Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Drittes Vierteljahr.Deutsche Ruiderlieder und Aindevspiele Als sie das gehört, sei ihr das Gefäß entfallen, worauf beide auf Nimmerwieder¬ Gewiß ist, wie die ganze Erzählung unvollständig, bruchstückartig erscheint, auch Ein Wirt, so lautet nämlich eine andre/) dessen Bier immer auffällig früh Erschreckt erzählt ers zu Hause, da kommt ein Unterirdischer ans dem Wirtskeller Endlich noch anderswo in der Nähe kennt man bloß den Vers: Trotz der Verschiedenheit der Namen und der damit verbundnen Sage zeigt Sicher ist, daß diese Merkmale -- ich will mich dabei aber der Kürze wegen Ncidhnrt von Reuenthal, der Bauerndichter des dreizehnten Jahrhunderts, -) Ebenda S. 291, Ur. 399. 2 ) Wegener 1051. ->) Auf die Schivicgcrmnttcr umgewandt bei Frischbier 882 und Wegener 550. Noch anders
und bemerkenswert auch durch die in der ersten Zeile bewahrte Übereinstimmung mit dein schweizerischen Spruche ist das von August Schleicher mitgeteilte (Volkstümliches aus Svnne- berg. Weimar, 1858. S. 110, 3): Deutsche Ruiderlieder und Aindevspiele Als sie das gehört, sei ihr das Gefäß entfallen, worauf beide auf Nimmerwieder¬ Gewiß ist, wie die ganze Erzählung unvollständig, bruchstückartig erscheint, auch Ein Wirt, so lautet nämlich eine andre/) dessen Bier immer auffällig früh Erschreckt erzählt ers zu Hause, da kommt ein Unterirdischer ans dem Wirtskeller Endlich noch anderswo in der Nähe kennt man bloß den Vers: Trotz der Verschiedenheit der Namen und der damit verbundnen Sage zeigt Sicher ist, daß diese Merkmale — ich will mich dabei aber der Kürze wegen Ncidhnrt von Reuenthal, der Bauerndichter des dreizehnten Jahrhunderts, -) Ebenda S. 291, Ur. 399. 2 ) Wegener 1051. ->) Auf die Schivicgcrmnttcr umgewandt bei Frischbier 882 und Wegener 550. Noch anders
und bemerkenswert auch durch die in der ersten Zeile bewahrte Übereinstimmung mit dein schweizerischen Spruche ist das von August Schleicher mitgeteilte (Volkstümliches aus Svnne- berg. Weimar, 1858. S. 110, 3): <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0374" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/231544"/> <fw type="header" place="top"> Deutsche Ruiderlieder und Aindevspiele</fw><lb/> <p xml:id="ID_1197" prev="#ID_1196" next="#ID_1198"> Als sie das gehört, sei ihr das Gefäß entfallen, worauf beide auf Nimmerwieder¬<lb/> sehen davongegangen seien, schreiend:</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_51" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <p xml:id="ID_1198" prev="#ID_1197"> Gewiß ist, wie die ganze Erzählung unvollständig, bruchstückartig erscheint, auch<lb/> dies Verschen nur ein Rest eines ursprünglich vollständigern Ganzen. Beides wird<lb/> auch durch die Mannigfaltigkeit der Überlieferung bestätigt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1199" next="#ID_1200"> Ein Wirt, so lautet nämlich eine andre/) dessen Bier immer auffällig früh<lb/> alle wurde, hatte neues aus der Stadt geholt, und wie er am Jagelberg bei<lb/> Schleswig vorüberfährt, wo ein Riesengrab ist, hört er ganz jämmerlich darin<lb/> schreien:'</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_52" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <p xml:id="ID_1200" prev="#ID_1199" next="#ID_1201"> Erschreckt erzählt ers zu Hause, da kommt ein Unterirdischer ans dem Wirtskeller<lb/> heraufgesprungen:</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_53" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <p xml:id="ID_1201" prev="#ID_1200"> Endlich noch anderswo in der Nähe kennt man bloß den Vers:</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_54" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <p xml:id="ID_1202"> Trotz der Verschiedenheit der Namen und der damit verbundnen Sage zeigt<lb/> doch die Gleichmäßigkeit der Formen wie der Personen deutlich, was hier das Feste<lb/> und Ältere und was das Wandelbare ist. Die Gestalt des Kobolds bildet das<lb/> Band mit den süddeutschen Versehen, die Aussage eines Todes das mit den mittel¬<lb/> deutschen, Tonfall aber und Satzfvrm mit beiden. Schade uur, daß es offenbar<lb/> ein Bruchstück ist, sodaß wir nicht wissen können, ob dieser Eises oder Pingel trotz<lb/> seiner andern, gütigen Koboldsart nicht noch andre Merkmale, sei es mit dem<lb/> schwäbischen Lonze oder dem schweizerischen Luuzi gemeinsam gehabt hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_1203"> Sicher ist, daß diese Merkmale — ich will mich dabei aber der Kürze wegen<lb/> auf den Luuzi beschränken — sich mehrfach ebenfalls in Norddeutschland erhalten<lb/> haben, z. B. freilich mißbraucht und arg entstellt in dem häßlichen Spruche im<lb/> Anhaltischen:-)</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_55" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <p xml:id="ID_1204" next="#ID_1205"> Ncidhnrt von Reuenthal, der Bauerndichter des dreizehnten Jahrhunderts,<lb/> schildert uns oft den garstigen Zank zwischen Mutter und Tochter, wenn diese zum<lb/> Tanz unter die Dorflinde will und die Alte mit dem Besen es wehrt. Ein solches<lb/> widerspenstiges Bauernmädchen mag zuerst so im Groll gegen die eifrige Mutter'')</p><lb/> <note xml:id="FID_174" place="foot"> -) Ebenda S. 291, Ur. 399.<lb/> 2</note><lb/> <note xml:id="FID_175" place="foot"> ) Wegener 1051.</note><lb/> <note xml:id="FID_176" place="foot"> ->) Auf die Schivicgcrmnttcr umgewandt bei Frischbier 882 und Wegener 550. Noch anders<lb/> und bemerkenswert auch durch die in der ersten Zeile bewahrte Übereinstimmung mit dein<lb/> schweizerischen Spruche ist das von August Schleicher mitgeteilte (Volkstümliches aus Svnne-<lb/> berg. Weimar, 1858. S. 110, 3):<lb/><lg xml:id="POEMID_56" type="poem"><l/></lg></note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0374]
Deutsche Ruiderlieder und Aindevspiele
Als sie das gehört, sei ihr das Gefäß entfallen, worauf beide auf Nimmerwieder¬
sehen davongegangen seien, schreiend:
Gewiß ist, wie die ganze Erzählung unvollständig, bruchstückartig erscheint, auch
dies Verschen nur ein Rest eines ursprünglich vollständigern Ganzen. Beides wird
auch durch die Mannigfaltigkeit der Überlieferung bestätigt.
Ein Wirt, so lautet nämlich eine andre/) dessen Bier immer auffällig früh
alle wurde, hatte neues aus der Stadt geholt, und wie er am Jagelberg bei
Schleswig vorüberfährt, wo ein Riesengrab ist, hört er ganz jämmerlich darin
schreien:'
Erschreckt erzählt ers zu Hause, da kommt ein Unterirdischer ans dem Wirtskeller
heraufgesprungen:
Endlich noch anderswo in der Nähe kennt man bloß den Vers:
Trotz der Verschiedenheit der Namen und der damit verbundnen Sage zeigt
doch die Gleichmäßigkeit der Formen wie der Personen deutlich, was hier das Feste
und Ältere und was das Wandelbare ist. Die Gestalt des Kobolds bildet das
Band mit den süddeutschen Versehen, die Aussage eines Todes das mit den mittel¬
deutschen, Tonfall aber und Satzfvrm mit beiden. Schade uur, daß es offenbar
ein Bruchstück ist, sodaß wir nicht wissen können, ob dieser Eises oder Pingel trotz
seiner andern, gütigen Koboldsart nicht noch andre Merkmale, sei es mit dem
schwäbischen Lonze oder dem schweizerischen Luuzi gemeinsam gehabt hat.
Sicher ist, daß diese Merkmale — ich will mich dabei aber der Kürze wegen
auf den Luuzi beschränken — sich mehrfach ebenfalls in Norddeutschland erhalten
haben, z. B. freilich mißbraucht und arg entstellt in dem häßlichen Spruche im
Anhaltischen:-)
Ncidhnrt von Reuenthal, der Bauerndichter des dreizehnten Jahrhunderts,
schildert uns oft den garstigen Zank zwischen Mutter und Tochter, wenn diese zum
Tanz unter die Dorflinde will und die Alte mit dem Besen es wehrt. Ein solches
widerspenstiges Bauernmädchen mag zuerst so im Groll gegen die eifrige Mutter'')
-) Ebenda S. 291, Ur. 399.
2
) Wegener 1051.
->) Auf die Schivicgcrmnttcr umgewandt bei Frischbier 882 und Wegener 550. Noch anders
und bemerkenswert auch durch die in der ersten Zeile bewahrte Übereinstimmung mit dein
schweizerischen Spruche ist das von August Schleicher mitgeteilte (Volkstümliches aus Svnne-
berg. Weimar, 1858. S. 110, 3):
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