Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Drittes Vierteljahr.Kritische Studien zu Fürst Bismarcks Gedanken und Erinnerungen des hochseligen Herrn," natürlich, um den Übeln Eindruck zu verwischen, den 5) Bei Busch nennt er namentlich Roggenbach, ^Jo lüvvayg n^s ->, took III, 244. Vom "Oberhaus" spricht der Kronprinz mich unter dem 18. und 27. Oktober, was von Dalwigk beantragt werden sollte, aber an Bauern scheiterte, 29. Oktober. 1. November. Auch von "Reichsministern" war gleichzeitig die Rede. ") Busch I, 484 (vom 27. November), vgl. III, 2S0, vgl. die Abhandlung Treitschkes
vom 7. Dezember über die Verträge mit den Südstaaten, Deutsche Kämpfe I", 392 ff. Wenn Bismarck im Jmmediatbericht sagt: "In Versailles haben Erörterungen und Meinungsverschieden¬ heiten zwischen Sr. Königlichen Hoheit und mir über die künftige Verfassung Deutschlands nicht mehr stattgefunden," so widerspricht dies schon seinen eignen unverdächtigen oben mitgeteilten Äußerungen. Ob freilich die Besprechung mit dein Kronprinzen wirklich auf den 16. November trifft, ist sehr zweifelhaft, da Bismarck seit dem 14. unwohl war; eine Gelegenheit hätte sich vorher am 13. bei der königlichen Tafel geboten. Busch I, 394. 398. 406. 393. H. Kohls BiSmarckrcgesten sind hier unvollständig. Kritische Studien zu Fürst Bismarcks Gedanken und Erinnerungen des hochseligen Herrn," natürlich, um den Übeln Eindruck zu verwischen, den 5) Bei Busch nennt er namentlich Roggenbach, ^Jo lüvvayg n^s ->, took III, 244. Vom „Oberhaus" spricht der Kronprinz mich unter dem 18. und 27. Oktober, was von Dalwigk beantragt werden sollte, aber an Bauern scheiterte, 29. Oktober. 1. November. Auch von „Reichsministern" war gleichzeitig die Rede. ") Busch I, 484 (vom 27. November), vgl. III, 2S0, vgl. die Abhandlung Treitschkes
vom 7. Dezember über die Verträge mit den Südstaaten, Deutsche Kämpfe I", 392 ff. Wenn Bismarck im Jmmediatbericht sagt: „In Versailles haben Erörterungen und Meinungsverschieden¬ heiten zwischen Sr. Königlichen Hoheit und mir über die künftige Verfassung Deutschlands nicht mehr stattgefunden," so widerspricht dies schon seinen eignen unverdächtigen oben mitgeteilten Äußerungen. Ob freilich die Besprechung mit dein Kronprinzen wirklich auf den 16. November trifft, ist sehr zweifelhaft, da Bismarck seit dem 14. unwohl war; eine Gelegenheit hätte sich vorher am 13. bei der königlichen Tafel geboten. Busch I, 394. 398. 406. 393. H. Kohls BiSmarckrcgesten sind hier unvollständig. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0311" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/231481"/> <fw type="header" place="top"> Kritische Studien zu Fürst Bismarcks Gedanken und Erinnerungen</fw><lb/> <p xml:id="ID_979" prev="#ID_978" next="#ID_980"> des hochseligen Herrn," natürlich, um den Übeln Eindruck zu verwischen, den<lb/> diese Angabe des Tagebuchs besonders in Bayern machen mußte; aber in der<lb/> Einleitung spricht er wieder von den „zu weit gesteckten Zielen und der Ge¬<lb/> waltsamkeit der Mittel, die Sr. Königlichen Hoheit von politischen Ratgebern<lb/> zweifelhafter Befähigung empfohlen waren." ^) Obwohl nun der Kronprinz in<lb/> der Zeit jener ersten Unterredungen in sein Tagebuch von solchen Absichten<lb/> nichts