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Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Zweites Vierteljahr.

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leiten, bei denen Renommisterei eine große Rolle spielte, verdienen in der Geschichte
des tollen Jahres eben der Motive halber nicht übergangen zu werden, die in
Wahrheit den Beinamen toll rechtfertigen.

In Wien war man 1848 vor allem beflissen, durch packende Titel der neuen
Gassenlitteratur Aufsehen zu erregen. So findet sich in der Sammlung, die
der Polizeipräsident, General Kempen, für seine Amtsbiblivthek anlegen ließ, eine
"Barrikadenzeitung" und "Barrikadenspäße"; "Bök bst! Warum? Volksfragen"!
"Wiener Flegel" (neue Folge des freien Bürgerworts!); "Dampfpfeife"; "Gerad
aus"! "Habt acht! Gerad aus!" "Halt! Wer da?" "Die rote Mütze"; "Der
Ohnehose"; "Der Proletarier"; "Der Rotmantel" (so nannte man die gefürchtete"
Screschcmer der Jellacieschen Armee); "Schwefeläther"; "Gegengift"; "Höllenstein";
"Satan"; "Der reisende Teufel"; "Zopf und Schwert"; "Charivari"; "Katzenmusik";
"Er mengt sich in alles"; "Die Geißel"; "Die Fuchtel"; "Der politische Esel"; "Der
politische Kellner in dem neuen Gasthause zum freien Mann"; ein als "Kaiser
Joseph" gegründetes Blatt verwandelte sich bald in den "Narreuturm" und endlich
in den "Polichinell" usw.! Natürlich gab es allerlei Demokraten, Freisinnige,
Radikale, Freiheitskämpfer, Fahnen, Farben, Patrioten, Parlamentarier, Studenten,
Österreicher, Deutsche, Slawen, Ungarn, Nationalgardisten, Jsraeliten usw. Von
vielen Blättern sagt schon der Titel genug, aber gerade die verrufensten begnügten
sich mit harmloser" Aufschriften wie "Die Konstitution," "Der Freimütige" usw.
Übrigens bezeugt die "Denkschrift über die Wiener Oktoberrevolution" von Dunbar,
daß die sogenannten schwarzgelben, d. h. die Konservativen, Gutgesinnten, Slnwen-
freuude, Ultramontanen in ihrem Auftreten um kein Haar besser und verständiger
gewesen seien als die Revolutionsfrenude; und da der Verfasser selbst sich immer als
schwarzgelber strengster Observanz giebt, kann man ihm in dem Punkte gewiß Glauben
schenken. Komisch nimmt es sich aus, daß es auch die klassischen Vertreter des ge¬
sinnungslosen vormärzlichen Philistertums angemessen gefunden hatten, politische
Larven aufzustecken, Saphir seinen "Humorist" in "Polnischer Horizont" umtaufte
und der gute Bäuerle, der nur in der Atmosphäre des Theaters und vor allem
des Theaterklatsches wirklich lebte, sich als "Österreichischer Kurier" vorstellte. Der¬
artige Verkleidungen fielen rasch ub, als im November auf die Übelgesinnten Jagd
gemacht wurde, und mancher halbvcrgessene ehrbare Titel rettete einem gefährdeten
Blatt, vielleicht auch dessen Redakteur das Leben. Viele Jonrnnlisten hatten bei¬
zeiten das Weite gesucht, mancher Gesuchte wurde wohl nicht gefunden, weil er
sein Blatt und einem Kneipnamen oder sonst einem Pseudonym gezeichnet hatte.
Stand doch auf dem "Wiener Krakehler" als Herausgeber -- Pius IX.! Dem
schwersten Schicksal, wie Robert Blum, verfielen nnr die beiden Redakteure des
"Radikalen," der Musikgelehrte Alfred Becher und Hermann Jellinek. Daß es un-
geachtet aller Vorsicht nicht immer leicht war, aus der Preßanarchie auf gesetzlichen
Boden einzulenken, bewies sogar die amtliche Wiener Zeitung, die zu Weidens Zeit
einen offenbar ans dem Sommer übrig gebliebner Aufsatz gegen den Adel als
Stand brachte, wofür der Redakteur durch seine prompte Enthebung zu büßen
holte. Die beiden Redakteure des Studenten-Kuriers retteten sich nach England,
wo sie zuerst Publizistisch thätig waren, Buchheim später als Lehrer des Deutschen,
während O. Falke (eigentlich Peter) bald nach Amerika auswanderte, sich an in¬
dustriellen Unternehmungen beteiligte, in den sechziger Jahren nach Wien zurück¬
kehrte und eine Zeit lang Abgeordneter war. Leopold Hafner, der Herausgeber
der "Konstitution," hatte im Sommer den unglücklichen Einfall, die Republik pro¬
klamieren zu "vollen, lebte dann lange Jahre im Auslande als angesehener Bericht-


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leiten, bei denen Renommisterei eine große Rolle spielte, verdienen in der Geschichte
des tollen Jahres eben der Motive halber nicht übergangen zu werden, die in
Wahrheit den Beinamen toll rechtfertigen.

