Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Drittes Vierteljahr.gerade vorteilhaft sein, wenn sie die sach- und sachkundigen Beamten entbehren Wir hoffen und wünschen, daß der Kanal gebaut wird; aber das ist nur Der Römerstaat 2. Soziale Aämpfe (Schluß) ^^K>^"" 'Ioscher hat den richtigen Satz aufgestellt: ob die Herren durch gerade vorteilhaft sein, wenn sie die sach- und sachkundigen Beamten entbehren Wir hoffen und wünschen, daß der Kanal gebaut wird; aber das ist nur Der Römerstaat 2. Soziale Aämpfe (Schluß) ^^K>^"" 'Ioscher hat den richtigen Satz aufgestellt: ob die Herren durch <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0500" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/231670"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_1659" prev="#ID_1658"> gerade vorteilhaft sein, wenn sie die sach- und sachkundigen Beamten entbehren<lb/> müßte. Endlich, wenn die Regierung das Abgeordnetenhaus hätte auflösen<lb/> oder die kanalgeguerischen Beamten zur Mandatsniederlegung zwingen wollen,<lb/> so wäre sie ganz sicher gewesen, einer verstärkten, zu keinem Kompromiß ge¬<lb/> neigten Opposition zu begegnen und jede Aussicht auf Annahme einer erneuten<lb/> Kanalvorlage von vornherein zu verscherzen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1660"> Wir hoffen und wünschen, daß der Kanal gebaut wird; aber das ist nur<lb/> zu ermöglichen, wenn zugleich eine Vorlage eingebracht wird, die die Schäden<lb/> auf demselben Gebiet in den östlichen Provinzen zu beseitigen strebt. Das ist<lb/> der einzig gangbare Weg. Hoffentlich schlägt ihn die Negierung ein. Sie<lb/> thut dann nichts andres, als daß sie den alten Grundsatz befolgt, der Preußen<lb/> groß gemacht hat: Luuin, vrüquö.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Der Römerstaat<lb/> 2. Soziale Aämpfe<lb/> (Schluß)</head><lb/> <p xml:id="ID_1661" next="#ID_1662"> ^^K>^"" 'Ioscher hat den richtigen Satz aufgestellt: ob die Herren durch<lb/> Selbstsucht zu milderer Behandlung der Sklaven bestimmt würden,<lb/> das hänge von deren Preise ab. In Rom nun war zur Zeit<lb/> der großen Eroberungen und der durch die endlosen Kriege be¬<lb/> günstigten Seeräuberei der Preis sehr niedrig. Welche Massen<lb/> manchmal ein einziger Feldzug ergab, davon liefert der dritte mazedonische<lb/> Krieg eine Probe. Unter dem Vorwande, die zu Perseus abgefallnen Epiroten<lb/> zu strafen, in Wirklichkeit aber nur, um die üble Laune der Soldaten zu ver¬<lb/> bessern, die verdrießlich waren, weil sie von der mazedonischen Beute einen zu<lb/> geringen Anteil bekommen hatten, wurde Anicius beauftragt, an einem Tage<lb/> siebzig epirotische Städte zu zerstören und die Beute den Soldaten zu lassen;<lb/> die Zahl der Menschen, die als Beute verkauft wurden, betrug 150000<lb/> (Liv. 45, 34). Von einem andern Mitarbeiter ist einmal hervorgehoben worden,<lb/> daß die antike Sklaverei empörender sei als die amerikanische Negersklaverei,<lb/> weil in der alten Welt die Sklaven meistens Menschen derselben Rasse waren<lb/> wie ihre Herren. Das trifft nun freilich gerade auf die nicht zu, die auf den<lb/> Plantagen der Römer als Arbeitsvieh behandelt wurden, denn diese waren<lb/> meistens Numidier und Syrer. Was die gebildeten Sklaven anlangt, die<lb/> meistens griechischer Abkunft waren, so hat Cicero z. B. seinen Freigelassenen<lb/> Tiro als Freund und seinen gelehrte» Sklaven Dionysios immer noch rück¬<lb/> sichtsvoller behandelt als Scipio den freien Philosophen Panätios, oder</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0500]
gerade vorteilhaft sein, wenn sie die sach- und sachkundigen Beamten entbehren
müßte. Endlich, wenn die Regierung das Abgeordnetenhaus hätte auflösen
oder die kanalgeguerischen Beamten zur Mandatsniederlegung zwingen wollen,
so wäre sie ganz sicher gewesen, einer verstärkten, zu keinem Kompromiß ge¬
neigten Opposition zu begegnen und jede Aussicht auf Annahme einer erneuten
Kanalvorlage von vornherein zu verscherzen.
Wir hoffen und wünschen, daß der Kanal gebaut wird; aber das ist nur
zu ermöglichen, wenn zugleich eine Vorlage eingebracht wird, die die Schäden
auf demselben Gebiet in den östlichen Provinzen zu beseitigen strebt. Das ist
der einzig gangbare Weg. Hoffentlich schlägt ihn die Negierung ein. Sie
thut dann nichts andres, als daß sie den alten Grundsatz befolgt, der Preußen
groß gemacht hat: Luuin, vrüquö.
Der Römerstaat
2. Soziale Aämpfe
(Schluß)
^^K>^"" 'Ioscher hat den richtigen Satz aufgestellt: ob die Herren durch
Selbstsucht zu milderer Behandlung der Sklaven bestimmt würden,
das hänge von deren Preise ab. In Rom nun war zur Zeit
der großen Eroberungen und der durch die endlosen Kriege be¬
günstigten Seeräuberei der Preis sehr niedrig. Welche Massen
manchmal ein einziger Feldzug ergab, davon liefert der dritte mazedonische
Krieg eine Probe. Unter dem Vorwande, die zu Perseus abgefallnen Epiroten
zu strafen, in Wirklichkeit aber nur, um die üble Laune der Soldaten zu ver¬
bessern, die verdrießlich waren, weil sie von der mazedonischen Beute einen zu
geringen Anteil bekommen hatten, wurde Anicius beauftragt, an einem Tage
siebzig epirotische Städte zu zerstören und die Beute den Soldaten zu lassen;
die Zahl der Menschen, die als Beute verkauft wurden, betrug 150000
(Liv. 45, 34). Von einem andern Mitarbeiter ist einmal hervorgehoben worden,
daß die antike Sklaverei empörender sei als die amerikanische Negersklaverei,
weil in der alten Welt die Sklaven meistens Menschen derselben Rasse waren
wie ihre Herren. Das trifft nun freilich gerade auf die nicht zu, die auf den
Plantagen der Römer als Arbeitsvieh behandelt wurden, denn diese waren
meistens Numidier und Syrer. Was die gebildeten Sklaven anlangt, die
meistens griechischer Abkunft waren, so hat Cicero z. B. seinen Freigelassenen
Tiro als Freund und seinen gelehrte» Sklaven Dionysios immer noch rück¬
sichtsvoller behandelt als Scipio den freien Philosophen Panätios, oder
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