Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Drittes Vierteljahr.Die Aufteilung Afrikas wurden indessen gleichfalls dorthin entsandt, und so wurde der schöne Plan Anders gestaltet sich die Lage, wenn England einen Gewaltstreich gegen ") 1L75 bot Bürgers Deutschland ein Bündnis um, Transunnl war damals noch nicht
durch die Konvention gebunden, Bismnrck hat indessen stets einen abweisender Standpunkt gegen das Burentum eingenommen. Die Aufteilung Afrikas wurden indessen gleichfalls dorthin entsandt, und so wurde der schöne Plan Anders gestaltet sich die Lage, wenn England einen Gewaltstreich gegen ") 1L75 bot Bürgers Deutschland ein Bündnis um, Transunnl war damals noch nicht
durch die Konvention gebunden, Bismnrck hat indessen stets einen abweisender Standpunkt gegen das Burentum eingenommen. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0078" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/231248"/> <fw type="header" place="top"> Die Aufteilung Afrikas</fw><lb/> <p xml:id="ID_213" prev="#ID_212"> wurden indessen gleichfalls dorthin entsandt, und so wurde der schöne Plan<lb/> der Briten zu Wasser. Die Delagoafrage ist noch keineswegs abgeschlossen.<lb/> Die Entscheidung ruht einstweilen in Lissabon. Ein Ankauf der Bai durch<lb/> England würde deutsche Interessen nicht unmittelbar berühren, da deutsches<lb/> Hinterland nicht in Frage kommt. Aber auch Deutschland hat aus den schon<lb/> erwähnten Gründen ein mittelbares Interesse an dem Ausgang des Wettbewerbs.<lb/> Da wir nach der staatsrechtlichen Lage Transvaals kein Bündnis mit ihm<lb/> eingehn können,^) so hat ein Einspruch Deutschlands gegen den legalen Ankauf<lb/> der Bai durch England keine formelle Berechtigung, es wäre nur ein her¬<lb/> genommener Grund, um andre Differenzen mit England zum Austrag bringen<lb/> zu können.</p><lb/> <p xml:id="ID_214" next="#ID_215"> Anders gestaltet sich die Lage, wenn England einen Gewaltstreich gegen<lb/> die Bai wagen sollte. In diesem Falle hat Deutschland auch einen formellen<lb/> Grund zur Einmischung aus Grundsätzen des Völkerrechts. Die Entwicklung<lb/> der Delagoabaifrage wird in jedem Falle der Kernpunkt der südafrikanischen<lb/> Politik sein. Transvaal darf sich, falls die Entscheidung in Lissabon zu<lb/> Gunsten Albions fallt, nicht um ein Papier kümmern, und 60000 waffen¬<lb/> fähige Buren sind eine Heeresmacht, gegen die England die doppelte Zahl<lb/> aufbringen müßte. Bei den für London keineswegs günstigen Verhältnissen<lb/> in Südafrika aber würde bei Lorenzo Marquez zugleich um den Fortbestand<lb/> der britischen Flagge in Südafrika, der Vorburg für Indien überhaupt ge¬<lb/> kämpft werden, und vor solchen zweischneidigen Unternehmungen hat Albion<lb/> seit den Tagen des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges einen nicht auszu¬<lb/> rottenden Schrecken. Es ist wahrscheinlich, daß ein Kompromiß doch noch die<lb/> Spannung in Südafrika löst in dem Sinne, daß Transvaal bei den jetzt gerade<lb/> schwebenden Verhandlungen darüber zwischen Kapstadt und Pretoria einige wirt¬<lb/> schaftliche und politische Zugeständnisse an das Uitländertnm macht und dafür<lb/> die Delagoabucht erhält, während sich England im portugiesischen Mozambique<lb/> schadlos hält. Mit einem derartigen Ausgang könnte auch Deutschland zufrieden<lb/> sein; denn es hat Ursache, sich mit England über die fernere wirtschaftliche Auf¬<lb/> teilung Südafrikas ins Einvernehmen zu setzen. Deutschostafrika bedarf für die<lb/> Entwicklung seines wertvollen Teiles, des Südens, der natürlichen Berkehrs-<lb/> straße Nhassa-Shire-Sambesi. Der Erwerb des nördlichen portugiesischen<lb/> Mozambique und des jetzt englischen Oberlaufes des Shire ist eine Notwendig¬<lb/> keit. Ferner gehörten der Süden Deutschostafrikas und das englische Bangweolo-<lb/> gebiet wirtschaftlich zusammen. Kupfer, ein im Zeitalter der Elektrizität immer<lb/> kostbarer werdendes Metall, ist seit alters her in reicher Menge im Vcmgweolo-<lb/> gebiet gefunden worden. Sollten dort britische Minengesellschaften an die Arbeit<lb/> gehn, so wird das südliche Deutschostafrika zwei unentbehrliche Produkte für</p><lb/> <note xml:id="FID_9" place="foot"> ") 1L75 bot Bürgers Deutschland ein Bündnis um, Transunnl war damals noch nicht<lb/> durch die Konvention gebunden, Bismnrck hat indessen stets einen abweisender Standpunkt<lb/> gegen das Burentum eingenommen.</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0078]
Die Aufteilung Afrikas
wurden indessen gleichfalls dorthin entsandt, und so wurde der schöne Plan
der Briten zu Wasser. Die Delagoafrage ist noch keineswegs abgeschlossen.
Die Entscheidung ruht einstweilen in Lissabon. Ein Ankauf der Bai durch
England würde deutsche Interessen nicht unmittelbar berühren, da deutsches
Hinterland nicht in Frage kommt. Aber auch Deutschland hat aus den schon
erwähnten Gründen ein mittelbares Interesse an dem Ausgang des Wettbewerbs.
Da wir nach der staatsrechtlichen Lage Transvaals kein Bündnis mit ihm
eingehn können,^) so hat ein Einspruch Deutschlands gegen den legalen Ankauf
der Bai durch England keine formelle Berechtigung, es wäre nur ein her¬
genommener Grund, um andre Differenzen mit England zum Austrag bringen
zu können.
Anders gestaltet sich die Lage, wenn England einen Gewaltstreich gegen
die Bai wagen sollte. In diesem Falle hat Deutschland auch einen formellen
Grund zur Einmischung aus Grundsätzen des Völkerrechts. Die Entwicklung
der Delagoabaifrage wird in jedem Falle der Kernpunkt der südafrikanischen
Politik sein. Transvaal darf sich, falls die Entscheidung in Lissabon zu
Gunsten Albions fallt, nicht um ein Papier kümmern, und 60000 waffen¬
fähige Buren sind eine Heeresmacht, gegen die England die doppelte Zahl
aufbringen müßte. Bei den für London keineswegs günstigen Verhältnissen
in Südafrika aber würde bei Lorenzo Marquez zugleich um den Fortbestand
der britischen Flagge in Südafrika, der Vorburg für Indien überhaupt ge¬
kämpft werden, und vor solchen zweischneidigen Unternehmungen hat Albion
seit den Tagen des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges einen nicht auszu¬
rottenden Schrecken. Es ist wahrscheinlich, daß ein Kompromiß doch noch die
Spannung in Südafrika löst in dem Sinne, daß Transvaal bei den jetzt gerade
schwebenden Verhandlungen darüber zwischen Kapstadt und Pretoria einige wirt¬
schaftliche und politische Zugeständnisse an das Uitländertnm macht und dafür
die Delagoabucht erhält, während sich England im portugiesischen Mozambique
schadlos hält. Mit einem derartigen Ausgang könnte auch Deutschland zufrieden
sein; denn es hat Ursache, sich mit England über die fernere wirtschaftliche Auf¬
teilung Südafrikas ins Einvernehmen zu setzen. Deutschostafrika bedarf für die
Entwicklung seines wertvollen Teiles, des Südens, der natürlichen Berkehrs-
straße Nhassa-Shire-Sambesi. Der Erwerb des nördlichen portugiesischen
Mozambique und des jetzt englischen Oberlaufes des Shire ist eine Notwendig¬
keit. Ferner gehörten der Süden Deutschostafrikas und das englische Bangweolo-
gebiet wirtschaftlich zusammen. Kupfer, ein im Zeitalter der Elektrizität immer
kostbarer werdendes Metall, ist seit alters her in reicher Menge im Vcmgweolo-
gebiet gefunden worden. Sollten dort britische Minengesellschaften an die Arbeit
gehn, so wird das südliche Deutschostafrika zwei unentbehrliche Produkte für
") 1L75 bot Bürgers Deutschland ein Bündnis um, Transunnl war damals noch nicht
durch die Konvention gebunden, Bismnrck hat indessen stets einen abweisender Standpunkt
gegen das Burentum eingenommen.
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