Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Viertes Vierteljahr.Bilder aus dem vlämischen Bauernkrieg (l,?93) die Befehlshaber bestimmt und ihnen ihr Truppenteil angewiesen. Ein Jüngling Die Armee sollte bald eine Probe ihres militärischen Mutes ablegen. Da Als man in Lüttich die Einnahme von Malmedy erfuhr, sandte General Mieas Eines Tages erschien in Arsdorf ein Trompeter, der von Großbous dorthin Bilder aus dem vlämischen Bauernkrieg (l,?93) die Befehlshaber bestimmt und ihnen ihr Truppenteil angewiesen. Ein Jüngling Die Armee sollte bald eine Probe ihres militärischen Mutes ablegen. Da Als man in Lüttich die Einnahme von Malmedy erfuhr, sandte General Mieas Eines Tages erschien in Arsdorf ein Trompeter, der von Großbous dorthin <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0432" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/229381"/> <fw type="header" place="top"> Bilder aus dem vlämischen Bauernkrieg (l,?93)</fw><lb/> <p xml:id="ID_1194" prev="#ID_1193"> die Befehlshaber bestimmt und ihnen ihr Truppenteil angewiesen. Ein Jüngling<lb/> von zwanzig Jahren ans Bockholz bei Hosingen wurde Generalissimus und be¬<lb/> fehligte das ganze Heer, Derselbe ritt ein schönes Pferd und trug zu seiner Aus¬<lb/> rüstung einen hohen, roten Federbusch auf dem Hute. Unter ihm standen ver-<lb/> schiedne Unterbefehlshaber. Nachdem die Klöppelarmec so organisirt war, wurden<lb/> die Kriegsregelu vorgetragen: Jeder, der seinen Wachtposten verließe, vor dem<lb/> Feinde fliehe oder desertirte, würde bei seiner Habhaftwerdung ohne weiteres er¬<lb/> schossen. Zunächst wurde dann angekündigt, daß es die Absicht sei, nach Luxemburg<lb/> zu ziehen und die Stadt den Franzosen zu entreißen/'</p><lb/> <p xml:id="ID_1195"> Die Armee sollte bald eine Probe ihres militärischen Mutes ablegen. Da<lb/> man glaubte, in Consthum seien zwei französische Gendarmen, wurde beschlossen,<lb/> diesen Ort im Sturm zu erobern. Sie fanden aber keine Feinde dort und be¬<lb/> gnügten sich daher, das Wohnhaus des Pfarrers, der den Ncpublikeid geschworen<lb/> hatte, dann aber geflüchtet war, zu plündern. Bei den Bewegungen der Klöppel-<lb/> armce fehlte es übrigens an einer systematischen Leitung, so sehr auch die Bauer»<lb/> sich vielleicht bemühe» mochten, einheitlich vorzugehen. In kurzem Zwischenraum<lb/> kam es zu Gefechte» i» Arzfcld, Ourcn, Amel, Clerf, Neufchäteciu, Stavelot, Se. Vieh,<lb/> Wiltz, Se. Hubert, Malmedy, Feuleu usw. Es würde natürlich zu weit führe»,<lb/> die Streifzuge und Kämpfe in: einzelne» zu erzählen. Hier seien nur einige<lb/> Episoden mitgeteilt. Im Norden des Öslings wurde das Städtchen Malmedy (jetzt<lb/> zu Preußen gehörig), das nur von einer halben Brigade und einigen Gendarmen<lb/> besetzt war, im Oktober von den Bauern eingenommen. Am 28. Oktober wurde<lb/> Neuland besetzt und der dortige französische Kommissar, ein abgefallner Geistlicher,<lb/> »ach Hosittge» gebracht, wo die Aufständischen ihr Hauptquartier aufgeschlagen<lb/> hatten. Einer der Führer, Namens Krendal, zog mit 3000 Mann gegen Se. Vieh,<lb/> ein Städtchen in der Eifel, das sich nach kurzem Widerstände ergab. Die Bauern<lb/> nahmen einige Husaren und Freiwillige aus Lüttich gefangen, die sich hier auf¬<lb/> hielten, um die Steuern mit Gewalt einzutreiben. Auch Stavelot wurde von den<lb/> Aufständischen eingenommen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1196"> Als man in Lüttich die Einnahme von Malmedy erfuhr, sandte General Mieas<lb/> sofort Truppen dorthin. Bei Amel (in der Nähe von Malmedy) kam es zwischen<lb/> diesen und 500 Bauern zum Kampfe, worin die Bauern geschlagen wurden. Sie<lb/> ließen 60 Tote und 21 Gefangne zurück, worunter ein Geistlicher war. Auch Stavelot<lb/> wurde von den Republikanern wieder besetzt. Ein andrer Teil der Öslinger Bauern<lb/> zog nach Süden. In Weiswampach, dicht an der belgischen Grenze, hatte sich der<lb/> Pfarrer Nikolaus Lcnnbertz, der aus der Gegend von Löwen stammte, an ihre<lb/> Spitze gestellt. Am 25. Oktober wurde die Sturmglocke geläutet, und in dem<lb/> Walde von Hüpperdingeu schworen die Bauern, den Feind aus dem Lande zu ver¬<lb/> treiben. Am folgenden Tage kam es in Leidenborn zu einem Zusammenstoß mit<lb/> den Gendarmen, und es gelang den Aufständischen, in wenigen Tagen aus mehreren<lb/> Orten 60 Gefangne nach Hosingen zu bringen, wo sie sie in der Klosterkirche ein¬<lb/> sperrte». Die Bewohner des Dorfes mußten gemeinsame Sache mit den Aufständischen<lb/> machen und Lanzenspitzen schmieden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1197" next="#ID_1198"> Eines Tages erschien in Arsdorf ein Trompeter, der von Großbous dorthin<lb/> gesandt worden war. Er schmetterte so lant in seine Trompete, daß die ganze<lb/> Einwohnerschaft zusammenlief, um zu hören, was es gäbe. Da rief der Trompeter:<lb/> „Im Namen des obersten Befehlshabers der christlichen Kreuzfährter fordre ich<lb/> euch Arsdorfer auf, euch unter die Fahne des Krieges zu schüren und die Erzfeinde<lb/> der christlichen Religion ans dem Lande jagen zu helfen. Was ihr an Waffen</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0432]
Bilder aus dem vlämischen Bauernkrieg (l,?93)
die Befehlshaber bestimmt und ihnen ihr Truppenteil angewiesen. Ein Jüngling
von zwanzig Jahren ans Bockholz bei Hosingen wurde Generalissimus und be¬
fehligte das ganze Heer, Derselbe ritt ein schönes Pferd und trug zu seiner Aus¬
rüstung einen hohen, roten Federbusch auf dem Hute. Unter ihm standen ver-
schiedne Unterbefehlshaber. Nachdem die Klöppelarmec so organisirt war, wurden
die Kriegsregelu vorgetragen: Jeder, der seinen Wachtposten verließe, vor dem
Feinde fliehe oder desertirte, würde bei seiner Habhaftwerdung ohne weiteres er¬
schossen. Zunächst wurde dann angekündigt, daß es die Absicht sei, nach Luxemburg
zu ziehen und die Stadt den Franzosen zu entreißen/'
Die Armee sollte bald eine Probe ihres militärischen Mutes ablegen. Da
man glaubte, in Consthum seien zwei französische Gendarmen, wurde beschlossen,
diesen Ort im Sturm zu erobern. Sie fanden aber keine Feinde dort und be¬
gnügten sich daher, das Wohnhaus des Pfarrers, der den Ncpublikeid geschworen
hatte, dann aber geflüchtet war, zu plündern. Bei den Bewegungen der Klöppel-
armce fehlte es übrigens an einer systematischen Leitung, so sehr auch die Bauer»
sich vielleicht bemühe» mochten, einheitlich vorzugehen. In kurzem Zwischenraum
kam es zu Gefechte» i» Arzfcld, Ourcn, Amel, Clerf, Neufchäteciu, Stavelot, Se. Vieh,
Wiltz, Se. Hubert, Malmedy, Feuleu usw. Es würde natürlich zu weit führe»,
die Streifzuge und Kämpfe in: einzelne» zu erzählen. Hier seien nur einige
Episoden mitgeteilt. Im Norden des Öslings wurde das Städtchen Malmedy (jetzt
zu Preußen gehörig), das nur von einer halben Brigade und einigen Gendarmen
besetzt war, im Oktober von den Bauern eingenommen. Am 28. Oktober wurde
Neuland besetzt und der dortige französische Kommissar, ein abgefallner Geistlicher,
»ach Hosittge» gebracht, wo die Aufständischen ihr Hauptquartier aufgeschlagen
hatten. Einer der Führer, Namens Krendal, zog mit 3000 Mann gegen Se. Vieh,
ein Städtchen in der Eifel, das sich nach kurzem Widerstände ergab. Die Bauern
nahmen einige Husaren und Freiwillige aus Lüttich gefangen, die sich hier auf¬
hielten, um die Steuern mit Gewalt einzutreiben. Auch Stavelot wurde von den
Aufständischen eingenommen.
Als man in Lüttich die Einnahme von Malmedy erfuhr, sandte General Mieas
sofort Truppen dorthin. Bei Amel (in der Nähe von Malmedy) kam es zwischen
diesen und 500 Bauern zum Kampfe, worin die Bauern geschlagen wurden. Sie
ließen 60 Tote und 21 Gefangne zurück, worunter ein Geistlicher war. Auch Stavelot
wurde von den Republikanern wieder besetzt. Ein andrer Teil der Öslinger Bauern
zog nach Süden. In Weiswampach, dicht an der belgischen Grenze, hatte sich der
Pfarrer Nikolaus Lcnnbertz, der aus der Gegend von Löwen stammte, an ihre
Spitze gestellt. Am 25. Oktober wurde die Sturmglocke geläutet, und in dem
Walde von Hüpperdingeu schworen die Bauern, den Feind aus dem Lande zu ver¬
treiben. Am folgenden Tage kam es in Leidenborn zu einem Zusammenstoß mit
den Gendarmen, und es gelang den Aufständischen, in wenigen Tagen aus mehreren
Orten 60 Gefangne nach Hosingen zu bringen, wo sie sie in der Klosterkirche ein¬
sperrte». Die Bewohner des Dorfes mußten gemeinsame Sache mit den Aufständischen
machen und Lanzenspitzen schmieden.
Eines Tages erschien in Arsdorf ein Trompeter, der von Großbous dorthin
gesandt worden war. Er schmetterte so lant in seine Trompete, daß die ganze
Einwohnerschaft zusammenlief, um zu hören, was es gäbe. Da rief der Trompeter:
„Im Namen des obersten Befehlshabers der christlichen Kreuzfährter fordre ich
euch Arsdorfer auf, euch unter die Fahne des Krieges zu schüren und die Erzfeinde
der christlichen Religion ans dem Lande jagen zu helfen. Was ihr an Waffen
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