Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Drittes Vierteljahr.Die Aufteilung Afrikas wurde. Suaheli und Araber gingen selbst ins Innere, von den Weniamwesi, Der Aufschwung des Sansibargebiets lenkte auch die Aufmerksamkeit Europas Im Jahre 1822 erlangte England von Said Said das erste Sklaven¬ Die Aufteilung Afrikas wurde. Suaheli und Araber gingen selbst ins Innere, von den Weniamwesi, Der Aufschwung des Sansibargebiets lenkte auch die Aufmerksamkeit Europas Im Jahre 1822 erlangte England von Said Said das erste Sklaven¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0363" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/231533"/> <fw type="header" place="top"> Die Aufteilung Afrikas</fw><lb/> <p xml:id="ID_1159" prev="#ID_1158"> wurde. Suaheli und Araber gingen selbst ins Innere, von den Weniamwesi,<lb/> einem gebornen Handelsvolke, erhielten sie 1830 eine Station im Innern,<lb/> Tabom, angewiesen. Damit war der Zusammenhang zwischen Küste und<lb/> Jnnern wiederhergestellt. Während bis dahin nur die Nyassaländer und Mo-<lb/> zambique Sklaven exportiert hatten, wurde nun auch das äquatoriale Ostafrika<lb/> in den Bereich dieses Handels gezogen. Das Arabertum nahm mit der Zu¬<lb/> nahme des Wohlstands einen kräftigen Ausschwung. Die Sansibarküste gewann<lb/> durch Plantageubau und Sklavenhandel von neuem auch das Interesse des<lb/> Stammlandes. Es begann wieder ein lebhafter Verkehr zwischen Arabien und<lb/> Indien nach der Sansibarküste, in der durch Einwanderung die durch Kriege<lb/> geschwächte arabische Bevölkerung schnell wuchs. Damit regte sich auch das<lb/> politische Interesse des Stammlandes. Die Imaus von Maskat betrachteten<lb/> sich seit jeher als die Herren des gesamten Sansibargebiets, an der Macht der<lb/> arabischen Adelsgeschlechter aber waren ihre Ansprüche gescheitert. Erst Said<lb/> Said, der 1806 als sechzehnjähriger Jüngling den Thron der Abu Saids be¬<lb/> stiegen hatte, vermochte es, seinem Reiche festere Formen zu geben. Er brach<lb/> den Trotz der rebellischen Städte an der afrikanischen Küste, die selbständige<lb/> Republiken sein wollten. 1837 bekam er Sansibar in seine Gewalt, und dahin<lb/> verlegte er 1840 auch seine Residenz. Es hat ihm jedenfalls der Plan eines<lb/> großen Reichs auf dem ostafrikanischen Festlande vorgeschwebt. Aber die Weit-<lb/> schichtigkeit seines Reichs und die Kämpfe, die er von Maskat aus mit den<lb/> Persern zu führen hatte, hinderten ihn, diesen Plan zur Ausführung zu<lb/> bringen. Als er 1856 starb, teilten sich zwei von seinen Söhnen in das Reich,<lb/> Said Sumi bestieg den Thron von Maskat, Said Medjit den von Sansibar,<lb/> als nomineller Lehnsmann seines Bruders.</p><lb/> <p xml:id="ID_1160"> Der Aufschwung des Sansibargebiets lenkte auch die Aufmerksamkeit Europas<lb/> wieder nach dem stillen Winkel. Um die Wende des Jahrhunderts begann die<lb/> Antisklavereibewcgung praktische Erfolge zu zeitigen. Die englische Gesetzgebung<lb/> hat sich lange Zeit gesträubt, deu Sklavenhandel zu verbieten. Im Jahre 1807<lb/> wurde in London das erste Gesetz gegen den Sklavenhandel beschlossen, aber<lb/> der Erfolg war nicht vollkommen. England sandte seine Kaperkreuzer überall<lb/> hin, so auch nach Ostafrika. Die Erfolge, die auf diesem Gebiete der Humanität<lb/> erzielt wurden, sind nicht sehr groß. Auch heute ist der Sklavenhandel trotz<lb/> vieler Vertrüge und Gegenmaßregeln in Afrika und im Orient noch sehr in<lb/> Blüte. Dagegen hat England einen andern Vorteil aus der Antisklaverei-<lb/> bewegung gezogen: es hat im Laufe der Zeit gelernt, diesen humanen Stand-<lb/> Punkt für politische Zwecke zu verwenden und sich unter dem Vorwande, der<lb/> Menschlichkeit zu dienen, in die Angelegenheiten orientalischer Staaten einzu¬<lb/> mischen: seiner „Humanität" verdankt England Sansibar und Ägypten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1161" next="#ID_1162"> Im Jahre 1822 erlangte England von Said Said das erste Sklaven¬<lb/> handelsverbot und ließ seine Schiffe an der Küste kreuzen. Diese Erschwerung</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0363]
Die Aufteilung Afrikas
wurde. Suaheli und Araber gingen selbst ins Innere, von den Weniamwesi,
einem gebornen Handelsvolke, erhielten sie 1830 eine Station im Innern,
Tabom, angewiesen. Damit war der Zusammenhang zwischen Küste und
Jnnern wiederhergestellt. Während bis dahin nur die Nyassaländer und Mo-
zambique Sklaven exportiert hatten, wurde nun auch das äquatoriale Ostafrika
in den Bereich dieses Handels gezogen. Das Arabertum nahm mit der Zu¬
nahme des Wohlstands einen kräftigen Ausschwung. Die Sansibarküste gewann
durch Plantageubau und Sklavenhandel von neuem auch das Interesse des
Stammlandes. Es begann wieder ein lebhafter Verkehr zwischen Arabien und
Indien nach der Sansibarküste, in der durch Einwanderung die durch Kriege
geschwächte arabische Bevölkerung schnell wuchs. Damit regte sich auch das
politische Interesse des Stammlandes. Die Imaus von Maskat betrachteten
sich seit jeher als die Herren des gesamten Sansibargebiets, an der Macht der
arabischen Adelsgeschlechter aber waren ihre Ansprüche gescheitert. Erst Said
Said, der 1806 als sechzehnjähriger Jüngling den Thron der Abu Saids be¬
stiegen hatte, vermochte es, seinem Reiche festere Formen zu geben. Er brach
den Trotz der rebellischen Städte an der afrikanischen Küste, die selbständige
Republiken sein wollten. 1837 bekam er Sansibar in seine Gewalt, und dahin
verlegte er 1840 auch seine Residenz. Es hat ihm jedenfalls der Plan eines
großen Reichs auf dem ostafrikanischen Festlande vorgeschwebt. Aber die Weit-
schichtigkeit seines Reichs und die Kämpfe, die er von Maskat aus mit den
Persern zu führen hatte, hinderten ihn, diesen Plan zur Ausführung zu
bringen. Als er 1856 starb, teilten sich zwei von seinen Söhnen in das Reich,
Said Sumi bestieg den Thron von Maskat, Said Medjit den von Sansibar,
als nomineller Lehnsmann seines Bruders.
Der Aufschwung des Sansibargebiets lenkte auch die Aufmerksamkeit Europas
wieder nach dem stillen Winkel. Um die Wende des Jahrhunderts begann die
Antisklavereibewcgung praktische Erfolge zu zeitigen. Die englische Gesetzgebung
hat sich lange Zeit gesträubt, deu Sklavenhandel zu verbieten. Im Jahre 1807
wurde in London das erste Gesetz gegen den Sklavenhandel beschlossen, aber
der Erfolg war nicht vollkommen. England sandte seine Kaperkreuzer überall
hin, so auch nach Ostafrika. Die Erfolge, die auf diesem Gebiete der Humanität
erzielt wurden, sind nicht sehr groß. Auch heute ist der Sklavenhandel trotz
vieler Vertrüge und Gegenmaßregeln in Afrika und im Orient noch sehr in
Blüte. Dagegen hat England einen andern Vorteil aus der Antisklaverei-
bewegung gezogen: es hat im Laufe der Zeit gelernt, diesen humanen Stand-
Punkt für politische Zwecke zu verwenden und sich unter dem Vorwande, der
Menschlichkeit zu dienen, in die Angelegenheiten orientalischer Staaten einzu¬
mischen: seiner „Humanität" verdankt England Sansibar und Ägypten.
Im Jahre 1822 erlangte England von Said Said das erste Sklaven¬
handelsverbot und ließ seine Schiffe an der Küste kreuzen. Diese Erschwerung
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