Solisten auf¬
schwingen wollen! Man braucht nur deu musiknlischeu Lebensinhalt eines solchen
modernen Virtuosen anzusehen, der jahraus jahrein sein elendes bischen Programm
vorreitet. Man braucht nur die kindischen Kapriolen der Schum- und Manschetten¬
dirigenten zu beobachte", die sich wie Primadonnen von dem Impresario herum¬
führen und ausstellen lassen. Ich kann mir denken, mit welchem Amüsement
manches Orchester sie vor sich gaukeln sehen wird. Dieses nichtige Getreide! Wie
hoch steht es denn über dem Zirkus? Und nun erst das, was sich musikalische
Kritik nennt! Diese Flachheit, dieses elende Phrasengewäsch der hohlsten Köpfe --
ich habe den Eindruck, daß eine Kunst, eine Künstlerschaft und ein hochgeehrtes
kunstliebendes Publikum, das sich mit einer so misernbeln Vertretung in der Litteratur,
wenn man dieses harte Wort auf die Tagespresse umwenden darf, begnügt, auf
einem verflucht niedrigen Nivenu stehn muß. Nicht einmal, wenn diese hohe Kritik
Kretzschmnr ausschreibt, was sie jn emsig thut, bringt sie clous nndres mis Lächer¬
liches zustande, denn nntürlich mischt sie ihren Häcksel zwischen seinen Weizen, und
d" ist dann die Fratze vollendet! Ich kenne ein paar Damen, die machten es sich
Hum Jux, jedesmal am Abend nach einem Konzert das auszuschreiben, was Kretzschmar
über die Musikstücke sagt, und dies mit dem Gewohnheitsphraseudrusch des orts¬
üblichen Rezensenten zu verbrämen -- sie hatten jedesmal gennn das, was am
andern Tag in ihrem Blatt unter "Musik" stand.

Sie drücken sich etwas kräftig aus, erlaubte ich mir zu bemerken, aber ich
Muß gestehn, daß auch mir manches --

Mir ist die ganze Wirtschaft zuwider, und ich gehe ihr nus den: Wege. Ich
habe mich jn auch mcmchmnl gefragt, ist wirklich das alles erst so gemein geworden,
oder bildest du dir nur ein, daß es früher anders war als jetzt? Ich weiß es
M, daß man darüber lächelt -- wir haben es selbst gethan --, wenn ältere Leute
ager: Ja, in unsrer Jugend! dn war das doch alles günz anders! Gewiß, es
mar anders, weil sie selbst noch unters waren, feurig, empfänglich und leicht be¬
geistert. Aber es ist in der That nicht nnr das; ich wenigstens lehne für mich
ven Verdacht ab, daß ich mit der Zeit zum Trottel geworden wäre. Es ist
"und wirklich anders gewesen. Daß man früher andres in den Konzerten suchte
heute, zeigen schon solche Dinge, wie daß man etwa eine tüchtige Künstlerin
^ den ganzen Winter engagierte und die ortsangesessenen Musiker und Sänger
^rnnzvg. Da handelte es sich noch und allein um die Musik, die mau hören und
vermitteln lassen wollte, nur um die Musik. Jetzt führt man "Spezialitäten"
wils sie spielen ist einerlei. Mnsikreisende und Reiseorchester. Die Abwechslung,
die ^ ^ Hauptsache. Jn ganz verklungnen Zeiten soll sich das Publikum
-Musik selbst gemacht haben, in den Zeiten der Liebhabermusik; damals kom-
z.B. Schubert seiue v-aur-Sinfonie für die Dilettanten -- für mich war
Mer Verwunderliches, als ich noch ein Junge war, daß auf
deur's'/ Heften von Dotzauer und Romberg: pour los muatours stand. Ich
sollt gerade Liebende -- so übersetzte ich es -- das trockne Zeug spielen
e"- Jetzt ist der Dilettantismus nur noch als "Chor" auf dem Podium. -- Das


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Stelle für miserable Löhnung, dem der Handwerkerdienst ein bittres Los ist. Ich
rede von denen, die sich spreizen und aufspielen und Künstlerprntensionen machen
— mein alter Freund Löwenfeld bemerkte einmal im Konzert mißbilligend gegen
mich: Die Ansprüche der Musiker werden immer anspruchsvoller — ohne eine»,
Funken von Geist und Bildung, bei denen die Genialitnt in nichts besteht als
in technischem Geschick und in der den: „Künstler" erlaubten Lüderlichkeit. Man
braucht übrigens nur zu bedenken, wann diese Leute zu lernen beginnen, und
welche Zeit sie auf geistlose Gelänfigkeitsübung verwenden müssen, wenn sie das
erreichen wollen, was von ihnen verlangt wird. Wo bleibt da die Möglichkeit zu
nner allgemeinen Bildung? Und vollends bei denen, die sich zu Solisten auf¬
schwingen wollen! Man braucht nur deu musiknlischeu Lebensinhalt eines solchen
modernen Virtuosen anzusehen, der jahraus jahrein sein elendes bischen Programm
vorreitet. Man braucht nur die kindischen Kapriolen der Schum- und Manschetten¬
dirigenten zu beobachte», die sich wie Primadonnen von dem Impresario herum¬
führen und ausstellen lassen. Ich kann mir denken, mit welchem Amüsement
manches Orchester sie vor sich gaukeln sehen wird. Dieses nichtige Getreide! Wie
hoch steht es denn über dem Zirkus? Und nun erst das, was sich musikalische
Kritik nennt! Diese Flachheit, dieses elende Phrasengewäsch der hohlsten Köpfe —
ich habe den Eindruck, daß eine Kunst, eine Künstlerschaft und ein hochgeehrtes
kunstliebendes Publikum, das sich mit einer so misernbeln Vertretung in der Litteratur,
wenn man dieses harte Wort auf die Tagespresse umwenden darf, begnügt, auf
einem verflucht niedrigen Nivenu stehn muß. Nicht einmal, wenn diese hohe Kritik
Kretzschmnr ausschreibt, was sie jn emsig thut, bringt sie clous nndres mis Lächer¬
liches zustande, denn nntürlich mischt sie ihren Häcksel zwischen seinen Weizen, und
d" ist dann die Fratze vollendet! Ich kenne ein paar Damen, die machten es sich
Hum Jux, jedesmal am Abend nach einem Konzert das auszuschreiben, was Kretzschmar
über die Musikstücke sagt, und dies mit dem Gewohnheitsphraseudrusch des orts¬
üblichen Rezensenten zu verbrämen — sie hatten jedesmal gennn das, was am
andern Tag in ihrem Blatt unter „Musik" stand.

Sie drücken sich etwas kräftig aus, erlaubte ich mir zu bemerken, aber ich
Muß gestehn, daß auch mir manches —

Mir ist die ganze Wirtschaft zuwider, und ich gehe ihr nus den: Wege. Ich
habe mich jn auch mcmchmnl gefragt, ist wirklich das alles erst so gemein geworden,
oder bildest du dir nur ein, daß es früher anders war als jetzt? Ich weiß es
M, daß man darüber lächelt — wir haben es selbst gethan —, wenn ältere Leute
ager: Ja, in unsrer Jugend! dn war das doch alles günz anders! Gewiß, es
mar anders, weil sie selbst noch unters waren, feurig, empfänglich und leicht be¬
geistert. Aber es ist in der That nicht nnr das; ich wenigstens lehne für mich
ven Verdacht ab, daß ich mit der Zeit zum Trottel geworden wäre. Es ist
"und wirklich anders gewesen. Daß man früher andres in den Konzerten suchte
heute, zeigen schon solche Dinge, wie daß man etwa eine tüchtige Künstlerin
^ den ganzen Winter engagierte und die ortsangesessenen Musiker und Sänger
^rnnzvg. Da handelte es sich noch und allein um die Musik, die mau hören und
vermitteln lassen wollte, nur um die Musik. Jetzt führt man „Spezialitäten"
wils sie spielen ist einerlei. Mnsikreisende und Reiseorchester. Die Abwechslung,
die ^ ^ Hauptsache. Jn ganz verklungnen Zeiten soll sich das Publikum
-Musik selbst gemacht haben, in den Zeiten der Liebhabermusik; damals kom-
z.B. Schubert seiue v-aur-Sinfonie für die Dilettanten — für mich war
Mer Verwunderliches, als ich noch ein Junge war, daß auf
deur's'/ Heften von Dotzauer und Romberg: pour los muatours stand. Ich
sollt gerade Liebende — so übersetzte ich es — das trockne Zeug spielen
e«- Jetzt ist der Dilettantismus nur noch als „Chor" auf dem Podium. — Das


