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Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

haben, die Sizilianer an, von denen ein großer Teil nur Gras und Wurzeln zur
Nahrung habe. Er hätte sich nicht auf Sizilien zu beschränken brauche", sondern die
ärmere Bevölkerung von ganz Italien anführen können. Zur Charakteristik von
deren Lage mag folgendes Geschichtchen dienen, das der dem jungen Königreich
sehr günstig gesinnte römische Korrespondent des Berliner Tageblatts vor ein paar
Jahren erzählt hat. Er berichtet über den Tod eines Pfarrers in der Lombardei.
Dieser vortreffliche Mann hatte, weil ihm das Volk leid that, eine Bäckerei er¬
richtet, und verkaufte das darin bereitete gute Brot zu dem nämlichen Preise, wie
das elende Brot verkauft wird, das die Leute dort gewöhnlich haben. Seine
Bäckerei ist nach kurzem Bestand eingegangen; sie verlor sehr bald alle ihre Kunden.
Warum? Die Leute erklärten: Dieses Brot schmeckt so gut, daß wir und unsre
Kinder zu viel davon essen; unser Tagelohn reicht nicht so weit, daß wir so viel
Brot kaufen könnten. Der Posthornkorrespondent würde dieses Geschichtchen wohl
nicht erzählt haben, wenn er seine jedem Denkenden einleuchtende Tragweite erkannt
hätte; man könnte ein ganzes Buch drüber schreiben. Und ähnlich stehts in Ru߬
land. Über die Hungersnot dieses Sommers hat Tolstoi in Ur. 217 und 218
der Wiener Zeit berichtet. Er hat die davon betroffnen Gegenden bereist und an
einigen Orten "Speisetische" eingerichtet, aber die Polizei hat seine Thätigkeit
unterbrochen, sodaß er sich genötigt gesehen hat, von dem für den Zweck gesam¬
melten Gelde über 3500 Rubel den Sperbern zurück zu geben. Ju Italien wie
in Rußland konnte das Brot bergehoch daliegen und halb so viel kosten wie im
wohlfeilsten der letzten Jahre, die Leute würden trotzdem hungern müssen. Dafür,
daß Brot vorhanden sei, hat die "wucherische Spekulation" im Verein mit dem
technischen Fortschritt gesorgt; woran es nun liegt, daß das Brot trotzdem nicht
zu den Hungernden gelangt, das können wir hier bei dieser Gelegenheit nicht noch
einmal breit treten.

Was Deutschland und wohl auch Österreich betrifft, so ist es da, wenigstens
in allen größern Städten, um die Luftbeschaffung weit schlechter bestellt als um
die Brotbeschaffung, und wenn anch in diesen Ländern hie und da zu wenig Geld
auf Brot übrig bleibt, so liegt es daran, daß die Luft zu viel kostet; für eine
Wohnung mit atcmbarer Luft muß mancher Arbeiter, mancher kleine Beamte,
mancher kleine Handwerker den vierten, den dritten Teil seines Einkommens opfern.
Ja dieses Opfer wird manchmal gebracht für eine Wohnung ohne Luft und Licht.
Haarsträubende Geschichte" erzählt Lieber, Oberinspektor des Vereins "Arbeiter-
Heim," aus Stettin (siehe Ur. 12 der Sozialen Praxis, Spalte 3l7). Und mit
abhängigen Personen macht man gar keine Umstände. Man stopft sie in luftlose
Löcher, und könne" sie darin nicht atmen, so mögen sie kr--. Damit kommen wir
auf den zweiten Sinn der Brotfrage: wie unser Brot ohne Schmutz und Menschen¬
schinderei hergestellt werden könnte, und in diesem Sinne ist die Brotfrage aller¬
dings vorhanden. Weichs-Giou entwirft teils nach den Berichten österreichischer
Gewerbeinspektoren, teils nach eignen Wahrnehmungen "Backstubenbilder," die noch
über die Bilder in der Schrift Bebels gehn. Das Ärgste erzählt er nicht, weil
sich das nach unsern Sitten nur in geschlossenen Gerichtsstuben und in medizinischen
Zeitschriften erzählen läßt. Besonders schön sind die "Wohnungen" der Gesellen
und Lehrlinge in Trieft. In zwei Bäckereien müssen die LehrÜnge, um in ihr
Schlafloch zu gelangen, auf einer Leiter in einen Bodenraum hinaufsteigen und
von dort dnrch eine Mciuerluke kriechen, die in dem einen Falle 1,2 Meter hoch
und 80 Centimeter breit, im andern 95 Centimeter hoch und 68 Centimeter breit
ist. Ju einer andern Bäckerei hatte die Sanitntskvmmission, um zu den drei
fensterlosen "Wohnräumen" zu gelangen, eine nicht bloß an sich, sondern auch


Maßgebliches und Unmaßgebliches

haben, die Sizilianer an, von denen ein großer Teil nur Gras und Wurzeln zur
Nahrung habe. Er hätte sich nicht auf Sizilien zu beschränken brauche», sondern die
ärmere Bevölkerung von ganz Italien anführen können. Zur Charakteristik von
deren Lage mag folgendes Geschichtchen dienen, das der dem jungen Königreich
sehr günstig gesinnte römische Korrespondent des Berliner Tageblatts vor ein paar
Jahren erzählt hat. Er berichtet über den Tod eines Pfarrers in der Lombardei.
Dieser vortreffliche Mann hatte, weil ihm das Volk leid that, eine Bäckerei er¬
richtet, und verkaufte das darin bereitete gute Brot zu dem nämlichen Preise, wie
das elende Brot verkauft wird, das die Leute dort gewöhnlich haben. Seine
Bäckerei ist nach kurzem Bestand eingegangen; sie verlor sehr bald alle ihre Kunden.
Warum? Die Leute erklärten: Dieses Brot schmeckt so gut, daß wir und unsre
Kinder zu viel davon essen; unser Tagelohn reicht nicht so weit, daß wir so viel
Brot kaufen könnten. Der Posthornkorrespondent würde dieses Geschichtchen wohl
nicht erzählt haben, wenn er seine jedem Denkenden einleuchtende Tragweite erkannt
hätte; man könnte ein ganzes Buch drüber schreiben. Und ähnlich stehts in Ru߬
land. Über die Hungersnot dieses Sommers hat Tolstoi in Ur. 217 und 218
der Wiener Zeit berichtet. Er hat die davon betroffnen Gegenden bereist und an
einigen Orten „Speisetische" eingerichtet, aber die Polizei hat seine Thätigkeit
unterbrochen, sodaß er sich genötigt gesehen hat, von dem für den Zweck gesam¬
melten Gelde über 3500 Rubel den Sperbern zurück zu geben. Ju Italien wie
in Rußland konnte das Brot bergehoch daliegen und halb so viel kosten wie im
wohlfeilsten der letzten Jahre, die Leute würden trotzdem hungern müssen. Dafür,
daß Brot vorhanden sei, hat die „wucherische Spekulation" im Verein mit dem
technischen Fortschritt gesorgt; woran es nun liegt, daß das Brot trotzdem nicht
zu den Hungernden gelangt, das können wir hier bei dieser Gelegenheit nicht noch
einmal breit treten.

Was Deutschland und wohl auch Österreich betrifft, so ist es da, wenigstens
in allen größern Städten, um die Luftbeschaffung weit schlechter bestellt als um
die Brotbeschaffung, und wenn anch in diesen Ländern hie und da zu wenig Geld
auf Brot übrig bleibt, so liegt es daran, daß die Luft zu viel kostet; für eine
Wohnung mit atcmbarer Luft muß mancher Arbeiter, mancher kleine Beamte,
mancher kleine Handwerker den vierten, den dritten Teil seines Einkommens opfern.
Ja dieses Opfer wird manchmal gebracht für eine Wohnung ohne Luft und Licht.
Haarsträubende Geschichte» erzählt Lieber, Oberinspektor des Vereins „Arbeiter-
Heim," aus Stettin (siehe Ur. 12 der Sozialen Praxis, Spalte 3l7). Und mit
abhängigen Personen macht man gar keine Umstände. Man stopft sie in luftlose
Löcher, und könne« sie darin nicht atmen, so mögen sie kr—. Damit kommen wir
auf den zweiten Sinn der Brotfrage: wie unser Brot ohne Schmutz und Menschen¬
schinderei hergestellt werden könnte, und in diesem Sinne ist die Brotfrage aller¬
dings vorhanden. Weichs-Giou entwirft teils nach den Berichten österreichischer
Gewerbeinspektoren, teils nach eignen Wahrnehmungen „Backstubenbilder," die noch
über die Bilder in der Schrift Bebels gehn. Das Ärgste erzählt er nicht, weil
sich das nach unsern Sitten nur in geschlossenen Gerichtsstuben und in medizinischen
Zeitschriften erzählen läßt. Besonders schön sind die „Wohnungen" der Gesellen
und Lehrlinge in Trieft. In zwei Bäckereien müssen die LehrÜnge, um in ihr
Schlafloch zu gelangen, auf einer Leiter in einen Bodenraum hinaufsteigen und
von dort dnrch eine Mciuerluke kriechen, die in dem einen Falle 1,2 Meter hoch
und 80 Centimeter breit, im andern 95 Centimeter hoch und 68 Centimeter breit
ist. Ju einer andern Bäckerei hatte die Sanitntskvmmission, um zu den drei
fensterlosen „Wohnräumen" zu gelangen, eine nicht bloß an sich, sondern auch


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[0350] Maßgebliches und Unmaßgebliches haben, die Sizilianer an, von denen ein großer Teil nur Gras und Wurzeln zur Nahrung habe. Er hätte sich nicht auf Sizilien zu beschränken brauche», sondern die ärmere Bevölkerung von ganz Italien anführen können. Zur Charakteristik von deren Lage mag folgendes Geschichtchen dienen, das der dem jungen Königreich sehr günstig gesinnte römische Korrespondent des Berliner Tageblatts vor ein paar Jahren erzählt hat. Er berichtet über den Tod eines Pfarrers in der Lombardei. Dieser vortreffliche Mann hatte, weil ihm das Volk leid that, eine Bäckerei er¬ richtet, und verkaufte das darin bereitete gute Brot zu dem nämlichen Preise, wie das elende Brot verkauft wird, das die Leute dort gewöhnlich haben. Seine Bäckerei ist nach kurzem Bestand eingegangen; sie verlor sehr bald alle ihre Kunden. Warum? Die Leute erklärten: Dieses Brot schmeckt so gut, daß wir und unsre Kinder zu viel davon essen; unser Tagelohn reicht nicht so weit, daß wir so viel Brot kaufen könnten. Der Posthornkorrespondent würde dieses Geschichtchen wohl nicht erzählt haben, wenn er seine jedem Denkenden einleuchtende Tragweite erkannt hätte; man könnte ein ganzes Buch drüber schreiben. Und ähnlich stehts in Ru߬ land. Über die Hungersnot dieses Sommers hat Tolstoi in Ur. 217 und 218 der Wiener Zeit berichtet. Er hat die davon betroffnen Gegenden bereist und an einigen Orten „Speisetische" eingerichtet, aber die Polizei hat seine Thätigkeit unterbrochen, sodaß er sich genötigt gesehen hat, von dem für den Zweck gesam¬ melten Gelde über 3500 Rubel den Sperbern zurück zu geben. Ju Italien wie in Rußland konnte das Brot bergehoch daliegen und halb so viel kosten wie im wohlfeilsten der letzten Jahre, die Leute würden trotzdem hungern müssen. Dafür, daß Brot vorhanden sei, hat die „wucherische Spekulation" im Verein mit dem technischen Fortschritt gesorgt; woran es nun liegt, daß das Brot trotzdem nicht zu den Hungernden gelangt, das können wir hier bei dieser Gelegenheit nicht noch einmal breit treten. Was Deutschland und wohl auch Österreich betrifft, so ist es da, wenigstens in allen größern Städten, um die Luftbeschaffung weit schlechter bestellt als um die Brotbeschaffung, und wenn anch in diesen Ländern hie und da zu wenig Geld auf Brot übrig bleibt, so liegt es daran, daß die Luft zu viel kostet; für eine Wohnung mit atcmbarer Luft muß mancher Arbeiter, mancher kleine Beamte, mancher kleine Handwerker den vierten, den dritten Teil seines Einkommens opfern. Ja dieses Opfer wird manchmal gebracht für eine Wohnung ohne Luft und Licht. Haarsträubende Geschichte» erzählt Lieber, Oberinspektor des Vereins „Arbeiter- Heim," aus Stettin (siehe Ur. 12 der Sozialen Praxis, Spalte 3l7). Und mit abhängigen Personen macht man gar keine Umstände. Man stopft sie in luftlose Löcher, und könne« sie darin nicht atmen, so mögen sie kr—. Damit kommen wir auf den zweiten Sinn der Brotfrage: wie unser Brot ohne Schmutz und Menschen¬ schinderei hergestellt werden könnte, und in diesem Sinne ist die Brotfrage aller¬ dings vorhanden. Weichs-Giou entwirft teils nach den Berichten österreichischer Gewerbeinspektoren, teils nach eignen Wahrnehmungen „Backstubenbilder," die noch über die Bilder in der Schrift Bebels gehn. Das Ärgste erzählt er nicht, weil sich das nach unsern Sitten nur in geschlossenen Gerichtsstuben und in medizinischen Zeitschriften erzählen läßt. Besonders schön sind die „Wohnungen" der Gesellen und Lehrlinge in Trieft. In zwei Bäckereien müssen die LehrÜnge, um in ihr Schlafloch zu gelangen, auf einer Leiter in einen Bodenraum hinaufsteigen und von dort dnrch eine Mciuerluke kriechen, die in dem einen Falle 1,2 Meter hoch und 80 Centimeter breit, im andern 95 Centimeter hoch und 68 Centimeter breit ist. Ju einer andern Bäckerei hatte die Sanitntskvmmission, um zu den drei fensterlosen „Wohnräumen" zu gelangen, eine nicht bloß an sich, sondern auch

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341869_229685/350>, abgerufen am 23.07.2024.