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Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Zweites Vierteljahr.

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Das tolle Jahr in einer kleinen Stadt

in den Köpfen, und es kamen schon Einladungen ein die Bürgerversammlnng zur
Teilnahme an großen Freijagden, die die Dörfler der Umgegend veranstalteten.
Bald schaffte sich im Stimmengewirr der Bourgeoisie das kräftige Wort des kleinen
Arbeiters Gehör. Ein Zeitungsartikel vom 12. August wandte sich an die Blusen¬
männer und forderte eine staatliche Organisation der Arbeit, Gelegenheit und Mittel
zur Arbeit für die Arbeitslustigeu und eine staatliche Regulierung des Arbeitslohns.

Seit diesem Augenblick, wo der unruhige Geist von der demokratischen zur
sozialistischen Stufe sprang, trat das Gelüst lärmender Gewaltthat auffälliger hervor.
Der radikale Habenichts aus dem Gesellcnstaude, durch enge Fühlung mit den
Demokraten der Umgegend verbunden, vermochte es bald, die städtischen Behörden
und die gesetzlich gesinnte Bürgerschaft völlig unter seinen Terrorismus zu stellen;
er drängte die Besitzenden und Wohldenkenden sogar ans der Bürgerwehr allmählich
heraus, sodaß er hoffen konnte, much strategisch das Feld zu beherrschen. Nur die
Schützengesellschaft erschien noch einigermaßen geeignet, im Notfalle die äußere Ord¬
nung aufrecht zu halten; an ihr rieb sich daher zuerst der skandalsüchtige Mob.

Es ist das Jahresfest der Schützengilde, der 10. September. Auf der Vogel¬
wiese ist das große Schützenhaus mit Laubgewinden und Bannern geschmückt, und
vor der Front stehn die Fahnenmasten mit den preußischen Flaggen. Das Schwarz¬
weiß, die verhaßte Farbe der Reaktion, reizt den Ingrimm des Pöbels, der sich
in der Dunkelheit zu dichten Massen anhäuft. Immer stürmischer ertönt der Ruf,
mau solle die Fahnen entfernen; lauter die Drohung, sie herunterzureißen. Die
Schützen, unbewaffnet, glätten die Wogen. Die Massen verlaufen sich. Aber am
nächsten Abend ist die Menge besser organisiert, sie beginnt aufs neue den Kampf
um die Fahnenstöckc, die Schützen werden zurückgeworfen, und uuter wütendem
Gejvhl reißen Männer, Frauen und Kinder das Fahnentuch herab. Der Volks-
hnufen, von seinem Erfolge kindisch berauscht, zieht wild jubelnd durch die Straßen;
den Stadträten, dem Bürgermeister, dem Schützcnkommandeur Wird eine nächtliche
Katzenmusik gebracht, ihre Häuser werden mit Kot beschmutzt, Fenster und Fenster¬
läden mit Steinwürfen zertrümmert. Am nächsten Morgen will sich der Magistrat
durch festes Auftreten Ausehen verschaffen; er läßt einzelne Tumultuanten festnehmen
und weist alle Aufforderungen, sie zu entlassen, zurück. Die Bürgerwehr wird auf¬
geboten zum Schutz des alten romantischen Maricnthors, hinter dessen vergitterten
Turmfenstern die Verhafteten liegen. Aber diese armselige Organisation versagt,
als sie sich zum erstenmale bewähren soll. Als Generalmarsch dnrch die Straßen
erklingt, wagen die wenigsten Wehrlente zu erscheinen; und als sich dann das Volk
drohend bor dem Gefängnisse zusammenrottet, als es gar mit Äxten herandringt,
wird die Schar der Bürgerwehr immer kleiner, und die Mutigsten bitten selbst um
Freilassung der Gefangnen, die sie hüten sollen. Da verliert auch die eingeschüch¬
terte Polizei die Fassung; sie öffnet die Pforten des Turmes, und die Rebellion
triumphiert.

Wie schnell verflackert die Siegesflamme! Tags darauf erschien von Merse-
burg der Oberregiernngsrat von Hinckcldch, und als er die ratlose Ohnmacht der
städtischen Behörden gegenüber dein Übermut des tolle" Pöbels erkannte, requirierte
er sogleich aus Erfurt zwei Kompagnien Infanterie. Ein Extrazug führte diese
bei einbrechender Nacht heran. Sie kampierten auf dem Marktplatze, entwaffnete"
die Bürgerwehr und besetzten das Rathaus. Die Artillerie stellte ihre Geschütze
ans der Vogelwiese auf und machte sich bereit, durch Patrouillen die Straßen zu
säubern. Der ruhige Bürger atmete auf im Schutze der Pickelhauben, allein die
Jnsurgcntenführer riß der billige Lorbeer der vergangnen Tage zu neuem Gewalt-


Das tolle Jahr in einer kleinen Stadt

in den Köpfen, und es kamen schon Einladungen ein die Bürgerversammlnng zur
Teilnahme an großen Freijagden, die die Dörfler der Umgegend veranstalteten.
Bald schaffte sich im Stimmengewirr der Bourgeoisie das kräftige Wort des kleinen
Arbeiters Gehör. Ein Zeitungsartikel vom 12. August wandte sich an die Blusen¬
männer und forderte eine staatliche Organisation der Arbeit, Gelegenheit und Mittel
zur Arbeit für die Arbeitslustigeu und eine staatliche Regulierung des Arbeitslohns.

