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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr.

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Frau Venus

Aufklärung herbeizuführen. Man hat mir spater erzählt, daß die junge Frau, so¬
bald sie mit der Mutter allein gewesen war, dieser auf das entschiedenste erklärt
hatte, daß sie mit einem Manne, der sich so kleide, nicht leben könne nud lieber
sterben wollte, als ihm folgen, und daß die Mutter, die von der Baronesse völlig
beherrscht wurde, um diese zu retten, sogleich die Flucht ins Werk gesetzt hatte.
Wahrscheinlich haben sie sich zuerst in Paris selbst verborgen gehalren.

Der arme Vicomte war in einer bemitleidenswerten Lage: verheiratet und
doch ohne Frau, nud namentlich ohne einen Teil ihres Vermögens, war ihm die
einzige Möglichkeit, dem Ruin zu entgehn, eine reiche Heirat genommen. Denn
die bestehenden Gesetze, das stand fest, ließen eine Scheidung, die ihm eine andre
Ehe ermöglichte, nicht zu.

Kein Wunder also, daß er Himmel und Erde in Bewegung setzte, um in den
Besitz seiner Frau zu gelangen. Auch unsre Gesandtschaft wurde lauge Zeit von
ihm bestürmt, aber alle unsre Bemühungen, etwas über sie zu erfahren, bliebe"
vergeblich. Bei seinem heftigen Wesen und seinem Bedürfnis, sich mitzuteilen,
konnte es nicht fehlen, daß er jedem sein Unglück klagte, und bald war es her¬
gebracht, daß alle seine Bekannten, wann immer sie ihm begegneten, fragten, ob er
Nachrichten von seiner Frau habe. Um dem zu entgehn und in Verzweiflung über
seine Lage machte sich der Vicomte, der Paris noch nie verlassen hatte, endlich selbst
auf die Reise und durchzog Europa zu Wasser und zu Lande, um seine Frau zu
suchen, aber ohne den mindesten Erfolg.

Als er zurückgekehrt war, gelang es dann dem Einfluß seiner Familie, durch¬
zusetzen, daß die Ehe für nicht geschlossen und also für niemals bestanden erklärt
wurde, weil, wie man sagte, die Trauung durch ein Mißverständnis stattgefunden
habe, das durch die Unbekanntschaft der Braut und deren Mutter mit der fran¬
zösischen Sprache veranlaßt worden sei. Diese Entscheidung war zwar nicht ein¬
leuchtend, aber sehr glücklich für den Vicomte, der kurz darauf die Tochter eines
reichen Hutfabrikanten heiratete. Im darauf folgenden Sommer kam dann auch
die Baronesse, freilich nicht in Paris, sondern in Baden, in Gesellschaft ihrer
Schwester, da die Mutter inzwischen gestorben war, wieder zum Vorschein. Sie
hatte nichts von ihrer Munterkeit eingebüßt. --

Diese Erzählung bestätigte nur die Ansicht, die ich mir über den Charakter
der Baronesse gebildet hatte, und verminderte nicht die Reue, die ich empfand, sie
verletzt zu haben. Ich suchte und fand am folgenden Tage, da sie allein im
Garten war, die Gelegenheit, ihr einige entschuldigende Worte zu sagen, die ihr
Freude zu machen schienen, denn sie hörte mich lächelnd an, sagte aber nichts darauf,
sondern sing nu, in ihrer heitern Art über andre Gegenstände zu reden; auch ver¬
kehrten wir in den nächsten Tagen in unbefangner und freundschaftlicher Weise.
Dann aber trat ein Ereignis ein, das unsrer Freundschaft ein jähes Ende bereitete.

Ich hatte am Abend mit der Baronesse und ihrer Schwester einen Spazier¬
gang ans dem Wege gemacht, der an der Lima abwärts führt: der Mond stand
in der Höhe der gegenüberliegenden Berge und goß durch alle ihre Einschnitte und
Seitenthäler Ströme glänzenden Lichts in das Thal herab, hie und da Baum¬
gruppen und Wiesen hell erleuchtend, während der rauschende Strom unter uns,
wenn der Mondstrahl ihn traf, wie flüssiges Gold erglänzte. Fern in den Bergen
wurde von einer Kirche ein Fest eingeläutet, und die Glockentöne drangen ver¬
nehmlich dnrch die stille Luft; unser Gespräch war unter dem Eindruck, den die
schöne Gegenwart auf unser Gemüt wirkte, verstummt, und wir trennten uns in
einer durch den Genuß erregten Stimmung. Ich stand noch lange am offnen
Fenster und sah in den Mondschein hinaus; dann schloß ich es und ging zur Ruhe.
Als ich eben am Einschlafen war, wurde ich durch einen hellen Lichtschein wieder


Grenzboten I 1900 13
Frau Venus

Aufklärung herbeizuführen. Man hat mir spater erzählt, daß die junge Frau, so¬
bald sie mit der Mutter allein gewesen war, dieser auf das entschiedenste erklärt
hatte, daß sie mit einem Manne, der sich so kleide, nicht leben könne nud lieber
sterben wollte, als ihm folgen, und daß die Mutter, die von der Baronesse völlig
beherrscht wurde, um diese zu retten, sogleich die Flucht ins Werk gesetzt hatte.
Wahrscheinlich haben sie sich zuerst in Paris selbst verborgen gehalren.

