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Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Zweites Vierteljahr.

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Zur Bismarck-Litteratur

Versehen nachzuweisen, teils ganz in Rauch aufzulösen; um den Leser nicht noch
mehr zu langweilen, begnügen wir uns mit einer ganz kleinen Auslese charakte¬
ristischer Blüten aus diesem Blumenstrauß. Es wird Busch z. B. ein schwerer
Vorwurf daraus gemacht, daß er den Fürsten einmal (1863) von einem "Staats¬
rat" sprechen lasse, wo es sich uur um ein "Conseil" (der Minister, englisch council)
handelt, wo also vermutlich der Fürst selbst das von ihm sonst mit Vorliebe ge¬
brauchte Wort "Conseil" einmal ungenau übersetzt hat, was auch aus Pvschiuger,
Tischgespräche I, 99, hervorgeht; oder daß Busch 1379 den Kaiser Wilhelm an
Bismarck einen "Bericht" über die Zusammenkunft von Alexandrowo erstatten laßt,
während doch sonst nach amtlichen Brauche der Minister dem Monarchen berichte,
obwohl hier thatsächlich in Form eines Briefes ein Bericht des Kaisers gegeben
worden ist! An andern Stellen, wo Herr Liman Busch ob seiner krnsseu Unwissen-
heit tadelt, beweist er nur seine eigne mangelhafte Kenntnis, so, wenn er meint, die
Vorgeschichte des französischen Krieges 1370 liege schon so offen vor, daß man jede
von der gewöhnlichen Erzählung abweichende, daher zunächst überraschende Nach¬
richt als "Verwirrung der Begriffe" bezeichnen könnte, oder, wenn er bei der Er¬
zählung Bnschs, König Ludwig II. von Bayern habe im Februar 1871 die Krone
seinem Bruder Otto übertragen wollen, verächtlich ausruft: "Hat es je einen
größern Unsinn gegeben?" O ja, nämlich die Behauptung, daß das Unsinn sei,
denn erst jüngst hat Louise von Kobell diese Absicht des Königs ans bester Quelle
bestätigt (Deutsche Revue 1899, Januarheft S, 25 f.). Und wenn der Kritiker
zuversichtlich sagt: "Die Memoiren fBismarcksj werden ergeben, was Busch mi߬
verstanden und gelogen hat," so kann man darauf uur trocken erwidern: "Die
Gedanken und Erinnerungen haben ergeben, wie treu Busch berichtet hat." Wie
wenig genau Liman es selbst zuweilen mit der Wahrheit nimmt, beweist die gelinde
gesagt dreiste Vermutung, Busch habe wohl auch den berufnen Artikel in Schorers
Fmnilienblatt (1892) über die undankbare Behandlung Buchers durch Bismarck
verfaßt, eine Vermutung, die er selbst dem Fürsten gegenüber ohne deu Schatten
eines Beweises zu äußern sich herausnahm, und die doch geradezu der Wahrheit ius
Gesicht schlägt. Aber genug hiervon. Wir fragen jetzt: Welches Recht hatten
diese drei Kritiker, von denen zwei erst in den letzten Jahren gelegentliche Beziehungen
zu Bismarck hatten und selbst der einzige, der ihm schon vor der Entlassung nahe stand,
Dr. Schweninger, während der Zeit seiner großartigsten und fruchtbarsten Thätigkeit
noch gar nicht mit ihm in Berührung gekommen und auch später schwerlich in seine
politische Arbeit eingeweiht gewesen ist, über die Berichte eines Mannes den
Stab zu brechen, der viel länger, viel mehr und viel intimer als sie alle gerade
in der arbeitsvollsteu und kampfreichsten Zeit mit dem Kanzler nicht nur verkehrt,
ihn nicht nur ans Stunden oder Tage "interviewt," sondern mit ihm und für ihn
aufopfernd gearbeitet hat? Welchen Wert hat ihr "psychologischer" Gegenbeweis:
weil das, was wir vom Fürsten an Urteilen und Berichten, die auch bei Busch
vorkommen, gehört haben, nicht ganz mit dessen Angaben stimmt, anders gefärbt
oder gewandt ist, so hat Busch gelogen! Als ob sich diese Urteile nicht ganz anders
formen mußten mitten im Kampfe als in der rückschaueuden Betrachtung! Wenn
Herr Liman sagt: "Zu mir hat der Fürst sich so und so geäußert," so muß man
ihm entgegnen: "Zu Busch hat er früher so und so gesagt." Und warum in aller
Welt sollen wir Liman mehr glauben als Busch? Auf Schweuiugers Urteil aber
wirft es ein sonderbares Licht, wenn man weiß, daß er überhaupt nur einige
wenige male mit Busch in Friedrichsruh zusammen getroffen ist, nämlich im No¬
vember 1383, im Oktober 1883 und im Mai 1893 (Tagebuchblätter III, 160 ff.
254. 260. 333; den Schlaganfall, den Schweninger benntzt, um den Wert der


