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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Zunahme dieser Beziehungen kaum beeinträchtigen können. Nicht nur wir Deutschen
sind unwiderruflich, wie Graf von Bülow sagt, in die Weltwirtschaft verflochten.
Es gilt das von allen Kulturvölkern, wenn auch für die Deutschen besonders. Heute
sind die Beziehungen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika
reger, vielseitiger und inhaltsreicher als vor hundert, ja noch vor sechzig und fünfzig
Jahren zwischen Pommern nud Baden, zwischen Bayern und Schleswig-Holstein. Es
ist ja die helle Unvernunft, nicht einsehen zu wollen, daß schon dadurch -- ganz
abgesehen von der Hebung der menschlichen Kultur im allgemeinen -- der Übergang
vom internationale" Faustrecht zum modernen Völkerrecht ein immer dringender
empfundnes Bedürfnis wird.

Und da kommen nun diese Modcpolitiker immer wieder mit der neu aus¬
staffierten Sensation: NiM is WM! Das deutsche Volk hat mit selten erlebter
Deutlichkeit die Transvanlaffnirc als abschreckendes Beispiel des britischen Impe¬
rialismus empfunden, und es freut sich fortgesetzt über jede Nachricht von Hieben,
die die bedauernswerten britischen Soldaten bekommen, nicht aus Passion für Blut
und Eisen, sondern weil es darin eine Bestätigung dafür sieht, daß Recht doch
Recht bleibt, und ruchlose Friedensstörer an ihrem eignen Leibe gestraft werden.
Das deutsche Volk ist noch klar genug bei Verstände, daß es im Transvaalkricge
einen Beweis dafür sieht, daß der Hnager Friedenskongreß nicht mit oberflächlichem
Spott allein abgethan zu werden und -- einen bessern Erfolg verdient hätte, als
er vorläufig gehabt hat. Aber wenn wir sehen, wie erstaunlich die imperialistische
Doktrin in England die Leidenschaften der Massen aufzuregen verstanden hat, wie
sie dort -- um mit den kürzlich von Brentano in der "Volkswirtschaftlichen Gesell¬
schaft" gebrauchten Worten zu reden -- den "Männern mit der Moral des See¬
räubers" zum Triumph über den Geist der Wilberforce, der Cobden, der Shaftes-
bury, der Gladstone verholfen hat, so dürfen wir den Aposteln dieser Seeräuber¬
moral nicht länger teilnahmlos zusehen. Die Massen, und man kann in gewissem
Sinne mit Recht sagen: gerade die gebildeten Massen sind auch bei uns leicht zu
hypnotisieren und laufen dann blind dem Tollsten nach. Die Herren Professoren,
die den Krieg verhimmeln und über Völkerrecht und internationale Moral spotten,
spielen wohl, ohne es zu wissen, mit dem Feuer. Sie begreifen und sehen nicht,
daß diese Hypnose zur ernstesten Gefahr werden kann. Sie stellen den "Alt¬
deutschen" fortgesetzt den Chamberlainismus als das Ideal hin, und sie schwärmen
für die starke Flotte und die deutsche Weltpolitik thatsächlich nnr vom Standpunkt
dieser Politik und dieser Moral ans. Sie überreizen das Nationalgefühl der
"Jungen" bis zu dem Größenwahn, den die verständigen Briten an ihren Lands¬
leuten jetzt laut zu beklagen anfangen, und sie säen damit immer neue Zwietracht
im Volke, wo endlich die einträchtige Sammlung um die kaiserliche Weltpolitik so
dringend zu wünschen und ohne diese Übertreibungen viel leichter zu erreichen wäre.
Wenn vor dreißig Jahren das deutsche Nationalgefühl noch scharfe Stimulantia
brauchte, nachdem es jahrhundertelang nur unterdrückt, nicht gepflegt worden war,
heute liegt die Sache denn doch ganz anders. Die Gefahr des alten übermäßigen
Kosmopolitismus ist seit dem Bestehn des Reichs wesentlich geringer geworden, und
man soll sich hüten, nun auch den berechtigten Kosmopolitismus, das Gefühl für
Recht und Billigkeit in den internationalen Beziehungen zu vernichten. Man soll
sich hüten, das Deutsche Reich der weltpolitischen Mission, zu der es durch die Be¬
gabung und Sinnesart wie durch das dringende wirtschaftliche Bedürfnis der Nation
und durch seine geographische Lage vor andern Großstaaten berufen ist, zu ent¬
fremden: nämlich der energischen Arbeit zur Schaffung und Sicherung zeitgemäßer
internationaler Rechtsnormen.