Der arme Vicomte war in einer bemitleidenswerten Lage: verheiratet und
doch ohne Frau, nud namentlich ohne einen Teil ihres Vermögens, war ihm die
einzige Möglichkeit, dem Ruin zu entgehn, eine reiche Heirat genommen. Denn
die bestehenden Gesetze, das stand fest, ließen eine Scheidung, die ihm eine andre
Ehe ermöglichte, nicht zu.

Kein Wunder also, daß er Himmel und Erde in Bewegung setzte, um in den
Besitz seiner Frau zu gelangen. Auch unsre Gesandtschaft wurde lauge Zeit von
ihm bestürmt, aber alle unsre Bemühungen, etwas über sie zu erfahren, bliebe»
vergeblich. Bei seinem heftigen Wesen und seinem Bedürfnis, sich mitzuteilen,
konnte es nicht fehlen, daß er jedem sein Unglück klagte, und bald war es her¬
gebracht, daß alle seine Bekannten, wann immer sie ihm begegneten, fragten, ob er
Nachrichten von seiner Frau habe. Um dem zu entgehn und in Verzweiflung über
seine Lage machte sich der Vicomte, der Paris noch nie verlassen hatte, endlich selbst
auf die Reise und durchzog Europa zu Wasser und zu Lande, um seine Frau zu
suchen, aber ohne den mindesten Erfolg.

Als er zurückgekehrt war, gelang es dann dem Einfluß seiner Familie, durch¬
zusetzen, daß die Ehe für nicht geschlossen und also für niemals bestanden erklärt
wurde, weil, wie man sagte, die Trauung durch ein Mißverständnis stattgefunden
habe, das durch die Unbekanntschaft der Braut und deren Mutter mit der fran¬
zösischen Sprache veranlaßt worden sei. Diese Entscheidung war zwar nicht ein¬
leuchtend, aber sehr glücklich für den Vicomte, der kurz darauf die Tochter eines
reichen Hutfabrikanten heiratete. Im darauf folgenden Sommer kam dann auch
die Baronesse, freilich nicht in Paris, sondern in Baden, in Gesellschaft ihrer
Schwester, da die Mutter inzwischen gestorben war, wieder zum Vorschein. Sie
hatte nichts von ihrer Munterkeit eingebüßt. —

Diese Erzählung bestätigte nur die Ansicht, die ich mir über den Charakter
der Baronesse gebildet hatte, und verminderte nicht die Reue, die ich empfand, sie
verletzt zu haben. Ich suchte und fand am folgenden Tage, da sie allein im
Garten war, die Gelegenheit, ihr einige entschuldigende Worte zu sagen, die ihr
Freude zu machen schienen, denn sie hörte mich lächelnd an, sagte aber nichts darauf,
sondern sing nu, in ihrer heitern Art über andre Gegenstände zu reden; auch ver¬
kehrten wir in den nächsten Tagen in unbefangner und freundschaftlicher Weise.
Dann aber trat ein Ereignis ein, das unsrer Freundschaft ein jähes Ende bereitete.

Ich hatte am Abend mit der Baronesse und ihrer Schwester einen Spazier¬
gang ans dem Wege gemacht, der an der Lima abwärts führt: der Mond stand
in der Höhe der gegenüberliegenden Berge und goß durch alle ihre Einschnitte und
Seitenthäler Ströme glänzenden Lichts in das Thal herab, hie und da Baum¬
gruppen und Wiesen hell erleuchtend, während der rauschende Strom unter uns,
wenn der Mondstrahl ihn traf, wie flüssiges Gold erglänzte. Fern in den Bergen
wurde von einer Kirche ein Fest eingeläutet, und die Glockentöne drangen ver¬
nehmlich dnrch die stille Luft; unser Gespräch war unter dem Eindruck, den die
schöne Gegenwart auf unser Gemüt wirkte, verstummt, und wir trennten uns in
einer durch den Genuß erregten Stimmung. Ich stand noch lange am offnen
Fenster und sah in den Mondschein hinaus; dann schloß ich es und ging zur Ruhe.
Als ich eben am Einschlafen war, wurde ich durch einen hellen Lichtschein wieder