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Versehen nachzuweisen, teils ganz in Rauch aufzulösen; um den Leser nicht noch
mehr zu langweilen, begnügen wir uns mit einer ganz kleinen Auslese charakte¬
ristischer Blüten aus diesem Blumenstrauß. Es wird Busch z. B. ein schwerer
Vorwurf daraus gemacht, daß er den Fürsten einmal (1863) von einem „Staats¬
rat" sprechen lasse, wo es sich uur um ein „Conseil" (der Minister, englisch council)
handelt, wo also vermutlich der Fürst selbst das von ihm sonst mit Vorliebe ge¬
brauchte Wort „Conseil" einmal ungenau übersetzt hat, was auch aus Pvschiuger,
Tischgespräche I, 99, hervorgeht; oder daß Busch 1379 den Kaiser Wilhelm an
Bismarck einen „Bericht" über die Zusammenkunft von Alexandrowo erstatten laßt,
während doch sonst nach amtlichen Brauche der Minister dem Monarchen berichte,
obwohl hier thatsächlich in Form eines Briefes ein Bericht des Kaisers gegeben
worden ist! An andern Stellen, wo Herr Liman Busch ob seiner krnsseu Unwissen-
heit tadelt, beweist er nur seine eigne mangelhafte Kenntnis, so, wenn er meint, die
Vorgeschichte des französischen Krieges 1370 liege schon so offen vor, daß man jede
von der gewöhnlichen Erzählung abweichende, daher zunächst überraschende Nach¬
richt als „Verwirrung der Begriffe" bezeichnen könnte, oder, wenn er bei der Er¬
zählung Bnschs, König Ludwig II. von Bayern habe im Februar 1871 die Krone
seinem Bruder Otto übertragen wollen, verächtlich ausruft: „Hat es je einen
größern Unsinn gegeben?" O ja, nämlich die Behauptung, daß das Unsinn sei,
denn erst jüngst hat Louise von Kobell diese Absicht des Königs ans bester Quelle
bestätigt (Deutsche Revue 1899, Januarheft S, 25 f.). Und wenn der Kritiker
zuversichtlich sagt: „Die Memoiren fBismarcksj werden ergeben, was Busch mi߬
verstanden und gelogen hat," so kann man darauf uur trocken erwidern: „Die
Gedanken und Erinnerungen haben ergeben, wie treu Busch berichtet hat." Wie
wenig genau Liman es selbst zuweilen mit der Wahrheit nimmt, beweist die gelinde
gesagt dreiste Vermutung, Busch habe wohl auch den berufnen Artikel in Schorers
Fmnilienblatt (1892) über die undankbare Behandlung Buchers durch Bismarck
verfaßt, eine Vermutung, die er selbst dem Fürsten gegenüber ohne deu Schatten
eines Beweises zu äußern sich herausnahm, und die doch geradezu der Wahrheit ius
Gesicht schlägt. Aber genug hiervon. Wir fragen jetzt: Welches Recht hatten
diese drei Kritiker, von denen zwei erst in den letzten Jahren gelegentliche Beziehungen
zu Bismarck hatten und selbst der einzige, der ihm schon vor der Entlassung nahe stand,
Dr. Schweninger, während der Zeit seiner großartigsten und fruchtbarsten Thätigkeit
noch gar nicht mit ihm in Berührung gekommen und auch später schwerlich in seine
politische Arbeit eingeweiht gewesen ist, über die Berichte eines Mannes den
Stab zu brechen, der viel länger, viel mehr und viel intimer als sie alle gerade
in der arbeitsvollsteu und kampfreichsten Zeit mit dem Kanzler nicht nur verkehrt,
ihn nicht nur ans Stunden oder Tage „interviewt," sondern mit ihm und für ihn
aufopfernd gearbeitet hat? Welchen Wert hat ihr „psychologischer" Gegenbeweis:
weil das, was wir vom Fürsten an Urteilen und Berichten, die auch bei Busch
vorkommen, gehört haben, nicht ganz mit dessen Angaben stimmt, anders gefärbt
oder gewandt ist, so hat Busch gelogen! Als ob sich diese Urteile nicht ganz anders
formen mußten mitten im Kampfe als in der rückschaueuden Betrachtung! Wenn
Herr Liman sagt: „Zu mir hat der Fürst sich so und so geäußert," so muß man
ihm entgegnen: „Zu Busch hat er früher so und so gesagt." Und warum in aller
Welt sollen wir Liman mehr glauben als Busch? Auf Schweuiugers Urteil aber
wirft es ein sonderbares Licht, wenn man weiß, daß er überhaupt nur einige
wenige male mit Busch in Friedrichsruh zusammen getroffen ist, nämlich im No¬
vember 1383, im Oktober 1883 und im Mai 1893 (Tagebuchblätter III, 160 ff.
254. 260. 333; den Schlaganfall, den Schweninger benntzt, um den Wert der


