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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Glänze gewesen. Und das Haupt dieser Kirche ist ein Mann, der an Reichtum
und Pracht alle Fürsten überstrahlt, der in einem Palast wohnt, wie es keinen
Zweiten auf Erden giebt, den eine Schur von Würdenträgern umsteht, wie sie kein
Kaiser hat, ein Manu, auf dessen Wink sich Millionen und Millionen in den Staub
werfen, dem die ganze Welt ihre Opfer bringt um Gottes willen, und dem sie
göttliche Ehren erweist -- das ist der Statthalter dessen, der Ähren von den
Feldern raufte und sie zwischen seinen Händen zerrieb, um seinen Hunger mit den
Körnern zu stillen, weil eine milde Sitte das den Ärmsten erlaubte, und dessen
Blut eine tückische Priesterschaft und ihr blöder Janhagel trank. -- Dostojewski hat
w seinen "Brüdern Karcunasow" ein wundervolles Kapitel -- es gehört zu dem
Schönsten, was jemals geschrieben worden ist --, worin er zeichnet, wie Christus,
der wieder auf der Erde erscheint und sich der Ärmsten annimmt, in Sevilla von
dem Grvßiuquisitor zum Scheiterhaufen verdammt wird. Was meinen Sie Wohl,
was die römische Kirche -- von der griechischen wollen wir ganz schweigen --
heute thäte, wenn Christus wieder durch das Land ziehn und das Evangelium predige"
wollte? Heute! Ich rede gar nicht von den Zeile", wo die römische Kirche eine
Verworfenheit herbergte, die die Welt vorher nur im alten Babel gezeigt hat, und
die in unsern jetzigen Polizeistaaten nicht so bald wieder möglich sein wird. --
Eine von meinen angenehmsten Vorstellungen ist beiläufig, daß in Rom einmal
eine Art Königlich Preußisches Polizeiregimeut eingerichtet werden könnte. Was?

In der protestantischen Welt ist es ja anders. Von dem, was zunächst in
Christi Namen auch vom Protestantismus geleistet worden ist, wollen wir schweigen;
die Verirrungen vergangner Zeiten gehn uns nichts an. Der Wille und die Frömmig¬
keit waren aufrichtig. Wir "vollen nur unsre Zeit mit Gretchen fragen: Wie hast
dus mit der Religion? Ich glaube auch -- sie hält nicht viel davon! Sie hat
kein Christentum! Wenn man nach den Haufen wissenschaftlicher theologischer
Litteratur gehn wollte, die seit Luthers Zeit alljährlich auf den Markt geworfen
werden, müßte man freilich annehmen, wir hätten das Christentum haufenweise.
Und wenn man den Umfang der theologischen "Wissenschaft" mit der schlichten
Lehre Christi vergleicht, wie wir sie in der Überlieferung der wenigen Schriften
des Neuen Testaments haben, so ist der Gegensatz genau so verblüffend, wie der
der Gestalt Christi und der seines Statthalters in Rom. Herrgott, was hat man
"us dem Christentum gemacht! Eine "Wissenschaft," bei der ein Haufen von
..Kirchen" entstanden ist, die sich gegenseitig fressen möchten, und bei der vor lauter
Dogmatik der Welt der Glaube abhanden gekommen ist. Sagen Sie mir nicht,
das wüßten Sie längst, daß ich ein Heide sei. Unsre moderne Welt ist so heid-
nisch geworden wie möglich, oben und unten, die "große Welt" ebenso wie die den
Sozialdemokraten nachlaufende große Masse.

Und doch geht gewiß -- es muß so sein -- dnrch viele Herzen eine Sehn¬
sucht nach religiöser Erquickung; ich möchte behaupten, daß jeder Mensch ein Be¬
dürfnis danach hat, um so mehr, je schwerer unsre Zustände jeden einzelnen drücken.
Wilh ist es deun aber, was so viele in unsrer protestantischen Welt von der Kirche
fernhält? Daß es der Fall ist, muß doch seinen Grund haben, und im Menschen-
Herzen, diesem liebebedürftigen, hoffnnngbedürftigen, im Herzen des Volks, wie sehr
"und mancher einzelne verroht sein mag, kann er nicht gesucht werde". Ich glaube,
^ ist co gewisses nüchtern Handwerksmäßiges, das in unsern protestantischen Kirchen
an der Stelle des blendenden und berauschenden Künstlerischen in der römischen
Kirche steht. Unsre Kirche steht ja dem "Heidentum" der römischen Kirche sehr
^kz gegenüber und zieht keusch die Falten °ihres Gewands enger um sich, wenn
Ac in die Gefahr einer Berührung kommt. Und doch ist sie -- man kann es nicht
Eignen -- eine kinderarme Mutter, während die römische Kirche noch überall, wo


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Glänze gewesen. Und das Haupt dieser Kirche ist ein Mann, der an Reichtum
und Pracht alle Fürsten überstrahlt, der in einem Palast wohnt, wie es keinen
Zweiten auf Erden giebt, den eine Schur von Würdenträgern umsteht, wie sie kein
Kaiser hat, ein Manu, auf dessen Wink sich Millionen und Millionen in den Staub
werfen, dem die ganze Welt ihre Opfer bringt um Gottes willen, und dem sie
göttliche Ehren erweist — das ist der Statthalter dessen, der Ähren von den
Feldern raufte und sie zwischen seinen Händen zerrieb, um seinen Hunger mit den
Körnern zu stillen, weil eine milde Sitte das den Ärmsten erlaubte, und dessen
Blut eine tückische Priesterschaft und ihr blöder Janhagel trank. — Dostojewski hat
w seinen „Brüdern Karcunasow" ein wundervolles Kapitel — es gehört zu dem
Schönsten, was jemals geschrieben worden ist —, worin er zeichnet, wie Christus,
der wieder auf der Erde erscheint und sich der Ärmsten annimmt, in Sevilla von
dem Grvßiuquisitor zum Scheiterhaufen verdammt wird. Was meinen Sie Wohl,
was die römische Kirche — von der griechischen wollen wir ganz schweigen —
heute thäte, wenn Christus wieder durch das Land ziehn und das Evangelium predige»
wollte? Heute! Ich rede gar nicht von den Zeile», wo die römische Kirche eine
Verworfenheit herbergte, die die Welt vorher nur im alten Babel gezeigt hat, und
die in unsern jetzigen Polizeistaaten nicht so bald wieder möglich sein wird. —
Eine von meinen angenehmsten Vorstellungen ist beiläufig, daß in Rom einmal
eine Art Königlich Preußisches Polizeiregimeut eingerichtet werden könnte. Was?

In der protestantischen Welt ist es ja anders. Von dem, was zunächst in
Christi Namen auch vom Protestantismus geleistet worden ist, wollen wir schweigen;
die Verirrungen vergangner Zeiten gehn uns nichts an. Der Wille und die Frömmig¬
keit waren aufrichtig. Wir »vollen nur unsre Zeit mit Gretchen fragen: Wie hast
dus mit der Religion? Ich glaube auch — sie hält nicht viel davon! Sie hat
kein Christentum! Wenn man nach den Haufen wissenschaftlicher theologischer
Litteratur gehn wollte, die seit Luthers Zeit alljährlich auf den Markt geworfen
werden, müßte man freilich annehmen, wir hätten das Christentum haufenweise.
Und wenn man den Umfang der theologischen „Wissenschaft" mit der schlichten
Lehre Christi vergleicht, wie wir sie in der Überlieferung der wenigen Schriften
des Neuen Testaments haben, so ist der Gegensatz genau so verblüffend, wie der
der Gestalt Christi und der seines Statthalters in Rom. Herrgott, was hat man
"us dem Christentum gemacht! Eine „Wissenschaft," bei der ein Haufen von
..Kirchen" entstanden ist, die sich gegenseitig fressen möchten, und bei der vor lauter
Dogmatik der Welt der Glaube abhanden gekommen ist. Sagen Sie mir nicht,
das wüßten Sie längst, daß ich ein Heide sei. Unsre moderne Welt ist so heid-
nisch geworden wie möglich, oben und unten, die „große Welt" ebenso wie die den
Sozialdemokraten nachlaufende große Masse.

Und doch geht gewiß — es muß so sein — dnrch viele Herzen eine Sehn¬
sucht nach religiöser Erquickung; ich möchte behaupten, daß jeder Mensch ein Be¬
dürfnis danach hat, um so mehr, je schwerer unsre Zustände jeden einzelnen drücken.
Wilh ist es deun aber, was so viele in unsrer protestantischen Welt von der Kirche
fernhält? Daß es der Fall ist, muß doch seinen Grund haben, und im Menschen-
Herzen, diesem liebebedürftigen, hoffnnngbedürftigen, im Herzen des Volks, wie sehr
"und mancher einzelne verroht sein mag, kann er nicht gesucht werde». Ich glaube,
^ ist co gewisses nüchtern Handwerksmäßiges, das in unsern protestantischen Kirchen
an der Stelle des blendenden und berauschenden Künstlerischen in der römischen
Kirche steht. Unsre Kirche steht ja dem „Heidentum" der römischen Kirche sehr
^kz gegenüber und zieht keusch die Falten °ihres Gewands enger um sich, wenn
Ac in die Gefahr einer Berührung kommt. Und doch ist sie — man kann es nicht
Eignen — eine kinderarme Mutter, während die römische Kirche noch überall, wo


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[0263] Maßgebliches und Unmaßgebliches Glänze gewesen. Und das Haupt dieser Kirche ist ein Mann, der an Reichtum und Pracht alle Fürsten überstrahlt, der in einem Palast wohnt, wie es keinen Zweiten auf Erden giebt, den eine Schur von Würdenträgern umsteht, wie sie kein Kaiser hat, ein Manu, auf dessen Wink sich Millionen und Millionen in den Staub werfen, dem die ganze Welt ihre Opfer bringt um Gottes willen, und dem sie göttliche Ehren erweist — das ist der Statthalter dessen, der Ähren von den Feldern raufte und sie zwischen seinen Händen zerrieb, um seinen Hunger mit den Körnern zu stillen, weil eine milde Sitte das den Ärmsten erlaubte, und dessen Blut eine tückische Priesterschaft und ihr blöder Janhagel trank. — Dostojewski hat w seinen „Brüdern Karcunasow" ein wundervolles Kapitel — es gehört zu dem Schönsten, was jemals geschrieben worden ist —, worin er zeichnet, wie Christus, der wieder auf der Erde erscheint und sich der Ärmsten annimmt, in Sevilla von dem Grvßiuquisitor zum Scheiterhaufen verdammt wird. Was meinen Sie Wohl, was die römische Kirche — von der griechischen wollen wir ganz schweigen — heute thäte, wenn Christus wieder durch das Land ziehn und das Evangelium predige» wollte? Heute! Ich rede gar nicht von den Zeile», wo die römische Kirche eine Verworfenheit herbergte, die die Welt vorher nur im alten Babel gezeigt hat, und die in unsern jetzigen Polizeistaaten nicht so bald wieder möglich sein wird. — Eine von meinen angenehmsten Vorstellungen ist beiläufig, daß in Rom einmal eine Art Königlich Preußisches Polizeiregimeut eingerichtet werden könnte. Was? In der protestantischen Welt ist es ja anders. Von dem, was zunächst in Christi Namen auch vom Protestantismus geleistet worden ist, wollen wir schweigen; die Verirrungen vergangner Zeiten gehn uns nichts an. Der Wille und die Frömmig¬ keit waren aufrichtig. Wir »vollen nur unsre Zeit mit Gretchen fragen: Wie hast dus mit der Religion? Ich glaube auch — sie hält nicht viel davon! Sie hat kein Christentum! Wenn man nach den Haufen wissenschaftlicher theologischer Litteratur gehn wollte, die seit Luthers Zeit alljährlich auf den Markt geworfen werden, müßte man freilich annehmen, wir hätten das Christentum haufenweise. Und wenn man den Umfang der theologischen „Wissenschaft" mit der schlichten Lehre Christi vergleicht, wie wir sie in der Überlieferung der wenigen Schriften des Neuen Testaments haben, so ist der Gegensatz genau so verblüffend, wie der der Gestalt Christi und der seines Statthalters in Rom. Herrgott, was hat man "us dem Christentum gemacht! Eine „Wissenschaft," bei der ein Haufen von ..Kirchen" entstanden ist, die sich gegenseitig fressen möchten, und bei der vor lauter Dogmatik der Welt der Glaube abhanden gekommen ist. Sagen Sie mir nicht, das wüßten Sie längst, daß ich ein Heide sei. Unsre moderne Welt ist so heid- nisch geworden wie möglich, oben und unten, die „große Welt" ebenso wie die den Sozialdemokraten nachlaufende große Masse. Und doch geht gewiß — es muß so sein — dnrch viele Herzen eine Sehn¬ sucht nach religiöser Erquickung; ich möchte behaupten, daß jeder Mensch ein Be¬ dürfnis danach hat, um so mehr, je schwerer unsre Zustände jeden einzelnen drücken. Wilh ist es deun aber, was so viele in unsrer protestantischen Welt von der Kirche fernhält? Daß es der Fall ist, muß doch seinen Grund haben, und im Menschen- Herzen, diesem liebebedürftigen, hoffnnngbedürftigen, im Herzen des Volks, wie sehr "und mancher einzelne verroht sein mag, kann er nicht gesucht werde». Ich glaube, ^ ist co gewisses nüchtern Handwerksmäßiges, das in unsern protestantischen Kirchen an der Stelle des blendenden und berauschenden Künstlerischen in der römischen Kirche steht. Unsre Kirche steht ja dem „Heidentum" der römischen Kirche sehr ^kz gegenüber und zieht keusch die Falten °ihres Gewands enger um sich, wenn Ac in die Gefahr einer Berührung kommt. Und doch ist sie — man kann es nicht Eignen — eine kinderarme Mutter, während die römische Kirche noch überall, wo

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_232551/263>, abgerufen am 04.07.2024.