Grenzboten I 1900 13
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[0105] Frau Venus Aufklärung herbeizuführen. Man hat mir spater erzählt, daß die junge Frau, so¬ bald sie mit der Mutter allein gewesen war, dieser auf das entschiedenste erklärt hatte, daß sie mit einem Manne, der sich so kleide, nicht leben könne nud lieber sterben wollte, als ihm folgen, und daß die Mutter, die von der Baronesse völlig beherrscht wurde, um diese zu retten, sogleich die Flucht ins Werk gesetzt hatte. Wahrscheinlich haben sie sich zuerst in Paris selbst verborgen gehalren. Der arme Vicomte war in einer bemitleidenswerten Lage: verheiratet und doch ohne Frau, nud namentlich ohne einen Teil ihres Vermögens, war ihm die einzige Möglichkeit, dem Ruin zu entgehn, eine reiche Heirat genommen. Denn die bestehenden Gesetze, das stand fest, ließen eine Scheidung, die ihm eine andre Ehe ermöglichte, nicht zu. Kein Wunder also, daß er Himmel und Erde in Bewegung setzte, um in den Besitz seiner Frau zu gelangen. Auch unsre Gesandtschaft wurde lauge Zeit von ihm bestürmt, aber alle unsre Bemühungen, etwas über sie zu erfahren, bliebe» vergeblich. Bei seinem heftigen Wesen und seinem Bedürfnis, sich mitzuteilen, konnte es nicht fehlen, daß er jedem sein Unglück klagte, und bald war es her¬ gebracht, daß alle seine Bekannten, wann immer sie ihm begegneten, fragten, ob er Nachrichten von seiner Frau habe. Um dem zu entgehn und in Verzweiflung über seine Lage machte sich der Vicomte, der Paris noch nie verlassen hatte, endlich selbst auf die Reise und durchzog Europa zu Wasser und zu Lande, um seine Frau zu suchen, aber ohne den mindesten Erfolg. Als er zurückgekehrt war, gelang es dann dem Einfluß seiner Familie, durch¬ zusetzen, daß die Ehe für nicht geschlossen und also für niemals bestanden erklärt wurde, weil, wie man sagte, die Trauung durch ein Mißverständnis stattgefunden habe, das durch die Unbekanntschaft der Braut und deren Mutter mit der fran¬ zösischen Sprache veranlaßt worden sei. Diese Entscheidung war zwar nicht ein¬ leuchtend, aber sehr glücklich für den Vicomte, der kurz darauf die Tochter eines reichen Hutfabrikanten heiratete. Im darauf folgenden Sommer kam dann auch die Baronesse, freilich nicht in Paris, sondern in Baden, in Gesellschaft ihrer Schwester, da die Mutter inzwischen gestorben war, wieder zum Vorschein. Sie hatte nichts von ihrer Munterkeit eingebüßt. — Diese Erzählung bestätigte nur die Ansicht, die ich mir über den Charakter der Baronesse gebildet hatte, und verminderte nicht die Reue, die ich empfand, sie verletzt zu haben. Ich suchte und fand am folgenden Tage, da sie allein im Garten war, die Gelegenheit, ihr einige entschuldigende Worte zu sagen, die ihr Freude zu machen schienen, denn sie hörte mich lächelnd an, sagte aber nichts darauf, sondern sing nu, in ihrer heitern Art über andre Gegenstände zu reden; auch ver¬ kehrten wir in den nächsten Tagen in unbefangner und freundschaftlicher Weise. Dann aber trat ein Ereignis ein, das unsrer Freundschaft ein jähes Ende bereitete. Ich hatte am Abend mit der Baronesse und ihrer Schwester einen Spazier¬ gang ans dem Wege gemacht, der an der Lima abwärts führt: der Mond stand in der Höhe der gegenüberliegenden Berge und goß durch alle ihre Einschnitte und Seitenthäler Ströme glänzenden Lichts in das Thal herab, hie und da Baum¬ gruppen und Wiesen hell erleuchtend, während der rauschende Strom unter uns, wenn der Mondstrahl ihn traf, wie flüssiges Gold erglänzte. Fern in den Bergen wurde von einer Kirche ein Fest eingeläutet, und die Glockentöne drangen ver¬ nehmlich dnrch die stille Luft; unser Gespräch war unter dem Eindruck, den die schöne Gegenwart auf unser Gemüt wirkte, verstummt, und wir trennten uns in einer durch den Genuß erregten Stimmung. Ich stand noch lange am offnen Fenster und sah in den Mondschein hinaus; dann schloß ich es und ging zur Ruhe. Als ich eben am Einschlafen war, wurde ich durch einen hellen Lichtschein wieder Grenzboten I 1900 13

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_232551/105>, abgerufen am 30.06.2024.