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[0157] Zur Bismarck-Litteratur Versehen nachzuweisen, teils ganz in Rauch aufzulösen; um den Leser nicht noch mehr zu langweilen, begnügen wir uns mit einer ganz kleinen Auslese charakte¬ ristischer Blüten aus diesem Blumenstrauß. Es wird Busch z. B. ein schwerer Vorwurf daraus gemacht, daß er den Fürsten einmal (1863) von einem „Staats¬ rat" sprechen lasse, wo es sich uur um ein „Conseil" (der Minister, englisch council) handelt, wo also vermutlich der Fürst selbst das von ihm sonst mit Vorliebe ge¬ brauchte Wort „Conseil" einmal ungenau übersetzt hat, was auch aus Pvschiuger, Tischgespräche I, 99, hervorgeht; oder daß Busch 1379 den Kaiser Wilhelm an Bismarck einen „Bericht" über die Zusammenkunft von Alexandrowo erstatten laßt, während doch sonst nach amtlichen Brauche der Minister dem Monarchen berichte, obwohl hier thatsächlich in Form eines Briefes ein Bericht des Kaisers gegeben worden ist! An andern Stellen, wo Herr Liman Busch ob seiner krnsseu Unwissen- heit tadelt, beweist er nur seine eigne mangelhafte Kenntnis, so, wenn er meint, die Vorgeschichte des französischen Krieges 1370 liege schon so offen vor, daß man jede von der gewöhnlichen Erzählung abweichende, daher zunächst überraschende Nach¬ richt als „Verwirrung der Begriffe" bezeichnen könnte, oder, wenn er bei der Er¬ zählung Bnschs, König Ludwig II. von Bayern habe im Februar 1871 die Krone seinem Bruder Otto übertragen wollen, verächtlich ausruft: „Hat es je einen größern Unsinn gegeben?" O ja, nämlich die Behauptung, daß das Unsinn sei, denn erst jüngst hat Louise von Kobell diese Absicht des Königs ans bester Quelle bestätigt (Deutsche Revue 1899, Januarheft S, 25 f.). Und wenn der Kritiker zuversichtlich sagt: „Die Memoiren fBismarcksj werden ergeben, was Busch mi߬ verstanden und gelogen hat," so kann man darauf uur trocken erwidern: „Die Gedanken und Erinnerungen haben ergeben, wie treu Busch berichtet hat." Wie wenig genau Liman es selbst zuweilen mit der Wahrheit nimmt, beweist die gelinde gesagt dreiste Vermutung, Busch habe wohl auch den berufnen Artikel in Schorers Fmnilienblatt (1892) über die undankbare Behandlung Buchers durch Bismarck verfaßt, eine Vermutung, die er selbst dem Fürsten gegenüber ohne deu Schatten eines Beweises zu äußern sich herausnahm, und die doch geradezu der Wahrheit ius Gesicht schlägt. Aber genug hiervon. Wir fragen jetzt: Welches Recht hatten diese drei Kritiker, von denen zwei erst in den letzten Jahren gelegentliche Beziehungen zu Bismarck hatten und selbst der einzige, der ihm schon vor der Entlassung nahe stand, Dr. Schweninger, während der Zeit seiner großartigsten und fruchtbarsten Thätigkeit noch gar nicht mit ihm in Berührung gekommen und auch später schwerlich in seine politische Arbeit eingeweiht gewesen ist, über die Berichte eines Mannes den Stab zu brechen, der viel länger, viel mehr und viel intimer als sie alle gerade in der arbeitsvollsteu und kampfreichsten Zeit mit dem Kanzler nicht nur verkehrt, ihn nicht nur ans Stunden oder Tage „interviewt," sondern mit ihm und für ihn aufopfernd gearbeitet hat? Welchen Wert hat ihr „psychologischer" Gegenbeweis: weil das, was wir vom Fürsten an Urteilen und Berichten, die auch bei Busch vorkommen, gehört haben, nicht ganz mit dessen Angaben stimmt, anders gefärbt oder gewandt ist, so hat Busch gelogen! Als ob sich diese Urteile nicht ganz anders formen mußten mitten im Kampfe als in der rückschaueuden Betrachtung! Wenn Herr Liman sagt: „Zu mir hat der Fürst sich so und so geäußert," so muß man ihm entgegnen: „Zu Busch hat er früher so und so gesagt." Und warum in aller Welt sollen wir Liman mehr glauben als Busch? Auf Schweuiugers Urteil aber wirft es ein sonderbares Licht, wenn man weiß, daß er überhaupt nur einige wenige male mit Busch in Friedrichsruh zusammen getroffen ist, nämlich im No¬ vember 1383, im Oktober 1883 und im Mai 1893 (Tagebuchblätter III, 160 ff. 254. 260. 333; den Schlaganfall, den Schweninger benntzt, um den Wert der

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341869_230431/157>, abgerufen am 28.09.2024.