Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Drittes Vierteljahr.Der Großvater Es war nicht zu verwundern, das; er unter diesen Umständen fast den Mut Selbst um Anschlägen gegen das Leben des Großvaters fehlte es nicht. Er Aber der Kampf gegen diese gefährlichen Gesellen hatte allmählich doch Erfolg. Der Großvater Es war nicht zu verwundern, das; er unter diesen Umständen fast den Mut Selbst um Anschlägen gegen das Leben des Großvaters fehlte es nicht. Er Aber der Kampf gegen diese gefährlichen Gesellen hatte allmählich doch Erfolg. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0188" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/231358"/> <fw type="header" place="top"> Der Großvater</fw><lb/> <p xml:id="ID_587"> Es war nicht zu verwundern, das; er unter diesen Umständen fast den Mut<lb/> verlor. Es war eine verzweifelte Lage. Er stand ganz allein, ohne Unterstützung<lb/> von den Behörden, gehaßt von allen Seiten, bedroht an seinem Leben und Ver¬<lb/> mögen. Es gehörte großer Mut dazu, trotz alledem den Kampf fortzusetzen. Ihm<lb/> wurden Brandbriefe auf Brandbriefe zugesandt. Zweimal wurde in der Nähe der<lb/> großväterlichen Wohnung Feuer angelegt, das ihm wohl Verluste verursachte, aber<lb/> keinen größern Schaden machte. Als die Bedrohung seines eignen Besitzes nichts<lb/> fruchtete, erklärte» die Diebsbandeu, sie würde« die herrschaftliche „Heide," eine<lb/> Waldung von mehr als 30 000 Morgen, an allen Ecken anzünden. Es herrschte<lb/> in jenem Sommer gerade eine beispiellose Trockenheit, und man ging keine Nacht<lb/> zu Bett, ohne das Schlimmste zu befürchte». Denn um den gefährlichsten Stellen<lb/> wurde fortwährend Feuer augelegt, und es war schon zu kleinen Brander gekommen,<lb/> ohne daß die Bösewichter ihr Vorhaben hätten völlig ausführen können. Einmal<lb/> waren sogar an neunzehn Stellen zu derselben Zeit bedeutende Kohlenlager und<lb/> Klafterholzschläge in Brand gesteckt worden. Glücklicherweise sprang auch damals<lb/> wieder, wie schon mehrfach vorher, der Wind, der lauge in derselben Richtung gekocht<lb/> hatte, um, und die Holzrciser, die die Kerle hinter dein Wind angesteckt hatten, konnten<lb/> infolgedessen gelöscht werden. Oft waren die Brände eine halbe Meile, ja weiter<lb/> entfernt; trotzdessen gelang es immer, dem Feuer Einhalt zu thun.</p><lb/> <p xml:id="ID_588"> Selbst um Anschlägen gegen das Leben des Großvaters fehlte es nicht. Er<lb/> fuhr deshalb niemals ohne seinen Säbel zu größern Fahrten aus. Einmal kommt<lb/> er auf einer seiner Amtsfahrten durch einen dichten Wald. An einer Stelle, wo<lb/> der Weg so schlecht war, daß man nur im Schritt fahren konnte, wenn man nicht<lb/> den Wagen zertrümmern lassen wollte, bemerkt er plötzlich, daß neben ihm im Ge¬<lb/> büsch ein Mensch auf ihn anlegt, dann wieder die Flinte absetzt und dem Wagen<lb/> im Gebüsch folgt, um besser zum Schuß zu kommen. Schußwaffen hatte der Gro߬<lb/> vater nicht bei sich. Es blieb ihn: also nichts übrig, als still sitzen zu bleiben und<lb/> zu wurden, ob ihm nicht im nächsten Augenblick eine Kugel um die Ohren sausen<lb/> würde. Damit der Wilddieb nicht merkte, daß er beobachtet wurde, befahl der<lb/> Großvater leise dem Kutscher, sich nicht umzusehen, dagegen ganz genau auf das zu<lb/> hören, was er ihm sage. Dann gab er ihm die Anweisung, ruhig im Schritt weiter zu<lb/> fahren. Sobald aber die Strecke schlechten Wegs vorüber sei, sollte er auf die<lb/> Pferde einsamen, so sehr er könne. Die nächstfolgenden Minuten erschienen dem<lb/> Großvater wie eine Ewigkeit. Endlich war die bezeichnete Stelle im Walde er¬<lb/> reicht, der Kutscher ließ seine Pferde davonrasen, und der verblüffte Wilddieb hatte<lb/> das Nachsehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_589" next="#ID_590"> Aber der Kampf gegen diese gefährlichen Gesellen hatte allmählich doch Erfolg.<lb/> Dem Großvater gelang es, immer mehr Wilddiebe und Räuber zu verhaften. Einen<lb/> unheimlichen Menschen Namens Trotzer hatte man z. B. schon lange im Verdacht<lb/> gehabt, daß er ein Führer der Banden wäre, aber man konnte ihm nichts nach¬<lb/> weisen; Haussuchungen waren erfolglos geblieben. Der Großvater erneute sie, aber<lb/> Trotzer machte seinem Namen Ehre. Trotzig, frech und höhnisch lehnte er an der<lb/> Thür und sah den suchenden Gendarmen zu. Mau konnte nichts finden. Aber als der<lb/> Großvater schon wieder gehn wollte, merkte er beim Klopfen an der Wand einen Unter¬<lb/> schied im Klang. Trotzer verfärbte sich. Schnell ließ der Großvater die Gendarmen<lb/> weiter nachsuchen. Es fand sich ein Hohlraum hinter dem Bette in der Wand, in der<lb/> eine Flinte und Zubehör versteckt wnreu. Der Verdacht, der schon lange auf Trvtzer ge¬<lb/> lastet hatte, wurde dadurch bestätigt, und er konnte in Haft genommen werden. Gleich<lb/> ihm kamen die hauptsächlichsten Wilderer und Räuber ins Zuchthaus; die übrigen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0188]