Man muß erwarten, von den "Altdeutschen" ohne weiteres zu der gernegroßen


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Zunahme dieser Beziehungen kaum beeinträchtigen können. Nicht nur wir Deutschen
sind unwiderruflich, wie Graf von Bülow sagt, in die Weltwirtschaft verflochten.
Es gilt das von allen Kulturvölkern, wenn auch für die Deutschen besonders. Heute
sind die Beziehungen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika
reger, vielseitiger und inhaltsreicher als vor hundert, ja noch vor sechzig und fünfzig
Jahren zwischen Pommern nud Baden, zwischen Bayern und Schleswig-Holstein. Es
ist ja die helle Unvernunft, nicht einsehen zu wollen, daß schon dadurch — ganz
abgesehen von der Hebung der menschlichen Kultur im allgemeinen — der Übergang
vom internationale» Faustrecht zum modernen Völkerrecht ein immer dringender
empfundnes Bedürfnis wird.

Und da kommen nun diese Modcpolitiker immer wieder mit der neu aus¬
staffierten Sensation: NiM is WM! Das deutsche Volk hat mit selten erlebter
Deutlichkeit die Transvanlaffnirc als abschreckendes Beispiel des britischen Impe¬
rialismus empfunden, und es freut sich fortgesetzt über jede Nachricht von Hieben,
die die bedauernswerten britischen Soldaten bekommen, nicht aus Passion für Blut
und Eisen, sondern weil es darin eine Bestätigung dafür sieht, daß Recht doch
Recht bleibt, und ruchlose Friedensstörer an ihrem eignen Leibe gestraft werden.
Das deutsche Volk ist noch klar genug bei Verstände, daß es im Transvaalkricge
einen Beweis dafür sieht, daß der Hnager Friedenskongreß nicht mit oberflächlichem
Spott allein abgethan zu werden und — einen bessern Erfolg verdient hätte, als
er vorläufig gehabt hat. Aber wenn wir sehen, wie erstaunlich die imperialistische
Doktrin in England die Leidenschaften der Massen aufzuregen verstanden hat, wie
sie dort — um mit den kürzlich von Brentano in der „Volkswirtschaftlichen Gesell¬
schaft" gebrauchten Worten zu reden — den „Männern mit der Moral des See¬
räubers" zum Triumph über den Geist der Wilberforce, der Cobden, der Shaftes-
bury, der Gladstone verholfen hat, so dürfen wir den Aposteln dieser Seeräuber¬
moral nicht länger teilnahmlos zusehen. Die Massen, und man kann in gewissem
Sinne mit Recht sagen: gerade die gebildeten Massen sind auch bei uns leicht zu
hypnotisieren und laufen dann blind dem Tollsten nach. Die Herren Professoren,
die den Krieg verhimmeln und über Völkerrecht und internationale Moral spotten,
spielen wohl, ohne es zu wissen, mit dem Feuer. Sie begreifen und sehen nicht,
daß diese Hypnose zur ernstesten Gefahr werden kann. Sie stellen den „Alt¬
deutschen" fortgesetzt den Chamberlainismus als das Ideal hin, und sie schwärmen
für die starke Flotte und die deutsche Weltpolitik thatsächlich nnr vom Standpunkt
dieser Politik und dieser Moral ans. Sie überreizen das Nationalgefühl der
„Jungen" bis zu dem Größenwahn, den die verständigen Briten an ihren Lands¬
leuten jetzt laut zu beklagen anfangen, und sie säen damit immer neue Zwietracht
im Volke, wo endlich die einträchtige Sammlung um die kaiserliche Weltpolitik so
dringend zu wünschen und ohne diese Übertreibungen viel leichter zu erreichen wäre.
Wenn vor dreißig Jahren das deutsche Nationalgefühl noch scharfe Stimulantia
brauchte, nachdem es jahrhundertelang nur unterdrückt, nicht gepflegt worden war,
heute liegt die Sache denn doch ganz anders. Die Gefahr des alten übermäßigen
Kosmopolitismus ist seit dem Bestehn des Reichs wesentlich geringer geworden, und
man soll sich hüten, nun auch den berechtigten Kosmopolitismus, das Gefühl für
Recht und Billigkeit in den internationalen Beziehungen zu vernichten. Man soll
sich hüten, das Deutsche Reich der weltpolitischen Mission, zu der es durch die Be¬
gabung und Sinnesart wie durch das dringende wirtschaftliche Bedürfnis der Nation
und durch seine geographische Lage vor andern Großstaaten berufen ist, zu ent¬
fremden: nämlich der energischen Arbeit zur Schaffung und Sicherung zeitgemäßer
internationaler Rechtsnormen.

Man muß erwarten, von den „Altdeutschen" ohne weiteres zu der gernegroßen


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[0166] Maßgebliches und Unmaßgebliches Zunahme dieser Beziehungen kaum beeinträchtigen können. Nicht nur wir Deutschen sind unwiderruflich, wie Graf von Bülow sagt, in die Weltwirtschaft verflochten. Es gilt das von allen Kulturvölkern, wenn auch für die Deutschen besonders. Heute sind die Beziehungen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika reger, vielseitiger und inhaltsreicher als vor hundert, ja noch vor sechzig und fünfzig Jahren zwischen Pommern nud Baden, zwischen Bayern und Schleswig-Holstein. Es ist ja die helle Unvernunft, nicht einsehen zu wollen, daß schon dadurch — ganz abgesehen von der Hebung der menschlichen Kultur im allgemeinen — der Übergang vom internationale» Faustrecht zum modernen Völkerrecht ein immer dringender empfundnes Bedürfnis wird. Und da kommen nun diese Modcpolitiker immer wieder mit der neu aus¬ staffierten Sensation: NiM is WM! Das deutsche Volk hat mit selten erlebter Deutlichkeit die Transvanlaffnirc als abschreckendes Beispiel des britischen Impe¬ rialismus empfunden, und es freut sich fortgesetzt über jede Nachricht von Hieben, die die bedauernswerten britischen Soldaten bekommen, nicht aus Passion für Blut und Eisen, sondern weil es darin eine Bestätigung dafür sieht, daß Recht doch Recht bleibt, und ruchlose Friedensstörer an ihrem eignen Leibe gestraft werden. Das deutsche Volk ist noch klar genug bei Verstände, daß es im Transvaalkricge einen Beweis dafür sieht, daß der Hnager Friedenskongreß nicht mit oberflächlichem Spott allein abgethan zu werden und — einen bessern Erfolg verdient hätte, als er vorläufig gehabt hat. Aber wenn wir sehen, wie erstaunlich die imperialistische Doktrin in England die Leidenschaften der Massen aufzuregen verstanden hat, wie sie dort — um mit den kürzlich von Brentano in der „Volkswirtschaftlichen Gesell¬ schaft" gebrauchten Worten zu reden — den „Männern mit der Moral des See¬ räubers" zum Triumph über den Geist der Wilberforce, der Cobden, der Shaftes- bury, der Gladstone verholfen hat, so dürfen wir den Aposteln dieser Seeräuber¬ moral nicht länger teilnahmlos zusehen. Die Massen, und man kann in gewissem Sinne mit Recht sagen: gerade die gebildeten Massen sind auch bei uns leicht zu hypnotisieren und laufen dann blind dem Tollsten nach. Die Herren Professoren, die den Krieg verhimmeln und über Völkerrecht und internationale Moral spotten, spielen wohl, ohne es zu wissen, mit dem Feuer. Sie begreifen und sehen nicht, daß diese Hypnose zur ernstesten Gefahr werden kann. Sie stellen den „Alt¬ deutschen" fortgesetzt den Chamberlainismus als das Ideal hin, und sie schwärmen für die starke Flotte und die deutsche Weltpolitik thatsächlich nnr vom Standpunkt dieser Politik und dieser Moral ans. Sie überreizen das Nationalgefühl der „Jungen" bis zu dem Größenwahn, den die verständigen Briten an ihren Lands¬ leuten jetzt laut zu beklagen anfangen, und sie säen damit immer neue Zwietracht im Volke, wo endlich die einträchtige Sammlung um die kaiserliche Weltpolitik so dringend zu wünschen und ohne diese Übertreibungen viel leichter zu erreichen wäre. Wenn vor dreißig Jahren das deutsche Nationalgefühl noch scharfe Stimulantia brauchte, nachdem es jahrhundertelang nur unterdrückt, nicht gepflegt worden war, heute liegt die Sache denn doch ganz anders. Die Gefahr des alten übermäßigen Kosmopolitismus ist seit dem Bestehn des Reichs wesentlich geringer geworden, und man soll sich hüten, nun auch den berechtigten Kosmopolitismus, das Gefühl für Recht und Billigkeit in den internationalen Beziehungen zu vernichten. Man soll sich hüten, das Deutsche Reich der weltpolitischen Mission, zu der es durch die Be¬ gabung und Sinnesart wie durch das dringende wirtschaftliche Bedürfnis der Nation und durch seine geographische Lage vor andern Großstaaten berufen ist, zu ent¬ fremden: nämlich der energischen Arbeit zur Schaffung und Sicherung zeitgemäßer internationaler Rechtsnormen. Man muß erwarten, von den „Altdeutschen" ohne weiteres zu der gernegroßen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_232551/166>, abgerufen am 26.06.2024.