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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr.

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der einzelnen Schiffe, desto größer wird die Schulung und Gefechtsstärke
der ganzen Flotte, Für die Blockade selbst können zum Teil Schiffe von
geringerm Werte mit herangezogen werden. Im Aufbringen von Handels¬
schiffen, insbesondre von Blockadebrechern, sowie an einzelnen weniger wichtigen
Teilen des Kriegsschauplatzes werden Hilfskreuzer, die mit einigen Schnelllade-
tanvnen armiert sind, geniigen. Der spanisch-amerikanische Krieg lehrt uns,
wie weit in dieser Beziehung gegangen werden kann, denn das Blvckade-
geschwadcr vor Havanna, Matanzns, Cienfucgvs und andern Plätzen Kubas
war ja neben einigen Kreuzern und Kanonenbooten im wesentlichen aus der¬
artigen Fahrzeugen zusammengesetzt. Eine ernstliche Gefahr für das Blockadc-
gcschwader drohte nur in dem spanischen Geschwader des Admirals Servern.
Dieser wurde jedoch von der amerikanischen Schlnchtflotte in Schach gehalten,
in Santiago de Cuba festgesetzt und schließlich vernichtet. Die Schlachtflotte
ist und bleibt eben die ausschlaggebende Macht im Seekriege.

Als besonders wichtiger Umstand kommt für die Kriegführung noch in
Betracht, daß für den Gegner die Kosten zur Jnstandhnltnng der ganzen Flotte
nicht sehr ins Gewicht fallen. Die größte Zahl der Schiffe ist schon im Frieden
in Dienst. Die hierfür ausgeworfnen Geldmittel werden durch die Mobil¬
machung und durch den Krieg natürlich vermehrt, jedoch keineswegs in dem
Maße, wie dies bei der Aufstellung und Bewegung von Armeen, die nach
Millionen zählen, im Landkriege der Fall ist. Der große Unterschied beim
Seekriege liegt eben darin, daß der Hauptteil des Materials schon vorhanden
und bezahlt ist, daß nur die Kosten für die Inbetriebsetzung und Unterhaltung
bei einem Personalbestand, der bei der stärksten Flotte vielleicht 15000V Mann
beträgt, hinzukommen. Auch eine siegreiche Armee wird im Landkriege, sobald
Verwicklungen mit einer andern Macht eintreten, die eine Frvntverändrung
erfordern, nicht in der Lage sein, ohne weiteres die Armee ans dein Felde
znrttckznziehn, um sie dem neuen Feinde entgegenzustellen. Bei einer derartigen
Situation wird der ganze Erfolg des Feldzugs ernstlich in Frage gestellt
werden. Wie ganz anders liegen die Verhältnisse im Seekriege! Die mächtige
Flotte des die See beherrschenden Gegners ist jederzeit bereit, bei Verwick¬
lungen mit andern Mächten binnen kurzem auf dein neuen Kriegsschauplatz zu
erscheinen. Der Vorteil liegt auf ihrer Seite; sie ist in steter Gefechtsbereit¬
schaft, die Führung der Schiffe und der Waffen liegt in geschulten, kriegs¬
erfahrnen Händen, während sich die andre Macht erst auf den Kriegsfuß setze"
muß und keine praktischen Erfahrungen hat. Mit einem Wort, England wird
im Verlaufe des Kriegs mit uns bei dem derzeitigen Stärkeverhältnis der
Flotten zu einander in mancher Beziehung von Tag zu Tag stärker, ohne daß
es hierfür bedeutende Kosten ausgiebt.

