Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr.Die Verdopplung der deutschen Schlachtflotte Diese unermeßlich gewachsenen "Seeinteressen" vor feindlicher Bedrohung Deshalb fordert die Neichsregieruug rund und nett nichts mehr und nichts Es ist eine klare Einsicht und ein fester Entschluß, was aus diesem Gesetz¬ Die Verdopplung der deutschen Schlachtflotte Diese unermeßlich gewachsenen „Seeinteressen" vor feindlicher Bedrohung Deshalb fordert die Neichsregieruug rund und nett nichts mehr und nichts Es ist eine klare Einsicht und ein fester Entschluß, was aus diesem Gesetz¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0318" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/232870"/> <fw type="header" place="top"> Die Verdopplung der deutschen Schlachtflotte</fw><lb/> <p xml:id="ID_993"> Diese unermeßlich gewachsenen „Seeinteressen" vor feindlicher Bedrohung<lb/> oder Zerstörung, damit Deutschland vor einer neuen wirtschaftlichen Verkümme¬<lb/> rung zu bewahren, giebt es nur ein Mittel: eine starke Schlachtslvtte, die<lb/> imstande ist, mich „der größten Seemacht" die Spitze zu bieten, uns die<lb/> Seeverbinduugeu offen zu halten und den „Auslandschiffen," den Kreuzern,<lb/> die nur mit feindlichen Kreuzern, aber nicht mit Panzerschiffen fechten und nur<lb/> seeschwachen Staaten imponieren können, eine feste Stütze zu geben. Nicht gerade<lb/> den Krieg mit „der größten Seemacht" hat die Flottenuovelle im Auge, aber<lb/> „einen Frieden in Ehren," den wir jedoch nur dann uns sichern werden, wenn<lb/> unsre Flotte als Bundesgenossin geschützt, als Gegnerin gefürchtet ist. Was die<lb/> Zukunft bringen wird, weiß niemand, aber das ist sicher: der Kampf um die<lb/> neue Verteilung der Welt wird nicht durch die Landheere, sondern vor allem<lb/> durch die Flotte» entschieden werden, und darum werde» im zwanzigsten Jahr¬<lb/> hundert nur die Mächte Großnmchte sein, die sich eine große Flotte zu schaffen<lb/> vermögen.</p><lb/> <p xml:id="ID_994"> Deshalb fordert die Neichsregieruug rund und nett nichts mehr und nichts<lb/> weniger als eine Verdopplung unsrer Schlachtflotte. Statt aus 2 Geschwadern<lb/> zu 8 Linienschiffen in je 2 Divisionen mit einem Flaggschiff, 4 großen und 12<lb/> kleinen Kreuzern als Aufklürungsschiffen soll sie im Jahre 1920 aus 4 Ge¬<lb/> schwadern, im ganzen also aus 34 Linienschiffen, 8 großen und 24 kleinen<lb/> Kreuzern besteh» und dazu noch eine „Mntcrialrescrve" von 4 Linienschiffen,<lb/> also zusammen 38 Linienschiffe umfassen. Die „aktive Schlachtflotte," 2 Ge¬<lb/> schwader, soll immer, von der „Reserveschlnchtflvtte" soll die Hälfte in Dienst<lb/> gehalten werden. Zugleich soll die „Auslandsflvtte" um 5 große und 5 kleine'<lb/> Kreuzer vermehrt werden, denen 1 großer und 2 kleine Kreuzer als „Mnterial-<lb/> reserve" dienen. Dem entsprechend wird sich die Vermehrung des Personals<lb/> bis 1920 auf etwas über 35000 Manu belaufen.</p><lb/> <p xml:id="ID_995"> Es ist eine klare Einsicht und ein fester Entschluß, was aus diesem Gesetz¬<lb/> entwurf spricht, und eine gewaltige Aufgabe wird damit der Nation und dem<lb/> Reichstage gestellt. Wir vertrauen, daß der große Augenblick ein Geschlecht<lb/> finden wird, das seiner und einer großen Zukunft würdig ist. Denn diese Zu¬<lb/> kunft steht heute auf dem Spiele. Über die Einzelheiten der Ausführung wird<lb/><note type="byline"> "</note> man streiten können, über die Sache selbst kauu nur eine Meinung sein. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0318]
Die Verdopplung der deutschen Schlachtflotte
Diese unermeßlich gewachsenen „Seeinteressen" vor feindlicher Bedrohung
oder Zerstörung, damit Deutschland vor einer neuen wirtschaftlichen Verkümme¬
rung zu bewahren, giebt es nur ein Mittel: eine starke Schlachtslvtte, die
imstande ist, mich „der größten Seemacht" die Spitze zu bieten, uns die
Seeverbinduugeu offen zu halten und den „Auslandschiffen," den Kreuzern,
die nur mit feindlichen Kreuzern, aber nicht mit Panzerschiffen fechten und nur
seeschwachen Staaten imponieren können, eine feste Stütze zu geben. Nicht gerade
den Krieg mit „der größten Seemacht" hat die Flottenuovelle im Auge, aber
„einen Frieden in Ehren," den wir jedoch nur dann uns sichern werden, wenn
unsre Flotte als Bundesgenossin geschützt, als Gegnerin gefürchtet ist. Was die
Zukunft bringen wird, weiß niemand, aber das ist sicher: der Kampf um die
neue Verteilung der Welt wird nicht durch die Landheere, sondern vor allem
durch die Flotte» entschieden werden, und darum werde» im zwanzigsten Jahr¬
hundert nur die Mächte Großnmchte sein, die sich eine große Flotte zu schaffen
vermögen.
Deshalb fordert die Neichsregieruug rund und nett nichts mehr und nichts
weniger als eine Verdopplung unsrer Schlachtflotte. Statt aus 2 Geschwadern
zu 8 Linienschiffen in je 2 Divisionen mit einem Flaggschiff, 4 großen und 12
kleinen Kreuzern als Aufklürungsschiffen soll sie im Jahre 1920 aus 4 Ge¬
schwadern, im ganzen also aus 34 Linienschiffen, 8 großen und 24 kleinen
Kreuzern besteh» und dazu noch eine „Mntcrialrescrve" von 4 Linienschiffen,
also zusammen 38 Linienschiffe umfassen. Die „aktive Schlachtflotte," 2 Ge¬
schwader, soll immer, von der „Reserveschlnchtflvtte" soll die Hälfte in Dienst
gehalten werden. Zugleich soll die „Auslandsflvtte" um 5 große und 5 kleine'
Kreuzer vermehrt werden, denen 1 großer und 2 kleine Kreuzer als „Mnterial-
reserve" dienen. Dem entsprechend wird sich die Vermehrung des Personals
bis 1920 auf etwas über 35000 Manu belaufen.
Es ist eine klare Einsicht und ein fester Entschluß, was aus diesem Gesetz¬
entwurf spricht, und eine gewaltige Aufgabe wird damit der Nation und dem
Reichstage gestellt. Wir vertrauen, daß der große Augenblick ein Geschlecht
finden wird, das seiner und einer großen Zukunft würdig ist. Denn diese Zu¬
kunft steht heute auf dem Spiele. Über die Einzelheiten der Ausführung wird
" man streiten können, über die Sache selbst kauu nur eine Meinung sein.
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