eingetragen hat, so beweisen doch spätere Eintragungen, daß ihm der¬<lb/> artige Gedanken noch in Versailles nicht fremd gewesen sind. Am 3. November<lb/> bemerkte er mit Bezug auf eine Äußerung Delbrücks, man könne Bayern nicht<lb/> mit Gewalt zum Eintritt zwingen: „Ich behaupte, daß wir uns unsrer Macht<lb/> gar nicht bewußt sind, folglich in dem gegenwärtigen weltgeschichtlichen Augen¬<lb/> blicke das, was wir ernstlich wollen, auch zweifellos können." Am 16. No¬<lb/> vember verzeichnet er aus einem Gespräch mit Bismarck: dieser habe gesagt,<lb/> man könne den Süddeutschen nicht drohen, weil das sie Österreich in die Arme<lb/> treiben würde, er aber habe erwidert, Gewalt sei gar uicht nötig; die in Ver¬<lb/> sailles anwesenden deutschen Fürsten möchten nur den Kaiser proklamieren und<lb/> eine Verfassung mit Oberhaus genehmigen, einer solchen Pression könnten die<lb/> Könige ^von Bayern, Sachsen und Württembergs nicht widerstehn, worauf nun<lb/> wieder Bismarck sich mit dem Willen des Königs Wilhelm gedeckt habe.^)<lb/> Mit dem bayrischen Vertrage war der Kronprinz genau so unzufrieden wie<lb/> die große Mehrheit der politisch Denkenden in Norddeutschland; es sei damit,<lb/> sagte er nachher, wie Bucher erzählt hat, zu Bismarck, „doch zu wenig erreicht<lb/> worden. Nach so großen Erfolgen hätte man mehr verlangen müssen. Ja,<lb/> aber wie sollte man das Verlangen durchsetzen? habe der Chef gefragt. Nun,<lb/> man muß sie zwingen, sei die Antwort des Kronprinzen gewesen. »Dann<lb/> kann ich, habe der Kanzler entgegnet, Ew. Königlichen Hoheit nur empfehlen,<lb/> damit anzufangen, daß Sie die bayrischen Armeekorps hier entwaffnen,« was<lb/> natürlich ironisch gemeint war."^) Einen gewissen Druck hat also unter Um¬<lb/> ständen der Kronprinz noch in Versailles anwenden wollen, freilich hier wohl</p><lb/> <note xml:id="FID_104" place="foot"> 5) Bei Busch nennt er namentlich Roggenbach, ^Jo lüvvayg n^s ->, took III, 244.</note><lb/> <note xml:id="FID_105" place="foot"> Vom „Oberhaus" spricht der Kronprinz mich unter dem 18. und 27. Oktober, was von<lb/> Dalwigk beantragt werden sollte, aber an Bauern scheiterte, 29. Oktober. 1. November. Auch<lb/> von „Reichsministern" war gleichzeitig die Rede.</note><lb/> <note xml:id="FID_106" place="foot"> ") Busch I, 484 (vom 27. November), vgl. III, 2S0, vgl. die Abhandlung Treitschkes<lb/> vom 7. Dezember über die Verträge mit den Südstaaten, Deutsche Kämpfe I", 392 ff. Wenn<lb/> Bismarck im Jmmediatbericht sagt: „In Versailles haben Erörterungen und Meinungsverschieden¬<lb/> heiten zwischen Sr. Königlichen Hoheit und mir über die künftige Verfassung Deutschlands nicht<lb/> mehr stattgefunden," so widerspricht dies schon seinen eignen unverdächtigen oben mitgeteilten<lb/> Äußerungen. Ob freilich die Besprechung mit dein Kronprinzen wirklich auf den 16. November<lb/> trifft, ist sehr zweifelhaft, da Bismarck seit dem 14. unwohl war; eine Gelegenheit hätte sich<lb/> vorher am 13. bei der königlichen Tafel geboten. Busch I, 394. 398. 406. 393. H. Kohls<lb/> BiSmarckrcgesten sind hier unvollständig.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0311]
Kritische Studien zu Fürst Bismarcks Gedanken und Erinnerungen
des hochseligen Herrn," natürlich, um den Übeln Eindruck zu verwischen, den
diese Angabe des Tagebuchs besonders in Bayern machen mußte; aber in der
Einleitung spricht er wieder von den „zu weit gesteckten Zielen und der Ge¬
waltsamkeit der Mittel, die Sr. Königlichen Hoheit von politischen Ratgebern
zweifelhafter Befähigung empfohlen waren." ^) Obwohl nun der Kronprinz in
der Zeit jener ersten Unterredungen in sein Tagebuch von solchen Absichten
nichts eingetragen hat, so beweisen doch spätere Eintragungen, daß ihm der¬
artige Gedanken noch in Versailles nicht fremd gewesen sind. Am 3. November
bemerkte er mit Bezug auf eine Äußerung Delbrücks, man könne Bayern nicht
mit Gewalt zum Eintritt zwingen: „Ich behaupte, daß wir uns unsrer Macht
gar nicht bewußt sind, folglich in dem gegenwärtigen weltgeschichtlichen Augen¬
blicke das, was wir ernstlich wollen, auch zweifellos können." Am 16. No¬
vember verzeichnet er aus einem Gespräch mit Bismarck: dieser habe gesagt,
man könne den Süddeutschen nicht drohen, weil das sie Österreich in die Arme
treiben würde, er aber habe erwidert, Gewalt sei gar uicht nötig; die in Ver¬
sailles anwesenden deutschen Fürsten möchten nur den Kaiser proklamieren und
eine Verfassung mit Oberhaus genehmigen, einer solchen Pression könnten die
Könige ^von Bayern, Sachsen und Württembergs nicht widerstehn, worauf nun
wieder Bismarck sich mit dem Willen des Königs Wilhelm gedeckt habe.^)
Mit dem bayrischen Vertrage war der Kronprinz genau so unzufrieden wie
die große Mehrheit der politisch Denkenden in Norddeutschland; es sei damit,
sagte er nachher, wie Bucher erzählt hat, zu Bismarck, „doch zu wenig erreicht
worden. Nach so großen Erfolgen hätte man mehr verlangen müssen. Ja,
aber wie sollte man das Verlangen durchsetzen? habe der Chef gefragt. Nun,
man muß sie zwingen, sei die Antwort des Kronprinzen gewesen. »Dann
kann ich, habe der Kanzler entgegnet, Ew. Königlichen Hoheit nur empfehlen,
damit anzufangen, daß Sie die bayrischen Armeekorps hier entwaffnen,« was
natürlich ironisch gemeint war."^) Einen gewissen Druck hat also unter Um¬
ständen der Kronprinz noch in Versailles anwenden wollen, freilich hier wohl
5) Bei Busch nennt er namentlich Roggenbach, ^Jo lüvvayg n^s ->, took III, 244.
Vom „Oberhaus" spricht der Kronprinz mich unter dem 18. und 27. Oktober, was von
Dalwigk beantragt werden sollte, aber an Bauern scheiterte, 29. Oktober. 1. November. Auch
von „Reichsministern" war gleichzeitig die Rede.
") Busch I, 484 (vom 27. November), vgl. III, 2S0, vgl. die Abhandlung Treitschkes
vom 7. Dezember über die Verträge mit den Südstaaten, Deutsche Kämpfe I", 392 ff. Wenn
Bismarck im Jmmediatbericht sagt: „In Versailles haben Erörterungen und Meinungsverschieden¬
heiten zwischen Sr. Königlichen Hoheit und mir über die künftige Verfassung Deutschlands nicht
mehr stattgefunden," so widerspricht dies schon seinen eignen unverdächtigen oben mitgeteilten
Äußerungen. Ob freilich die Besprechung mit dein Kronprinzen wirklich auf den 16. November
trifft, ist sehr zweifelhaft, da Bismarck seit dem 14. unwohl war; eine Gelegenheit hätte sich
vorher am 13. bei der königlichen Tafel geboten. Busch I, 394. 398. 406. 393. H. Kohls
BiSmarckrcgesten sind hier unvollständig.
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