Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Erstes Vierteljahr.Der goldne Lngel Also, dieser Aurel, ist in frühern Zeiten bei mir gewesen, seit geschnüffelt, geredet, Und steckte das Geld ein? Jus Wasser wird ers nicht geworfen haben; ich frag nicht danach, ich bin Er war heiter bei Tisch und schlief am Nachmittag noch einmal seinen Kinder- Ackermann nickte den beiden Städels zu. Gleich bin ich fertig, dann wasch Der "junge Mann" lachte übers ganze Gesicht vor Vergnügen über diesen Sind über Land. Von heute auf morgen bei einer Base in den Kirschen. Schnell und schweigend gingen die beiden über das wellige Land, Sankt Die Ostseite war in ihrer ganzen Breite geöffnet, der Ballon war heraus¬ Mechaniker und Schlosser kamen ihnen entgegen: Alles in Ordnung. Die Soldaten, die auf Veranlassung des Herrn von der Luftschifferabteilung Nur Herr Nothnagel fehlt noch. Er wird doch nicht erwarten, daß Sie ihn Nein, das erwartet er nicht. In so, von wegen, damit die guten Senkenberger nicht zu früh Witterung Der goldne Lngel Also, dieser Aurel, ist in frühern Zeiten bei mir gewesen, seit geschnüffelt, geredet, Und steckte das Geld ein? Jus Wasser wird ers nicht geworfen haben; ich frag nicht danach, ich bin Er war heiter bei Tisch und schlief am Nachmittag noch einmal seinen Kinder- Ackermann nickte den beiden Städels zu. Gleich bin ich fertig, dann wasch Der „junge Mann" lachte übers ganze Gesicht vor Vergnügen über diesen Sind über Land. Von heute auf morgen bei einer Base in den Kirschen. Schnell und schweigend gingen die beiden über das wellige Land, Sankt Die Ostseite war in ihrer ganzen Breite geöffnet, der Ballon war heraus¬ Mechaniker und Schlosser kamen ihnen entgegen: Alles in Ordnung. Die Soldaten, die auf Veranlassung des Herrn von der Luftschifferabteilung Nur Herr Nothnagel fehlt noch. Er wird doch nicht erwarten, daß Sie ihn Nein, das erwartet er nicht. In so, von wegen, damit die guten Senkenberger nicht zu früh Witterung <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0343" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/230029"/> <fw type="header" place="top"> Der goldne Lngel</fw><lb/> <p xml:id="ID_1405" prev="#ID_1404"> Also, dieser Aurel, ist in frühern Zeiten bei mir gewesen, seit geschnüffelt, geredet,<lb/> gefragt und gescheit gethan, bis ich grob wurde und ihm die Thüre wies. Was<lb/> sollt ich mit dergleichen Leuten? Zeit zum Schulmeistern hatt ich nicht, und seine<lb/> Paar windigen Einfälle braucht ich erst recht nicht, ich hab meine eignen. Nun<lb/> hör ich nichts wieder von ihm bis heute; da kommt er und wirft uns vor, wir<lb/> hätten falsch an ihm gehandelt, wir hätten ihm doch die Idee verkauft und hätten<lb/> dann trotzdem weiter gearbeitet, und falsch wäre die Idee noch überdem gewesen.<lb/> Ich denke, der Mensch redet irre, aber nichts da. Von mir war der Unglücks-<lb/> bnrsche damals zu Nothnagel gelaufen, und nachdem er da auch geraume Zeit das<lb/> Laboratorium unsicher gemacht hat, verkauft ihm der einen Einfall, den wir längst<lb/> als unausführbar erkannt haben, für sechstausend Mark. Pfui, pfui — der doppelte<lb/> Betrüger.</p><lb/> <p xml:id="ID_1406"> Und steckte das Geld ein?</p><lb/> <p xml:id="ID_1407"> Jus Wasser wird ers nicht geworfen haben; ich frag nicht danach, ich bin<lb/> fertig mit ihm. Er hat mir auf dem Heimweg eine lange Geschichte erzählt über<lb/> das Weshalb und Wozu — ich habe nicht drauf gehört, ich bin fertig mit ihm.<lb/> Und du bist mirs anch, falls mir etwas geschehn sollte. Seine Rechte am Luft¬<lb/> schiff sind gleich Null: mein sind die Gedanken, von meinem Geld ists ausgeführt,<lb/> mein sind die Schulden, die noch daran hängen. Was er etwa beigesteuert hat<lb/> im Laboratorium und um der Kost des Mechanikers, das ist mit dem Lügengeld<lb/> reichlich bezahlt. So — und nun bin ich auch mit dem Ärger fertig, Charles,<lb/> nun wollen wir uns wieder freuen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1408"> Er war heiter bei Tisch und schlief am Nachmittag noch einmal seinen Kinder-<lb/> schlnf. Um vier Uhr weckte ihn Karl, und kurze Zeit darauf gingen sie zusammen<lb/> nach der Wiese. Aber sie gingen nicht durch den goldnen Engel, sondern zur<lb/> Schmiede hinaus, wo Ackermann mit dem Lehrjungen hantierte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1409"> Ackermann nickte den beiden Städels zu. Gleich bin ich fertig, dann wasch<lb/> ich den Ruß ab, dieser junge Mann da versorgt mir die Kundschaft.</p><lb/> <p xml:id="ID_1410"> Der „junge Mann" lachte übers ganze Gesicht vor Vergnügen über diesen<lb/> neuen Titel, und Städels lachten mit. Draußen fragte der Alte plötzlich: Wo sind<lb/> denn die fünf Jungen? Werden die uns nicht nachlaufen?