In Wien war man 1848 vor allem beflissen, durch packende Titel der neuen
Gassenlitteratur Aufsehen zu erregen. So findet sich in der Sammlung, die
der Polizeipräsident, General Kempen, für seine Amtsbiblivthek anlegen ließ, eine
„Barrikadenzeitung" und „Barrikadenspäße"; „Bök bst! Warum? Volksfragen"!
„Wiener Flegel" (neue Folge des freien Bürgerworts!); „Dampfpfeife"; „Gerad
aus"! „Habt acht! Gerad aus!" „Halt! Wer da?" „Die rote Mütze"; „Der
Ohnehose"; „Der Proletarier"; „Der Rotmantel" (so nannte man die gefürchtete»
Screschcmer der Jellacieschen Armee); „Schwefeläther"; „Gegengift"; „Höllenstein";
„Satan"; „Der reisende Teufel"; „Zopf und Schwert"; „Charivari"; „Katzenmusik";
„Er mengt sich in alles"; „Die Geißel"; „Die Fuchtel"; „Der politische Esel"; „Der
politische Kellner in dem neuen Gasthause zum freien Mann"; ein als „Kaiser
Joseph" gegründetes Blatt verwandelte sich bald in den „Narreuturm" und endlich
in den „Polichinell" usw.! Natürlich gab es allerlei Demokraten, Freisinnige,
Radikale, Freiheitskämpfer, Fahnen, Farben, Patrioten, Parlamentarier, Studenten,
Österreicher, Deutsche, Slawen, Ungarn, Nationalgardisten, Jsraeliten usw. Von
vielen Blättern sagt schon der Titel genug, aber gerade die verrufensten begnügten
sich mit harmloser» Aufschriften wie „Die Konstitution," „Der Freimütige" usw.
Übrigens bezeugt die „Denkschrift über die Wiener Oktoberrevolution" von Dunbar,
daß die sogenannten schwarzgelben, d. h. die Konservativen, Gutgesinnten, Slnwen-
freuude, Ultramontanen in ihrem Auftreten um kein Haar besser und verständiger
gewesen seien als die Revolutionsfrenude; und da der Verfasser selbst sich immer als
schwarzgelber strengster Observanz giebt, kann man ihm in dem Punkte gewiß Glauben
schenken. Komisch nimmt es sich aus, daß es auch die klassischen Vertreter des ge¬
sinnungslosen vormärzlichen Philistertums angemessen gefunden hatten, politische
Larven aufzustecken, Saphir seinen „Humorist" in „Polnischer Horizont" umtaufte
und der gute Bäuerle, der nur in der Atmosphäre des Theaters und vor allem
des Theaterklatsches wirklich lebte, sich als „Österreichischer Kurier" vorstellte. Der¬
artige Verkleidungen fielen rasch ub, als im November auf die Übelgesinnten Jagd
gemacht wurde, und mancher halbvcrgessene ehrbare Titel rettete einem gefährdeten
Blatt, vielleicht auch dessen Redakteur das Leben. Viele Jonrnnlisten hatten bei¬
zeiten das Weite gesucht, mancher Gesuchte wurde wohl nicht gefunden, weil er
sein Blatt und einem Kneipnamen oder sonst einem Pseudonym gezeichnet hatte.
Stand doch auf dem „Wiener Krakehler" als Herausgeber — Pius IX.! Dem
schwersten Schicksal, wie Robert Blum, verfielen nnr die beiden Redakteure des
„Radikalen," der Musikgelehrte Alfred Becher und Hermann Jellinek. Daß es un-
geachtet aller Vorsicht nicht immer leicht war, aus der Preßanarchie auf gesetzlichen
Boden einzulenken, bewies sogar die amtliche Wiener Zeitung, die zu Weidens Zeit
einen offenbar ans dem Sommer übrig gebliebner Aufsatz gegen den Adel als
Stand brachte, wofür der Redakteur durch seine prompte Enthebung zu büßen
holte. Die beiden Redakteure des Studenten-Kuriers retteten sich nach England,
wo sie zuerst Publizistisch thätig waren, Buchheim später als Lehrer des Deutschen,
während O. Falke (eigentlich Peter) bald nach Amerika auswanderte, sich an in¬
dustriellen Unternehmungen beteiligte, in den sechziger Jahren nach Wien zurück¬
kehrte und eine Zeit lang Abgeordneter war. Leopold Hafner, der Herausgeber
der „Konstitution," hatte im Sommer den unglücklichen Einfall, die Republik pro¬
klamieren zu »vollen, lebte dann lange Jahre im Auslande als angesehener Bericht-


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[0165] Lcmootu» la^uax leiten, bei denen Renommisterei eine große Rolle spielte, verdienen in der Geschichte des tollen Jahres eben der Motive halber nicht übergangen zu werden, die in Wahrheit den Beinamen toll rechtfertigen. In Wien war man 1848 vor allem beflissen, durch packende Titel der neuen Gassenlitteratur Aufsehen zu erregen. So findet sich in der Sammlung, die der Polizeipräsident, General Kempen, für seine Amtsbiblivthek anlegen ließ, eine „Barrikadenzeitung" und „Barrikadenspäße"; „Bök bst! Warum? Volksfragen"! „Wiener Flegel" (neue Folge des freien Bürgerworts!); „Dampfpfeife"; „Gerad aus"! „Habt acht! Gerad aus!" „Halt! Wer da?" „Die rote Mütze"; „Der Ohnehose"; „Der Proletarier"; „Der Rotmantel" (so nannte man die gefürchtete» Screschcmer der Jellacieschen Armee); „Schwefeläther"; „Gegengift"; „Höllenstein"; „Satan"; „Der reisende Teufel"; „Zopf und Schwert"; „Charivari"; „Katzenmusik"; „Er mengt sich in alles"; „Die Geißel"; „Die Fuchtel"; „Der politische Esel"; „Der politische Kellner in dem neuen Gasthause zum freien Mann"; ein als „Kaiser Joseph" gegründetes Blatt verwandelte sich bald in den „Narreuturm" und endlich in den „Polichinell" usw.! Natürlich gab es allerlei Demokraten, Freisinnige, Radikale, Freiheitskämpfer, Fahnen, Farben, Patrioten, Parlamentarier, Studenten, Österreicher, Deutsche, Slawen, Ungarn, Nationalgardisten, Jsraeliten usw. Von vielen Blättern sagt schon der Titel genug, aber gerade die verrufensten begnügten sich mit harmloser» Aufschriften wie „Die Konstitution," „Der Freimütige" usw. Übrigens bezeugt die „Denkschrift über die Wiener Oktoberrevolution" von Dunbar, daß die sogenannten schwarzgelben, d. h. die Konservativen, Gutgesinnten, Slnwen- freuude, Ultramontanen in ihrem Auftreten um kein Haar besser und verständiger gewesen seien als die Revolutionsfrenude; und da der Verfasser selbst sich immer als schwarzgelber strengster Observanz giebt, kann man ihm in dem Punkte gewiß Glauben schenken. Komisch nimmt es sich aus, daß es auch die klassischen Vertreter des ge¬ sinnungslosen vormärzlichen Philistertums angemessen gefunden hatten, politische Larven aufzustecken, Saphir seinen „Humorist" in „Polnischer Horizont" umtaufte und der gute Bäuerle, der nur in der Atmosphäre des Theaters und vor allem des Theaterklatsches wirklich lebte, sich als „Österreichischer Kurier" vorstellte. Der¬ artige Verkleidungen fielen rasch ub, als im November auf die Übelgesinnten Jagd gemacht wurde, und mancher halbvcrgessene ehrbare Titel rettete einem gefährdeten Blatt, vielleicht auch dessen Redakteur das Leben. Viele Jonrnnlisten hatten bei¬ zeiten das Weite gesucht, mancher Gesuchte wurde wohl nicht gefunden, weil er sein Blatt und einem Kneipnamen oder sonst einem Pseudonym gezeichnet hatte. Stand doch auf dem „Wiener Krakehler" als Herausgeber — Pius IX.! Dem schwersten Schicksal, wie Robert Blum, verfielen nnr die beiden Redakteure des „Radikalen," der Musikgelehrte Alfred Becher und Hermann Jellinek. Daß es un- geachtet aller Vorsicht nicht immer leicht war, aus der Preßanarchie auf gesetzlichen Boden einzulenken, bewies sogar die amtliche Wiener Zeitung, die zu Weidens Zeit einen offenbar ans dem Sommer übrig gebliebner Aufsatz gegen den Adel als Stand brachte, wofür der Redakteur durch seine prompte Enthebung zu büßen holte. Die beiden Redakteure des Studenten-Kuriers retteten sich nach England, wo sie zuerst Publizistisch thätig waren, Buchheim später als Lehrer des Deutschen, während O. Falke (eigentlich Peter) bald nach Amerika auswanderte, sich an in¬ dustriellen Unternehmungen beteiligte, in den sechziger Jahren nach Wien zurück¬ kehrte und eine Zeit lang Abgeordneter war. Leopold Hafner, der Herausgeber der „Konstitution," hatte im Sommer den unglücklichen Einfall, die Republik pro¬ klamieren zu »vollen, lebte dann lange Jahre im Auslande als angesehener Bericht-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341869_230431/165>, abgerufen am 28.09.2024.