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[0421] Maßgebliches und Unmaßgebliches Stelle für miserable Löhnung, dem der Handwerkerdienst ein bittres Los ist. Ich rede von denen, die sich spreizen und aufspielen und Künstlerprntensionen machen — mein alter Freund Löwenfeld bemerkte einmal im Konzert mißbilligend gegen mich: Die Ansprüche der Musiker werden immer anspruchsvoller — ohne eine», Funken von Geist und Bildung, bei denen die Genialitnt in nichts besteht als in technischem Geschick und in der den: „Künstler" erlaubten Lüderlichkeit. Man braucht übrigens nur zu bedenken, wann diese Leute zu lernen beginnen, und welche Zeit sie auf geistlose Gelänfigkeitsübung verwenden müssen, wenn sie das erreichen wollen, was von ihnen verlangt wird. Wo bleibt da die Möglichkeit zu nner allgemeinen Bildung? Und vollends bei denen, die sich zu Solisten auf¬ schwingen wollen! Man braucht nur deu musiknlischeu Lebensinhalt eines solchen modernen Virtuosen anzusehen, der jahraus jahrein sein elendes bischen Programm vorreitet. Man braucht nur die kindischen Kapriolen der Schum- und Manschetten¬ dirigenten zu beobachte», die sich wie Primadonnen von dem Impresario herum¬ führen und ausstellen lassen. Ich kann mir denken, mit welchem Amüsement manches Orchester sie vor sich gaukeln sehen wird. Dieses nichtige Getreide! Wie hoch steht es denn über dem Zirkus? Und nun erst das, was sich musikalische Kritik nennt! Diese Flachheit, dieses elende Phrasengewäsch der hohlsten Köpfe — ich habe den Eindruck, daß eine Kunst, eine Künstlerschaft und ein hochgeehrtes kunstliebendes Publikum, das sich mit einer so misernbeln Vertretung in der Litteratur, wenn man dieses harte Wort auf die Tagespresse umwenden darf, begnügt, auf einem verflucht niedrigen Nivenu stehn muß. Nicht einmal, wenn diese hohe Kritik Kretzschmnr ausschreibt, was sie jn emsig thut, bringt sie clous nndres mis Lächer¬ liches zustande, denn nntürlich mischt sie ihren Häcksel zwischen seinen Weizen, und d" ist dann die Fratze vollendet! Ich kenne ein paar Damen, die machten es sich Hum Jux, jedesmal am Abend nach einem Konzert das auszuschreiben, was Kretzschmar über die Musikstücke sagt, und dies mit dem Gewohnheitsphraseudrusch des orts¬ üblichen Rezensenten zu verbrämen — sie hatten jedesmal gennn das, was am andern Tag in ihrem Blatt unter „Musik" stand. Sie drücken sich etwas kräftig aus, erlaubte ich mir zu bemerken, aber ich Muß gestehn, daß auch mir manches — Mir ist die ganze Wirtschaft zuwider, und ich gehe ihr nus den: Wege. Ich habe mich jn auch mcmchmnl gefragt, ist wirklich das alles erst so gemein geworden, oder bildest du dir nur ein, daß es früher anders war als jetzt? Ich weiß es M, daß man darüber lächelt — wir haben es selbst gethan —, wenn ältere Leute ager: Ja, in unsrer Jugend! dn war das doch alles günz anders! Gewiß, es mar anders, weil sie selbst noch unters waren, feurig, empfänglich und leicht be¬ geistert. Aber es ist in der That nicht nnr das; ich wenigstens lehne für mich ven Verdacht ab, daß ich mit der Zeit zum Trottel geworden wäre. Es ist "und wirklich anders gewesen. Daß man früher andres in den Konzerten suchte heute, zeigen schon solche Dinge, wie daß man etwa eine tüchtige Künstlerin ^ den ganzen Winter engagierte und die ortsangesessenen Musiker und Sänger ^rnnzvg. Da handelte es sich noch und allein um die Musik, die mau hören und vermitteln lassen wollte, nur um die Musik. Jetzt führt man „Spezialitäten" wils sie spielen ist einerlei. Mnsikreisende und Reiseorchester. Die Abwechslung, die ^ ^ Hauptsache. Jn ganz verklungnen Zeiten soll sich das Publikum -Musik selbst gemacht haben, in den Zeiten der Liebhabermusik; damals kom- z.B. Schubert seiue v-aur-Sinfonie für die Dilettanten — für mich war Mer Verwunderliches, als ich noch ein Junge war, daß auf deur's'/ Heften von Dotzauer und Romberg: pour los muatours stand. Ich sollt gerade Liebende — so übersetzte ich es — das trockne Zeug spielen e«- Jetzt ist der Dilettantismus nur noch als „Chor" auf dem Podium. — Das

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_232551/421>, abgerufen am 02.10.2024.