Seit diesem Augenblick, wo der unruhige Geist von der demokratischen zur
sozialistischen Stufe sprang, trat das Gelüst lärmender Gewaltthat auffälliger hervor.
Der radikale Habenichts aus dem Gesellcnstaude, durch enge Fühlung mit den
Demokraten der Umgegend verbunden, vermochte es bald, die städtischen Behörden
und die gesetzlich gesinnte Bürgerschaft völlig unter seinen Terrorismus zu stellen;
er drängte die Besitzenden und Wohldenkenden sogar ans der Bürgerwehr allmählich
heraus, sodaß er hoffen konnte, much strategisch das Feld zu beherrschen. Nur die
Schützengesellschaft erschien noch einigermaßen geeignet, im Notfalle die äußere Ord¬
nung aufrecht zu halten; an ihr rieb sich daher zuerst der skandalsüchtige Mob.

Es ist das Jahresfest der Schützengilde, der 10. September. Auf der Vogel¬
wiese ist das große Schützenhaus mit Laubgewinden und Bannern geschmückt, und
vor der Front stehn die Fahnenmasten mit den preußischen Flaggen. Das Schwarz¬
weiß, die verhaßte Farbe der Reaktion, reizt den Ingrimm des Pöbels, der sich
in der Dunkelheit zu dichten Massen anhäuft. Immer stürmischer ertönt der Ruf,
mau solle die Fahnen entfernen; lauter die Drohung, sie herunterzureißen. Die
Schützen, unbewaffnet, glätten die Wogen. Die Massen verlaufen sich. Aber am
nächsten Abend ist die Menge besser organisiert, sie beginnt aufs neue den Kampf
um die Fahnenstöckc, die Schützen werden zurückgeworfen, und uuter wütendem
Gejvhl reißen Männer, Frauen und Kinder das Fahnentuch herab. Der Volks-
hnufen, von seinem Erfolge kindisch berauscht, zieht wild jubelnd durch die Straßen;
den Stadträten, dem Bürgermeister, dem Schützcnkommandeur Wird eine nächtliche
Katzenmusik gebracht, ihre Häuser werden mit Kot beschmutzt, Fenster und Fenster¬
läden mit Steinwürfen zertrümmert. Am nächsten Morgen will sich der Magistrat
durch festes Auftreten Ausehen verschaffen; er läßt einzelne Tumultuanten festnehmen
und weist alle Aufforderungen, sie zu entlassen, zurück. Die Bürgerwehr wird auf¬
geboten zum Schutz des alten romantischen Maricnthors, hinter dessen vergitterten
Turmfenstern die Verhafteten liegen. Aber diese armselige Organisation versagt,
als sie sich zum erstenmale bewähren soll. Als Generalmarsch dnrch die Straßen
erklingt, wagen die wenigsten Wehrlente zu erscheinen; und als sich dann das Volk
drohend bor dem Gefängnisse zusammenrottet, als es gar mit Äxten herandringt,
wird die Schar der Bürgerwehr immer kleiner, und die Mutigsten bitten selbst um
Freilassung der Gefangnen, die sie hüten sollen. Da verliert auch die eingeschüch¬
terte Polizei die Fassung; sie öffnet die Pforten des Turmes, und die Rebellion
triumphiert.

Wie schnell verflackert die Siegesflamme! Tags darauf erschien von Merse-
burg der Oberregiernngsrat von Hinckcldch, und als er die ratlose Ohnmacht der
städtischen Behörden gegenüber dein Übermut des tolle» Pöbels erkannte, requirierte
er sogleich aus Erfurt zwei Kompagnien Infanterie. Ein Extrazug führte diese
bei einbrechender Nacht heran. Sie kampierten auf dem Marktplatze, entwaffnete»
die Bürgerwehr und besetzten das Rathaus. Die Artillerie stellte ihre Geschütze
ans der Vogelwiese auf und machte sich bereit, durch Patrouillen die Straßen zu
säubern. Der ruhige Bürger atmete auf im Schutze der Pickelhauben, allein die
Jnsurgcntenführer riß der billige Lorbeer der vergangnen Tage zu neuem Gewalt-


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[0110] Das tolle Jahr in einer kleinen Stadt in den Köpfen, und es kamen schon Einladungen ein die Bürgerversammlnng zur Teilnahme an großen Freijagden, die die Dörfler der Umgegend veranstalteten. Bald schaffte sich im Stimmengewirr der Bourgeoisie das kräftige Wort des kleinen Arbeiters Gehör. Ein Zeitungsartikel vom 12. August wandte sich an die Blusen¬ männer und forderte eine staatliche Organisation der Arbeit, Gelegenheit und Mittel zur Arbeit für die Arbeitslustigeu und eine staatliche Regulierung des Arbeitslohns. Seit diesem Augenblick, wo der unruhige Geist von der demokratischen zur sozialistischen Stufe sprang, trat das Gelüst lärmender Gewaltthat auffälliger hervor. Der radikale Habenichts aus dem Gesellcnstaude, durch enge Fühlung mit den Demokraten der Umgegend verbunden, vermochte es bald, die städtischen Behörden und die gesetzlich gesinnte Bürgerschaft völlig unter seinen Terrorismus zu stellen; er drängte die Besitzenden und Wohldenkenden sogar ans der Bürgerwehr allmählich heraus, sodaß er hoffen konnte, much strategisch das Feld zu beherrschen. Nur die Schützengesellschaft erschien noch einigermaßen geeignet, im Notfalle die äußere Ord¬ nung aufrecht zu halten; an ihr rieb sich daher zuerst der skandalsüchtige Mob. Es ist das Jahresfest der Schützengilde, der 10. September. Auf der Vogel¬ wiese ist das große Schützenhaus mit Laubgewinden und Bannern geschmückt, und vor der Front stehn die Fahnenmasten mit den preußischen Flaggen. Das Schwarz¬ weiß, die verhaßte Farbe der Reaktion, reizt den Ingrimm des Pöbels, der sich in der Dunkelheit zu dichten Massen anhäuft. Immer stürmischer ertönt der Ruf, mau solle die Fahnen entfernen; lauter die Drohung, sie herunterzureißen. Die Schützen, unbewaffnet, glätten die Wogen. Die Massen verlaufen sich. Aber am nächsten Abend ist die Menge besser organisiert, sie beginnt aufs neue den Kampf um die Fahnenstöckc, die Schützen werden zurückgeworfen, und uuter wütendem Gejvhl reißen Männer, Frauen und Kinder das Fahnentuch herab. Der Volks- hnufen, von seinem Erfolge kindisch berauscht, zieht wild jubelnd durch die Straßen; den Stadträten, dem Bürgermeister, dem Schützcnkommandeur Wird eine nächtliche Katzenmusik gebracht, ihre Häuser werden mit Kot beschmutzt, Fenster und Fenster¬ läden mit Steinwürfen zertrümmert. Am nächsten Morgen will sich der Magistrat durch festes Auftreten Ausehen verschaffen; er läßt einzelne Tumultuanten festnehmen und weist alle Aufforderungen, sie zu entlassen, zurück. Die Bürgerwehr wird auf¬ geboten zum Schutz des alten romantischen Maricnthors, hinter dessen vergitterten Turmfenstern die Verhafteten liegen. Aber diese armselige Organisation versagt, als sie sich zum erstenmale bewähren soll. Als Generalmarsch dnrch die Straßen erklingt, wagen die wenigsten Wehrlente zu erscheinen; und als sich dann das Volk drohend bor dem Gefängnisse zusammenrottet, als es gar mit Äxten herandringt, wird die Schar der Bürgerwehr immer kleiner, und die Mutigsten bitten selbst um Freilassung der Gefangnen, die sie hüten sollen. Da verliert auch die eingeschüch¬ terte Polizei die Fassung; sie öffnet die Pforten des Turmes, und die Rebellion triumphiert. Wie schnell verflackert die Siegesflamme! Tags darauf erschien von Merse- burg der Oberregiernngsrat von Hinckcldch, und als er die ratlose Ohnmacht der städtischen Behörden gegenüber dein Übermut des tolle» Pöbels erkannte, requirierte er sogleich aus Erfurt zwei Kompagnien Infanterie. Ein Extrazug führte diese bei einbrechender Nacht heran. Sie kampierten auf dem Marktplatze, entwaffnete» die Bürgerwehr und besetzten das Rathaus. Die Artillerie stellte ihre Geschütze ans der Vogelwiese auf und machte sich bereit, durch Patrouillen die Straßen zu säubern. Der ruhige Bürger atmete auf im Schutze der Pickelhauben, allein die Jnsurgcntenführer riß der billige Lorbeer der vergangnen Tage zu neuem Gewalt-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341869_230431/110>, abgerufen am 20.10.2024.