</p><lb/> <p xml:id="ID_1411"> Sind über Land. Von heute auf morgen bei einer Base in den Kirschen.<lb/> Es ist alles bedacht.</p><lb/> <p xml:id="ID_1412"> Schnell und schweigend gingen die beiden über das wellige Land, Sankt<lb/> Bcirthelmö. hatte noch nicht fünf geschlagen, da bogen sie um den kleinen Busch<lb/> und sahen die Schutzhülle vor sich liegen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1413"> Die Ostseite war in ihrer ganzen Breite geöffnet, der Ballon war heraus¬<lb/> geschoben und gefüllt, er drängte und schob nach oben, unwillig an den angepflockten<lb/> Seilen zerrend: ich bin bereit.</p><lb/> <p xml:id="ID_1414"> Mechaniker und Schlosser kamen ihnen entgegen: Alles in Ordnung.</p><lb/> <p xml:id="ID_1415"> Die Soldaten, die auf Veranlassung des Herrn von der Luftschifferabteilung<lb/> zum Stricke halten kommandiert waren, standen bereit, die drei Fremden warteten<lb/> in der Schutzhülle.</p><lb/> <p xml:id="ID_1416"> Nur Herr Nothnagel fehlt noch. Er wird doch nicht erwarten, daß Sie ihn<lb/> nbhvlen?</p><lb/> <p xml:id="ID_1417"> Nein, das erwartet er nicht.</p><lb/> <p xml:id="ID_1418"> In so, von wegen, damit die guten Senkenberger nicht zu früh Witterung<lb/> bekommen. Na aber morgen, Herr Stcidel, morgen zum Sonntag darf ich ihnen<lb/> das Vergnügen machen? Die Füllung langt schon.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0343]
Der goldne Lngel
Also, dieser Aurel, ist in frühern Zeiten bei mir gewesen, seit geschnüffelt, geredet,
gefragt und gescheit gethan, bis ich grob wurde und ihm die Thüre wies. Was
sollt ich mit dergleichen Leuten? Zeit zum Schulmeistern hatt ich nicht, und seine
Paar windigen Einfälle braucht ich erst recht nicht, ich hab meine eignen. Nun
hör ich nichts wieder von ihm bis heute; da kommt er und wirft uns vor, wir
hätten falsch an ihm gehandelt, wir hätten ihm doch die Idee verkauft und hätten
dann trotzdem weiter gearbeitet, und falsch wäre die Idee noch überdem gewesen.
Ich denke, der Mensch redet irre, aber nichts da. Von mir war der Unglücks-
bnrsche damals zu Nothnagel gelaufen, und nachdem er da auch geraume Zeit das
Laboratorium unsicher gemacht hat, verkauft ihm der einen Einfall, den wir längst
als unausführbar erkannt haben, für sechstausend Mark. Pfui, pfui — der doppelte
Betrüger.
Und steckte das Geld ein?
Jus Wasser wird ers nicht geworfen haben; ich frag nicht danach, ich bin
fertig mit ihm. Er hat mir auf dem Heimweg eine lange Geschichte erzählt über
das Weshalb und Wozu — ich habe nicht drauf gehört, ich bin fertig mit ihm.
Und du bist mirs anch, falls mir etwas geschehn sollte. Seine Rechte am Luft¬
schiff sind gleich Null: mein sind die Gedanken, von meinem Geld ists ausgeführt,
mein sind die Schulden, die noch daran hängen. Was er etwa beigesteuert hat
im Laboratorium und um der Kost des Mechanikers, das ist mit dem Lügengeld
reichlich bezahlt. So — und nun bin ich auch mit dem Ärger fertig, Charles,
nun wollen wir uns wieder freuen.
Er war heiter bei Tisch und schlief am Nachmittag noch einmal seinen Kinder-
schlnf. Um vier Uhr weckte ihn Karl, und kurze Zeit darauf gingen sie zusammen
nach der Wiese. Aber sie gingen nicht durch den goldnen Engel, sondern zur
Schmiede hinaus, wo Ackermann mit dem Lehrjungen hantierte.
Ackermann nickte den beiden Städels zu. Gleich bin ich fertig, dann wasch
ich den Ruß ab, dieser junge Mann da versorgt mir die Kundschaft.
Der „junge Mann" lachte übers ganze Gesicht vor Vergnügen über diesen
neuen Titel, und Städels lachten mit. Draußen fragte der Alte plötzlich: Wo sind
denn die fünf Jungen? Werden die uns nicht nachlaufen?
Sind über Land. Von heute auf morgen bei einer Base in den Kirschen.
Es ist alles bedacht.
Schnell und schweigend gingen die beiden über das wellige Land, Sankt
Bcirthelmö. hatte noch nicht fünf geschlagen, da bogen sie um den kleinen Busch
und sahen die Schutzhülle vor sich liegen.
Die Ostseite war in ihrer ganzen Breite geöffnet, der Ballon war heraus¬
geschoben und gefüllt, er drängte und schob nach oben, unwillig an den angepflockten
Seilen zerrend: ich bin bereit.
Mechaniker und Schlosser kamen ihnen entgegen: Alles in Ordnung.
Die Soldaten, die auf Veranlassung des Herrn von der Luftschifferabteilung
zum Stricke halten kommandiert waren, standen bereit, die drei Fremden warteten
in der Schutzhülle.
Nur Herr Nothnagel fehlt noch. Er wird doch nicht erwarten, daß Sie ihn
nbhvlen?
Nein, das erwartet er nicht.
In so, von wegen, damit die guten Senkenberger nicht zu früh Witterung
bekommen. Na aber morgen, Herr Stcidel, morgen zum Sonntag darf ich ihnen
das Vergnügen machen? Die Füllung langt schon.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |