Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Zweites Vierteljahr.Der Bernstein als Ttoff für das Kunstgewerbe Obgleich der Deutsche Orden allem Anschein nach das Emporkommen In der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts wird als Hofbern¬ DaS Folgende hauptsächlich nach den Hofrechnungen im Königsocrger Staatsarchiv.
Der Bernstein als Ttoff für das Kunstgewerbe Obgleich der Deutsche Orden allem Anschein nach das Emporkommen In der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts wird als Hofbern¬ DaS Folgende hauptsächlich nach den Hofrechnungen im Königsocrger Staatsarchiv.
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Der Bernstein als Ttoff für das Kunstgewerbe
Obgleich der Deutsche Orden allem Anschein nach das Emporkommen
einer einheimischen Bernsteinindnstrie in Preußen — um den Anreiz zum
Stranddiebstahl und Unterschleif nicht zu vergrößern — offenbar von Anfang
an nicht begünstigt und später sogar zu verhindern gesucht hat, so hat er
doch die kunstgewerbliche Verwendung des kostbaren Stoffs sicher gefördert.
Arbeiten aus Bernstein waren nicht nur für die Hofhaltung des Hochmeisters,
sondern auch als Geschenke für angesehene Personen beliebt. So berichtet uns
das unter dem Namen Treßlerbuch erhaltne Ausgabenbuch des Ordens aus
den Jahren 1399 und 1400 von den kunstvollen Arbeiten eines in Königs¬
berg lebenden Bernsteinschneiders, des Meisters Johann; es ist dies der älteste
mit Namen überlieferte Bernsteinarbeiter Preußens. Er arbeitete für den
Hochmeister hauptsächlich Tafeln, d. h. geschnittne Bilder verschiedner Form,
vielfach in kunstvoller Fassung von Edelmetallen. Wir hören von einem
Bernsteinbilde mit fünf Engeln, von einem solchen mit einer Veronika (Leos
Iioino), teils für den Altar in der Hauskapelle des Hochmeisters, teils zu
Anhängern an Paternoster dienend, die ebenfalls aus Bernstein (namentlich
weißem) gefertigt und oft mit Silberzieraten versehen wurden. Aber auch
weltliche Bildnisse brachte der kunstfertige Meister zustande, z. B. ein Paar
runde Tafeln „mit des Herzogen Tracht von Burgnndia." Die Rechtsnach¬
folger der Hochmeister des Deutschen Ordens, die Herzöge von Preußen ver¬
hielten sich der Verarbeitung gegenüber ebenso wie ihre Vorgänger. Sie
ließen zwar die Bildung einer Bernsteindreherzunft in Königsberg nicht zu,
hielten sich aber an ihrem Hofe zu eignem Bedarf in dieser Kunst erfahrne
Meister und erlaubten auch, daß sich Bernsteinarbeiter auf den Freiheiten,
außerhalb der Stadtmauern, als sogenannte Freimeister festsetzten.
In der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts wird als Hofbern¬
steindreher des Herzogs Albrecht und seines Sohnes Albrecht Friedrich Stenzel
Schmid genannt.") Gleichzeitig mit ihm treten noch mehrere Bernsteindreher¬
namen auf, Michel Fischer, Kasimir Zweck und insbesondre Hans Klingen¬
berg auf dem Roßgarten, der ein sehr tüchtiger Meister seines Fachs gewesen
sein muß und 1593 bis 1625 genannt wird. Zur schnellern Erledigung einer
ihm von den preußischen Negimentsrüten übertragnen Arbeit giebt Klingen¬
berg 1595 einen Teil davon an einen Elbinger Bernsteindreher, Georg
Nopart, ab. Sehr mannigfaltig ist das Verzeichnis der von diesen Meistern
gefertigten Arbeiten; am häufigsten werden genannt: Herzchen, Paternoster,
Leuchter, Peitschen, Pfeifen, Knöpfe, Salzfässer und als besondres, teils für
den Sport, teils in medizinischer Rücksicht geschätztes Landesprodukt: in Bern¬
stein gefaßte Elensklauen. Am Anfange des siebzehnten Jahrhunderts mehrte
sich die Zahl der Bernsteinarbeiter bedeutend; es sind vor der Errichtung der
Drehcrzunft in Königsberg (1644) sehr viele nebst ihren gefertigten Arbeiten
DaS Folgende hauptsächlich nach den Hofrechnungen im Königsocrger Staatsarchiv.
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