Die unmittelbare Folge dieser Überlegung ist, daß gar leine Veranlassung
vorliegt, den Krieg so schnell wie möglich zu Ende zu führen. Je länger der
Seekrieg dauert, desto mehr wächst seine Kraft, desto mächtiger wird seine
Stellung gegenüber neutralen Mächten! Während Deutschland in einem solchen


der einzelnen Schiffe, desto größer wird die Schulung und Gefechtsstärke
der ganzen Flotte, Für die Blockade selbst können zum Teil Schiffe von
geringerm Werte mit herangezogen werden. Im Aufbringen von Handels¬
schiffen, insbesondre von Blockadebrechern, sowie an einzelnen weniger wichtigen
Teilen des Kriegsschauplatzes werden Hilfskreuzer, die mit einigen Schnelllade-
tanvnen armiert sind, geniigen. Der spanisch-amerikanische Krieg lehrt uns,
wie weit in dieser Beziehung gegangen werden kann, denn das Blvckade-
geschwadcr vor Havanna, Matanzns, Cienfucgvs und andern Plätzen Kubas
war ja neben einigen Kreuzern und Kanonenbooten im wesentlichen aus der¬
artigen Fahrzeugen zusammengesetzt. Eine ernstliche Gefahr für das Blockadc-
gcschwader drohte nur in dem spanischen Geschwader des Admirals Servern.
Dieser wurde jedoch von der amerikanischen Schlnchtflotte in Schach gehalten,
in Santiago de Cuba festgesetzt und schließlich vernichtet. Die Schlachtflotte
ist und bleibt eben die ausschlaggebende Macht im Seekriege.

Als besonders wichtiger Umstand kommt für die Kriegführung noch in
Betracht, daß für den Gegner die Kosten zur Jnstandhnltnng der ganzen Flotte
nicht sehr ins Gewicht fallen. Die größte Zahl der Schiffe ist schon im Frieden
in Dienst. Die hierfür ausgeworfnen Geldmittel werden durch die Mobil¬
machung und durch den Krieg natürlich vermehrt, jedoch keineswegs in dem
Maße, wie dies bei der Aufstellung und Bewegung von Armeen, die nach
Millionen zählen, im Landkriege der Fall ist. Der große Unterschied beim
Seekriege liegt eben darin, daß der Hauptteil des Materials schon vorhanden
und bezahlt ist, daß nur die Kosten für die Inbetriebsetzung und Unterhaltung
bei einem Personalbestand, der bei der stärksten Flotte vielleicht 15000V Mann
beträgt, hinzukommen. Auch eine siegreiche Armee wird im Landkriege, sobald
Verwicklungen mit einer andern Macht eintreten, die eine Frvntverändrung
erfordern, nicht in der Lage sein, ohne weiteres die Armee ans dein Felde
znrttckznziehn, um sie dem neuen Feinde entgegenzustellen. Bei einer derartigen
Situation wird der ganze Erfolg des Feldzugs ernstlich in Frage gestellt
werden. Wie ganz anders liegen die Verhältnisse im Seekriege! Die mächtige
Flotte des die See beherrschenden Gegners ist jederzeit bereit, bei Verwick¬
lungen mit andern Mächten binnen kurzem auf dein neuen Kriegsschauplatz zu
erscheinen. Der Vorteil liegt auf ihrer Seite; sie ist in steter Gefechtsbereit¬
schaft, die Führung der Schiffe und der Waffen liegt in geschulten, kriegs¬
erfahrnen Händen, während sich die andre Macht erst auf den Kriegsfuß setze»
muß und keine praktischen Erfahrungen hat. Mit einem Wort, England wird
im Verlaufe des Kriegs mit uns bei dem derzeitigen Stärkeverhältnis der
Flotten zu einander in mancher Beziehung von Tag zu Tag stärker, ohne daß
es hierfür bedeutende Kosten ausgiebt.

Die unmittelbare Folge dieser Überlegung ist, daß gar leine Veranlassung
vorliegt, den Krieg so schnell wie möglich zu Ende zu führen. Je länger der
Seekrieg dauert, desto mehr wächst seine Kraft, desto mächtiger wird seine
Stellung gegenüber neutralen Mächten! Während Deutschland in einem solchen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_232551/381>, abgerufen am 04.11.2024.