Der Großvater
Es war nicht zu verwundern, das; er unter diesen Umständen fast den Mut
verlor. Es war eine verzweifelte Lage. Er stand ganz allein, ohne Unterstützung
von den Behörden, gehaßt von allen Seiten, bedroht an seinem Leben und Ver¬
mögen. Es gehörte großer Mut dazu, trotz alledem den Kampf fortzusetzen. Ihm
wurden Brandbriefe auf Brandbriefe zugesandt. Zweimal wurde in der Nähe der
großväterlichen Wohnung Feuer angelegt, das ihm wohl Verluste verursachte, aber
keinen größern Schaden machte. Als die Bedrohung seines eignen Besitzes nichts
fruchtete, erklärte» die Diebsbandeu, sie würde« die herrschaftliche „Heide," eine
Waldung von mehr als 30 000 Morgen, an allen Ecken anzünden. Es herrschte
in jenem Sommer gerade eine beispiellose Trockenheit, und man ging keine Nacht
zu Bett, ohne das Schlimmste zu befürchte». Denn um den gefährlichsten Stellen
wurde fortwährend Feuer augelegt, und es war schon zu kleinen Brander gekommen,
ohne daß die Bösewichter ihr Vorhaben hätten völlig ausführen können. Einmal
waren sogar an neunzehn Stellen zu derselben Zeit bedeutende Kohlenlager und
Klafterholzschläge in Brand gesteckt worden. Glücklicherweise sprang auch damals
wieder, wie schon mehrfach vorher, der Wind, der lauge in derselben Richtung gekocht
hatte, um, und die Holzrciser, die die Kerle hinter dein Wind angesteckt hatten, konnten
infolgedessen gelöscht werden. Oft waren die Brände eine halbe Meile, ja weiter
entfernt; trotzdessen gelang es immer, dem Feuer Einhalt zu thun.
Selbst um Anschlägen gegen das Leben des Großvaters fehlte es nicht. Er
fuhr deshalb niemals ohne seinen Säbel zu größern Fahrten aus. Einmal kommt
er auf einer seiner Amtsfahrten durch einen dichten Wald. An einer Stelle, wo
der Weg so schlecht war, daß man nur im Schritt fahren konnte, wenn man nicht
den Wagen zertrümmern lassen wollte, bemerkt er plötzlich, daß neben ihm im Ge¬
büsch ein Mensch auf ihn anlegt, dann wieder die Flinte absetzt und dem Wagen
im Gebüsch folgt, um besser zum Schuß zu kommen. Schußwaffen hatte der Gro߬
vater nicht bei sich. Es blieb ihn: also nichts übrig, als still sitzen zu bleiben und
zu wurden, ob ihm nicht im nächsten Augenblick eine Kugel um die Ohren sausen
würde. Damit der Wilddieb nicht merkte, daß er beobachtet wurde, befahl der
Großvater leise dem Kutscher, sich nicht umzusehen, dagegen ganz genau auf das zu
hören, was er ihm sage. Dann gab er ihm die Anweisung, ruhig im Schritt weiter zu
fahren. Sobald aber die Strecke schlechten Wegs vorüber sei, sollte er auf die
Pferde einsamen, so sehr er könne. Die nächstfolgenden Minuten erschienen dem
Großvater wie eine Ewigkeit. Endlich war die bezeichnete Stelle im Walde er¬
reicht, der Kutscher ließ seine Pferde davonrasen, und der verblüffte Wilddieb hatte
das Nachsehen.
Aber der Kampf gegen diese gefährlichen Gesellen hatte allmählich doch Erfolg.
Dem Großvater gelang es, immer mehr Wilddiebe und Räuber zu verhaften. Einen
unheimlichen Menschen Namens Trotzer hatte man z. B. schon lange im Verdacht
gehabt, daß er ein Führer der Banden wäre, aber man konnte ihm nichts nach¬
weisen; Haussuchungen waren erfolglos geblieben. Der Großvater erneute sie, aber
Trotzer machte seinem Namen Ehre. Trotzig, frech und höhnisch lehnte er an der
Thür und sah den suchenden Gendarmen zu. Mau konnte nichts finden. Aber als der
Großvater schon wieder gehn wollte, merkte er beim Klopfen an der Wand einen Unter¬
schied im Klang. Trotzer verfärbte sich. Schnell ließ der Großvater die Gendarmen
weiter nachsuchen. Es fand sich ein Hohlraum hinter dem Bette in der Wand, in der
eine Flinte und Zubehör versteckt wnreu. Der Verdacht, der schon lange auf Trvtzer ge¬
lastet hatte, wurde dadurch bestätigt, und er konnte in Haft genommen werden. Gleich
ihm kamen die hauptsächlichsten Wilderer und Räuber ins Zuchthaus; die übrigen
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |